Protocol of the Session on October 20, 2011

................................................................................................................... 632, 633, 722 Abg. Bracht, CDU:......................................................................................................................................... 669 Abg. Brandl, CDU:................................................................................................. 637, 699, 703, 704, 705, 707 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................... 682, 692, 693 Abg. Dr. Enders, CDU:.................................................................................................................................. 719 Abg. Dr. Konrad, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................. 674 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.......................................................................................................................... 686 Abg. Dr. Schmidt, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................... 720 Abg. Dr. Weiland, CDU:................................................................................................................................. 659 Abg. Dröscher, SPD:............................................................................................................................. 672, 718 Abg. Frau Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................ 652, 658, 702, 708 Abg. Frau Brück, SPD:.................................................................................................................................. 635 Abg. Frau Dickes, CDU:................................................................................................................ 634, 636, 638 Abg. Frau Elsner, SPD:................................................................................................................................. 633 Abg. Frau Klöckner, CDU:..................................................................................... 636, 637, 679, 687, 690, 693 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................................................... 710 Abg. Frau Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................ 637 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................... 641, 644, 711 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:......................................................................................... 700, 704, 707 Abg. Frau Schmitt, SPD:....................................................................................................................... 654, 657 Abg. Frau Schneid, CDU:.............................................................................................................................. 638 Abg. Frau Thelen, CDU:................................................................................................................................ 669 Abg. Frau Wieland, CDU:.............................................................................................................................. 638 Abg. Fuhr, SPD:............................................................................................................................................. 723 Abg. Guth, SPD:............................................................................................................................ 681, 682, 694 Abg. Hartenfels, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................................. 689 Abg. Henter, CDU:................................................................................................................................. 653, 657 Abg. Hering, SPD:......................................................................................................................... 690, 691, 695 Abg. Hüttner, SPD:................................................................................................................ 631, 640, 644, 709 Abg. Johnen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................................... 715 Abg. Noss, SPD:............................................................................................................................................ 628 Abg. Puchtler, SPD:....................................................................................................................... 631, 664, 666 Abg. Ramsauer, SPD:................................................................................................................... 631, 645, 650 Abg. Schmitt, CDU:........................................................................................................................................ 713 Abg. Schneiders, CDU:.......................................................................................................................... 639, 643 Abg. Schreiner, CDU:............................................................................................................ 647, 651, 662, 696 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................. 648, 651, 666, 697, 724 Abg. Wehner, SPD:....................................................................................................................................... 714 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................... 628, 632 Beck, Ministerpräsident:................................................................................................................................ 705 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:............................................................................................................ 648, 698 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:..................................................... 712 Frau Dreyer, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie:.......................................... 675, 721 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:............................. 717

............................................................................... 725 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:............................................ 628, 631, 632, 633, 642............................................................................................................................................... 645, 655, 658, 702 Frau Reiß, Staatssekretärin:.................................................................................. 634, 635, 636, 637, 638, 639 Stolper, Staatssekretär:......................................................................................................................... 684, 686 Vizepräsident Dr. Braun:....................................................... 648, 650, 651, 652, 653, 654, 655, 657, 658, 659............................................................................................... 696, 697, 698, 699, 700, 702, 703, 704, 705, 707............................................................................................................................................................... 708, 709 Vizepräsident Schnabel:........................................................ 659, 662, 664, 666, 672, 673, 675, 679, 681, 684....................................................................................................... 685, 686, 687, 689, 690, 691, 692, 693, 694 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................ 628, 631, 632, 633, 634, 635, 636, 637, 638, 639............................................................................................... 640, 641, 642, 643, 644, 645, 646, 710, 711, 712............................................................................................... 713, 714, 715, 717, 718, 720, 721, 722, 723, 724............................................................................................................................................................... 725, 726

12. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 20. Oktober 2011

Die Sitzung wird um 09:31 Uhr von Vizepräsidentin Frau Klamm eröffnet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 12. Plenarsitzung.

Entschuldigt sind für heute Herr Landtagspräsident Joachim Mertes und Frau Staatsministerin Eveline Lemke, die an einer Wirtschaftsreise nach Brasilien teilnehmen. Entschuldigt sind die Herren Abgeordneten Dieter Klöckner und Fredi Winter. Frau Staatsministerin Ahnen nimmt an der Kultusministerkonferenz in Berlin teil. Herr Dr. Carsten Kühl kommt etwas später. Herr Staatssekretär Dr. Salvatore Barbaro und Herr Staatssekretär Dr. Thomas Griese nehmen an einer Sitzung des EUBegleitausschusses teil und sind damit auch entschuldigt.

Als schriftführende Abgeordnete sind für heute Morgen Herr Kollege Wolfgang Schwarz und Herr Kollege Marcus Klein benannt worden.

Ich rufe Punkt 9 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 16/454 –

Ich weise darauf hin, dass die Mündlichen Anfragen Nummer 1 und 15 sowie die Mündlichen Anfragen Nummer 4 und 7 gemeinsam behandelt werden sollen. Wird dagegen Widerspruch erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Hans Jürgen Noss, Dr. Tanja Machalet und Fredi Winter (SPD), Bundesgartenschau 2011 in Koblenz – Nummer 1 der Drucksache 16/454 –, sowie die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Nils Wiechmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) , Großer Erfolg der Bundesgartenschau in Koblenz – Nummer 15 der Drucksache 16/454 – betreffend, auf.

Wer trägt vor? – Bitte schön, Herr Kollege Noss.

Frau Präsident, bezüglich der Bundesgartenschau fragen wir die Landesregierung:

1. Welches Fazit zieht die Landesregierung im Hinblick auf die Bundesgartenschau 2011 in Koblenz?

2. In welcher Höhe sind im Zuge der Bundesgartenschau finanzielle Landesmittel bewilligt worden?

3. Wie hat das Land die Stadt Koblenz bei der Vorbereitung und Durchführung der Bundesgartenschau unterstützt?

4. Welche weiteren Auswirkungen erwartet die Landesregierung von der Bundesgartenschau 2011 auf die Stadt Koblenz und die Region?

Herr Innenminister, Sie haben das Wort:

(Bracht, CDU: Es ist noch die nächste Mündliche Anfrage zu verlesen!)

Entschuldigung. Zunächst ist natürlich noch die Nummer 15 zu verlesen, Herr Bracht.

Herr Kollege Wiechmann, Sie haben das Wort.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie bewertet die Landesregierung die Bilanz der BUGA insbesondere in Bezug auf wirtschaftliche und touristische Aspekte?

2. Welche Aspekte sind aus Sicht der Landesregierung die wichtigsten, die es bei der Umsetzung eines umfassenden Nachnutzungskonzepts der BUGA zu beachten gilt?

3. Inwieweit sollen die Bürgerinnen und Bürger an der Erarbeitung eines Nachnutzungskonzepts der BUGA beteiligt werden?

4. Welche Chancen sieht die Landesregierung, um auch nach der BUGA den Schwung zu nutzen und einen qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Tourismus in Koblenz und der Region Mittelrhein zu fördern und zu gewährleisten?

Herr Innenminister, jetzt haben Sie das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich beginne mit der Mündlichen Anfrage Nummer 1.

Die Mündliche Anfrage Nummer 1, Bundesgartenschau 2011 in Koblenz, beantworte ich für die Landesregierung wie folgt:

Die erste Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz ist die größte Veranstaltung, die Rheinland-Pfalz in seiner Landesgeschichte erlebt hat, und damit ein herausragendes, quasi historisches Ereignis nicht nur für Koblenz. Sie hat mit einem Besucherrekord von über 3,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern abgeschlossen. Die meisten davon kamen aus RheinlandPfalz, womit erneut unter Beweis gestellt wurde, dass

Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer Gartenschauen lieben. Zusammen mit der Landesgartenschau in Bingen hat die Welterberegion Oberes Mittelrhein in drei Jahren weit über 5 Millionen Besucherinnen und Besucher gewonnen.

Die Bundesgartenschau bleibt für eine ganze Generation das wichtigste Infrastrukturprogramm für das Oberzentrum Koblenz und damit für die Region Mittelrhein. In fünf großen Kapiteln, nämlich Verkehr, Wohnumfeld, Wirtschaft, Tourismus und Kultur, wurde Koblenz in kurzer Zeit, nämlich zwischen 2006 und 2011, im wahrsten Sinne des Wortes verwandelt.

Das Land hat mit großen finanziellen Investitionen die erste Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz mit möglich werden lassen. Im Koalitionsvertrag von 2001 hat die Landesregierung die Unterstützung einer Bundesgartenschau in Koblenz erklärt. Im Jahr 2005 wurde die Finanzzusage auf eine Summe von bis zu 49 Millionen Euro konkretisiert. Im Zuge der Bundesgartenschau sind bislang finanzielle Landesmittel in Höhe von 46.119.250 Euro bei zuwendungsfähigen Gesamtkosten von 54.257.960 Euro bewilligt worden.

Ergänzt wird dieses finanzielle Engagement am BUGAEtat um rund weitere 110 Millionen Euro insbesondere für Städtebau, Hochwasserschutz und Renovierungen. Ich will beispielsweise die Festung Ehrenbreitstein, das Schloss Stolzenfels, die Jugendherberge, die Kasernengebäude Marstall und andere nennen. Insgesamt hat das Land damit rund 160 Millionen Euro investiert. Koblenz ist damit momentan die finanziell am stärksten geförderte Stadt in Rheinland-Pfalz.

(Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zu Recht!)

Das hätte auch in meinem Manuskript stehen können, Herr Wiechmann. Es stand aber nicht in meinem Manuskript.

Mit diesen großen öffentlichen Investitionen wurden die privaten Unternehmen ermutigt, aktiv zu werden. Gerade in den wirtschaftlichen Krisenjahren 2009 und 2010 war die Baustelle Koblenz das größte regionale Konjunkturprogramm in Rheinland-Pfalz. Die BUGA hat viele klein- und mittelständische Betriebe durch die Krise getragen. Wir sagen, ein BUGA-Euro löst fünf Euro weitere Investitionen aus.

Das Land hat die BUGA aber nicht nur in finanzieller Hinsicht unterstützt. Mehr als 40 Landesbehörden waren zum Teil seit Jahren mit dem Werden und Wachsen der BUGA befasst. Die Rheinland-Pfalz-Bühne war das Schaufenster ins Land und bot mit 1.600 Veranstaltungen mit mehr als 23.000 ehrenamtlich Aktiven aus allen Regionen zahlreiche Möglichkeiten, sich an der BUGA zu beteiligen.

Die Landesregierung hat erstmals seit dem Wiederaufbau des Hambacher Schlosses in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Projekt mit einem Beauftragten begleitet und zentral koordiniert. Es darf nicht vergessen werden, erstmals hat ein Land an allen Landesgrenzen für eine Gartenschau geworben. Die

102 Grenzschilder waren eine einzigartige Werbeaktion für Koblenz, die sich ganz offensichtlich ausgezahlt hat.

Die Bundesgartenschau hinterlässt viele Spuren nicht nur durch Seilbahn und Schrägaufzug, sondern sie geht auch als Leuchtturmprojekt einer nachhaltigen Stadtentwicklung in die Geschichte ein. Mit den Investitionen und Umbauten der Jahres 2006 bis 2011 bleibt die Stadt für viele Jahre ein attraktiver Wohn-, Urlaubs- und Arbeitsort.

Das größte Projekt der Wohnumfeldverbesserung rund um die BUGA ist weiter planmäßig im Bau. Der Hochwasserschutz für die drei Stadtteile Lützel, Neuendorf und Wallersheim sichert stadtnahen Wohnraum und belebt die Stadtteile, die von den Überschwemmungen der vergangenen 20 Jahre besonders betroffen waren.

Erstmals seit den Planungen von Peter Joseph Lenné gibt es wieder ein bürgerfreundliches Konzept für Schloßstraße und Kurfürstliches Schloss. Die Flaniermeile durch das Schloss und am Rhein begeistert die Besucherinnen und Besucher. Die Tiefgarage am Schloss gibt den Bewohnern der Innenstadt den öffentlichen Raum zurück. Die Rheintreppen am Schloss werden weiter ein gut besuchter Treffpunkt für Koblenz und seine Gäste bleiben.

Der neue Schienenhaltepunkt Mitte belebt die Innenstadt und bindet die Umlandgemeinden an die wichtigste Koblenzer Einkaufsmeile an.

Die Ufermauern und Kaianlagen der Altstadt an Rhein und Mosel sind für mindestens eine Generation gesichert. Die neuen Schiffsanleger und die unterirdischen Versorgungsstationen am Altstadtufer sichern Koblenz als attraktiven Hafen für Schiffsreisende. Die Rheinfähre zwischen Altstadt und Ehrenbreitstein ist für viele Bewohner wieder ein regelmäßiges Verkehrsmittel.

Koblenz als attraktives Tor zum Weltkulturerbe Oberes Mittelrhein, das reiche Kulturerbe der Region Mittelrhein, wurde restauriert und der Bevölkerung im neuen Glanz zurückgegeben. Auch in den nächsten Jahren werden die Investitionen in das kulturelle Erbe von Schloss Stolzenfels und der Festung Ehrenbreitstein viele Menschen nach Koblenz führen. Auch das war Ziel und Zweck der dauerhaften Investition in die Bundesgartenschau.

Die restaurierte Festung Ehrenbreitstein und ihr neuer Festungspark mit dem Holzbauwerk werden als Kulturzentrum und Familienpark – auch das war uns sehr wichtig – am Mittelrhein in den kommenden Jahren wichtige Impulse für die Verbindung von Kultur, Tourismus und Freizeit geben. Die drei großen und erfolgreichen Ausstellungen „Lenné“, „Grabkultur“ und die Rheinland-Pfalz-Präsentation werden bis ins nächste Jahr verlängert. Mit der BUGA haben sich die Stadt Koblenz und die Region Mittelrhein auf den Weg gemacht, in die Champions League der deutschen und europäischen Urlaubsregionen zurückzukehren. 13 hoch attraktive Reiseziele in der Region haben sich als Meisterwerke der Region zusammengefunden und gewinnen durch ihre Kooperation neue Gäste. Damit haben Gastronomie und Hotellerie in Koblenz und im Umkreis von mindes

tens 15 Kilometern von den hohen Gästezahlen profitiert und die große Chance, dies auch in Zukunft zu tun.

Beispielhaft sei hier die neu entstandene Jugendherberge genannt, die mit der Renovierung zu einem erfolgreichen Familienhotel geworden ist und sich, wie auch die neu entstandenen privaten Hotels, vor Anfragen kaum retten kann.

Die Erfolgsgeschichte der Bundesgartenschau setzt sich auch beim Kassensturz fort. Am Ende steht ein satter Gewinn im Durchführungshaushalt von 13 Millionen Euro. Ich möchte mich insoweit der Aussage von Herrn Oberbürgermeister Professor Dr. Joachim HofmannGöttig anschließen, der am Dienstag nach der Aufsichtsratssitzung gegenüber der Presse verkündete: „Das ist ein fantastisches Ergebnis, an das niemand geglaubt hätte.“ Das hat wirklich kaum einer glauben können.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)