Protocol of the Session on May 14, 2009

„Gleichberechtigung funktioniert nicht als Einbahnstraße. Emanzipation kann langfristig nur dann funktionieren, wenn auch Männer einbezogen werden. Deshalb muss es auch für Jungen Programme geben, die ihnen helfen, Rollenerwartungen infrage zu stellen, sich neu zu definieren und so ihre Handlungsoptionen zu erweitern.“

Zum Schluss möchte ich vor diesem Hintergrund appellieren, dass auch Sie von der SPD dem Antrag von CDU und FDP zustimmen und zukünftig einen gemeinsamen Zukunftstag für Mädchen und Jungen einrichten.

(Beifall der CDU)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, erlauben Sie mir kurz einige persönliche Worte.

Zum 15. Juni werde ich mein Mandat niederlegen und mich neuen spannenden Herausforderungen stellen.

Ich möchte Ihnen – Ihnen allen – daher Dank sagen für die gute Zusammenarbeit. Insbesondere erinnere ich mich gern an die manchmal kontroverse, aber doch auch sehr konstruktive Diskussion um die landesplanerischen Themen anlässlich der Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihnen weiter alles Gute! Dem Hohen Haus und seinen Parlamentariern wünsche ich weiterhin streitbare und lebhafte Debatten zum Wohle von Rheinland-Pfalz und seinen Bürgern.

Vielen Dank.

(Beifall im Hause)

Vielen Dank.

Das Wort hat Frau Kollegin Sahler-Fesel, nicht Herr Kollege Schweitzer.

(Heiterkeit im Hause)

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich müsste beinahe sagen, sehr geehrter Herr Schweitzer.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Liebe Frau Wopperer, es wird Sie nicht verwundern, dass ich Ihnen und wir Ihnen als SPD-Fraktion heute kein Abschiedsgeschenk überreichen werden. In der Analyse der Situation – die muss ich nicht wiederholen,

sind wir uns voll und ganz einig –: Auch im Jahr 2009, trotz Gleichberechtigung und trotz Gleichstellung, haben wir immer noch das Berufswahlverhalten von Mädchen und Jungen überwiegend geschlechtsbezogen.

Die Anhörung in der SPD-Fraktion hat Ende 2007 genau das wieder bestätigt. Traditionelle Frauenberufe werden auch traditionell von Mädchen gewählt und zeichnen sich – man darf es nicht vergessen – durch meist geringes Einkommen, durch weniger Aufstiegschancen und durch familienunfreundliche Arbeitszeiten aus. Das ist das ganz große Problem.

Dieses Berufswahlverhalten greift der Girls’Day auf. Seit 2002 beteiligt sich die Landesregierung Rheinland-Pfalz an diesem Girls’Day. Wir können mit Stolz auf unser Land schauen; denn wir haben eine landesweite Beteiligung, die von Jahr zu Jahr sowohl in den Angeboten seitens der Betriebe und Unternehmen, aber auch in den Nachfragen zugenommen hat.

Dieser Girls’Day ist landesweit – ich denke auch bundesweit – ein Leuchtturmprojekt. Er hat ein Alleinstellungsmerkmal und zum Ziel ganz klar die gezielte Förderung von Mädchen und Jungen bei der Auswahl von Berufen und den Kenntnissen in diesen Berufen. Er soll den Betrieben die Möglichkeit zu geben, ohne Konkurrenzsituation die Mädchen kennenzulernen, einen Tag lang zu erleben und entsprechend zu fördern. Es ist e i n Baustein in der Förderung von Mädchen.

Sehr geehrte Frau Wopperer, die Jungenförderung so ziemlich alleine an der Berufswahl festzumachen, ist einfach zu kurz gesprungen.

(Frau Wopperer, CDU: Habe ich doch gar nicht!)

Studien, wie auch PISA und IGLU, sagen uns ganz klar, dass die Jungen im Bildungssystem zurückbleiben. Ich sage es hier pauschal, weil es eigentlich jeder kennt: Die Mädchen machen bessere Schulabschlüsse, ohne sie allerdings in der Berufslaufbahn entsprechend zu verwerten.

Sie gehen absolut vor in der Lesekompetenz und auch in der Lösung komplexer Aufgaben, um nur einmal zwei Beispiele zu nennen, wo die Mädchen den Jungen absolut den Rang ablaufen. Aber auch auf den traditionellen Jungenfeldern wie Physik und Chemie haben die Mädchen absolut aufgeholt und überholen die Jungen.

Eine der Begründungen, die dafür gesucht werden, ist das Fehlen der männlichen Bezugspersonen in Erziehung und Schule. Die Fragestellung muss aber sein, damit wir hier nicht im Nebel stochern: Wie sieht denn effektive Jungenförderung aus? Was können wir machen? Wie kann man frühzeitig ansetzen? –

Die Landesregierung hat das Problem schon sehr früh erkannt und schon lange reagiert; denn seit 2001 fördert die Landesregierung die Fachstelle „Jungenarbeit“, die auch Mitglied im landesweiten Netzwerk „Neue Wege für Jungs“ geworden ist, mit dem Ziel, bei den Jungs Interesse an sozialen Berufen zu wecken, und zwar nicht mit einem Tag, sondern mit einer kontinuierlichen Begleitung von der 5. bis zu 10. Klasse, sodass hier nicht nur

ein Highlight geboten wird, sondern kontinuierlich versucht wird, an diesem Verhalten etwas zu ändern.

Zum Weiteren gibt es seit dem Schuljahr 2008/2009 einen Modellversuch an drei Grundschulen „Geschlechtsbewusste Grundschule – Jungenförderung in der Ganztagsschule“. Das läuft in Kooperation mit dieser Fachstelle. Das Projekt wird 2010 abgeschlossen sein. Ziel ist natürlich, bei positiven Erfahrungen in der Pädagogik dies auch auf die weiteren Ganztagsschulen auszuweiten.

Meine Damen und Herren, komplexe Probleme mit einem zusätzlichen Tag lösen zu wollen, erscheint uns absolut nicht zielführend. Seit Jahren engagieren sich Betriebe und Unternehmen in hohem Maße, nicht nur beim Girls’Day.

Wir haben Berufspraktika, die in der Schule, sprich in Betrieben gemacht werden, und Sozialpraktika. Wir haben den Praxistag in der Hauptschule eingeführt. Es wird im Laufe des Schullebens jedem Schüler und jeder Schülerin die Möglichkeit geboten, die Berufswelt kennenzulernen und auszuwählen.

Stellen wir uns jetzt nicht hierhin und tun so, als ob die Jungen diese Möglichkeit nicht bekämen. Das ist einfach falsch. Der Ersatz des Girls’Days durch einen Zukunftstag für Jungen und Mädchen, was sich gut anhört

(Frau Wopperer, CDU: Eine Ergänzung!)

es steht ganz klar drin, praktischerweise sollte man dies an einem Tag machen; dann ist es keine Ergänzung, sondern ein Ersatz –, führt zur Verwässerung der eigentlichen Aufgabenstellung des Girls’Days, führt dazu, dass die Mädchen wieder der Konkurrenzsituation ausgesetzt sind.

Es hat sich – Ihren Pressemeldungen zum Trotz – gezeigt, auch in den Bundesländern, die diesen GenderDay – wie er manchmal heißt – eingeführt haben, dass hier wieder typische Rollenmuster bedient werden und es doch wieder so kommt, dass sich Jungen typische Jungsberufe auswählen und die Mädchen wieder in die typischen Frauenberufe hineingehen.

(Frau Wopperer, CDU: Das kann man doch trennen!)

Was es bedeutet, dass ein Tag in Brandenburg sich bewährt hat, so habe ich keine Ahnung, was Brandenburg mit dem Tag erreichen will.

Es hat alles funktioniert, es ist keiner verlorengegangen, und alle waren am nächsten Tag wieder froh in der Schule. Das ist auch eine Bewährung.

(Beifall der SPD)

Ein Zukunftstag sieht zwar gut aus, und der Aktionismus kommt auch gut an, aber er bringt uns der Lösung der Probleme keinen einzigen Schritt näher.

(Baldauf, CDU: Eine Superrede von Frau Wopperer!)

Darüber muss man sich einfach bewusst sein: Ein schöner Tag ist nicht das einzige, was wir diesen Jugendlichen bieten wollen.

Ich möchte zum Abschluss kommen und die folgenden Punkte noch einmal ganz klarstellen: Solange es trotz der besseren Abschlüsse arbeitsmarktpolitische Nachteile für Frauen und Mädchen gibt, solange Frauen sogar bei gleicher Tätigkeit um bis zu 23 % weniger verdienen als Männer, solange der Equal Pay Day, der in diesem Jahr am 18. März stattfand, nicht am 31.12. eines jeden Jahres begangen werden kann, solange brauchen wir den Girls’Day als Alleinstellungsmerkmal, als Leuchtturm, als Ansporn und als Mahnung.

Schönen Dank.

(Beifall der SPD – Ministerpräsident Beck: Sehr gut!)

Vielen Dank. – Für die FDP-Fraktion hat Frau Kollegin Schellhaaß das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir alle sind uns einig: Es gibt viele Berufe, die ganz überwiegend von Jungen ergriffen werden, obwohl Mädchen dort genauso gut sind und genauso gebraucht werden. Deshalb gibt es auch den sogenannten Girls’Day. – So weit, so gut. Insoweit sind wir uns einig.

Aber das, was wir soeben für die Wahl von typischen Mädchenberufen durch Mädchen sagten, gilt spiegelbildlich und wörtlich auch für Jungen und typische Jungenberufe.

(Frau Wopperer, CDU: So ist es!)

Deshalb haben wir beantragt, dass es spiegelbildlich einen eigenständigen Boys’Day geben soll, nicht vermengt mit dem Girls’Day, wie Sie dies gern hineininterpretieren, sondern getrennt davon – so steht es auch in dem Antrag –, nur praktischerweise gleichzeitig. – Dies steht wörtlich so in unserem Antrag.

(Beifall der FDP – Frau Wopperer, CDU: So ist es!)

Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPD, sehr geehrter Herr Staatssekretär Habermann, Ihre Argumentation lässt sich genau umdrehen. Sie sagten in der vorletzten Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Frauenförderung, der Girls’Day habe sich als eine besondere Möglichkeit der Berufsorientierung für Mädchen bewährt. Die Unternehmen nutzten ihn, weil sie auf diese Weise neue Arbeitskräfte gewinnen könnten. –

Nun erklären Sie uns einmal, weshalb die Jungen eine solche besondere Möglichkeit der Berufsorientierung nicht haben sollen und weshalb die Arbeitgeber die