Protocol of the Session on June 14, 2019

3. Ab wann ist mit den ersten Abschlüssen in den neuen Bereichen zu rechnen?

Für die Landesregierung antwortet Staatsminister Professor Dr. Wolf.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu den Fragen der Abgeordneten Klomann und Anklam-Trapp nehme ich wie folgt Stellung:

Zu Frage 1: Die Landesregierung schafft mit der Erweiterung des Studienangebots im Bereich der Pflege zwei Gesundheitsschwerpunkte an der Universität Trier und an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen. Dafür stellen wir im Doppelhaushalt 2019/2020 zusätzliche Dauerstellen für die Hochschulen bereit.

Die Universität Trier erhält für ihren Gesundheitsschwerpunkt zusätzlich zwei W3-Professuren und drei W2Professuren, also insgesamt fünf Professuren im Bereich der Pflege sowie eine Stelle zur Koordinierung der praktischen Ausbildung im Bereich der Pflege.

Die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen erhält zusätzlich eine W2-Stelle im Bereich Pflegewissenschaft und eine W2-Stelle im Hebammenwesen sowie ebenfalls eine Stelle zur Koordinierung der praktischen Ausbildung im Bereich der Pflege.

Damit ermöglichen wir eine gute regionale Verteilung im Bereich der Pflege in Rheinland-Pfalz.

Der Grund für diese Ausweitung des Studienangebots liegt in der enormen gesellschaftlichen Bedeutung, die die Frage nach guter Pflege für uns einnimmt. Demografischer Wandel, gesellschaftliche Entwicklungen und technischmedizinischer Fortschritt verändern unsere Gesellschaft rasant. Für diese Herausforderungen brauchen wir mehr und gut ausgebildetes Fachpersonal.

Bei der Teilakademisierung der Pflegeberufe ist es nicht unser Ziel, die Qualifizierung der Pflege- und Gesundheitsberufe gänzlich an die Hochschulen zu verlagern. Vielmehr zeigt sich, dass mit den steigenden Ansprüchen des Gesundheitswesens zukünftig neben beruflich qualifizierten Fachkräften auch solche mit einer akademischen Ausbildung benötigt werden.

Zu Frage 2: An beiden Hochschulen finden sich gute Anknüpfungspunkte für die neuen Angebote der Pflegestudiengänge, die wir weiter ausbauen werden.

Die Universität Trier bietet bereits seit 2014 eine dualen Bachelor-Studiengang Klinische Pflege an. An der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen wird seit 2012 der duale Bachelor-Studiengang Pflege angeboten.

Das neue Studienangebot wird nicht wie bisher auf duale Studiengänge setzen, sondern ein primär qualifizierendes Studium sein. Primär qualifizierend heißt, dass im Rahmen des Studiums sowohl ein beruflicher Abschluss als auch ein Bachelorgrad erworben wird. Damit setzen wir zügig das neue Pflegeberufegesetz des Bundes um und schaffen in Rheinland-Pfalz ein wettbewerbsfähiges Angebot im Bereich der Pflegestudiengänge.

Darüber hinaus wird das Studienangebot in der Pflege auf den gesamten hochschulischen Qualifizierungsbereich ausgeweitet. Mit neuen Masterstudiengängen wird sich die Attraktivität und Anziehungskraft der Hochschulen für Studieninteressierte zusätzlich erhöhen. So wird es ab dem kommenden Wintersemester 2019/2020 möglich sein, an der Universität Trier einen Master im Bereich der klinischen Pflege sowie der Gesundheitsförderung zu absolvieren. Die Hochschule in Ludwigshafen wird ab 2020 einen Masterstudiengang Innovative Versorgungspraxis in der Pflege und im Hebammenwesen anbieten.

Zu Frage 3: Die Universität Trier plant die Aufnahme des Studienbetriebs in dem neuen Bachelor-Studiengang zum Wintersemester 2020/2021. Da der Studiengang sich noch in einer Konzeptionsphase befindet, hat die Universität noch keine Regelstudienzeit festgelegt. Bei einer Regelstudienzeit von sechs bis maximal acht Semestern bei Bachelor-Studiengängen ist mit den ersten Absolventinnen und Absolventen frühestens ab Sommer 2023 oder ab Sommer 2024 zu rechnen.

Der Masterstudiengang der Universität Trier mit einer viersemestrigen Regelstudienzeit wird ab dem Wintersemester 2019/2020 angeboten. Mit ersten Masterabsolventinnen und -absolventen ist im Sommer 2021 zu rechnen.

An der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen ist die Aufnahme des Studienbetriebs im neuen siebensemestrigen Bachelor-Studiengang zum Wintersemester 2021/2022 geplant. Erste Studierenden werden voraussichtlich im Frühjahr 2025 das Studium abschließen.

Der konsekutive Masterstudiengang Innovative Versorgungspraxis in der Pflege und im Hebammenwesen, der sowohl auf dem Bachelor-Studiengang Pflege als auch auf dem Bachelor-Studiengang Hebammenwesen aufbaut,

soll an der Hochschule Ludwigshafen erstmals zum Sommersemester 2020 angeboten werden. Bei einer Regelstudienzeit von vier Semestern ist mit ersten Absolventinnen und Absolventen im Frühjahr 2022 zu rechnen.

So weit die Antwort auf die gestellten Fragen.

Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Anklam-Trapp.

Sehr geehrter Herr Minister Wolf, meine Frage geht dahin, es sind sieben Professorinnen und Professoren für die landesweite Sicherstellung der Ausbildung, insbesondere für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in unserem Land im Hinblick auf den Fachkräftebedarf für Pflege und Hebammenwesen entscheidend. Wie bewerten Sie das?

Zunächst einmal haben wir bereits heute ein Angebot im Bereich dualer Bachelor-Studiengänge. Das ist natürlich mit Professorinnen und Professoren hinterlegt, das heißt, wir bauen auf diese Substanz auf und werden in Zukunft noch durch diese zusätzlichen Professuren eine sehr viel breitere und größere Basis haben.

Mit dem Studienangebot in Trier und Ludwigshafen und ergänzend an der Katholischen Hochschule in Mainz haben wir in vielen Regionen des Landes in diesem sehr zukunftsträchtigen und für die Zukunft sehr wichtigen Bereich ein Angebot, das dafür sorgen wird, dass wir in allen Teilen des Landes gute Pflege und gute Pflegerinnen und Pfleger auf allen Qualifikationsstufen haben werden, sodass hinsichtlich des Ziels, in allen Bereichen gleiche Lebensverhältnisse zu haben, in diesem Bereich ein sehr großer Schritt weitergegangen sein wird.

Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Lerch.

Herr Minister, vielen Dank für die Ausführungen.

Mich interessiert, an welchen universitären bzw. hochschulbezogenen Standorten es bereits Studienangebote im Bereich der Pflege gibt. Sie haben schon die Katholische Hochschule in Mainz erwähnt. Welche weiteren Angebote gibt es bereits im Bereich der Pflege?

Neben der Universität in Trier und der Hochschule in Ludwigshafen gibt es vor allem die Katholische Hochschule in Mainz mit sehr großen Studierendenzahlen. Es gibt im Masterbereich ein Studienangebot an der PTH Vallendar,

wobei dort die Studierendenzahlen wesentlich überschaubarer sind. Sie sind deutlich geringer.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Wäschenbach.

Herr Minister, wir begrüßen ausdrücklich, dass dieses neue Angebot für den Pflegeberuf gemacht wird. Meine Frage ist allerdings, bezüglich der Einsatzgebiete müssten auch Regelungen im Bereich der Substitution und Delegation ärztlicher Leistungen getroffen werden, oder wie stellen Sie sich die Einsatzgebiete im Detail vor?

Zunächst einmal geht es darum, dass im Bereich der Pflege letztendlich eine Situation geschaffen wird, wie wir sie in praktisch allen anderen Bereichen des Qualifizierungssystems haben. Wir haben in allen Bereichen eine qualitativ sehr hochwertige berufliche Ausbildung und zusätzlich eine akademische Ausbildung auf Bachelor- und Masterniveau. Das entsteht auch in der Pflege. Wie ich dargestellt habe, ist das Ziel nicht, die berufliche Ausbildung zu ersetzen.

Der Wissenschaftsrat hat vor einigen Jahren empfohlen, dass 10 bis 20 % der Gesamtausbildungskapazitäten an Hochschulen vorhanden sein sollten. Wir planen in Rheinland-Pfalz im Wesentlichen mit 10 %. Wir denken, dass ungefähr 10 % des gesamten Ausbildungsteils, des gesamten Ausbildungsvolumens, ausreichend sein sollten. Damit erreichen wir das Ziel, dass wir in der Breite nach wie vor eine qualitativ hochwertige berufliche Ausbildung haben. Es hat mit den geforderten Anforderungen, technischer Weiterentwicklung, der Übertragung von wissenschaftlichen Entwicklungen in die Praxis der Pflege zu tun, daß wir in den Einrichtungen akademisch qualifiziertes Personal auf Bachelor- und Masterniveau haben sollten.

Mit dem Aufbau dieser Professuren kommt hinzu, dass die Möglichkeit der wissenschaftlichen Arbeit besteht, Promotionen und die Qualifizierung eines wissenschaftlichen Nachwuchses möglich sind, sodass letztendlich eine wissenschaftliche Disziplin entsteht. Das ist sehr wichtig, weil es vor allem darum geht, neben der klassischen Medizin auch in den Gesundheitsberufen, in den verschiedenen Gesundheitssegmenten alle Qualifzierungsstufen und eine entsprechende wissenschaftliche Begleitung und wissenschaftliche Forschung bei uns in Rheinland-Pfalz anzubieten, wie das andere Länder auch tun. Hier sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg.

Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Schneid.

Herr Minister, wir freuen uns in Ludwigshafen über diesen

Aufwuchs und zwei Dauerstellen. Ist denn die räumliche Situation für diese beiden Professuren plus dieser Koordinationsstelle gerade im Hinblick auf die Raumnot in Ludwigshafen und im Hinblick darauf, dass der Neubau im Prinzip erst Ende des Jahres beginnen soll, geregelt?

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Also gibt es einen neuen Anbau! Das ist schon einmal schön!)

Frau Abgeordnete Schneid, wie Sie wissen, verändert sich in Ludwigshafen die Raumsituation gerade durch den Neubau, der dort entsteht. Es sind derzeit Flächen angemietet, um in der vorhandenen Situation mit den Studienangeboten und Studierendenzahlen arbeiten zu können.

Der Raumbedarf ist zunächst durch die vorhandenen Studierenden gegeben, das heißt durch die Seminargruppen, die Veranstaltungen, die Vorlesungen usw. Da aber bereits Bachelor-Studiengänge angeboten werden, ist die Raumsituation grundsätzlich auf diese Studienangebote ausgelegt. Zusätzliche Büros und Büroplätze wird man an beiden Hochschulen finden. Auch bei steigenden Studierendenzahlen wird man sicherlich in der Lage sein, die entsprechenden Räumlichkeiten abzubilden.

Wie ich erläutert habe, beginnen die Studiengänge erst und werden über die folgenden vier Jahre aufgebaut. Und dann wird es auch in Ludwigshafen aufgrund des Neubaus, der derzeit entsteht, die Raumsituation ermöglichen, dass dieser Studiengang sehr gut in einem sehr positiven und motivierenden Umfeld studiert werden kann.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Sehr schön!)

Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Dr. Groß.

Herr Professor Wolf, vielen Dank für Ihre Ausführungen. Nun noch zwei Fragen. Die Zugangsvoraussetzung zu diesem Studium, wie müssen die genau sein? Und dann – – –

Frau Groß, immer nur eine Frage. Melden Sie sich noch einmal, bitte.

Es gelten selbstverständlich die ganz normalen Zugangsvoraussetzungen für den Hochschulzugang an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften wie in allen anderen Studiengängen auch. Da gibt es keinen Unterschied.

Eine weitere Zusatzfrage der Frau Abgeordneten AnklamTrapp.

Sehr geehrter Herr Minister Wolf, meine zweite Frage betrifft das Hebammenwesen. Wir wissen, dass ab 2021 das Hebammenwesen akademisiert wird. Eine zusätzliche Professur gilt dem Hebammenwesen.

Ich frage Sie, dient die Umstellung des Studiengangs Hebammenwesen schon der Fachkräftesicherung in Rheinland-Pfalz?

Das ist völlig richtig. Diese zusätzliche Professur ist vorgesehen, damit wir das Hebammenwesen in einen primär qualifizierenden Studiengang umstellen können. Zusätzlich bietet die Hochschule in Ludwigshafen aber auch einen Masterstudiengang an, um den Hebammen zu ermöglichen, sich neben dem Doppelabschluss, der sie zur Berufsbefähigung führt, wissenschaftlich weiterzuqualifizieren und sozusagen die wissenschaftliche Disziplin aufzubauen, weil die Hochschule in Ludwigshafen eng mit der Universität in Trier im Bereich der Promotionen kooperieren wird, das heißt sowohl die gesamte Qualifzierungskette als auch der gesamte wissenschaftliche Bereich; denn Forschung und Lehre haben wir in all diesen Bereichen. Das werden wir in Zukunft damit abbilden können.

Es liegen mir noch zwei Zusatzfragen vor. Dann betrachte ich die Anfrage als beantwortet. Zunächst erteile ich Herrn Kollegen Wäschenbach das Wort.

Meine Frage geht in die Richtung der Durchlässigkeit der neuen Pflegeberufsausbildung. Wird es nach einer Neuausrichtung der Generalistik möglich sein, in den Studiengang zu wechseln? Werden Zeiten anerkannt? Werden Zeiten von der klassischen examinierten Pflegefachkraft anerkannt?