Protocol of the Session on March 27, 2014

Des Weiteren habe ich heute Morgen erfreut zur Kenntnis genommen, dass unsere Familienministerin, Irene Alt, sich bei der Nachbesetzung im Lottoaufsichtsrat durchgesetzt hat.

(Vereinzelt Heiterkeit bei der SPD)

Wir freuen uns, dass Herr Minister Lewentz es nicht erreicht hat, dass ein weiterer Mann Mitglied wird, sondern eine Frau nachrückt. Auch das ist der richtige Weg; denn schließlich haben wir alle zusammen im Landtag einen Landesbeschluss gefasst, künftig den leider nur 16 %-Anteil der Frauen in den Landesgesellschaften zu erhöhen.

Wir freuen uns, dass das ein Schritt in die richtige Richtung ist, und sagen: Weiter so.

(Beifall der CDU und der Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir freuen uns, in den nächsten 2 Minuten auf weitere Dinge eingehen zu können.

Vielen Dank. (Beifall der CDU)

Für die SPD-Fraktion hat Frau Abgeordnete Elsner das Wort.

Vielen Dank. Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist immer etwas undankbar, bei einem nichtstrittigen Thema die dritte Rednerin zu sein, – –

(Unruhe im Hause – Glocke des Präsidenten)

Entschuldigung, auch hier bitte etwas Aufmerksamkeit für die Rednerin.

aber es ist auch nicht schlimm, wenn einige Dinge schlicht und einfach wiederholt werden.

Seit nunmehr 14 Jahren – in Rheinland-Pfalz seit 13 Jahren – gibt es den Girls’Day, und die Anzahl der Beteiligungen ist immer höher geworden von ehemals 44 % auf jetzt 54 %.

In 2013 fanden insgesamt in Rheinland-Pfalz 498 Veranstaltungen mit 6.742 Plätzen für Mädchen statt. Das sind nur die gemeldeten Zahlen an die bundesweite Aktionslandkarte der Bundeskoordinierungsstelle Girls’ Day im Internet. Da nicht alle Betriebe ihre Angebote melden, dürfte die Zahl noch entsprechend höher sein.

Ziel ist es, junge Mädchen an Berufe heranzuführen, die nicht frauentypisch sind. Obwohl junge Frauen in Deutschland über eine besonders gute Schulausbildung verfügen, entscheiden sich die meisten Schülerinnen – wir haben es vorhin schon gehört – für die typischen Frauenberufe.

Frau Demuth, zu dem Bereich von MINT möchte ich insofern noch darauf eingehen, dass es heißt, die wenigsten studieren Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das sind eigentlich die Zukunftsberufe für junge Frauen. Schülerinnen, die nach Abschluss der Real- oder der Gesamtschule in eine Ausbildung gehen, favorisieren nach wie vor Verkäuferin und Bürokauffrau. Ich brauche das nicht weiter auszuführen.

Wir aber können diese Meinung verändern, indem wir motivieren. Laut einer Umfrage der Bundeskoordinierungsstelle antworteten auf die Frage: „Wie hat dir der bundesweite Mädchenzukunftstag gefallen?“, 55 % der Schülerinnen mit sehr gut, 40 % mit gut und 4 % mit befriedigend. Ich finde, das ist ein sehr gutes Ergebnis.

Feststellen lässt sich demnach, dass der Girls’Day eine besondere Möglichkeit der Berufsorientierung für Mädchen ist und sich bewährt hat.

Dass dennoch trotz der besseren Schulabschlüsse Mädchen und junge Frauen dazu neigen, sich für klassische Frauenberufe zu entscheiden und sich dadurch nicht selten die Chance auf berufliche Anerkennung, Erfolge und bessere Bezahlung verbauen, hat sicherlich mehrere Gründe.

Einen großen Anteil hat zum Beispiel das Elternhaus. In Gesprächen mit jungen Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen stellt sich immer wieder heraus, dass die Väter einen hohen Anteil an dieser Entwicklung hatten. So sagten 57 % der Befragten, dass die Väter einen erheblichen Einfluss auf ihre Entscheidung hatten.

Ein weiterer Grund liegt sicherlich in Unternehmen und Institutionen. Sie klagen ständig über Fachkräftemangel. Für sie bietet sich eine Chance, aktiv auf junge Frauen und Mädchen zuzugehen und sie für die entsprechenden Berufe zu begeistern.

Auch die Personalverantwortlichen sind hier in einer sehr verantwortlichen Rolle, das Bewusstsein für naturwissenschaftliche und technische Berufe zu wecken.

(Pörksen, SPD: Sehr richtig!)

Eine hohe Verantwortung tragen auch Lehrerinnen und Lehrer, in dieser Vorstellung der Arbeitswelt von Mädchen eine Veränderung herbeizuführen. Ich habe vorhin meine Mädchen einmal gefragt, ob sie entsprechend vorbereitet worden sind. Bis auf vier aus dem Kreis Ahrweiler hatten beide anderen Gruppen zwar ein Plakat dort hängen, aber vorbereitet oder darüber gesprochen wurde nicht. Vielleicht kann man hier eine kleine Veränderung herbeiführen bzw. auch einmal mit den Schulen sprechen.

Dann haben auch Politikerinnen und Politiker eine starke Verantwortung. Auch das wurde vorhin schon gesagt. Es reicht nicht, dass wir eine Bundeskanzlerin, eine Ministerpräsidentin und in unserem Parlament sehr viele Ministerinnen haben, was gegenüber der Situation von vor 20 Jahren zwar wirklich toll ist,

(Bracht, CDU: Die restlichen Minister müssen noch heraus! – Glocke des Präsidenten)

aber nicht ausreicht.

Ich komme gleich noch dazu zu sagen, was wir Politikerinnen und Politiker machen können.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Für die Landesregierung hat Frau Ministerin Alt das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Landtagsabgeordnete, liebe Girls’Day-Girls oben auf der Zuschauertribüne! Heute am Girls’Day bieten Firmen und Institutionen in Rheinland-Pfalz 424 Veranstaltungen und 5.734 Plätze für Schülerinnen ab der 5. Klasse an. Auch die Landesregierung beteiligt sich in diesem Jahr wieder an dem Aktionstag.

Der Girls’Day findet bereits zum 14. Mal statt und sorgt seit vielen Jahren dafür, dass junge Frauen neue berufliche Perspektiven entwickeln. Das ist wichtig; denn viele Frauen entscheiden sich nach wie vor für die traditionellen Frauenberufe, die oft nicht so gut bezahlt sind wie die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe, in denen der Männeranteil überwiegt.

Gerade in der Arbeitswelt brauchen wir mehr Gleichstellung. Vor Kurzem hat uns der Equal Pay Day wieder an

die ungleiche Einkommenssituation zwischen Männer und Frauen erinnert.

Ein Feld, auf dem sich bundespolitisch nun etwas getan hat, ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen. Ministerin Schwesig hat diese Woche ihre Pläne zur Einführung einer Frauenquote für Aufsichtsräte bekannt gegeben. Ab 2016 sollen in den börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen mit über 2.000 Beschäftigten mindestens 30 % der Aufsichtsräte Frauen sein. Zurzeit sind es im Schnitt nur 17 %.

Ich begrüße diese Pläne. Sie sind ein richtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Ich würde mir aber wünschen, dass die 30 % noch nicht das letzte Wort sind. Ich habe mich bislang immer für eine 40%ige Quote ausgesprochen. Daran halte ich fest.

Man könnte hier gestaffelt vorgehen und erst einmal eine Mindestquote von 30 % einführen, um dann ab 2017 die 40 % einzuführen. Das wäre für mich eine gute Perspektive.

Wir in Rheinland-Pfalz kämpfen schon lange für eine Quote. Rheinland-Pfalz hat zum Beispiel im September 2012 eine Gesetzesinitiative für eine Frauenquote im Bundesrat unterstützt, übrigens ebenso wie die beiden unionsgeführten Länder Saarland und Sachsen-Anhalt; aber die Union hat sich im Bundestag dann den Plänen einer stufenweisen Einführung einer Frauenquote verweigert. – Es ist gut, dass die Quote jetzt kommt; denn ohne eine gesetzliche Quote wird es keine nachhaltige Veränderung geben. Das sehen wir seit vielen Jahren sehr deutlich. Die geltende Selbstverpflichtung der Unternehmen bringt nichts, man kann sagen, sie ist gescheitert.

Wir werden auch die Pläne von Frau Ministerin Schwesig eng begleiten, die vorsehen, ab dem Jahr 2015 eine flexible Quote für Betriebe mit 500 bis 2.000 Beschäftigten einzuführen. Diese Pläne begrüßen wir außerordentlich. Die Betriebe sollen dann selbst bestimmen dürfen, wie hoch ihr Anteil in Aufsichtsräten, Vorständen und der obersten Managementebene sein soll. – Ich bin schon jetzt gespannt, wie die Ergebnisse dieser Initiative sein werden.

Liebe Frau Demuth, ich möchte auch kurz auf Ihr Thema der Nachbesetzung der Aufsichtsratsposten eingehen. Frau Demuth, ich bin sehr froh, dass wir im Kabinett gemeinsam beschlossen haben, eine sehr gute und ausgewogene Nachfolge in den Aufsichtsräten hinzubekommen. Darüber bin ich sehr froh, und ich bin den Kolleginnen und Kollegen im Kabinett auch sehr dankbar.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zurufe von der CDU)

Doch zurück zum Girls’Day und unseren jungen Mädchen. Wir wissen, dass sich die jungen Mädchen nach wie vor aus den 345 anerkannten Ausbildungsberufen immer wieder und immer noch für vier bis fünf typisch weibliche Berufe entscheiden. Dies sind Bürokauffrau, Verkäuferin, Arzthelferin, Friseurin und Kosmetikerin.

Unser gemeinsames Anliegen ist es, Rollenbilder aufzubrechen, zu informieren über Projekte wie Ada Lovelace für junge Studentinnen, gendersensible Berufsorientierung, Mädchen und Frauen in die MINT-Berufe, Girls’Day. Unser Ziel ist es, damit Mädchen und junge Frauen für andere technische und naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren und sie dafür zu begeistern. Der Girls’Day leistet hierzu einen sehr guten Beitrag; denn die Mädchen finden die Berufe interessant, und die Unternehmen melden uns zurück, dass 36 % dieser Girls’Day-Mädchen im Anschluss auch ein Praktikum oder eine Ausbildung in diesen Betrieben beginnen. Dies zeigt uns, dass der Girls’Day ein sehr gutes Instrument ist, und ich darf den jungen Frauen gute berufliche Entscheidungen und eine gute berufliche Zukunft wünschen.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat Frau Abgeordnete Spiegel das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Demuth, Sie sprachen davon, dass unsere Gesellschaft heute schon so offen und tolerant sei. Ich wünschte, es wäre so.

Fragen Sie einmal die Kfz-Mechanikerinnen, die Professorinnen, die Journalistinnen, die Frauen in der Wirtschaft, die Richterinnen und die Frauen im Handwerk. Fragen Sie sie einmal, ob sie in ihrem beruflichen Leben noch niemals Diskriminierung erfahren haben. Fragen Sie vor allen Dingen auch einmal – das ist sehr interessant – die wenigen weiblichen Pannenhelferinnen, was sie sich alles anhören müssen, wenn sie zu einem Pannenort kommen. Fragen Sie sie auch einmal, ob sie schon jemals von einem Mann wieder weggeschickt wurden. Ich glaube, was Offenheit und Toleranz angeht, müssen wir in unserer Gesellschaft noch eine ordentliche Schippe drauflegen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Wie können wir als Politiker unseren Beitrag dazu leisten, die Gesellschaft etwas offener und toleranter zu machen? – Ich glaube, indem wir weibliche Vorbilder in allen gesellschaftlichen Bereichen haben und indem wir auch nicht nur eine oder zwei Frauen irgendwo haben, sondern indem wir darauf setzen, eine kritische Masse an Frauen für alle beruflichen und gesellschaftlichen Bereiche zu bekommen,