Ich würde Sie herzlich bitten, im Interesse der 41.000 Lehrerinnen und Lehrer, nehmen Sie die guten Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler doch einfach auch als Opposition zur Kenntnis. Sie sind doch auch verpflichtet, die Lehrerleistung zur Kenntnis zu nehmen. Versuchen Sie nicht, Potemkinsche Dörfer aufzubauen, an denen wir uns hier abarbeiten, die es in diesem Land und in der rheinland-pfälzischen Schulpolitik nicht gibt. Nehmen Sie
Frau Dickes, ich bin Ihnen eigentlich dankbar, dass Sie Ihre abstrusen und platten Standardsprüche, die Sie immer bringen, wenn es um Bildungspolitik geht, auch heute hier wieder vorgebracht haben, weil das eines zeigt: Die Einzigen, die ideologisch in der Bildungspolitik unterwegs sind, sind die Mitglieder der CDU-Fraktion hier in diesem Land, sonst niemand.
Das, was Sie gesagt haben, zeigt ganz deutlich, Sie wollen kategorisieren. Sie wollen kategorisieren in die Guten, die weniger Guten, die Schlechten. Das wollen Sie. Anscheinend scheint es Ihnen egal zu sein, dass es Berichte gibt, dass der Bildungserfolg in Deutschland immer noch zu stark von der sozialen Herkunft abhängt.
Wir sind stolz darauf, dass es uns in Rheinland-Pfalz besonders gut gelingt, dies aufzubrechen und den Bildungserfolg weniger stark von der sozialen Herkunft abhängig zu machen. Das zeigt auch das gute Bildungssystem in Rheinland-Pfalz. Das zeigt auch, dass unsere Schulen auf dem Weg richtig sind, dass sie die Möglichkeit haben, Schwerpunkte in ihrer Bildungsarbeit zu legen.
Ich glaube, Sie täten den 150 Gymnasien in unserem Land ganz, ganz unrecht, wenn man ihnen verbieten würde, Profilbildungen zu machen und die Dinge zu tun, die sie in ihrem eigenen Schulprofil besonders gut machen wollen, indem es darauf ausgerichtet ist, und wo Eltern in der Schulwahl für ihre Kinder genau entscheiden, möchte ich mein Kind lieber in eine MINT-betonte Schule geben oder in eine Schule, die mehr auf Sprachen oder andere Themen ausgerichtet ist.
Anscheinend ist das aus Ihrer Sicht ein schlechter Weg. Ich kann das nicht verstehen. Wenn Sie dann auch noch bei den Grundschulen kategorisieren und so ein bisschen in den Raum stellen, wie die Arbeit dort läuft, dann tun Sie den Grundschullehrerinnen einen Bärendienst. Das ist aus meiner Sicht ganz, ganz schrecklich, wie Sie da mit dieser Situation umgehen; denn die Arbeit in den Grundschulen läuft genauso, wie die Kultusministerkonferenz das jüngst noch einmal neu bestätigt und beschlossen hat.
Sie scheinen vollkommen auszublenden, dass wir uns auf einen Weg begeben, der bundesweit der richtige ist, der in diesem Bereich vorbildlich ist.
Insofern legen Sie Ihre ideologischen Gesichtspunkte in der Bildungspolitik ab. Begeben Sie sich auf moderne We
ge, begeben Sie sich dahin, was Solidarität und soziale Gerechtigkeit in der Bildungspolitik ausmachen. Das ist rheinland-pfälzische Schule.
Frau Kollegin Ratter, Sie haben heute zum wiederholten Male in Bezug auf das Gymnasium vom zieldifferenten Unterrichten gesprochen. Vielleicht lesen Sie noch einmal im Schulgesetz nach. Da steht, dass es Ziel des Gymnasiums ist, die allgemeine Hochschulreife zu erreichen und eine Zielgleichheit im Unterricht gefordert ist. –
Das, was Sie permanent betreiben, egal wo wir uns sprechen, egal bei welcher Diskussion, ist ein Aushöhlen des Gymnasiums.
Ich hatte letzte Woche noch Gespräche mit jungen Lehrern, die ihr Referendariat für Grundschulen gerade abgeschlossen haben und mir sagten, wir unterrichten heute in der Tat nicht so, wie es gefordert wird. Wenn wir so unterrichten würden, wie wir es im Referendariat gelernt haben, dann dürften wir nur frei unterrichten, nur „Schreiben nach Gehör“, dann wäre keine Lehrerzentriertheit möglich, und wir würden völlig an den Kindern vorbei unterrichten.
Ja, unterschiedliche Methoden im Unterricht sind wichtig. Aber diese unterschiedlichen Methoden müssen sich auch nach dem Entwicklungsstand von Kindern richten. Für sechsjährige Kinder ist es absolut überfordernd, ihnen zu sagen, schau mal, was du willst. Zu viel Freiheit zu geben, da sagen uns die Entwicklungspsychologen ganz klar, Kinder brauchen eine klare Anleitung; denn sie haben noch nicht die intrinsische Motivation zu wissen, ich will einmal Ärztin werden, ich strenge mich an.
Kinder lernen für die Lehrerin und für den Lehrer, und deswegen müssen Lehrerinnen und Lehrer auch ganz klar im Zentrum des Unterrichts stehen.
Ein Letztes möchte ich hier ansprechen. Wir machen Politik nicht für Lehrerverbände, weil Sie immer wieder sagen,
der eine oder andere Lehrerverband fordert dies oder jenes. Bei uns steht im Fokus von Bildungspolitik die Schüler, und für die wollen wir klare und gute Bildungsstandards haben. Deswegen kämpfen wir für gute Rahmenbedingungen an allen Schulen, Rahmenbedingungen sowohl was die pädagogischen Inhalte betrifft, als auch was die Lehrerausstattung betrifft. Eine Schule, die keine Lehrer hat, kann auch nicht ordentlich unterrichten und nicht qualitativ gut unterrichten.
Wir wollen Schulen mit vergleichbaren Leistungen, mit verbindlichen Noten und mit klaren Lehrplänen. Wir wollen im Sinne von Gerechtigkeit und Qualitätssicherung an allen Schulen landeseinheitliche Abschlussprüfungen, damit auch das drin ist, was draufsteht.
Da kann ich nur sagen, ich bin froh, dass Sie nicht das kriegen, was Sie wollen, zumindest nicht in dieser Legislaturperiode.
(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD – Christian Baldauf, CDU: Hochmut kommt vor dem Fall!)
Also der Vorwurf, den Sie mir machen, kommt mir vor wie ein Kind beim Blindekuhspiel, als ob man sich die Augen verbindet und denkt, man ist nicht mehr da, also umgekehrt, als ob man sich verstecken würde.
Gehen Sie doch einmal an ein Gymnasium. Sie wissen doch, welche Formen der Beeinträchtigung, auch der festgestellten – – –
Da haben wir in der Tat mit Elternvertretern von sechs Gymnasien gesprochen. Ich habe diese Elternvertreter gefragt, wer von ihnen bzw. wie viel Nachhilfeunterricht an ihrer Schule seitens der Eltern finanziert wird.
Schule gar nicht so schlecht waren, wie Sie sie offensichtlich wahrnehmen. Wahrscheinlich haben wir eine unterschiedliche Wahrnehmung. Aber ich sage Ihnen an dieser Stelle, wir alle wissen, dass es auch am Gymnasium einer individuellen Förderung bedarf, und zwar nicht nur für Teilleistungsschwäche, sondern eben auch für sozialemotionale Befindlichkeiten von Kindern, die eine besondere Unterstützung brauchen. Wir wissen, dass wir im Autismusspektrum eine ganze Menge an Arbeit zu leisten haben. Wir wissen auch, dass am Gymnasium Förderpläne geschrieben werden, auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen.
Das ist keine Katastrophe, weil es auf die Inhalte ankommt und darauf, wie ein Aufsatz aufgebaut ist.
Zum zieldifferenten Unterricht möchte ich aber an dieser Stelle noch sagen, ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler verlässt in der Zeit der Sekundarstufe I das Gymnasium. Wenn Sie dann behaupten, dass wir am Gymnasium nicht zieldifferent unterrichten, dann verschließen Sie die Augen vor der Realität.
Ich rufe die Aussprache über die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Jutta Blatzheim-Roegler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Verschiebung der Ausländer-Maut: Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz – Nummer 3 der Drucksache 16/5213 – betreffend, auf.