ermöglichen ihnen regelmäßig, auch nach dem Studium, wieder in Betriebe zu schauen, dort Praktika zu machen und sich entsprechend weiterzubilden?
Ich glaube, gerade wenn es um Praktika von jungen Menschen geht, sollten wir auch einmal darüber nachdenken, warum wir gerade an den Gymnasien nicht insbesondere Praktika im Handwerk forcieren, weil auch von dort die Unternehmer von morgen kommen, von den Gymnasien, und weil man ein entsprechendes Handwerkszeug braucht, das man von dort mitnehmen kann.
Meine Damen und Herren, es ist viel zu tun im Bereich der Fachkräfte. Es ist ein ganz wichtiges Thema für die Wirtschaft. Deshalb ist es wichtig, dass man das mit einer gezielten Strategie weiter verstärkt und angeht.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich darf den Kollegen Wink und Dr. Köbberling entgegnen: Ich glaube, ich habe vorhin ausführlich dargelegt, dass wir von 2010 bis 2019 einen Rückgang der Auszubildendenzahlen um mehr um 100.000 und einen Aufwuchs der Zahl der Studenten von mehreren Hunderttausend hatten. Ich glaube, der Zusammenhang ist sehr deutlich und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Ihren Verweis auf die BBS, Frau Dr. Köbberling, kann ich nur als bizarre Nebelkerze bewerten; das tut mir leid.
Liebe Kollegen, wir müssen das Bildungswesen vom Kopf auf die Füße stellen, den Akademisierungswahn beenden
Frau Kazungu-Haß, Sie verwechseln Lautstärke mit Kompetenz. Vielleicht lassen Sie mich einmal ausführen
Es kann also nicht unser Ziel sein, die Abiturienten- und Studentenquote um jeden Preis auf Kosten der dualen Ausbildung zu erhöhen.
Dazu brauchen wir wieder ein leistungsorientiertes dreigliedriges Schulwesen mit einer Handwerks- und Gewerbeschule, einer echten Realschule und einem Gymnasium.
Wir müssen die Fachkräftestrategie auf die Stärkung der dualen Ausbildung fokussieren, und wir brauchen als einen wichtigen Baustein endlich die kostenfreie Meisterausbildung.
Wir erkennen an, dass es bei der finanziellen Unterstützung der Meisterausbildung im letzten Jahr Fortschritte gab. Man hat sich offensichtlich von der AfD unter Druck gesetzt gefühlt.
(Vereinzelt Heiterkeit bei SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Giorgina Kazungu-Haß, SPD)
Die Corona-Krise zeigt, dass wir diesen Weg schneller gehen müssen als bisher. Eine an Qualifikation und Leistung orientierte Zuwanderungspolitik nach dem Vorbild von Einwanderungsländern wie Kanada und Australien fordert die AfD übrigens schon seit 2013,
und sie ist Ihnen damit in dieser Hinsicht weit voraus gewesen. Das kann man leider von der aktuellen Fachkräftestrategie mit dem, was den Fokus auf Leistung und Eignung betrifft, nicht wirklich sagen.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schon manchmal schwer auszuhalten, wenn die AfD ihren Verfolgungswahn vor Akademikern immer wieder auszubreiten versucht, aber im Prinzip mit Rezepten, die vielleicht im letzten Jahrhundert – ich erinnere ans Pferd – aktuell gewesen sind. Damit versucht Sie, hier noch einmal Punkte zu machen.
Es geht nicht darum, das Rad zu einem dreigliedrigen Schulsystem zurückzudrehen, in dem sehr früh separiert und gesagt wird, welches Kind welche Chancen hat, sondern wir sind in Rheinland-Pfalz stolz auf ein Schulsystem, das durchlässig ist und jedem Kind die Möglichkeiten gibt, für die es geeignet ist.
Herr Brandl, zu Ihnen. Sie fordern Praktika an Gymnasien. Erstens gibt es das. Zweitens, Sie wollen Handwerkerpraktika, aber dazu gehören natürlich nicht nur die Schulen. Ich weiß, dass zum Beispiel bei uns das Gymnasium extra die Kammern und die IHK einlädt.
Dazu gehört eben auch, was ich vorhin schon gesagt habe, nämlich dass vermittelt wird, welche Chancen ein Handwerk – das kann zum Beispiel der Dachdeckerberuf, aber das können auch andere Handwerkssparten sein – wirklich für alle bietet.
Dieses hängt aber auch ein bisschen davon ab, wie Eltern ihre Kinder beraten. Dazu kann ich immer nur – das auch aus eigener Erfahrung – sagen, so ein Handwerker oder eine Handwerkerin in der Familie ist wirklich etwas wert.
Ich will noch einmal auf den Punkt zurückkommen, der in Hinsicht auf Bildung kritisiert wurde. Natürlich ist Bildung auch ein wesentlicher Teil der Fachkräftesicherung. Deswegen haben wir die Berufs- und Studienorientierung optimiert.
Die duale Ausbildung – es wurde hier schon gesagt, dass das wirklich ein Pfund ist in Deutschland, mit dem wir wuchern können – soll durch diese Fachkräftestrategie ebenfalls weiter gestärkt und attraktiv gemacht werden und natürlich mit dem Ziel – das ist uns aber in den letzten Jahren immer besser gelungen –, dass keiner ohne Abschluss zurückbleibt. Auch für die, die keinen Abschluss haben, gibt es Programme.
Das wird man wahrscheinlich nicht 100%ig umsetzen können, aber die Zahlen gerade in Rheinland-Pfalz, was die jungen Leute angeht, die einen Abschluss vielleicht im zweiten oder dritten Anlauf machen konnten, sprechen für sich und sind gut.
Ich will es noch einmal betonen: Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung gilt es weiter
zu verbessern. Da sind wir auf einem guten Weg, und so kann man die berufliche Weiterentwicklung ermöglichen.
Ich möchte noch eine Idee einbringen, die vor allen Dingen uns Grünen am Herzen liegt. Wir sagen, wir wollen Fortbildung für das lebenslange Lernen ermöglichen. Wir würden gerne solche
Lernwerkstätten 4.0 einrichten, um gerade den schwierigen Übergang in Berufen von analog zu digital weiter zu begleiten. Das wäre eine Maßnahme, die auch in Zukunft die Fachkräftesicherung beschleunigen würde.
Es liegen keine weiteren Wortmeldungen mehr vor. Damit ist auch der dritte Teil der Aktuellen Debatte beendet, und wir sind am Ende der Aktuellen Debatte insgesamt.