Im Themenkomplex „Gleichbehandlung“ und „Frauen müssen Karriere machen können“ fehlt mir oft die Wertschätzung für die Frauen, die sich bewusst dagegen entscheiden;
die Wertschätzung und auch die finanzielle Möglichkeit. Hier entsteht Druck, auch nach dem Kinderbekommen noch sämtliche weitere Teilbereiche des Lebens schultern zu müssen. Solange es aber mit enormen finanziellen Vorteilen oder gar der Notwendigkeit im Hinblick auf das zur Verfügung stehende Familieneinkommen und auf die späteren Rentenaussichten verbunden ist,
Kinder so früh wie möglich und so lange wie möglich fremdbetreuen zu lassen, so lange existiert für Familien keine echte freie Entscheidungsmöglichkeit für die persönliche Lebensform.
Für viele Bürger besteht immer noch das Ideal, seine Kinder selbst liebevoll und nicht staatlich erziehen zu wollen.
dynamische und individuelle Lösungen mit dem Arbeitgeber und auch die Frage nach der generellen Anerkennung der Familienarbeit, das sind die Themen, mit denen sich junge Frauen und Frauen im Allgemeinen konkret auseinandersetzen müssen.
Lösungen für diese Fragen haben Sie bisher keine gefunden, aber Sie wiederholen jedes Mal die gut klingenden Phrasen.
Programme und Anreize für Arbeitgeber, welche Frauen einen Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Geburt ermöglichen oder zumindest erleichtern könnten, sollten aufgestockt oder aufgelegt werden. Es ist absolut notwendig, dass für genug hochqualifizierte Kinderbetreuungsmöglichkeiten gesorgt wird, damit Frauen überhaupt die Möglichkeit haben,
sich für einen schnellen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu entscheiden. Druck – gesellschaftlicher oder existenzieller – sollte bei dieser Entscheidung aber keine Rolle spielen dürfen. Wir haben doch ein natürliches Interesse daran, dass sich Frauen auch für ein Familienleben und für das Kinderkriegen entscheiden können.
So oder so, Frauen wieder den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern und zu ermöglichen, unterstützen wir Freien Wähler ausdrücklich.
indem sie die Kinderbetreuung und Kindererziehung gewährleisten, Familienmitglieder pflegen oder sich generell im Familienumfeld kümmern, sollten aber genügend gesellschaftliche Wertschätzung erfahren.
Das Wort „Arbeit“ wird im Koalitionsvertrag beim Thema „Gleichstellung“ ausschließlich in Bezug auf Erwerbsarbeit verwendet. Unter dem Punkt „Gleichstellung in der Arbeitswelt“ geht der Blick wieder ausschließlich in eine
Richtung, nämlich die Gleichstellung in Bezug auf die Berufstätigkeit. Gleichstellung in Bezug auf unbezahlte Familien- oder Hausarbeit wird hier nicht in den Blick genommen.
Ich wiederhole es gerne noch einmal. Erst wenn wir die Voraussetzungen dafür schafen, dass sich Mädchen und Frauen frei, ohne Druck, für eine selbstgewählte Lebensform entscheiden können, kommen wir der wahren Chancengleichheit ein Stück näher.
Hier arbeiten wir gerne mit Ihnen zusammen und freuen uns darauf, Ihre Vorschläge und Anregungen wie gewohnt kritisch begleiten zu können.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Nächste Woche begehen wir den Weltfrauentag. Dieser Tag ist jedes Jahr einmal Anlass, den Blick auf den Stand der Gleichstellung natürlich in unserer Gesellschaft, aber auch weltweit zu richten. Ich glaube, nächste Woche werden wir uns vor allen Dingen sehr mit dem Stand der Gleichstellung und auch dem Stand der Frauenrechte im internationalen Kontext auseinandersetzen, wenn wir uns anschauen, wie sich die Situation in Afghanistan gestaltet und wie sich die Situation im Iran gestaltet. Ich bin der Abgeordneten BätzingLichtenthäler dankbar, dass sie auch noch einmal auf die besondere Situation der Frauen aus der Ukraine aufmerksam gemacht hat.
Heute geht es aber um die Frage, wie es um die Chancengleichheit im Erwerbsleben für Mädchen und Frauen hier in Rheinland-Pfalz, hier in der Bundesrepublik Deutschland steht. Einen Tag vor dem Weltfrauentag findet der Equal Pay Day statt, der uns wieder daran erinnert, wie viele Tage Frauen in Deutschland im Jahresschnitt länger arbeiten müssen, um auf das gleiche Einkommen zu kommen. Das sind in diesem Jahr 66 Tage, ganze 13 Arbeitswochen. 13 Arbeitswochen, die Frauen länger arbeiten müssen, um genauso viel zu verdienen wie die Männer.
Auch heute in der Diskussion hat man das Gefühl bekommen, dass dieser Gender Pay Gap, diese Lohnlücke, manchmal so ein bisschen wie ein Naturgesetz betrachtet wird. Na ja, das ist halt so. Das ist halt ein Unterschied, den man hinnehmen muss. – Dann stellt sich für mich aber schon die Frage, warum es andere Länder viel, viel besser hinbekommen als wir und warum
es in der gesamten Europäischen Union nur drei Staaten gibt, in denen die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen größer ist als in Deutschland. In allen anderen europäischen Staaten ist sie kleiner. Das zeigt, diese Lohnlücke ist kein Naturgesetz. Diese Lohnlücke ist etwas, das wir politisch angehen müssen.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und bei der FDP sowie der Abg. Gerd Schreiner und Ellen Demuth, CDU)
Der Gender Pay Gap liegt im Bundesdurchschnitt bei 18 %. Das heißt, Frauen verdienen pro Stunde brutto 4,31 Euro weniger als Männer.
Ja, das ist der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap, aber auch bei dem bereinigten Gender Pay Gap – wenn ich also die gleiche Qualifikation, die gleiche Tätigkeit, die gleiche Erwerbsbiografie vergleiche – habe ich immer noch eine Lohnlücke von 7 %. Ich glaube, auch das ist deutlich zu viel, auch das sollte uns Anlass dazu geben, weiter dafür zu kämpfen, dass sich diese Lücke schließt.
In Rheinland-Pfalz liegen wir mit 15 % zwar unterhalb des Bundesdurchschnitts, das heißt, bei uns verdienen Frauen brutto pro Stunde 3,51 Euro weniger als Männer, aber auch das ist natürlich immer noch viel zu viel. Es sollte uns nicht zufriedenstellen, und auch hieran sollten wir weiter arbeiten.
Das Gute daran ist, dass sich diese Lohnlücke schließt. Wir sehen es anhand der Entwicklung der letzten Jahre im bundesweiten Vergleich. 2002 lag der Gender Pay Gap noch bei 26 %. Da sehen wir also, wie er sich deutlich geschlossen hat. Auch in Rheinland-Pfalz hat er sich bereits seit 2010 um ganze sieben Prozentpunkte verringert. Wir sehen dort also eine Bewegung, aber es geht, wie gesagt, darum, dass wir uns weiter dafür einsetzen, verstärkt dafür einsetzen, dass sich diese Lücke schließt.
Das sehen nicht nur wir so. Das sieht mittlerweile auch das Bundesarbeitsgericht so, das erst vor Kurzem geurteilt hat, dass der Grundsatz „gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit“ unabhängig vom Geschlecht zu gelten hat, und auch unabhängig von den Verhandlungskünsten, den Verhandlungskenntnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Spätestens seit diesem drastischen Weckruf durch das Bundesarbeitsgericht sollte auch dem allerletzten klar sein, dass wir an dieser Stelle wirklich einen dringenden Handlungsbedarf haben, dass es kein Naturgesetz ist und es vieler Maßnahmen bedarf, um diese Lohnlücke anzugehen und zu schließen.
Es ist eben auch schon gesagt worden, dass wir es uns in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt nicht mehr leisten können, Frauen nicht in der Art und Weise auf dem Arbeitsmarkt einzubinden, wie das vielleicht in der Vergangenheit der Fall war.
Ein großes Problem, das sich mit dieser Lohnlücke natürlich auch noch auftut, ist, dass sie im Laufe des Berufslebens immer größer wird und diese Lohnlücke einen ganz, ganz, ganz relevanten Einfluss darauf hat, wie sich später einmal die Versorgung im Alter ausgestaltet. Der Gender Pay Gap hat weitreichende Konsequenzen. Der sogenannte Gender Pension Gap, also die Lücke in der Altersversorgung zwischen Männern und Frauen, beträgt aktuell ganze 49 %. Das ist eine riesige Lücke, die da in den letzten Jahrzehnten entstanden ist.