Deshalb sagen wir ganz klar: Die Leistungserosion an der Realschule plus muss unbedingt gestoppt werden. Ein Mittel dazu ist die Einführung einer Abschlussprüfung zum Erwerb des qualifizierten Sekundarabschlusses I nach Klasse 10.
Völlig zu Recht fragt Wilfried Rausch im Organ des Verbandes Reale Bildung Landesverband Rheinland-Pfalz, warum nur in unserem Land auf eine Abschlussprüfung für den mittleren Bildungsabschluss verzichtet wird; denn Prüfungen – das ist jedem aus seiner eigenen Schulzeit bewusst – sind nicht nur gefürchtete Herausforderungen und mit viel Arbeit verbunden, sondern dienen unbestreitbar wertvollen pädagogischen Zielen.
Sie markieren einen klaren zeitlichen und inhaltlichen Orientierungspunkt, auf den Lehrer und Schüler konsequent hinarbeiten müssen. Sie erfordern eine systematische und koordinierte Vorbereitung, bei der frühere Themen noch einmal gründlich wiederholt und aufbereitet werden. Sie motivieren auch den faulsten Schüler irgendwann dann doch zum Lernen, und sie lassen viele die enorm wichtige Erfahrung machen, dass sich Anstrengung tatsächlich lohnt. Vor allem aber steigern sie die Leistungsfähigkeit und die Kompetenz der Schüler.
Ihre Ergebnisse sind nicht nur hilfreiche, wenn auch gelegentlich schmerzliche Rückmeldungen für die Geprüften, sondern geben zudem wichtige Auskünfte für Betriebe und weiterführende Schulen.
Früher hat man auch in der Landesregierung noch um den Sinn solcher Prüfungen gewusst. Inzwischen hat man nicht nur diese Erkenntnis vergessen, sondern offensichtlich gleich die Erinnerung an die unliebsame Vergangenheit getilgt; denn trotz mehrerer Anfragen wurde seitens des Bildungsministeriums beharrlich daran festgehalten, dass es in Rheinland-Pfalz nie eine Abschlussprüfung für den Erwerb des qualifizierten Sekundarabschlusses I gegeben habe, auch nicht an den berufsbildenden Schulen. Das ist jedoch nachweislich falsch.
Hier sind Abschlussprüfungen für die mittlere Reife aus den Jahren 1988, 1991 und 1996, Fach Mathematik, Berufsfachschule Hauswirtschaft mit einem erstaunlich hohen Niveau, das heute in vergleichbaren Bildungsgängen nicht mehr annähernd erreicht wird.
Es gab also früher durchaus solche Examina. Dann wurden aber die Ansprüche unter den SPD-geführten Landesregierungen immer weiter heruntergeschraubt und dabei auch die Abschlussprüfungen abgeschafft.
Wir wollen sie wieder einführen. Wir wollen damit eine Bildungswende einleiten und zugleich den mittleren Schulabschluss aufwerten. Wir wollen so die Voraussetzungen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft unserer Kinder und für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Rheinland-Pfalz schaffen.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Das, was die AfD heute beantragt, ist nichts Neues. Der AfD ist nichts Neues eingefallen. Das hat sie nämlich schon im September genau so beantragt, nämlich Abschlussprüfungen für die Realschulen plus.
Sie haben wahrscheinlich Ihre eigenen Anträge nicht gelesen. Das war nämlich im Zusammenhang Ihres Antrags
Das Einzige, was Sie jetzt noch obendrauf setzen, ist, dass Sie die Wiedereinführung der Hauptschule mit den Ergebnissen des IQB-Bildungstrends 2012 in RheinlandPfalz begründen. Lassen Sie sich gesagt sein, dass es die Realschulen plus in Rheinland-Pfalz bereits im Untersuchungszeitraum 2012 gab. Das macht Ihren Antrag heute wirklich vollkommen absurd.
Mehr wäre zu dem Thema heute gar nicht zu sagen. Es gibt aber noch einen Alternativantrag der CDU, der auch zentrale Abschlussprüfungen fordert. Dazu möchte ich dann doch noch ein bisschen ausführen.
Ich bin von diesen zentralen Abschlussprüfungen nicht überzeugt, und zwar aus mehreren Gründen. Der eine Grund ist, dass Abschlussprüfungen eine Vergleichbarkeit vorgaukeln, die sie so gar nicht herstellen; denn vergleichbar sind nur die Ergebnisse der jeweiligen Prüfungen. Was Sie damit nicht vergleichen können, sind die tatsächlichen Leistungsniveaus der Schüler, weil es doch in einem sehr großen Zusammenhang damit steht, wie nah der Unterrichtsinhalt am Ende an den Fragen der Abschlussprüfung war.
Wenn wir heute – ich denke, da sind sich alle vernünftigen Fraktionen in diesem Hause einig – doch nicht in erster Linie nur über das Abspulen von Fachwissen, sondern über Kompetenzorientierung reden, dann glaube ich,
ist deutlich, dass eine Kompetenzorientierung in standardisierten Prüfungen wesentlich schwerer nachzuvollziehen ist als in einer differenzierten Leistungsbeurteilung von ausgebildeten Lehrkräften, die ihre Schülerinnen und Schüler kennen und die Talente, aber auch die Schwächen individuell bewerten können.
Ich will aber noch ein zweites Argument hinzufügen. Ich finde, das ist ein sehr, sehr eingeschränkter Leistungsbegriff, weil sich Leistung eben nicht auf das Herunterspulen einer einzelnen Prüfung reduzieren darf. Sind Projektarbeiten keine Leistung? Sind Gruppenarbeiten keine Leistung? Sind mündliche Referate keine Leistung?
Doch, es sind alles Leistungen, auch mit Blick auf die Ausbildungsbetriebe. Die erwarten heute doch genau so etwas, dass man auch Gruppenarbeit kann, sich entsprechend darstellen kann, nicht unbedingt alles, was das Fach hergibt, auswendig weiß, sondern anwendungsorientiert und methodenorientiert Problemstellungen selbstständig zu lösen erlernt. Genau das können zentrale Abschlussprüfungen nicht abfragen.
Kinder und Jugendlichen in allen Schulen gewährleisten wollen. Daran arbeiten wir jeden Tag, und wir tun es jeden Tag weiter. Dazu brauchen wir nicht die wiederholten Anträge der AfD-Fraktion.
Zu einer Kurzintervention auf die Ausführungen des Abgeordneten Köbler hat sich der Abgeordnete Frisch gemeldet. – Bitte schön, Sie haben das Wort.
Herr Kollege Köbler, nach Ihren unsäglichen Ausfällen von gestern bin ich Ihnen fast schon dankbar, dass Sie mich nicht als schülerfeindlichen Anti-Demokraten bezeichnet haben.
Insofern sind Sie einen kleinen Schritt weitergekommen. Inhaltlich ist es das Gewohnte: nichts als Phrasen und mangelndes Zuhören.
(Zuruf von der SPD: Na, na, na! – Abg. Hans Jürgen Noss, SPD: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!)
Sie haben es insofern falsch dargestellt, als dass wir diesen Antrag als solchen natürlich noch nicht gestellt haben. Ich habe darauf hingewiesen. Wir haben damals einen vollständigen Antrag „Bildungswende 2021“ formuliert.
In der Tat war das ein Baustein, und ich habe eben dargestellt, dass wir genau deshalb, weil dieser Antrag keine Mehrheit gefunden hat, jetzt im bestehenden System über einzelne Elemente versuchen wollen, unsere Intention, eine bessere Bildung in Rheinland-Pfalz herbeizuführen, in kleinen Schritten umzusetzen. Dem und nur dem Zweck dient dieser Antrag. Das haben Sie offensichtlich nicht verstanden.
Zum Zweiten – damit beschränke ich mich dann auch – zu dem, was Sie gesagt haben: Es lohnt sich kaum, da über weitere Dinge zu diskutieren. Wir wollen gerade keine verengte Leistungsfeststellung; denn wir wollen, dass 50 % der Gesamtnote über eine solche Abschlussprüfung festgestellt werden. 50 % ist die Hälfte. Das dürfte auch Ihnen geläufig sein. Das heißt, es bleibt genügend Raum für andere Leistungsfeststellungen, die Sie genannt haben.
Mit einer solchen Prüfung würden wir aber selbstverständlich die Leistungsmotivation, die Leistungsbereitschaft und damit letzten Endes auch den Lernerfolg der Schüler befördern. Genau das ist unsere Absicht. Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen daran möglicherweise nicht gelegen ist. Wir haben da aber ganz andere Vorstellungen, und die wollen
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Landeseinheitliche Abschlussprüfungen, und zwar für alle Schularten, sind eine alte Forderung der CDU. Insofern hat die AfD hier ein Thema aufgegriffen, das die CDU schon längst auf dem Schirm hatte und für uns einen Baustein in der Bildungspolitik darstellt.
Ganz konkret hatten wir hierzu im Februar 2016 einen entsprechenden Antrag in den Landtag eingebracht und diskutiert. Auch schon fünf Jahre vorher hatten wir das auf unserer Agenda. Ich verweise auf die Drucksache 15/5432 vom 21. Februar 2011. Mit Fug und Recht können wir also heute sagen: Das Original dieses Gedankens liegt bei der CDU und nicht bei der AfD.