............................................................................................................................5711 Abg. Creutzmann, FDP:.....................................................................................................................5715 Abg. Dr. Weiland, CDU:......................................................................................................................5706 Abg. Frau Elsner, SPD:......................................................................................................................5683 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:.............................................................................................................5682 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................5680, 5683 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:.............................................................................................................5686 Abg. Frau Morsblech, FDP:.......................................................................................................5670, 5684 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:...............................................................................................5688 Abg. Frau Schmitt, SPD:....................................................................................................................5708 Abg. Frau Spurzem, SPD:..................................................................................................................5676 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................... 5690, 5696, 5712, 5724 Abg. Frisch, CDU:..............................................................................................................................5698 Abg. Geis, SPD:................................................................................................................................5700 Abg. Heinrich, SPD:...........................................................................................................................5664 Abg. Keller, CDU:.................................................................................................. 5662, 5669, 5673, 5680 Abg. Kuhn, FDP:............................................................................................................. 5694, 5697, 5716 Abg. Lelle, CDU:.......................................................................................................................5674, 5676 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................ 5666, 5669, 5675 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:..............................................................5677, 5685 Mittler, Minister der Finanzen:.............................................................................................................5717 Präsident Grimm:....................................................................... 5711, 5712, 5715, 5716, 5717, 5720, 5724 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:.................................5702 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:..................5685, 5686, 5688, 5690, 5694, 5696, 5697, 5698, 5700, 5702 5706, 5708 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................5662, 5664, 5666, 5668, 5669, 5670, 5673, 5674, 5675, 5676 5677, 5680, 5681, 5683, 5684
Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 85. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz. Wir setzten die Plenarsitzung mit der Tagesordnung fort, die wir am Montag festgestellt haben.
Landeshaushaltsgesetz 2005/2006 (LHG 2005/2006) Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 14/3460 – Zweite Beratung
Finanzplan des Landes Rheinland-Pfalz für die Jahre 2004 bis 2008 Unterrichtung durch die Landesregierung – Drucksache 14/3461; Vorlage 14/3601 –
Anträge der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Entschließungen – – Drucksachen 14/3680/3682 bis 3701 –
Die Fraktionen haben eine Redezeit von zwanzig Minuten vereinbart. Für die CDU-Fraktion hat Herr Abgeordneter Keller das Wort.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Eins möchte ich doch vorausschicken, eigentlich – das sage ich bewusst – hätte meine Rede mehr Zuhörer verdient.
Aber auf der anderen Seite – jetzt lobe ich Sie; ich sage das extra, damit Sie das auch merken –, wie oft in der Bildungspolitik ist Qualität mehr als Quantität. Deswegen bedanke ich mich, dass Sie anwesend sind.
Vor drei Jahren wurde die PISA-I-Studie veröffentlicht, vor wenigen Tagen die PISA-II-Studie. Auch wenn wir in einigen Bereichen besser geworden sind, können wir uns mit unserem Platz im Mittelfeld nicht zufrieden geben.
Vor allem in folgenden Bereichen ist die Situation in Deutschland nach wie vor äußert unbefriedigend: Die Leistungsstreuung bei unseren Schülern ist besonders groß. Das heißt, der Abstand zwischen besonders guten und besonders schlechten Schülern ist größer als in anderen Staaten.
Darüber hinaus ist bei uns die Sitzenbleiberquote und die Quote der Schüler ohne einen Schulabschluss auch noch höher. Fast 22 % der getesteten Schüler haben erhebliche Probleme, Texte beim Lesen auch zu verstehen. Ähnlich hoch ist der Prozentsatz, was die Mathematikleistungen bzw. Nichtleistungen angeht. Diese über 20 % Schülerinnen und Schüler verfügen somit kaum über die Voraussetzungen für einen Schulabschluss und dann für eine berufliche Ausbildung. Sie werden deshalb von den Statistikern auch als Risikogruppe bezeichnet.
In Deutschland ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg besonders ausgeprägt. Das heißt, das deutsche Bildungssystem schafft es nicht, Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft gut zu fördern. Jugendliche mit Migrationshintergrund schneiden in allen Bereichen deutlich schwächer ab als deutsche Schüler. Über 50 % der getesteten türkischen Schüler gehören der Risikogruppe an. Bei den Aussiedlerkindern sind es 30 %. Wie bei PISA I meldeten sich auch bereits kurz vor und gleich nach den Veröffentlichungen der PISA-II-Ergebnisse die bildungspolitischen Besserwisser zu Wort und forderten wieder einmal eine grundlegende Änderung der Schulstruktur.
Die Einheitsschule – der euphemistische Begriff für Gesamtschule – wäre die allein selig machende Antwort auf die unbefriedigenden PISA-Ergebnisse. Zu diesem Vorschlag mehr in der zweiten Diskussionsrunde.
Welche Schlussfolgerungen sollten nach Meinung der PISA-Studien-Ersteller vor allem aus der PISA-II-Studie
gezogen werden?: Förderung der schwächsten Schüler und der ausländischen Jugendlichen. Außerdem müsse der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg verringert werden. Diese zentralen Forderungen sind nicht neu. Sie wurden bereits nach der PISA-I-Studie erhoben und von der CDU-Fraktion im Frühjahr 2002 hier in diesem Hause als Antrag gestellt. Leider haben die Regierungsfraktionen diesen zukunftsweisenden Antrag abgelehnt.
Heute verabschieden wir den Doppelhaushalt 2005/2006. Die Landesregierung muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie drei Jahre nach PISA I die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat.
Im Hinblick auf die Förderung der Schwachen und Schwächsten und der ausländischen Schüler lautet nicht nur unser Befund: Nein, so gut wie nicht oder höchstens unzulänglich.
In einer Note ausgedrückt: Nicht einmal eine 5 – das ist mangelhaft –, sondern ungenügend – das ist 6 –. Frau Ministerin, ich will großzügig sein: Eine 6+.
Die zentrale Schwäche deutscher und vor allem ausländischer Kinder sind mangelnde Sprachkompetenz und daraus resultierend mangelnde Lesekompetenz. Wer schlecht liest, der rechnet in der Regel auch schlecht.
(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Seppel, liest Du auch schlecht? – Frau Spurzem, SPD: Das mit dem Lesen ist so eine Sache!)
Deutsch sprechen und verstehen zu können, ist die Schlüsselqualifikation schlechthin. Wenn hier Defizite bestehen, ist der weitere Bildungserfolg massiv infrage gestellt. PISA beweist dies eindeutig. Wir brauchen deshalb eine konsequente Frühförderung im Kindergartenbereich.
Wir brauchen dies vor allem in Deutsch. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass ca. 25 % der Erstklässler zum Teil massive Sprachdefizite haben. Bei ausländischen Kindern ist der Prozentsatz noch höher. Bei ca. 43.000 Abc-Schützen in Rheinland-Pfalz müssten etwa 11.000 vor der Einschulung gefördert werden. Mit dem bisherigen Ansatz konnten großzügig gerechnet – bei der letzten Etatrede habe ich diese Rechnung aufgemacht – nur ca. 1.400 Kinder gefördert werden, in der Regel, wie man hört, in Gruppen bis zu sieben Kindern und mit maximal 80 Stunden.
Mit den neuen Ansätzen im Jahr 2005 werden es ca. 2100, wieder großzügig gerechnet, und im Jahr 2006
2.800 sein. Diese geplante Förderung reicht – nicht nur nach unserer Meinung – weder qualitativ noch quantitativ aus. Hessen zeigt, wie man es machen muss.
Um eine effektive und flächendeckende Frühförderung zu ermöglichen, stellen wir einen Erhöhungsantrag um 2 Millionen Euro pro Jahr. Unser Ziel ist, dass kein Kind mehr ohne ausreichende Deutschkenntnisse eingeschult wird.
Erforderlich ist auch eine Sprachstandsfeststellung ein Jahr vor der Einschulung, damit spätestens ab diesem Zeitpunkt bestehende Defizite behoben werden können. Rheinland-Pfalz verzichtet als eines der wenigen Bundesländer immer noch auf diese notwendige Maßnahme.
Dieses Versäumnis geht eindeutig zulasten der schwachen Kinder und der Migrantenkinder. Diese Landesregierung nimmt das seit Jahren bewusst in Kauf.