Bundestagsfraktion in der jetzigen Situation vorgeschlagen hat - dabei war es aber wohl eher Herr Seehofer, um die Rentenkonsensgespräche ein bisschen zu verzögern -, hier heute einmal aufgreifen und uns an dieser Stelle in der Sache Recht geben,
(Beifall der Abgeordneten Karl-Martin Hent- schel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Anke Spoorendonk [SSW])
statt dass diese Forderung nur dann gestellt wird, wenn man glaubt, damit die Konsensgespräche über die Rente auf Bundesebene stören zu können.
Stellen Sie sich doch hierhin und widersprechen Sie den Forderungen des deutschen Beamtenbundes, Landesverband Schleswig-Holstein, der erst die Rentenversicherung kritisiert und dann sagt, er selbst wolle auf keinen Fall, dass die Beamtenversorgung zukünftig auf Rente umgestellt wird. Stellen Sie sich doch einmal hierhin und sagen: Lieber Beamtenbund, wenn wir die Rente zukünftig sichern wollen, ist es sinnvoll, das System umzustellen und auch die Beamten in das normale Rentensystem einzubeziehen.
(Beifall des Abgeordneten Karl-Martin Hent- schel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] - Zuruf des Abgeordneten Dr. Heiner Garg [F.D.P.])
Herr de Jager, Sie haben die Möglichkeit, in einem Dreiminutenbeitrag die Position von Herrn Seehofer hier deutlich zu machen.
Ich bedanke mich bei der Landesregierung für die Klarheit und Kürze des Berichts. Wir hoffen, dass nicht nur durch die beschlossene Verbeamtung neue und qualifizierte Lehrkräfte an unsere schleswig-holsteinischen Schulen kommen, sondern dass sie vor allem deshalb in unser Land kommen und hier bleiben, weil sie gern in unserem Land zwischen den Meeren leben und weil sie die schleswig-holsteinische Schulreform gemeinsam mit uns umsetzen wollen im Interesse der Kinder unseres Landes. Es wäre schade, wenn Lehrerinnen und Lehrer in Schleswig-Holstein nur deshalb arbeiten, weil sie hier verbeamtet werden und nicht als Selbstständige gelten. Es muss ein Stück mehr Motivation dazugehören, was ich auch sehe.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Beratung. Ein Antrag ist nicht gestellt worden, sodass der Punkt mit der Diskussion des Berichts heute erledigt ist. Widerspruch sehe ich nicht.
Ich erteile das Wort der Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Frau Erdsiek-Rave.
Frau Präsidentin! Meine Herren und Damen! Es folgt nun ein Bericht zu einem zukunftsgewandten Thema. Sie haben vielleicht wie ich eine Karikatur in der „Zeit“ gesehen. Ich muss sie beschreiben, weil ich das hier nicht hochzeigen kann. Da fragt eine Mutter ihren Sprössling ganz empört: „Was, ihr habt in der ersten Klasse schon Englisch und in der zweiten womöglich Dänisch und in der dritten Urdu?“
- In Schleswig-Holstein müsste man Friesisch vielleicht hinzufügen. - Diese besorgte Mutter wäre im realen Leben zu beruhigen. In Altenholz allerdings stimmt Teil 1; denn dort läuft ein viel beachteter Modellversuch mit Englischunterricht ab Klasse 1.
Meine Damen und Herren, ob Englisch, Dänisch, Französisch und auch Friesisch - welche europäische Minderheitensprache auch immer -, Fremdsprachen geben Einblick in die Kultur anderer Länder, sie verschaffen Kenntnisse über Lebensgewohnheiten und Mentalitäten und sie lassen nationales Denken hinterfragen und ebnen den Weg zu Akzeptanz, Anerkennung und Respekt vor anderen Kulturen. Das ist das Metaziel von Fremdsprachenerziehung in allen Schularten und überall.
An dem Beifall merke ich, dass wir uns einig sind, dass das Kennenlernen einer fremden Sprache bereits
in der Grundschule beginnen soll. Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr durchgesetzt.
- Herr Wadephul, ich kann nicht verstehen, was Sie dazwischenrufen. Melden Sie sich doch! Sie haben sich ja öffentlich geäußert, um einmal wieder den Standort Schleswig-Holstein schlecht zu reden.
Wir wissen um die besondere Aufnahmefähigkeit gerade der jüngsten Schülerinnen und Schüler. Wir wissen um ihre Fähigkeit, im spielerischen Umgang Neues zu lernen und sich zu erschließen. „Früh übt sich“ dieser Spruch gilt natürlich für das Sprachenlernen in ganz besonderem Maße. Ob das in der Zuspitzung gilt „je früher, desto besser“, also schon im Kindergarten oder noch früher oder sogar vorgeburtlich, wie man das in Japan anfängt, muss man wirklich bezweifeln. Aber über das Ziel und die Begründung, dass das frühe Sprachenlernen sehr erfolgreich ist, herrscht Einigkeit.
Über die Methoden allerdings sind sich die Experten noch nicht einig. Es gibt unterschiedliche Auffassungen und die Bundesländer verfolgen dementsprechend unterschiedliche Wege und unterschiedliche Strategien zur Erprobung. Ungefähr die Hälfte der Bundesländer geht mit uns den Weg, den die Kultusministerkonferenz 1997 vorgeschlagen hat, nämlich den Weg der Fremdsprachenbegegnung mit täglichen fachintegrierten Übungseinheiten. Die täglichen Übungseinheiten so sagen viele Experten - haben den höchsten Übungseffekt. Das ist ja auch unmittelbar nachzuvollziehen. Demgegenüber beginnen andere Bundesländer den Weg mit Fachunterricht in der Grundschule zu gehen, zum Teil einstündig, manche planen sogar zwei Stunden. Ich bezweifle, dass einem einstündigen Fachunterricht der Vorzug vor täglichen Übungseinheiten zu geben ist, die auch grundschulgemäßer sein können.
Jedenfalls sind wir der Auffassung, dass sich die Fremdsprachenbegegnung in das pädagogische Konzept der Grundschularbeit insgesamt am besten einfügt.
Die Fremdsprachenbegegnung wird damit zum Teil des Grundschulunterrichts, ohne dass ein eigenständiges Fach entsteht. Wir dürfen es als Glück werten - so viel möchte ich zum Thema Minderheitensprachen an dieser Stelle sagen; das ist im Bericht deutlicher ausgeführt -, dass das Sprachenangebot in den schleswigholsteinischen Grundschulen durch den Umgang mit
Die Bedeutung des Sprachenlernens hat in allen Schularten heute einen hohen Stellenwert. Wir werden im nächsten Jahr das europäische Sprachenjahr haben und es mit zusätzlichen Aktivitäten in SchleswigHolstein begleiten. Das öffentliche Interesse an diesem Thema ist groß. Es ist sicherlich an fast jeder Schule Thema, nicht nur bei den Lehrerinnen und Lehrern, sondern insbesondere auch bei den Eltern.
Wir haben eine Kommission berufen, die das Gesamtkonzept für den Fremdsprachenunterricht weiterentwickeln muss. Sie wird mit allen an Fremdsprachenunterricht interessierten Gruppen zusammenarbeiten, natürlich auch mit den Kapazitäten, die an unseren Hochschulen dafür vorhanden sind. Denn auch das Konzept der Fremdsprachenbegegnung ist keines, das man einmal nebenbei unvorbereitet machen kann, sondern es erfordert einen geordneten, sorgfältigen und qualitätsorientierten Weg. Das gilt im Hinblick auf die Fortbildungsmaßnahmen, die erforderlich sind, das gilt für die Lehrplanentwicklung, das gilt für den Übergang in die Sekundarstufe I, wo derzeit noch Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Denn viele Lehrerinnen und Lehrer in den weiterführenden Schulen vermissen die Faszination des Anfangsunterrichtes im Fach Englisch, die in der Orientierungsstufe zu Beginn der Sekundarstufe bisher natürlich eine Besonderheit ausmacht.
Ich gehe davon aus, dass wir von der Kommission in absehbarer Zeit Vorschläge für die erforderliche Änderung des Lehrplanes der Sekundarstufe I bekommen, für Standards, die für den Übergang auf die weiterführenden Schulen gesetzt werden müssen, und für den Zeitpunkt des Erlernens der zweiten und weiterer Fremdsprachen.
Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss; die Zeit für einen solchen Bericht ist sehr kurz. - Unser Konzept ist offen für weitergehende Vorschläge, die die Kommission machen wird oder die das Parlament diskutiert. Wir sind auch offen für die Erfahrungen anderer Bundesländer. Ob allerdings die Verkürzung des Deutschunterrichtes in der Grundschule, wie sie in Bayern geplant ist, oder die Verkürzung des Fremdsprachenunterrichts in der Sekundarstufe I, wie Hamburg es plant, der richtige Weg sind, um in der Grundschule Fachunterricht zu erteilen, bezweifeln wir derzeit.
Meine zweite abschließende Bewerkung: Die vielfältigen Initiativen, Arbeitsgruppen und Arbeitsgemeinschaften im Lande ergänzen sehr gut das Angebot, das
wir an rund ein Drittel der Grundschulen bereits haben, und das sich ständig von Schuljahr zu Schuljahr ausweiten wird und muss. Unser Ziel muss es aber sein, Chancengleichheit herzustellen und dabei die begrenzten Ressourcen - das allerdings muss mit Ausrufungszeichen versehen werden - zu beachten.
Unser Ziel ist, spätestens bis zum Schuljahr 2004/05 die Fremdsprachenbegegnung flächendeckend in der Grundschule einzuführen. Wir werden diesen Weg mit Sorgfalt und Qualität gehen.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Englisch in der Grundschule - der Bericht, der gegeben wurde, basiert auf einem interfraktionellen Antrag und gibt einen Überblick über Angebot und Zukunft des Fremdsprachenunterrichts hier in Schleswig-Holstein. Die Ministerin hat es ja gesagt, der Bundesvergleich am Ende des Berichts zeigte sehr deutlich, dass Schleswig-Holstein hinsichtlich des Erwerbs von Fremdsprachenkompetenz in der Grundschule leider das Schlusslicht bildet. Diese rote Laterne müssen wir im Interesse unserer Kinder schnellstens wieder loswerden.
Englisch wandelt sich immer mehr von einer Fremdsprache zu einer Umgangssprache, besonders hier in Europa.