Wie es die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst formulieren, ist VERA zunächst einmal ein Angebot. Ob und mit welchem Erfolg die Studie zur Verbesserung des Lehrens und des Lernens an unseren Grundschulen beitragen kann, hängt entscheidend davon ab, ob sich tatsächlich nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts anschließen. VERA zeigt, dass es noch viel zu tun gibt. Packen wir es an.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst einmal bedanke ich mich für die Akzeptanz, die dieses Projekt durch alle in der Debatte erfahren hat. Es geht in der Tat nicht um irgendeine Klassenarbeit und nicht um eine isolierte Maßnahme, sondern es geht aus meiner Sicht um eine zentrale Stelle, an der das Schulsystem weiterentwickelt werden muss, indem Evaluation der schulischen Arbeit, Rückkopplung an die Lehrkräfte und die Zurverfügungstellung von diagnostischen Instrumenten – auch VERA ist ein solches – dazu genutzt werden, um die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Deswegen haben wir das Projekt so angelegt, wie es sich heute darstellt.
Es hat deswegen viele Stufen. Es hat die schulinterne Auswertung, es hat die Rückmeldung an die Eltern, es hat die Möglichkeit für die Lehrkräfte, sich vertiefend mit den Ergebnissen zu befassen, und wir machen eine
landesweite Zentralstichprobe. Herr Abgeordneter Lelle, das ist genau der Punkt, damit das Land auch in der Zeitleiste einen Überblick hat. Diese Zentralstichprobe wird von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewertet.
Es ist in der Tat kein Grund zur Selbstzufriedenheit, aber es ist ein Grund für die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Bildungspolitik zu sehen, dass man etwas in einem überschaubaren Zeitraum verändern kann. Die Studie zeigt, dass wir etwas zum Guten verändert haben. Das muss dann in einer solchen Debatte auch gesagt werden.
Herr Abgeordneter Wiechmann, es stimmt natürlich überhaupt nicht, dass die Landesregierung die Messlatte gesetzt hat, an der sie sich jetzt erfreuen kann, sondern selbst in der Kurzzusammenfassung wird von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erklärt, die für die Zukunft stärker auf die Bildungsstandards abheben – ich zitiere jetzt den entscheidenden Satz –: „Zum jetzigen Zeitpunkt legen wir die normative Erwartung der wissenschaftlichen Fachdidaktik zugrunde und nicht einen beliebigen Maßstab der Landesregierung. Vor diesem Maßstab gemessen haben wir gute Ergebnisse erreicht.“
Zu den Werten kommt dazu, dass wir relativ geringe Abweichungen zwischen den Klassen haben. Das ist ein erfreuliches Ergebnis. Wir können feststellen, dass offensichtlich der Rahmenplan Mathematik angekommen ist. Ich sage aber auch, dass es noch Entwicklungspotenziale zum Beispiel im Sachrechnen gibt. Dass wir dies aber jetzt konkret benennen können, das ist tatsächlich die Möglichkeit, systematische Schulentwicklung überhaupt erst betreiben zu können.
Wenn darauf hingewiesen worden ist, dass die Klassengrößen und der Unterrichtsausfall eine relativ geringe Rolle spielen, dann muss man die Einschränkung machen, die dazugehört, in dem Maße, wie in RheinlandPfalz Klassengrößen variieren – das ist bei uns im Bundesland übrigens im Gegensatz zu manchem anderen Bundesland relativ gering –, und in dem Maße, wie leider auch einmal Unterrichtsausfall stattfindet, was auch sehr gering ist, in dem Maße haben Klassengröße und Unterrichtsausfall keine Auswirkungen. Ich denke, das ist ein gutes Ergebnis.
Etwas überrascht hat auch mich, dass es nach dieser Untersuchung einen relativ geringen Zusammenhang mit der Sozialschichtverteilung und mit dem Migrationshintergrund gibt. Hier muss man einschränkend auf Zweierlei hinweisen: Wir haben Mathematik untersucht. In Zukunft werden wir die Deutschergebnisse bekommen. Dann muss man sich anschauen, wie sich das im Ganzen entwickelt. Ich sage deutlich, das ist für mich ein Teilergebnis, und man muss weitere Erkenntnisse gewinnen, um das tatsächlich bewerten zu können.
Auf die positiven Komponenten ist hingewiesen worden. Eine hohe personelle Kontinuität ist ein guter Faktor. Die gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus hat positiven Einfluss. Ich denke, damit haben wir Punkte, an denen wir konkret mit Verbesserungen arbeiten können. Auch das liefert diese Studie.
Es ist auch schon darauf hingewiesen worden, dass VERA differenzierte Aussagen zur Diagnosekompetenz der Lehrkräfte macht und damit das bestätigt, was bisher bei allen Untersuchungen eine starke Rolle gespielt hat. Wir müssen die diagnostische Kompetenz der Lehrkräfte verbessern.
Glücklicherweise haben wir im Land damit insbesondere im Bereich der Lehrerausbildung begonnen. Auch daran sieht man, es ist keine isolierte Maßnahme, sondern ein Gesamtkonzept. Zum Glück konnten wir jetzt die Bildungsstandards für den Bereich der Bildungswissenschaften vorlegen. Ich denke, das macht deutlich, wie wichtig uns diese Aufgabe ist. Dass wir das erste Bundesland sind, das solche Standards für Bildungswissenschaften vorlegt, macht deutlich, wir bemühen uns schon, sehr schnell und sehr konsequent auf die Probleme, die es gibt, zu reagieren.
Selbstverständlich finden diese Ergebnisse auch Eingang in die Fort- und Weiterbildung. Selbstverständlich hat die Schulaufsicht die Aufgabe, die Schulen jetzt bei der Weiterentwicklung zu unterstützen. Wir haben darüber hinaus Grundschulberaterinnen und Grundschulberater, Fachmoderatorinnen und Fachmoderatoren zur Verfügung gestellt. Auch das Wissenschaftlerteam steht uns weiterhin zur Verfügung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich noch zwei Punkte aufgreifen, die von Herrn Lelle kritisiert worden sind. Ich komme zunächst zu der Frage, mit wem ich mich messen möchte. Als Allererstes möchte ich – das finde ich für die Bildungspolitik durchaus eine mutige Entscheidung –, dass wir diese Arbeiten regelmäßig durchführen und damit feststellen, ob wir besser oder schlechter werden. Das ist eine ganz klare Rückmeldung auch an uns. Diese wollen wir auch so, weil wir eine Rückmeldung für das wollen, was wir auf den Weg gebracht haben.
Zum Zweiten finde ich es gut, dass sich eine Reihe von weiteren Bundesländern in der Zukunft an diesem Projekt beteiligen wird. Ich finde es aber hoch problem atisch, Herr Abgeordneter Lelle, nun denen, die gesagt haben, wir sind bereit, einen solchen Schritt zu gehen, einen Vorwurf zu machen. Adressieren Sie diesen doch besser an die, die bisher noch nicht gesagt haben, dass sie mitmachen. Werben Sie mit für unser Projekt.
Neben diesen sieben Bundesländern nehmen inzwischen auch deutsche Auslandsschulen auf allen Kontinenten an dieser Vergleichsunters uchung teil.
Nicht zustimmen möchte ich in dem Punkt, in dem Sie sagen, Sie meinen, es wäre eine Entlastung, dass man
VERA als Klassenarbeit wertet und mit einbezieht. Ich sage ganz deutlich, das wäre genau der falsche Schritt.
Das ist genau der Schritt, bei dem man uns vorwerfen könnte, dass ein Instrumentarium falsch benutzt wird. VERA ist keine Klassenarbeit. VERA bezieht sich nicht auf den Stoff der letzten Wochen. VERA stellt auf Kompetenzen ab.
Diese sind nicht geeignet, eine Klassenarbeit zu ersetzen. Wenn Sie das vorschlagen, weil die GEW auf die Belastung der Lehrkräfte abstellt, so sage ich Ihnen, auch mein Ansinnen ist, die Lehrkräfte möglichst gut in diesem Prozess zu unterstützen, auch zu weiteren Vereinfachungen zu kommen. Dann weise ich aber darauf hin, die Grundschulen haben seit Jahren die Möglichkeit, Klassenarbeiten auch durch andere Leistungsnachweise zu ersetzen, und zwar durch solche, die eine differenziertere Rückmeldung geben. Ich würde es sehr begrüßen, wenn davon verstärkt Gebrauch gemacht werden würde.
Abschließend möchte ich mich vor allen Dingen ganz herzlich bei den Lehrerinnen und Lehrern bedanken. Das war im ersten Durchlauf eine Menge Arbeit. Wir werden alles daran setzen, dass die Durchführung für die Lehrerinnen und Lehrer noch besser beherrschbar wird. Ich bin aber auch der festen Überzeugung, dass selbst die, die dem jetzt noch kritisch gegenüberstehen, den Vorteil eines solchen Instrumentariums für ihre eigene Arbeit nach und nach noch erkennen werden.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf die Kritik meiner beiden Kollegen ist schon ausführlich eingegangen worden, deshalb will ich das nicht mehr tun. Der Punkt „Diagnosefähigkeit“ ist uns allen bei den Ergebnissen aufgefallen. Ich finde, VERA leistet schon selbst einen Beitrag, um Indikatoren erkennen zu können. Es wird mit Sicherheit noch auf die Ausund Fortbildungsmaßnahmen ankommen.
An der Stelle möchte ich meine Kritik bezüglich der GEW ausführen. Ich finde es schon merkwürdig zu behaupten, VERA würde keinen Beitrag zur Verbesserung der Lernsituation leisten. Damit ruft man indirekt die Mitglieder, also die Lehrerinnen und Lehrer dazu auf, die Ergebnisse mehr oder weniger zu ignorieren. Man suggeriert damit, dass eine Evaluationskultur nutzlos sei. PISA hat gezeigt, dass das in anderen Ländern hilfreich
Man kann nicht immer nur das Argument der Arbeitszeit anführen, wenn man solche Ergebnisse hat und sinnvoll nutzen möchte. Diese Ergebnissen können eine Entlastung erwirken. Ich finde, man beschädigt das Bild der Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land, wenn man sich so verhält.
Wir wissen, dass der Erfolg solcher Evaluationsmaßnahmen entscheidend davon abhängen wird, wie sich mit den Ergebnissen auseinander gesetzt wird, wie sehr die Lehrkräfte und die Politik bereit sind, Konsequenzen aus den Ergebnissen zu ziehen. In dem Moment, in dem man die Ergebnisse sinnvoll nutzt und tatsächlich so damit umgeht, wie es intendiert ist, ist die ideologische Kontroverse nach meiner Ansicht hinfällig. Dazu gehört auch die Frage, ob es eine Leistungskontrolle oder ein motivierender Leistungsvergleich ist. Ich denke, diese Möglichkeit leistet beides.
Ich bin sehr froh, dass der Schritt in dieser Form gegangen wurde. Ich freue mich, dass es künftig weitere Bundesländer gibt, die teilnehmen werden. In Zukunft kommt das Fach Deutsch hinzu. Ich wünsche mir, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer diesen Weg mitgehen. Ich wünsche mir, dass sich auch die anderen Bundesländer einem solchen Weg anschließen. Ich wünsche mir, dass ähnliche Evaluationsmaßnahmen künftig auf andere Jahrgänge und Klassenstufen unter Einbeziehung der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz auf den Weg gebracht werden und Schule machen, damit wir zu einer übergreifenden Evaluation, einer Evaluationskultur und Qualitätssicherung des Unterrichts in Deutschland für die Chancen unserer Schülerinnen und Schüler kommen.
Frau Ministerin, ich nehme Ihnen nicht ab, dass Sie keinen Einfluss auf die Höhe der Hürde genommen haben, über die zu springen ist. Ich nehme Ihnen auch nicht ab, dass es rein zufällig zu dieser Konstellation der Länder kam. Ich glaube, die Öffentlichkeit sieht das auch so.
lieren, wenn Herr Helmke sagt, sie seien ohne Belang. Ich will das aufgreifen und behaupten, da liegt Herr Helmke falsch. Der Unterrichtsausfall ist nachweislich Anfang November relativ gering. Das war der erste Punkt.
Ich nenne einen zweiten Punkt. In der Vergangenheit ist die Grundschule von allen Schulen am besten versorgt gewesen. Das streitet niemand ab.