dazu: Einrichtung eines Studiengangs Weinbau – Gute Ausbildung für unsere Winzerinnen und Winzer Antrag (Alternativantrag) der Fraktion der SPD – Drucksache 15/2217 –
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die CDU-Landtagsfraktion hat einen Antrag eingebracht, in dem sie ihre Überlegungen zur Schaffung eines Weinbaustudiengangs niedergelegt hat. Folgende drei Kernforderungen stehen dabei im Vordergrund:
1. Der Leistungsauftrag der Dienstleistungszentren muss für eine Aus- und Weiterbildung in Rheinland-Pfalz den erforderlichen Bedingungen angepasst werden.
2. Es muss geprüft werden, inwieweit die bestehenden Strukturen und Ausbildungsstandorte in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg besser synergetisch genutzt und zukunftsweisend weiterentwickelt werden können.
3. Es soll ein Hochschulkonzept unter Einbeziehung der Standorte in Hessen und Baden-Württemberg mit Modulen in Rheinland-Pfalz erarbeitet werden.
Leider ist weder die Landesregierung noch die SPDFraktion bisher bereit gewesen, unserem Vorschlag zuzustimmen, einen über die Ländergrenzen hinweg vernetzten Studiengang aufzunehmen. Auch waren Sie nicht bereit, ernsthaft darüber nachzudenken. Im Gegenteil, seit heute liegt ein SPD-Antrag vor. Er setzt das Klein-Klein und das Kirchturmdenken der Landesregierung fort.
Der Landesregierung scheint auch der Mut zu fehlen, sonst hätte sie sicherlich bei der zurzeit laufenden Umfrage bei den Weinbaubetrieben auch einmal abgefragt, wie die Weinbaubetriebe dazu stehen, ein länderübergreifendes Konzept umzusetzen. In vielen Gesprächen habe ich erfahren, dass der Großteil der Winzer ein länderübergreifendes Konzept, wie wir es fordern, dem vorgestellten Konzept der Landesregierung, einen solitären dualen Studiengang in Rheinland-Pfalz einzurichten, vorziehen würde.
Wir sind uns in diesem Haus sicherlich alle einig, dass wir eine qualitative Verbesserung der Ausbildung wollen. Wir sind gegen isolierte Schnellschüsse, wie der Bund der Deutschen Landjugend das Konzept der Landesregierung zum geplanten Studiengang bezeichnet hat. Es ist interessant, was der Nachwuchs, die Deutsche Landjugend, zu diesem Konzept der Landesregierung gesagt hat, insbesondere wenn man betrachtet, dass der Vorsitzende der Deutschen Landjugend ein RheinlandPfälzer ist.
Ich möchte nur noch einige Passagen aus der Stellungnahme der Landjugend zitieren, welche voll und ganz die Zustimmung der CDU-Fraktion findet. Meine Damen und Herren von der SPD-Fraktion und von der Landesregierung, Sie müssten, wenn Sie diese Stellungnahme
Der Bund der Deutschen Landjugend stellt zu Recht klar heraus, dass die akademische Ausbildung im Weinbau keine Spielwiese sei. Statt nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ einen neuen Studiengang einzurichten, gelte es, alle Akteure in das Boot zu holen, um die Ausbildung im deutschen Weinbau voranzubringen.
Herr Staatssekretär Professor Dr. Englert betont immer wieder, dass Konkurrenz das Geschäft belebe. Das stimmt sicherlich auch in der Bildungslandschaft, aber es darf nicht dazu führen, dass jedes Land sein eigenes Süppchen kocht.
Es geht auch nicht darum, dass wir einem Staatssekretär, einem Minister oder einer Regierung ein Denkmal bauen, sondern die Aus- und Fortbildung vorantreiben.
Um die Betriebsleiter und -leiterinnen auszubilden, die unseren Weinbaustandort voranbringen sollen, brauchen wir ein gemeinsames langfristiges und über die Ländergrenzen hinweg angelegtes Konzept zur Verbesserung der Fort- und Ausbildung im Weinbau. Diesem Anspruch werden Sie mit dem völlig unausgegorenen Konzept des dualen Studiengangs in Rheinland-Pfalz nicht gerecht.
Deshalb kritisieren auch die Weinwirtschaft, die Weinbauverbände und die Landjugend seit Monaten das Vorhaben der Landesregierung. Wenn man den SPDAntrag sehr aufmerksam liest, so bestätigen Sie dies sogar indirekt in dem Absatz, in dem es heißt, dass die Konzeption des Studiengangs in enger Kooperation mit den Lehrenden und Fachexperten erstellt, diskutiert und bewertet werde. Würden diese Experten und Verbände dieses Konzept begrüßen, hätten Sie sicherlich in Ihrem Antrag keinen Hehl daraus gemacht und es mindestens fünfmal erwähnt.
Ich fordere Sie auf, folgen Sie unserem Antrag und der Forderung aus dem Berufsstand, erarbeiten Sie ein länderübergreifendes Konzept, damit wir in RheinlandPfalz künftig nicht nur Spitzenweine, sondern auch eine Spitzenausbildung präsentieren können.
Abschließend beantrage ich für die CDU-Fraktion, dass wir die Anträge an den Ausschuss für Landwirtschaft und Weinbau – federführend – und an den Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur überweisen.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben einen Alternativantrag gestellt; denn die CDU hat leider in ihrem Antrag der Notwendigkeit eines eigenständigen Weinbaustudiengangs in Rheinland-Pfalz eine Absage erteilt.
Die SPD-Fraktion hat ein anderes Selbstbewusstsein gegenüber dem größten weinbautreibenden Bundesland, nämlich unserem Land, unseren Winzerinnen und Winzern und den vielen jungen Menschen, denen wir eine Vielzahl guter Ausbildungsmöglichkeiten im Weinbau in Rheinland-Pfalz anbieten wollen.
(Beifall der SPD – Licht, CDU: Daher weht der Wind! – Zuruf des Abg. Eymael, FDP – Zuruf der Abg. Frau Schmitt, SPD)
Meine Damen und Herren, der Weinbau in RheinlandPfalz ist erfolgreich. Der Erfolg für unsere Winzerinnen und Winzer zeigt sich im Absatzzuwachs ganz genauso wie bei der Umsatzentwicklung. Beide zeigen nach oben.
Die positive Stimmung für rheinland-pfälzische Weine ist ungebrochen. Begründen kann man diese Entwicklung mit der hervorragenden Qualität der Weine, dem marktorientierten Rebsortenspektrum im Weiß- wie im Rotweinbereich und einem guten Marketing.
Erfolgsfaktoren sind aber auch in erster Linie die Menschen, die den Wein machen. Zu ihrem Erfolg gehört eine gute Ausbildung. Diese anerkannt gute Ausbildung im Bereich des Weinbaus findet hier in Rheinland-Pfalz durch die Weinbaubetriebe und unsere Berufs- bzw. Fachschulen statt und natürlich durch die Technikerschule in Bad Kreuznach.
Diese Schulen brauchen wir auch in Zukunft. Sie sind nicht wegzudenken im gesamten Ausbildungsspektrum.
Meine Damen und Herren, in den letzten Jahren hat in Rheinland-Pfalz ein enormer Strukturwandel gerade im Weinbau stattgefunden.
Diese Betriebe haben einen großen und immer größer werdenden Personalbedarf. Dieser Personalbedarf kann einerseits durch die vorhandenen Ausbildungsberufe im
Weinbau gedeckt werden, andererseits brauchen die Betriebe in Zukunft qualifizierte Betriebsleiter, Führungskräfte, für die in Rheinland-Pfalz bisher keine Ausbildung vorhanden ist. Diese Lücke wollen wir mit dem Studiengang „Weinbau“ schließen.
Ich will einmal die Vorteile deutlich skizzieren, zum Ersten die Vorteile für die Studierenden: Sie bekommen vertiefte praktische und technische Kenntnisse durch die parallele Ausbildung zum Winzergesellen und Bachelor of Sience im dualen Studiengang. Ihr Marktwert steigt.
Das Studium in Rheinland-Pfalz ermöglicht stärkere praktisch angewandte Orientierung und – weil es immer wieder heißt, es gebe Geisenheim – kleinere Semester und Arbeitsgruppen, als dies in Geisenheim der Fall ist. Vielleicht nicht unerheblich für die jungen Menschen ist die Ausbildungsvergütung für die Zeit im Betrieb, einmal zwölf, einmal sechs Monate.
Ich will auch einmal die Vorteile für die Ausbildungsbetriebe skizzieren: Wir haben mit dem Studiengang eine intensive Ausbildung der Führungskräfte. Die Betriebsinhaber können schon sehr früh ihre künftigen Führungskräfte kennenlernen und erleben, wie sie in diesen Praktikumszeiten agieren.