Der Stand der Technik sowie die unterschiedlichen Ansätze sind auch für den Laien - also für mich nachvollziehbar dargestellt. Dafür bin ich als langjährige Verfechterin der Brennstoffzellentechnologie besonders dankbar. Allzu häufig habe ich auf energiepolitischen Veranstaltungen in der Vergangenheit verzweifelt und meistens leider auch vergeblich versucht zu erklären, was bei dieser Technologie an physikalischen und chemischen Prozessen stattfindet. Anhand dieses Berichtes habe ich es erstens selber besser verstanden und zweitens kann ich es vielleicht jetzt auch der geneigten Öffentlichkeit, zum Beispiel meinem Fraktionsvorsitzenden, der mich eben noch einmal danach gefragt hat, etwas besser erklären.
Es ist weiter ein erfreuliches Maß an Sachlichkeit hinsichtlich der Möglichkeiten - besser gesagt, der Unmöglichkeiten - der politischen Einflussnahme auf die Entwicklung der Technologie festzustellen. Wenn der Bericht vermerkt, dass Brennstoffzellen sich der etablierten Konkurrenz stellen müssen oder Brennstoffzellen Marktchancen eingeräumt werden, wenn sie wettbewerbsfähig sind, so sind das zwar für uns Selbstverständlichkeiten, aber aufseiten des Energieministers ist das eine ungewohnte Einsicht in die Grenzen politischer Möglichkeiten. Die Einsicht, dass die Marktteilnehmer, die Anbieter und die Nachfrage, über die Zukunftsfähigkeit von Technologien entschei
Dadurch könnte viel Steuergeld gespart und manche Fehlentwicklung vermieden werden. Ich persönlich habe seit langer Zeit keinen Zweifel daran - das habe ich hier auch immer wieder gesagt -, dass die Brennstoffzelle in der Energieversorgung der Zukunft eine überragende Rolle spielen wird. Vor einigen Jahren war ich mit dieser Auffassung - jedenfalls in diesem Haus - bei den Energiepolitikern eine Ruferin in der Wüste. Wie erfreulich, dass sich dieser Zustand geändert hat.
Hoffnungsvoll stimmt aber nicht nur die Lernfähigkeit in diesem Haus und der Kollegen, sondern vor allem die Tatsache, dass die Automobilindustrie selbst weltweit eigenes Geld - und zwar in einer riesigen Größenordnung - in die Entwicklung steckt. Allein bei Daimler-Chrysler sind 1.000 Menschen zurzeit an Brennstoffzellenprojekten beteiligt. In die Brennstoffzelle werden wegen ihrer Umweltverträglichkeit, ihres hohen Ausnutzungsgrades und ihrer dezentralen Einsatzmöglichkeit große Erwartungen gesetzt. Tausende von Aggregaten könnten zu virtuellen Kraftwerken vernetzt werden und so hohe Anteile konventionell produzierter Energie ersetzen. Dass sich bereits RWE mit dieser Möglichkeit beschäftigt, spricht für sich.
Eine wichtige Voraussetzung im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit wird die regenerative Erzeugung von Wasserstoff bleiben. Denn die eigentliche Umweltentlastung wird sich durch den Übergang von fossilen zu regenerativen Brennstoffen ergeben, nicht vorrangig durch den Shift vom Verbrennungsmotor zur Brennstoffzelle. Ein immer noch großes Problem zum Beispiel im Fahrzeugbereich - sind natürlich die Systemkosten. Das Gesamtsystem für 1 kW-Leistung kostet zurzeit noch durchschnittlich 10.000 € im Vergleich zu etwa 50 € für die gleiche Motorleistung im herkömmlichen Auto. Aber die erreichten und erreichbaren Kostenreduktionen sind gewaltig. Vor drei Jahren kostete das Brennstoffzellenkilowatt noch 100.000 €, also zehnmal so viel wie heute.
Es werden sicherlich noch einige Jahre vergehen, bevor Brennstoffzellen in großem Maße zum Einsatz kommen können. Besonders interessant scheint die Entwicklung bei der Hausenergieversorgung - Herr Minister, das haben Sie angesprochen - und bei kleinen tragbaren Geräten, wie zum Beispiel bei Laptops, zu sein. Es ist sehr erfreulich, dass Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein die Möglichkeiten dieser Entwicklung erkannt haben.
Es wäre wünschenswert, Herr Minister, wenn wir für die Ausschussberatungen von der Landesregierung genauere Angaben über den Umfang und die Zielsicherheit der öffentlichen Förderung bekommen könnten.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seit dem Einzug in den Landtag habe ich mich für das Thema Brennstoffzellentechnologie engagiert. Ich glaube nämlich, dass es nicht ein Thema unter vielen ist, sondern dass die Brennstoffzellentechnologie eine Grundlagentechnologie ist, die im kommenden Jahrhundert im Energiesektor eine hervorgehobene Stellung einnehmen wird. Das gilt für zwei Bereiche.
Zum einen gilt das für den Fahrzeugbereich. Die Brennstoffzellentechnologie hat nach Einschätzung eines großen Teils der Leute, die sich damit beschäftigen, das Potenzial, ein Markt beherrschendes Produkt bei unseren PKW und LKW, nämlich den Otto-Motor und den Dieselmotor, abzulösen. Das heißt, wir haben durch die Brennstoffzellentechnologie eine Revolution der Antriebstechnik beim Auto vor uns. Deshalb hat die Brennstoffzellentechnologie eine ausgesprochen strategische Bedeutung für die Zukunft.
Der zweite Punkt ist: Die Brennstoffzelle wird nach allen Abschätzungen, die zurzeit möglich sind, die Heizung im Keller ersetzen.
Die Heizung im Keller. In Zukunft werden wir im Keller an Stelle einer Zentralheizung eine Brennstoffzelle haben, die sowohl das Haus heizt, als auch Strom produziert. Damit kommen wir zu den virtuell zusammengeschlossenen Kraftwerken von Frau AschmoneitLücke.
Genau diese Technologie bedeutet, dass wir Kraftwerke im herkömmlichen Sinne praktisch nicht mehr brauchen werden.
Dass die Brennstoffzelle eine zentrale Bedeutung in diesem Bereich hat, haben die Autohersteller begriffen; denn alle großen Autohersteller sind, was die Forschung über die Anwendung der Brennstoffzelle angeht, sehr aktiv. Das haben auch die Heizungshersteller begriffen. So ist zum Beispiel Vaillant als einer der führenden Hersteller sehr nervös geworden, als
Mercedes sagte, man könne diese Aggregate auch als Heizung einsetzen, und hat sofort ein großes Forschungsprojekt gestartet.
Wenn man das weiß, ist es natürlich in einem Land wie Schleswig-Holstein ausgesprochen interessant zu fragen: Wollen wir die Sache verschlafen, oder wollen wir frühzeitig aktiv werden?
Das war unser Ansatz. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass Mittel bereitgestellt werden. Würden Sie einmal die Firmen besichtigen, die hier genannt sind,
würden sie feststellen, dass diese Firmen für die Projekte, die sie durchführen, zum großen Teil Fördermittel von der Technologietransferzentrale, vom Land, bekommen haben. Man ist dort fast ausschließlich mit landesgeförderten Projekten aktiv. Ich fände es gut, wenn die Zahlen im Ausschuss genannt würden und wir noch ergänzende Informationen bekämen.
Mittlerweile ist es in Schleswig-Holstein - auch durch die Kommunikation mit den Firmen und durch den Aufruf an Firmen, die Interesse haben, sich daran zu beteiligen - zu einer ganzenReihe von Projekten gekommen. Insbesondere möchte ich das Projekt von o.m.t in Lübeck nennen, ein Projekt, das nicht etwa nur wie in der Autoindustrie Anwendung von Brennstoffzellen bedeutet. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Projekt im Bereich der Grundlagenforschung, nämlich tatsächlich um eine neue Brennstoffzellentechnologie. Denn diese Firma ist gerade auf die Dünnschichtoberflächen-Technologie spezialisiert, die in der Brennstoffzelle als Basistechnologie benötigt wird.
Es bestehen also tatsächlich Chancen, dass SchleswigHolstein mitmischt. Insofern finde ich es außerordentlich wichtig, dass wir in diesem Bereich aktiv werden. Ich finde es wichtig, dass wir neue Projekte anstoßen und prüfen, in welchen Bereichen man dies sinnvoll tun kann.
Eine Anmerkung zu den kritischen Bemerkungen von Herrn Kerssenbrock. Innovation, Herr Kerssenbrock, ist ein deffiziler Prozess. Man kann mit noch so viel Geld Nobelpreise nicht kaufen.
Um den Einsatz von neuen Technologien von Staats wegen zu fördern, braucht man Ausdauer, man braucht Leute, die Know how und Einfühlungsvermögen haben, Kommunikation zustande bringen und Leute für
diese Technologien begeistern. Man muss Verbindungen zwischen Firmen, die vielleicht Technologien haben, die einsetzbar sind, und Hochschulen, die im Forschungsbereich tätig sind, herstellen, man muss neue Verbindungen schaffen, in Schleswig-Holstein und über die Grenzen hinweg, um solche Technologieförderung zu betreiben. Das ist ein intelligenter Prozess. Der entscheidet sich nicht daran, wie viele Millionen sie einsetzen, sondern er entscheidet sich daran, ob sie in der ttz Leute haben, die diesen Prozess beherrschen, ob sie in der Technologiestiftung, in der Energiestiftung Leute haben, die damit etwas anfangen können und diesen Prozess zustande bringen können. Dort ist einiges zustande gekommen.
Jedem, der Zweifel daran hat, dass dort etwas zustande gebracht worden ist, empfehle ich: Besuchen Sie die Firmen, die hier genannt sind, sprechen Sie mit den Leuten und informieren Sie sich, bevor Sie hier Geschichten von Dingen erzählen, von den Sie nichts verstehen.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch wenn es sich bei der Brennstoffzellentechnolgie nicht um eine Technik handelt, die schon voll marktfähig ist, so ist doch anzunehmen, dass sie künftig einen immer größeren Stellenwert einnehmen wird.
Was den Betrieb von Fahrzeugen angeht, so sind vor allem die großen Automobilhersteller drauf und dran, Systeme zu entwickeln, die es möglich machen werden, die Brennstoffzelle in Zukunft in großem Stil zu nutzen. Dies ist eine Entwicklung, die, mangels Automobilindustrie, an Schleswig-Holstein größtenteils vorbei geht. Es stellt sich allerdings die Frage, ob wir mit dem in dem Bericht beschriebenen Know-how wenigstens am Rande vielleicht von den Entwicklungen im Automobilbau profitieren können.
Trotzdem muss man sagen, dass es ein Unternehmen im Lande gibt, das im Bereich der Antriebstechnik durch Brennstoffzellen führend ist. Ich spreche dabei
natürlich von der HDW. Gerade im U-Boot-Bau hat sich HDW einen Vorsprung am Markt erarbeitet, der es ermöglichte, eine höhere Qualität als die Mitbewerber zu bieten. Gerade die Integration von Brennstoffzellen in den U-Boot-Bau durch die HDW zeigt, dass unsere Werftindustrie eben doch eine höchst innovative Industrie ist und die entsprechende Unterstützung der Werftindustrie ein sinnvoll verwendetes Mittel ist, das sich auch für das Land bezahlt macht.
Wenn wir schon bei der Entwicklung unseres Landes sind, müssen wir feststellen, dass sich zwar nicht viele Betriebe in der Brennstoffzellentechnik engagieren, dass aber die Betriebe, die dies tun, manchmal richtige Pionierarbeit leisten, die für unser Land in Zukunft durchaus bedeutend sein kann.
Die Brennstoffzellentechnologie an sich wird an vielen Orten erforscht. Aber Das zum Beispiel, was derzeit bei Seaborne in Owschlag passiert, wird oftmals noch unterschätzt. Das, was man dort untersucht, erforscht und ausprobiert, kann einen erheblichen Entwicklungsschub für den ländlichen Raum auslösen. Zum einen ist da der Betrieb des Blockheizkraftwerkes und die möglichst umfassende Nutzung von Rohstoffen. Dies allein wäre nicht so besonders, auch wenn der Nutzungsgrad dort sehr hoch ist. Viel wichtiger ist aber die Gewinnung von möglichst reinem Biogas aus organischen Abfällen, Gülle und Klärschlamm. Alle drei Grundstoffe stellten, jeder für sich, ein enormes Problem dar, wenn man diese dem normalen Kreislauf zuführen wollte. Gülle und Klärschlamm sind besonders in den ländlichen Räumen ein Problem. Genau an dieser Problematik setzt das Konzept von Seaborne an. Man vermischt diese Stoffe mit Holzhackschnitzeln nicht, um sie dann beispielsweise einfach zu verbrennen; vielmehr versucht man, möglichst reines Biogas daraus zu gewinnen. Auf die Reinheit kommt es an, will man dieses Biogas für Brennstoffzellen nutzen. Gelingt es langfristig, das Konzept von Seaborne in größerem Stil umzusetzen, besteht die Möglichkeit, einen Teil der Abfallproblematik des ländlichen Raumes zu lösen. Gleichzeitig könnte man in den ländlichen Räumen hochwertiges Biogas produzieren, was auch die Einkommenssituation in den ländlichen Raum verbessern würde.
Das Konzept von Seaborne mit Blockheizkraftwerk, Verwendung von Holz, nachwachsenden Rohstoffen, organischen Abfällen, Gülle und Klärschlamm und mit der Erschließung der Brennstoffzellentechnologie kann zu einem Erfolgsmodell und einem Exportschlager „made in Schleswig-Holstein“ werden. Davon bin ich überzeugt. Denkt man das Ganze zu Ende, so kann sich sogar die in Owschlag stattfindende Veredelung von Biogas auf die Brennstoffzellentechnik in der
Ich bin bewusst auf dieses Beispiel aus Owschlag eingegangen, um deutlich zu machen, dass sich Investitionen in die Brennstoffzellentechnologie durchaus lohnen können. Es ist klar, dass die absolute Förderhöhe durch das Land eher gering ist. Das liegt vor allem an der geringen Anzahl von Unternehmen und Institutionen im Lande, die sich mit diesem Thema befassen. Trotzdem muss man sagen, dass man in diesem Bereich lieber einmal mehr als einmal zu wenig fördern sollte. Ich glaube, ich habe deutlich gemacht, dass die Brennstoffzellentechnologie nicht nur etwas ist, was sich in den großen Ballungszentren oder in riesigen Unternehmen etablieren kann, sondern dass gerade der ländliche Raum von dieser Entwicklung profitieren kann und auch sollte.