Ich darf es kurz machen. Der Medienausschuss hat sich in seiner letzten Sitzung abschließend mit diesem Antrag der Fraktionen der SPD und CDU beschäftigt. Sie sehen, es geht in dem Elften Rundfunkänderungsstaatsvertrag um alle Fragen, die mit der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zusammenhängen, sprich die Rundfunkgebühren. Es geht von der Frage, welches Gerät gebührenpflichtig ist, bis hin zu der Frage, wie die GEZ, die Gebühreneinzugszentrale, mit ihren Aufgaben umgeht.
Inzwischen haben wir die Debatte über den Zwölften, Dreizehnten und – die, die nahe dran sind, wissen es – schon über den Vierzehnten Rundfunkänderungsstaatsvertrag. Deswegen verzichten wir heute auf eine erneute Aussprache. Es gibt Zustimmung des Ausschusses. Wir bitten darum, dass auch das Plenum dem Antrag zustimmt.
Wir kommen zur unmittelbaren Abstimmung über den Antrag – Drucksache 15/3199 –. Wer diesem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Wer stimmt dagegen? – Stimmenthaltungen? – Der Antrag ist angenommen.
Einrichtung eines Zukunftstages für Mädchen und Jungen Antrag der Fraktionen der CDU und FDP – Drucksache 15/3042 –
dazu: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Gleichstellung und Frauenförderung – Drucksache 15/3256 –
Es wurde eine Grundredezeit von fünf Minuten vereinbart, und ich darf Frau Abgeordneter Wopperer das Wort erteilen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Von Charles de Gaulle stammt der Satz: „Ein Mädchen, das einen Soldaten heiratet, macht nie eine schlechte Partie. Ein Soldat versteht zu kochen und kann nähen.“
Nun gab es damals noch kein Gender Mainstreaming und dem General der Grande Nation lag es sicherlich fern, eine Grundsatzdiskussion über die Neuorientierung der männlichen Rolle zu entfachen. Was er aber meinte, war, jeder kann nicht alles können, wenn aber doch, dann kann das durchaus von gesellschaftlichem Nutzen sein.
Heute nach mehr als 60 Jahren ist es längst Allgemeingut, nicht nur hinsichtlich der Familie, sondern in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Allerdings sehen sich heutzutage Männer und Frauen angesichts gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen zunehmend vor neue Herausforderungen gestellt, vor allem im Berufsleben.
Vielfältige Partnerschaften und Familienmodelle und veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes haben zu einer Auffächerung der traditionellen Rollenmuster geführt. Dies wiederum erfordert ein Umdenken bezüglich der geschlechterspezifischen Berufs- und Lebensplanung.
Um diesem Erfordernis Rechnung zu tragen und die Türen zu einem Erwerbsleben mit erweiterter Perspektive für junge Menschen zu öffnen, wurde 2001 bundesweit ein Aktionstag, für Mädchen der Girls’Day, etabliert.
Mädchen erhalten die Möglichkeit, bei der Berufswahl über den Tellerrand zu schauen und sogenannte typische Männerberufe in Technik und Naturwissenschaft kennenzulernen. Das Gleiche könnte mit gutem Grund andersherum analog zum Girls’Day ein Zukunftstag für Jungen leisten.
Nach einer aktuellen Studie des Aktionsrates Bildung brauchen gerade viele Jungen zusätzliche Förderung, da sie im Schulsystem mehr und mehr an Boden verlieren. Hinzu kommt, dass Jungen zunehmend stärker von den sich stetig veränderten Strukturen auf dem Arbeitsmarkt betroffen sind.
So hat der im Zuge der Globalisierung stattfindende Wandel von der Industriegesellschaft zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft zu einem deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen im traditionellen, stärker von Männern dominierten produzierenden Gewerbe geführt. Gleichzeitig ist eine Zunahme von Arbeitsplätzen im klassisch weiblich besetzten Dienstleistungsbereich zu verzeichnen.
In Kenntnis dieser Entwicklung hat die CDU schon mehrfach und jetzt noch einmal zusammen mit der FDP die Einrichtung eines Zukunftstages für Mädchen und Jungen gefordert. Die SPD hat diesen bisher abgelehnt. Das ist nicht nur sehr bedauerlich, sondern schadet auch den Zukunftsperspektiven von Jungen.
Dabei ist das Problem nicht neu. Schon seit 2005 nimmt sich dieser Aufgabe das vom Bundesfamilienministerium geförderte bundesweite Aktionsprogramm „Neue Wege für Jungs“ an. Anders als beim Girls’Day geht es dabei nicht nur um die Berufsorientierung jenseits der Rollenklischees, sondern auch um die Erweiterung sozialer Kompetenzen und die kritische Reflexion des männlichen Rollenbildes.
Dies ist umso gebotener, als angesichts des demografischen Wandels Berufe im sozialen Dienstleistungssektor immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ferner ist es wichtig, dass überkommene Männlichkeitsvorstellung durch
(Beifall bei der CDU – Pörksen, SPD: Was gucken Sie mich denn so an? Gucken Sie Herrn Schweitzer an!)
Auch Herrn Schweitzer wird interessieren, dass sich eine Verknüpfung der Aktionsprogramme „Girls’Day“ und „Neue Wege für Jungs“ in einen Zukunftstag für Mädchen und Jungen förmlich anbietet.
In anderen Bundesländern wird dies bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert: in Niedersachen und SachsenAnhalt jeweils seit 2001, in Brandenburg seit 2003. –
Wenn Herr Staatssekretär Habermann im Ausschuss für Gleichstellung und Frauenförderung das Gegenteil sagt, ist das erstaunlich. Seine brandenburgische Parteikollegin, Arbeitsministerin Dagmar Ziegler, SPD, kommt zu folgendem Ergebnis:
Ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin aus der Pressemitteilung vom 20. Januar 2008. Die SPD-Kollegin sagt: „Unser Brandenburger Weg, an diesem Tag Mädchen UND Jungen Einblicke in den Betriebsalltag zu gewähren, hat sich bewährt.“
Ferner heißt es im Runderlass des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt vom 21. Dezember zum gleichen Thema: „Der Zukunftstag für Mädchen und Jungen ist eine Maßnahme der Berufsorientierung. Mädchen und Jungen erhalten Einblicke in verschiedene Berufe, die geeignet sind, das traditionelle geschlechtsspezifisch geprägte Spektrum möglicher Berufe zu erweitern.“ –
Es wäre also nur konsequent, einen Zukunftstag für Mädchen und Jungen in Ergänzung der bisherigen vereinzelten Ansätze hinsichtlich der Jungenförderung einzurichten. Er kann ein wichtiger Baustein bei der Berufsorientierung insgesamt sein.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, was spricht dagegen, auch in Rheinland-Pfalz einen gemeinsamen Zukunftstag für Mädchen und Jungen einzurichten? Wenn Mädchen am Girls’Day sowieso nicht in der Schule sind, wäre es doch sinnvoll, zudem auch kostengünstiger, einen Zukunftstag für beide Geschlechter am gleichen Tag durchzuführen.
Für mich und viele andere ist es nicht nachvollziehbar, warum die SPD-Fraktion – Herr Schweitzer, auch Sie – dem Antrag der CDU und FDP bisher nicht folgen können und ihn ablehnen. Übrigens ist das auch nicht nur für uns nicht nachvollziehbar, auch die Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler kann dies nicht verstehen.
„Gleichberechtigung funktioniert nicht als Einbahnstraße. Emanzipation kann langfristig nur dann funktionieren, wenn auch Männer einbezogen werden. Deshalb muss es auch für Jungen Programme geben, die ihnen helfen, Rollenerwartungen infrage zu stellen, sich neu zu definieren und so ihre Handlungsoptionen zu erweitern.“