Protocol of the Session on January 27, 2014

Ich habe mich in Holland gleich gut durchgesetzt und für die anderen Jugendlichen vieles erreicht. Wir waren zuerst zwei Wochen in der Quarantäne Rotterdam. Dann kamen wir in das Waisenhaus Gouda. Gouda ist bekannt für Käse. Von dort wurde mein Bruder entlassen und von einer Familie in Dordrecht als Pflegesohn aufgenommen. Das war der Vorbeter der Gemeinde. Einen Rabbiner gab es nicht. Übrigens hatte er seine BarMizwa in Gouda. Das ist wie hier die Konfirmation.

Es hat sich niemand um uns gekümmert. Wir waren Flüchtlingskinder. Mit denen wollten sie gar nichts zu tun haben. Ich bin dann von Gouda nach Amsterdam in die Quarantäne gekommen. In Amsterdam habe ich eine Zeit lang als Schuster und Schneider gearbeitet. Von dort ging es in das Lloyd-Hotel. Dort, wo das Lloyd Hotel damals stand, steht heute ein großes Gebäude mit Büros, aber es besteht auch wieder ein Lloyd Hotel in derselben Straße, aber nicht in Nr. 12, sondern viel weiter in einer ganz anderen Richtung.

Im ersten Jahr in Holland waren die Verhältnisse ziemlich normal. Holland wollte neutral bleiben. Aber für die Nazis war es viel einfacher, durch Holland und Belgien nach Frankreich einzumarschieren, als die Franzosen über die Maginot-Linie anzugreifen. Da hätten sie viel zu viel Menschen verloren.

Vorher hatte ich durchgesetzt, dass uns das amerikanische Konsulat am 1. Mai 1940 untersucht hatte. Sie hatten versprochen, wir bekommen Ende des Monats, das heißt, Ende Mai 1940, unser Visum. Dann habe ich sofort durchgesetzt, dass die holländische Regierung ihren Konsul in Kassel beauftragt, meiner Mutter ein Besuchsvisum für sechs Monate zu geben, damit wir zusammen nach Amerika auswandern konnten. Das Umzugsgut war schon im Schuppen von der HollandAmerika-Linie.

Aber am 10. Mai begann die Invasion. Da war ich in Rotterdam gewesen. Wir haben im Westersingel Nr. 30

auf dem Boden gelegen. Die Wände haben gewackelt. Wir haben gedacht, jeden Moment fällt eine Bombe auf uns. Aber wir haben überlebt.

Die Auswanderung ist natürlich nicht durchgegangen, und wir haben unsere Mutter nie wieder gesehen.

Unsere Mutter ist damals von Bad Kreuznach nach Fulda umgezogen; denn zu der damaligen Zeit wurden alle Juden in Judenhäusern zusammengepfercht, damit es leichter war, sie zu deportieren, um sie mitten in der Nacht oder ganz früh am Morgen abzuholen, zum Güterbahnhof zu bringen und in Viehwagen einzuladen.

Da wollte meine Mutter lieber in dem Hesdörffer’schen Haus in Fulda sein. Das war ein Judenhaus, und da war auch noch eine Schwester meines Vaters. Da war sie wenigstens mit der Familie zusammen. Sie hat in einem wehrwichtigen Betrieb gearbeitet, und wir hatten gehofft, das würde helfen. Es hat nicht geholfen. Sie ist am 30. Mai 1942 nach dem Osten abgeschoben worden.

Ich habe später, nachdem ich einen Computer hatte, festgestellt, dass der Transport über Kassel nach Sobibor gegangen ist. Alle, die in diesem Transport waren, sind drei Tage später für tot erklärt worden.

Die Schwester meines Vaters ist im September 1942 nach Theresienstadt gekommen. Von Bad Arolsen heißt es auch, nach dem Osten abgeschoben.

Wie ich selbst in Theresienstadt war, habe ich festgestellt, dass sie zwei Wochen später nach Treblinka deportiert wurde. Dort sind die Leute auch drei Tage später für tot erklärt worden.

Mein Bruder hat mir eines Tages einen Expressbrief geschickt: Die Listen für Dordrecht liegen bei der Zentralstelle. Ich bin auch dabei. Aber es hat ja gar keinen Wert, etwas zu unternehmen. Eines Tages werden sie uns doch alle verhaften. Hoffentlich treffen wir uns bald gesund mit Mutti wieder. –

Glauben Sie mir, es fällt mir schwer, das zu sagen. Das brauche ich an anderen Schulen nicht zu machen. Aber hier habe ich versprochen, ich werde das heute alles erzählen.

Durch meine guten Beziehungen habe ich dafür gesorgt, dass mein Bruder vorläufig zurückgestellt wurde als Assistent des Sekretärs vom „Joodsche Raad“. Das war der Judenrat. So wie die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland war das in Holland der „Joodsche Raad“, der Judenrat. Herr Katan, bei dem er im Haus war, war Vorbeter der Gemeinde. Rabbiner gab es dort nicht. Er konnte ihn nicht retten. Aber ich habe es durch meine Beziehungen fertiggebracht.

Ganz am Anfang, bevor die Deportationen angefangen hatten, wollten die Nazis die Pässe von uns haben, die Vermögenserklärung usw. So bin ich nach Amsterdam mit einer Reisegenehmigung gereist, ohne das ging es nicht. Dort hat mich Dr. Sluzker hingesetzt und gesagt: Hier sind die Fragebogen. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, kommen Sie zu mir, und dann helfe ich Ihnen weiter. – Ich habe mich hingesetzt und habe das

ausgefüllt. Das ging sehr rasch und sehr glatt. Ich bin dann zu ihm hin. Da hat er gesagt: Was wollen Sie wissen? Wo kommen Sie nicht weiter? – Da habe ich gesagt: Gucken sie sich das an! – Er hat es sich angeguckt und hat gesagt: Das ist mir noch nie vorgekommen, dass jemand das ohne irgendwelche Fragen ganz genau ausgefüllt hat. –

Das war mein Glück; denn er hat gesagt, wenn Sie einmal irgendwelche Schwierigkeiten haben, dann werde ich versuchen, Ihnen zu helfen. Er hat mir seine private Telefonnummer gegeben. Er konnte noch ein Telefon haben, weil er mit der Gestapo verhandelt hat. Die Vorsitzenden vom Judenrat, Professor Cohen und Herr Asscher von der Diamantfirma Asscher, konnten kein bzw. nicht genügend Deutsch. Sie haben jemanden gebraucht, der Deutsch sprechen konnte. Herr Dr. Sluzker kam aus Wien. Er war Jurist und Rechtsanwalt. Er hat mit den Deutschen verhandeln können.

Das erste Mal habe ich es durch meine guten Verbindungen fertigbekommen, dass mein Bruder als Assistent des Sekretärs, des Herrn Katan, zurückgestellt wurde.

Im November haben die Nazis erfahren, wo die jüdische Gemeinde die Torarollen versteckt hatte. Sie wissen sicher alle, was das ist. Die Torarollen sind die Rollen, auf denen die fünf Bücher Moses geschrieben sind.

Sie haben zunächst die Männer verhaftet. Ich habe gesagt, wenn sie die Männer verhaften, dann kommen kurz danach auch die Frauen und die Kinder. Ich habe meinem Bruder gesagt, er soll nicht zu Hause schlafen. Er hat als Elektriker gearbeitet. Er war dort noch ein Jahr auf der Schule, hat gut holländisch gesprochen. Als Elektriker wollte er immer schon arbeiten.

Die Leute, bei denen er im Kino immer die Reklame gemacht hat, hatten ihm angeboten, dass sie ihn verstecken. Seine Pflegemutter hat drei kleine Kinder gehabt, geboren 1936, 1938 und 1940. Sie hat ihn auf den Knien gebeten, er soll sie doch nicht allein lassen. Er hat ein zu gutes Herz gehabt.

Ich habe durch Herrn Dr. Sluzker fertiggebracht, dass er eine Umzugsgenehmigung nach Arnheim bekommt, wo ich damals gelebt habe; denn als die Nazis England angreifen wollten, musste alle Ausländer und alle, die eventuell hätten spionieren können, ins Hinterland verlegt werden. Da sind wir nach Arnheim gekommen in das Jongenshuis. Dort waren aber auch einige Mädchen, nicht sehr viele, aber ein kleiner Teil.

Das Haus besteht heute nicht mehr. Es war direkt hinter dem Bahnhof. Der Bahnhof ist vergrößert worden, da haben sie das Haus abgerissen, weil sie den Platz für den Bahnhof nötig hatten.

Mein Bruder hat nicht auf mich gehört und ist im November zu Hause geblieben, auch am Morgen nicht wie normal zur Arbeit gegangen. Ich hatte seinen Anruf erwartet; denn ich habe gesagt, wenn du heute Nacht nicht zu Hause schläfst, bekommst du bis morgen eine Reisegenehmigung nach Arnheim, unterschrieben von Aus der Fünten. Das war der Hauptsturmbannführer.

Dann kann dich niemand mitnehmen. – Das hat er aber nicht gemacht.

Dann habe ich bei seinem Chef angerufen, und der hat gesagt: Er wird sicher jeden Augenblick kommen. – Da habe ich gesagt: Bitte schauen Sie einmal, was da los ist, und holen Sie ihn, damit er nicht zu Hause bleibt. – Wie sie dann hingekommen sind, stand gerade der Überfallwagen davor, und die Frau mit den drei kleinen Kindern und mein Bruder sind verladen worden.

Also habe ich bei der Polizei angerufen. Sie waren ganz verwundert. Er war noch keine fünf Minuten dort eingeliefert worden, als ich dort angerufen habe. Ich habe ihnen erklärt, dass eine Reisegenehmigung für ihn unterwegs ist. Die haben dann mit den SS-Leuten gesprochen. Die Antwort war: Kümmern Sie sich um Ihren Dreck. Die Juden sind unsere Angelegenheit. Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie mitkommen. –

Das ist woanders aber auch passiert. Es ist erzählt worden. In Frankfurt sind die Leute alle in der Markthalle verladen worden. Da hat eine Frau gefragt: Was macht ihr denn mit den Leuten? – Die Antwort war: Wenn Sie es genau wissen wollen, können Sie mitkommen. –

Sie haben zum Teil wahrscheinlich auch gar nicht gewusst, was passiert. Aber zum Schluss muss jeder gewusst haben, was in Auschwitz passiert ist; denn sie haben Urlaub bekommen, und zwar sowohl die SS als auch die Wehrmacht. Sie haben bestimmt zu Hause erzählt, was geschehen ist. Aber niemand wollte darüber reden. Sie haben alle davor Angst gehabt.

Im Jahre 1942 habe ich dann dem Obersturmführer ein Telegramm geschickt, dass mein Bruder als Elektriker zurückgehalten wird, bis ich selbst nachkommen kann. Der Obersturmführer ist am nächsten Morgen zu Dr. Wachtel gegangen. Das war am Montagmorgen. Er hat gefragt: Was geht da vor? – Ich hatte Herrn Dr. Wachtel einen Expressbrief geschrieben und habe ihn auch angerufen. Mein Chef hat mich anrufen lassen. Ein paar Mal hat die Gestapo gesagt: Wir schneiden Ihnen das Telefon ab, wenn Sie noch einmal einen Juden telefonieren lassen. – Da hat er gesagt: Du rufst an. Ich weiß, du rufst nur an, wenn es absolut notwendig ist. –

Dann habe ich unter dem Namen „Joodsche Raad“, also Judenrat, angerufen; denn inzwischen hatte ich am Abend nach meiner Arbeit noch Rücksäcke und Brotbeutel zugeschnitten. Die sind dann am nächsten Tag von Mädchen an der Nähmaschine vernäht worden. Ich hatte also einen Ausweis und konnte sagen, „Joodsche Raad“.

Als ich nach Amsterdam zu Sluzker kam, standen immer zwei Leute vor seinem Büro, die Wache gehalten haben: Ach, da kommt der junge Mann aus Arnheim, ja, gehen sie nur hinauf, Dr. Sluzker ist oben. –

Der Antrag ist gestellt worden. Die Kartothek-Karte meines Bruders hätte zur Seite gelegt werden sollen, bis der Kommandant seine Entscheidung getroffen hatte. So lange hätte er nicht deportiert werden sollen. Aber aus Versehen ist das nicht gemacht worden. Er kam auf die Transportliste vom Dienstag. 3 Wochen später hat der

Kommandant den Antrag angenommen. Mein Bruder hätte bis zum Kriegsende als Elektriker in Westerbork bleiben können, wie mein Freund Alfred Casparius, der als Optiker nie deportiert wurde. Es ging jeden Dienstag ein Transport ab. Die ersten Transorte gingen alle nach Sobibor. Aber das war alles zu beschwerlich für die SS.

In Sobibor und Treblinka haben sie die Leute in große Lastwagen eingepfercht und die Auspuffgase in das Wageninnere geleitet. Die Leute sind erstickt. Dann haben sie mit den Leichen zu tun gehabt. Entweder mussten sie sie verbrennen oder beerdigen. Es musste eine „menschlichere Methode gefunden werden, um die jüdische Rasse auszurotten“, so Heinrich Himmler.

Sie haben dann in Auschwitz Gaskammern und Krematorien eingerichtet. Die ersten Transporte von Holland gingen alle nach Sobibor, danach nach Auschwitz. Auf dem Zug stand, „Westerbork – Auschwitz, Auschwitz – Westerbork, bitte nicht auseinanderhängen“. Die Züge sind am Dienstag voll nach Auschwitz gegangen, kamen dann leer zurück, und am nächsten Dienstag gingen sie wieder voll nach Auschwitz.

Von dort ist nie ein Lebenszeichen gekommen. Jeder hat sich gesagt, die Menschen können dort gar nicht am Leben erhalten werden, das wäre ja die größte Stadt in Europa; denn es kamen nicht nur Transporte aus Holland, sondern aus allen besetzten Gebieten, Belgien, Frankreich, Griechenland, Jugoslawien, den Balkanländern, natürlich Österreich.

Ich wusste von meiner Familie, dass wahrscheinlich niemand mehr leben wird. Als im Dezember 1942 in Arnheim eine Razzia war, musste die holländische Polizei immer mithelfen. Die hat uns wissen lassen, heute Abend ist eine Razzia vorgesehen. Ich hatte einen Antrag für eine Reisegenehmigung gestellt. Dieser wurde abgewiesen. Man hat gleich wieder einen neuen Antrag gestellt. In einer halben Stunde werden wir die Antwort haben, die wir dringend notwendig hatten, weil ich doch Rucksäcke und Brotbeutel vorbereitet hatte. Dieser wurde nach einer halben Stunde abgewiesen. Zu mir kommt Günter Kaufmann herein und sagt, „wenn man sich von den Hunden nicht schnappen lassen will, dann muss man weg von hier. Alfred Wallenstein, der in demselben Zimmer gewohnt hat, hat gesagt, wenn Hesdörffer geht, komme ich mit. Da habe ich gesagt, ich kann nichts verlieren, ich komme mit.

Ein Junge, der keinen Judenstern tragen musste, kam aus einer Mischehe. Also manche mussten einen Judenstern tragen, manche nicht. Das war ganz unterschiedlich. Den Jungen haben wir zum Bahnhof geschickt, der um die Ecke war. Ihm wurde gesagt, hole drei Fahrkarten nach Amsterdam. Er kam zurück und sagte, durch den Eingang könnt ihr nicht gehen, da stehen die holländischen Nazis, aber ihr könnt durch den Ausgang gehen. Wenn man einen gültigen Fahrausweis hatte, konnte man durch den Ausgang hineingehen. Das haben wir gemacht.

Als wir in Amsterdam ankamen, sind wir zu einer Familie Gluskinos gegangen. Dort hat die Schwester von Alfred Wallenstein gearbeitet. Die Leute waren entsetzt über das, was wir gemacht haben: Ihr seid in Schwierigkeiten.

Wenn wir euch helfen können, werden wir helfen, aber ich weiß nicht, ob wir das fertigbekommen. – Da habe ich gesagt, wollen wir zunächst einmal feststellen, ob wir heute Nacht in der Wohnung bleiben können oder uns draußen in der Kälte – es war Dezember 1942 – irgendwo in eine Nische legen, und sie geben uns eine Decke oder so etwas, damit wir uns zudecken können. Nein, ihr könnt in der Wohnung übernachten. Es hätte ja gerade eine Razzia in der Gegend durchgeführt werden können.

In Amsterdam waren jeden Tag außer Sonntag Razzien. Man wusste nie, wo und in welcher Gegend.

Jedenfalls habe ich gefragt, ob wir hierbleiben können. Dann haben sie gesagt, Alfred kann mit seiner Schwester im Zimmer schlafen, und ihr zwei könnt euch auf die Couch oder in den Sessel legen. Ich habe gesagt, morgen früh nähen wir wieder unsern Judenstern an und gehen in die Jan van Eijckstraat zu Dr. Sluzker. Was, sie kennen Dr. Sluzker? – Ja, habe ich gesagt, der hat mir schon verschiedentlich geholfen. Das ist auch der Einzige in Holland, der euch helfen kann, antwortete Herr Gluskinos.

Er hat mir zuliebe geholfen, hat aber gesagt, den Mund halten. Sie kommen morgen früh hierher, dann habe ich die Papiere für euch fertig. Das war an einem Samstagmorgen. Ich bin dorthin gegangen, und er hat mir zurückdatiert eine Umzugs- und Reisegenehmigung von Arnheim nach Amsterdam für Heinz Hesdörffer, Günter Kaufmann und Alfred Wallenstein gegeben.

Ich habe mit niemandem gesprochen, Alfred Wallenstein auch nicht, aber Günter Kaufmann hat von seinen Heldentaten gesprochen. Eine meiner Cousinen in Amerika hatte Tante und Onkel in Amsterdam. Dorthin bin ich oft gekommen. Die haben mich gefragt, ob Sluzker wieder geholfen hat. Ich konnte doch nicht nein sagen, habe aber gebeten, nicht darüber zu reden.

In Holland hat man damals gesagt, die Mauern haben Ohren. Man soll nur den Mund halten. Die konnte aber den Mund nicht halten, und ich habe Angst gehabt, zu Sluzker zu gehen. Aber nach 14 Tagen bin ich doch hingegangen, um mich zu bedanken und habe ihn gefragt, kann ich in Ihrer Abteilung arbeiten; denn das war damals die beste Möglichkeit, die Deportation zu verzögern.

Da hat er gesagt, bei mir können nur Leute arbeiten, die sehen und schweigen können. Wenn die Gestapo gehört hätte, was ich gehört habe, was über euch drei Jungen geredet wurde, dann wäret ihr auf Straftransport gegangen, und was sie dann mit mir gemacht hätten, weiß ich nicht. In Zukunft kann ich Ihnen nicht mehr helfen.

Wir mussten dann von einem Herrn Miranda untergebracht werden. Er hätte uns im Judenviertel unterbringen können. Dort waren alle Juden zusammengepfercht. Er hat uns aber im Süden im Merwedeplein Nr. 37/II untergebracht, in der die Familie Frank von 1934 bis Juli 1942 gelebt hatte. Als Margot, die ältere Schwester von Anne Frank, deportiert werden sollte, ist die ganze Familie in das schon lange vorbereitete Versteck in der Prinsengracht gegangen. Dort hat die Anne das Tagebuch geschrieben, das später veröffentlicht wurde.

Wir sind dann morgens eine Stunde an das andere Ende der Stadt zu einem Schuppen gelaufen und haben Metall aussortiert. Das war wehrwichtig; denn sie haben alle Metalle nötig gehabt. Auch Silberpapier war dabei. Das musste alles separat sortiert werden. Wir sind eine Stunde hin und eine Stunde zurückgelaufen. Wir haben abends wenigstens ein warmes Essen in einer Pension bekommen. Dann haben wir uns in unser Zimmer zurückgezogen.

Erst später habe ich festgestellt, dass wir in der Wohnung gelebt haben, in der die Franks gelebt hatten. Das habe ich erst viel später nach dem Krieg festgestellt. Damals wussten wir das gar nicht.