Protocol of the Session on January 28, 2015

..................................................................................................................... 5737, 5742, 5744 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 5713, 5758 Abg. Dr. Alt, SPD:........................................................................................................................................ 5752 Abg. Dr. Dr. Schmidt, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................... 5733 Abg. Frau Klöckner, CDU:................................................................................... 5710, 5731, 5733, 5734, 5746 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:........................................................................................................... 5723, 5727 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................... 5716, 5722, 5748 Abg. Frau Sahler-Fesel, SPD:........................................................................................................... 5724, 5727 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 5756 Abg. Hartenfels, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 5739, 5747 Abg. Henter, CDU:....................................................................................................................................... 5750 Abg. Hürter, SPD:.............................................................................................................................. 5741, 5743 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................ 5711, 5729 Abg. Lammert, CDU:............................................................................................................... 5715, 5721, 5753 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................................... 5747 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 5736 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................................... 5714, 5720 Abg. Schlagwein, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN........................................................................................... 5752 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................ 5736, 5748 Abg. Schwarz, SPD:.................................................................................................................................... 5755 Abg. Schweitzer, SPD:............................................................................................................ 5709, 5730, 5734 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................... 5725, 5728 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:......................................... 5726, 5732 Frau Dreyer, Ministerpräsidentin:................................................................................................................ 5712 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:................. 5744, 5747 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:...................................................... 5717, 5749, 5757 Präsident Mertes:....................................................................................... 5709, 5710, 5711, 5712, 5713, 5714................................................................................................................... 5715, 5716, 5717, 5720, 5721, 5722 Vizepräsident Dr. Braun:............................................................................ 5737, 5739, 5741, 5742, 5743, 5744....................................................................................................................................... 5746, 5747, 5748, 5749 Vizepräsidentin Frau Schleicher-Rothmund:............................................. 5750, 5751, 5752, 5753, 5755, 5756........................................................................................................................................................... 5757, 5758 Vizepräsident Schnabel:............................................................................ 5724, 5725, 5726, 5727, 5728, 5729................................................................................................................... 5731, 5732, 5733, 5734, 5735, 5736

87. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz

am 28. Januar 2015

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, seien Sie alle herzlich willkommen zur 87. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz!

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich die Kollegen Fredi Winter und Adolf Kessel. Herr Kessel führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Josef Dötsch, Horst Gies, Thomas Günther, Dr. Fred Konrad, Herbert Schneiders, Anne Spiegel sowie Frau Staatssekretärin Jacqueline Kraege.

Meine Damen und Herren, ich darf die folgenden Kolleginnen und Kollegen erstmals im Landtag begrüßen:

Ich begrüße Herrn Walter Feiniler. Seien Sie herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Ich begrüße Herrn Bernhard Kukatzki. Seien auch Sie herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Ich begrüße Herrn Wolfgang Schlagwein. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Zuletzt begrüße ich Herrn Nico Steinbach. Seien auch Sie herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, es gab einige Geburtstage – runde und weniger runde –, auf die ich hinweisen möchte. Herr Staatssekretär Dr. Hannes Kopf wurde 40 Jahre alt. – Herzlichen Glückwunsch! Herr Kopf, die Schwaben behaupten, Männer mit 40 bekämen den Verstand. – Nun denn, wir werden es beobachten.

(Beifall im Hause)

Herr Kollege Manfred Geis hat schon welchen, er wurde 65 Jahre alt. Herr Kollege Heinz-Hermann Schnabel kann dies noch überbieten, er wurde 70 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden!

(Beifall im Hause)

Hans-Josef Bracht ist in der 6. Liga seines Lebens angekommen. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Herr Staatssekretär Walter Schumacher ist 65 Jahre alt geworden. Auch ihm übersende ich unsere besten Wünsche, er ist allerdings im Moment nicht da.

Meine Damen und Herren, zur Tagesordnung gibt es Folgendes zu sagen. Es liegt ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen vor mit dem Titel: „Mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit!“. Dieser Antrag ist am Montag verteilt worden. Wenn wir heute die Tagesordnung gemeinsam feststellen, gilt die Frist als abgekürzt.

Die fehlende Drucksache zu Tagesordnungspunkt 11 ist am 22. Januar fristgerecht verteilt worden ebenso wie die anderen Drucksachen am 23. Januar. Die Tagesordnungspunkte 14 und 15 werden in der 88. Plenarsitzung am Donnerstag bis längstens 16:30 Uhr von Gebärdendolmetschern übersetzt. Änderungs- und Entschließungsanträge werden wie auch bisher gesondert aufgerufen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, gibt es noch Hinweise zur Tagesordnung? – Wenn das nicht der Fall ist, ist sie so festgestellt.

Wir beginnen nun mit Punkt 1 der Tagesordnung:

Mehr Demokratie, mehr Offenheit,

mehr Menschlichkeit!

Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Entschließung –

Drucksache 16/4521 –

Für die SPD erteile ich Herrn Kollegen Schweitzer das Wort. Sie haben 5 Minuten Redezeit, um Ihren Standpunkt darzulegen.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen des Parlamentes! Heute vor drei Wochen fanden die schrecklichen Anschläge von Paris statt. Der Landtag, wir alle gemeinsam, senden heute mit der Verabschiedung der vorliegenden Resolution ein einmütiges und doppeltes Signal, ja, ein Signal der Trauer, aber auch ein Signal der Entschlossenheit. Wir trauern um die Opfer des Anschlags auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ und um die Opfer des Anschlags auf einen jüdischen Supermarkt in Paris.

Wir fühlen mit den Angehörigen und Freunden der Opfer hasserfüllter schrecklicher Morde. Die Verluste, die sie erlitten haben, sind unersetzlich und unumkehrbar. Man kann sich womöglich vorstellen, dass in den Familien der Opfer nichts mehr so sein wird, wie es einmal war.

Das Leid, das diese Taten erzeugen, ist unfassbar, und es ist gut, dass wir heute zusammenstehen, um unser Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Unsere Verbundenheit gilt dabei den Franzosen, den uns RheinlandPfälzern so nahen Nachbarn und Freunden, die in ihrem Land diese fürchterlichen Taten erleben mussten, in ihrem Land, das in Europa zu Recht in besonderer Weise für Freiheit und Demokratie steht. Wir fühlen mit

unseren französischen Nachbarn, die zu Recht in diesen Morden einen Angriff auf Freiheit und Demokratie und damit auf ihre besten Traditionen erkannt haben. Ich darf sagen, in der Tradition der Mainzer Republik, in der Tradition des Hambacher Festes fühlen wir uns den Franzosen ganz besonders verbunden.

Ja, wir lassen uns nicht einschüchtern, und wir lassen uns nicht spalten. Ganz sicher werden wir uns weder in Frankreich noch in Deutschland oder in Europa davon abhalten lassen, die Prinzipien und Werte zu schützen und hochzuhalten, die seit der Französischen Revolution die Prinzipien und Werte unseres Zusammenlebens in Europa geworden sind. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: Dies sind Werte – Herr Bundestagspräsident Lammert hat in seiner Rede im Deutschen Bundestag darauf hingewiesen –, die sich nur dann entfalten können, wenn sie für alle gelten.

Ich spreche über die Freiheit als einem facettenreichen Grundwert. Ich möchte in diesen Tagen besonders die Freiheit des Wortes, die Freiheit der Meinung und der Presse und in einer offenen Gesellschaft auch die Freiheit, zu jeder Zeit und zu jedem Punkt widersprechen zu können, hervorheben.

Gleichheit, das ist das Versprechen, das die Gesellschaft gegenüber jedem Einzelnen immer wieder neu erbringen muss, aber es ist auch ein Prinzip des Zusammenlebens untereinander. Das bedeutet gleiche Rechte und gleiche Pflichten, unabhängig von Geschlecht, von Herkunft oder Religion oder von sonstigen Merkmalen, die Menschen dazu heranführen, um sich zu unterscheiden.

Brüderlichkeit, das ist die Voraussetzung, die wir, in unsere heutige moderne Sprache übersetzt, mit Solidarität untermalen. Dies ist die Voraussetzung für ein gutes und ein soziales Miteinander.

Meine Damen und Herren, wir brauchen die Entschlossenheit; denn die Bedrohung, die uns in Paris begegnet ist, ist sehr real. Sie ist nicht erfunden, und sie ist auch leider Gottes womöglich nicht nur auf Paris und die anderen Nationalstaaten in Europa reduziert, die von Anschlägen betroffen waren.

Zusammenhalt, Miteinander, Schutz – eine offene Gesellschaft schützt sich am besten auch durch den Dialog und das Miteinander, durch den Dialog, der womöglich in diesen Tagen neue Impulse braucht. Meine Damen und Herren, ich bin deshalb sehr froh darüber, dass unsere Ministerpräsidentin schon in den Tagen nach dem Anschlag die muslimischen Verbände und Gemeinden in die Staatskanzlei eingeladen und zu diesem Dialog aufgerufen hat, der in diesen Tagen auch in vielen Gemeinden vor Ort fortgesetzt wird.

Ich möchte deutlich sagen, muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Land gehören zu uns. Sie sind Freunde, sie sind Nachbarn, sie sind Arbeitskollegen. Sie gehören zu uns, und damit gehört auch der Islam zu Deutschland und zu Rheinland-Pfalz, meine Damen und Herren.

(Beifall im Hause)

Auch dies ist ein Versprechen und der Wunsch, diese Aussage mit Leben zu erfüllen, tagein und tagaus. Darum bin ich so stolz auf die vielen RheinlandPfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer, die in diesen Tagen für Mitmenschlichkeit, für Brüderlichkeit und ein Miteinander demonstrieren.

Ich bin auch sehr stolz, mit dabei gewesen zu sein, als Mostafa Yasmine, der Imam der Arabisch-Islamischen Gemeinde in Landau in der Pfalz, bei einer beeindruckenden Kundgebung vor Tausenden von Mitbürgerinnen und Mitbürgern erklärt hat: Einigkeit und Recht und Freiheit, das sind unsere gemeinsamen Prinzipien. Egal, woher wir kommen, wir leben miteinander in diesem Land auf der Grundlage dieser Prinzipien. Meine Damen und Herren, das ist etwas, was uns Demokraten immer wieder erfüllen sollte mit einem heißen Herzen der Mitmenschlichkeit und des Miteinanders.

(Glocke des Präsidenten)

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall im Hause)