Diese Portale sollten wir nicht nur anschauen, sondern hindurchgehen und viele ermutigen mitzugehen. Wir
sind mit der Leseförderung in Rheinland-Pfalz auf einem guten Weg. Wir werden ihn konsequent und mit Freude weitergehen.
Meine Damen und Herren! Es ist manchmal eine Lust, Herrn Kollegen Geis zuzuhören, vor allen Dingen wenn er in der Funktion als Verbandsvorsitzender und weniger als Vertreter einer Regierungsfraktion spricht. Als Verbandsvertreter hat er an der einen oder anderen Stelle den Finger in die Wunde gelegt.
Ich teile auch seine Auffassung, dass es eine Lust sein kann zu lesen. Ich kann Ihnen sagen, diese Große Anfrage zu lesen hat weder Lust gemacht noch Lust bereitet. Es ist deutlich geworden, wo große Defizite und Schwierigkeiten sind. Es ist nur dann deutlich geworden, wenn man genau hingeschaut hat.
Lieber Manfred Geis, im Gegensatz zu Ihnen finde ich überhaupt nicht, dass die Große Anfrage ein klares Bild der Situation wiedergibt. An vielen Stellen verweigern die Frager und die Gefragten hartnäckig, wenn man von einigen Ausnahmen absieht, klare Auskunft über Daten und Fakten, die notwendig wären, um überhaupt eine Grundlage für die Einschätzung der Situation der Bibliotheken in Rheinland-Pfalz zu erhalten.
Ich finde, dass das Parlament wie auch die Menschen im Land ein Recht darauf haben zu erfahren, wie viele Mittel des Landes und der Kommunen für das Bibliothekswesen bereitgestellt werden und was sich daraus ergibt, zum Beispiel, dass man tatsächlich erfährt, was sich aus den vom Land in einer Verwaltungsvorschrift formulierten Zielen zur Förderung des öffentlichen Bibliothekswesens im Ergebnis ergeben hat. Das bezieht sich auch auf die Ausstattung und die hauptamtliche Betreuung von Bibliotheken in zentralen Orten oder in Gemeinden in der Größenordnung von mehr als 3.000 Einwohnern.
Wenn man in den nachgeordneten Zeilen sucht, findet man die Angabe, dass seit 1987 20 Pilotmaßnahmen aus den Mitteln des Landes mitfinanziert und gestartet wurden. In Anbetracht der Zahl der Orte, die davon erreicht und ausgestattet werden müssten, ist das weniger als ausreichend.
Ja, ja, Pilotmaßnahmen, aber nichts anderes. Sie brauchen Pilotmaßnahmen, damit Sie Bibliotheken entsprechend ausstatten und ausbauen können.
Ja, ich will es Ihnen einmal sagen. Ich lese Ihnen einen Abschnitt vor, aus dem deutlich wird, wo ein großer Mangel besteht. Ich bin dafür, dass wir sehr vielen Menschen Leselust machen. Ich glaube, dass sehr viele Aktionen und Kooperationen, die in die Richtung gehen, ein Weg in die richtige Richtung sind. Ich sage Ihnen, wo die Menschen mit Leselust landen, wenn sie in die Bibliothek gehen.
In der Großen Anfrage steht: Aufgrund der im nationalen und internationalen Vergleich geringen Erwerbungsetats der öffentlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz ist jedoch das Angebot in den meisten Bibliotheken geringer und weniger differenziert als die Nachfrage. Dies gilt insbesondere für kleinere Einrichtungen. Das tötet schnell die Lust, wenn man mit solchen Bibliotheken konfrontiert wird. – Die von Frau Hammer genannten Zahlen über die Ausstattung und die Pro-Kopf-Mittel im Land unterstützen diese Aussage, diesen Mangel und die Mangelbeschreibung.
Das betrifft nicht nur die Bibliotheken in kleineren Orten, sondern in großem Umfang auch wissenschaftliche Bibliotheken. Darüber finden wir relativ wenige Aussagen in der Anfrage. Wir finden Angaben, dass es 44 gibt. Wir finden die Zahlen, wie viel Nutzer und Nutzerinnen es gibt, dass man eine virtuelle Bibliothek RheinlandPfalz macht. Sehr viel mehr findet man darüber nicht.
Ich will Ihnen sagen, was Sie an anderer Stelle hören, wenn Sie über die Ausstattung von wissenschaftlichen Bibliotheken sprechen, und welche Auskunft Sie über die Bestandsentwicklung bekommen.
Hören Sie auf das, was in Anhörungen der Präsidenten der Hochschulen im entsprechenden Fachausschuss jedes Mal ausgeführt wird, wenn es um die Beratung des rheinland-pfälzischen Haushalts geht. Dann wird dargelegt, dass jede Hochschule das Problem hat, dass die wissenschaftlichen Bibliotheken in den Hochschulen in einer ganz schwierigen Situation sind, dass die Bestände zu gering und veraltet sind, sie massenweise wissenschaftliche Zeitschriften abbestellen müssen und die Bücherbestände nicht erhalten werden können.
Man erfährt, dass das, was man anstrebt und in den Hochschulen wünschenswert ist, zum Beispiel Öffnungszeiten rund um die Uhr, infolge dieser Mangelausstattung nicht umgesetzt werden kann.
Die Landesregierung sagt, mit den Bibliotheken des Landes hätte man sich ein Stück soziale Utopie realisiert. Ich glaube, wir unterscheiden uns nicht in der Einschätzung, wie wichtig Bibliotheken sind. Von dieser Utopie sind wir noch sehr weit entfernt.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit der Antwort auf die Große Anfrage haben wir Ihnen eine umfassende und nicht geschönte Bilanz der Bibliothekspolitik und des Bibliothekswesens in Rheinland-Pfalz vorgelegt, aber ebenso die Perspektiven für die zukünftige Entwicklung aufgezeigt.
Natürlich wissen wir auch, dass nicht alles, was man sich wünschen kann, bis heute verwirklicht ist. Das wird uns nicht überraschen. Dies ist keine Besonderheit im Bibliothekswesen oder in der Bibliothekspolitik, sondern das gilt, wie Sie wissen, für viele andere Politikbereiche auch.
Meine Damen und Herren, Bildung ist und bleibt ein zentrales Thema in der Gesellschaftspolitik und in der Zukunftsgestaltung. Bibliotheken spielen darin eine wichtige Rolle, weil sie einen elementaren Zugang für alle zur Bildung und Ausbildung, zur Fortbildung und Weiterbildung wie auch zu den Informationsquellen der Forschung darstellen.
Bibliotheken sind die Gedächtnisorganisationen, die den Fortbestand der Merkmale der geistigen Errungenschaften der Menschheit sicherstellen. Bildung als kulturelles Gedächtnis und Zukunftsinvestition für den Einzelnen und die Gesellschaft legt uns die Verpflichtung auf, unsere Bibliotheken von der kleinen Gemeindebibliothek bis hin zur Staats- und Universitätsbibliothek auf dieses Ziel hin anzulegen und entsprechend auszustatten.
Heinrich Heine hat das so formuliert: So ein bisschen Bildung ziert den ganzen Menschen. – Recht hat er gehabt.
Meine Damen und Herren, der Beantwortung der Großen Anfrage, die sich ausschließlich mit dem öffentlichen Bibliothekswesen befasst, haben Sie entnehmen können, dass rund 95 % der Bibliotheken in RheinlandPfalz öffentliche Büchereien in kommunaler und kirchlicher Trägerschaft sind. Hiervon sind wiederum rund 90 % ehrenamtlich und nebenamtlich geleitet. Wir wissen, welch große Aufgabe von diesen ehrenamtlich Tätigen im Bibliotheksbereich zu leisten ist. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihnen allen herzlich für dieses große Engagement zu danken.
In einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz hat die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung immer noch einen hohen Stellenwert auch mit kleinen Büchereien. Die Kommunen tun hier in einer schwierigen Haushaltssituation ihr Bestes. Aber weil dies nicht ausreicht und die modernen Informations- und Kommunikationstechniken auch der kleinen Bücherei neue Möglichkeiten bieten, greift das Land hier seit Jahren mit enormer Hilfestellung ein.
Ich erinnere nur an den großen Erfolg des Sonderprogramms „Bibliotheken und neue Medien“, das für die Kommunen und die anderen Bildungsträger den finanziellen Anreiz geschaffen hat, ihre Büchereien mit Computer und Internetzugang auszustatten.
Darüber hinaus hat das Land mit seinen Büchereifachstellen Jahr für Jahr Personal und Mittel zur Verfügung gestellt, um das Ehrenamt durch Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie durch eine breite Palette von Serviceangeboten zu stärken und den öffentlichen Büchereien zusätzliche Mittel zum Medienerwerb zur Verfügung zu stellen, übrigens nicht nur für die kommunalen Büchereien, sondern ganz im Gegensatz zu manch anderem Bundesland auch für die kirchlichen Büchereien.
Einzelheiten haben Sie der Beantwortung der Großen Anfrage entnehmen können. Darauf brauche ich nicht einzugehen. Nur so viel will ich noch einmal betonen, während anderswo die Büchereifachstellen als Serviceinstitutionen des Landes abgebaut und keine Mittel mehr an ehren- und nebenamtliche Büchereien gegeben werden, sind wir in Rheinland-Pfalz den umgekehrten Weg gegangen. Weil der Unterschied von wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken für den Benutzer immer unwichtiger wird, haben wir die verschiedenen Landeseinrichtungen zusammengeführt.
Die Landesbibliotheken in Koblenz und Speyer sowie die Büchereifachstellen in Neustadt an der Weinstraße und Koblenz bilden zusammen mit der Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken im Landesbibliothekszentrum das innovative Kompetenzzentrum, das von unterschiedlichen Standorten aus seine Dienstleistung gebündelt anbieten kann. Durch die Vernetzung von neuen Strukturen in der Verwaltung, dem Medienerwerb, der Medienbearbeitung
Das bedeutet, dass den Benutzerinnen und Benutzern künftig mehr Fachkompetenz zur Verfügung stehen wird und sich durch Optimierung auch beim Personaleinsatz und durch möglich werdende Umschichtungen die Mittel zum Erwerb von Medien vergrößern werden. Wer nur die einzelne Bücherei vor Ort und ihren schmalen Erwerbungsetat sieht, vergisst leicht, was das Land in diesem Bereich für seine Bürgerinnen und Bürger leistet. Mit rund 130 Personalstellen und einem Etat von knapp 9 Millionen Euro haben wir mit dem Landesbibliothekszentrum ein Kompetenzzentrum geschaffen, das bundesweit Pilotcharakter hat.
Frau Abgeordnete Hammer hat vorhin geglaubt, feststellen zu können, dass die elektronischen Systeme an den Standorten der ehemaligen Landesbibliotheken in Speyer und Koblenz immer noch nicht vereinheitlich seien und dass dies in Anbetracht der geringen finanziellen Ausstattung auch noch lange auf sich warten ließe. Ich kann Ihnen dazu sagen, bis zum Ende dieses Jahres werden die elektronischen Bibliothekssysteme in Speyer und in Koblenz vereinheitlicht sein. Beide Bibliotheken werden auch bis Ende des Jahres 2005 in einem einzigen Verbund zusammengeführt sein. Das ist in Anbetracht der kurzen Zeit, die dieses Landesbibliothekszentrum jetzt hinter sich hat, eine, wie ich finde, beachtliche Leistung der neuen Leitung des Landesbibliothekszentrums.
Dafür möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich bedanken. Wir hätten auch, wie dies in anderen Ländern geschah und geschieht, die Landesbibliotheken und Hochschulbibliotheken zusammenlegen können und die Sorge um die öffentlichen Büchereien als alleinige Aufgabe der Kommunen verstehen können. Das haben wir nicht getan. Das werden wir auch nicht tun.