Ich betone deutlich, dass das System der beruflichen Schule in Rheinland-Pfalz mit dieser Gesetzesnovelle die bildungspolitische Aufwertung erfährt, die es aufgrund der hervorragenden Arbeit, die in den vergangenen Jahren dort geleistet worden ist, auch wirklich verdient.
Ich will es auch nicht versäumen, an dieser Stelle VLBS und VLB danke schön dafür zu sagen, dass sie insistierend immer wieder ihren Wunsch vorgebracht haben, die – wir nennen sie jetzt so – BOS I und BOS II, die bis zur allgemeinen Hochschulreife führt, in das System einzuführen.
Die modulare Struktur, die das Bildungsministerium dafür entwickelt hat, vermag für diese Idee die perfekte,
weil auch Bildungszeit sparende Grundlage zu bieten. An dieser Stelle auch dem Ministerium für dieses Strukturkonzept ein ganz herzlicher Dank.
Weitere wichtige Bildungsziele sind in diesem Gesetz das im Modellversuch bewährte BEGYS-Angebot. Es ist mehrfach darüber gesprochen worden. Das rheinlandpfälzische Modell der Begabtenförderung mit Schulzeitverkürzung wird gesetzlich verankert. Neben der neu aufgenommenen Flexibilisierung beim Einschulungsalter – wir halten den Vorschlag, im Entscheidungsverfahren, ob eine vorzeitige Einschulung möglich ist oder nicht, die Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätten einzubeziehen, für sehr richtig und wichtig – stellt die nun gesetzlich geregelte BEGYS-Lösung in unserem Bundesland den richtigen Weg zur Bildungschancengleichheit bei Schulzeitverkürzung für begabte, besonders leistungsbereite Schülerinnen und Schüler dar.
Wer seine Schullaufbahn schneller durchlaufen kann und will, dem werden auf diese Weise alle Türen geöffnet. Über eine frühere Einschulung, den BEGYS-Besuch und das vorgezogene rheinland-pfälzische Abitur könnten Jugendliche zweieinhalb Jahre früher die Schule mit dem Abi in der Tasche verlassen, als das mir beispielsweise möglich war.
Diesen Weg wollen wir und nicht den Weg der zwangsweisen Schulzeitverkürzung. Wir wollen nicht die Eindampfung oder Neuverteilung von Lerninhalten und nicht die Erhöhung des Lerndrucks für alle. Daher lehnt die Fraktion der SPD den Antrag der Fraktion der CDU zum Abitur in zwölf Jahren ab. Wir wollen nicht, dass Jugendliche scheitern, weil ihnen Lernzeit genommen wurde.
Wir wollen mehr und gute Abiturientinnen und Abiturienten. Dafür aber darf den Schülerinnen und Schülern, die zweifeln, ob sie diesen Weg überhaupt schaffen, der Mut nicht gleich beim Eintritt in die Klasse 5 oder 7 geraubt werden. Wer in Rheinland-Pfalz schneller als die anderen durch seine Schulzeit sausen will, kann das. Wer den normalen Weg gehen will, wer Zeit braucht, kann das auch.
Chancengleichheit in der Bildung heißt für uns eben auch Respekt vor unterschiedlichen Begabungen, vor unterschiedlichen Lernwegen und vor unterschiedlicher Leistungsfähigkeit.
Dieser Respekt drückt sich bei uns im Angebot unterschiedlicher Wege und nicht im Zwang zum Gleichen aus.
Die Gleichheit der Bildungschancen ist für uns ein ganz wesentliches politisches Ziel, für das wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten immer eingetreten sind und eintreten werden; denn in modernen Gesellschaften bedeuten höhere Bildungsabschlüsse sowohl eine Verbesserung individueller Wohlstandschancen, wie sie gleichermaßen die Beteiligungsmöglichkeiten des Ein
zelnen am demokratischen und gesellschaftlichen Leben in der Politik und in anderen Bereichen steigern.
Wenn wir die Konsequenz von PISA und nach wie vor bestehende gravierende faktische Ungleichheiten unseres Bildungssystems erkennen und die dringende politische Notwendigkeit des Abbaus dieser Notwendigkeiten betonen – wir in Rheinland-Pfalz handeln auch danach –, tun wir das nicht, weil wir die Gleichheit von Bildungschancen gegen soziale Gerechtigkeit ausspielen oder etwa an ihre Stelle setzen wollen, sondern weil sie ergänzend für uns wichtig sind. Am Ende wäre es bildungspolitisch wahrscheinlich kontraproduktiv, wenn man nicht sehen würde, dass sich Bildungschancengleichheit, die wir sichern müssen, und soziale Gerechtigkeit, für die wir einstehen, ergänzen müssen und nicht austauschbar sind.
Die hohe Bedeutung, die wir in Rheinland-Pfalz unserer Bildungspolitik einräumen und der Bildungschancengleichheit geben, ist elementarer Bestandteil einer sozialen Politik für die Menschen dieses Landes.
Meine Damen und Herren, ich möchte mich bei Frau Ministerin Ahnen und den Mitarbeiterinnen Ihres Hauses ganz herzlich für die Vorlage dieses Schulgesetzentwurfs bedanken, der besonders von dieser Intention getragen ist. Bedanken möchte ich mich, weil das vorliegende Gesetz ein weiterer Schritt ist, die Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz voranzubringen, und zwar für mehr Qualität in unseren Schulen, mehr Eigenverantwortung, die Vielfalt bei kontrollierten Standards, mehr Schülerund Schülerinnen-Orientierung der Schule und mehr Chancen durch Bildung. Bieten wir unseren Kindern, unseren Lehrerinnen und Lehrern, unserer Schule,
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Brede-Hoffmann, Ihre Vorwürfe können nicht so im Raum stehen bleiben. Ich will diese einmal aufgreifen. Von wegen Bildungsabbau durch unseren Vorschlag. Sie wissen ganz genau, dass wir an den 265 Stunden Unterrichtsverpflichtung festhalten wollen und die Zeit, die durch das eine Jahr wegfallen würde, in der Sekundarstufe I durch mehr Unterrichtsverpflichtung einbringen wollen. Wo gibt es hier einen Bildungsabbau? Ein Bil
Wenn man diesen hochrechnet, sind wir bekannterm aßen bis auf ein ganzes Schuljahr in der Vergangenheit gekommen.
Ihr zweiter Vorwurf war, der Zugang zum Gymnasium würde erschwert werden. Auch dieser Vorwurf stimmt schlicht und einfach nicht. Es gibt andere, die sagen, mit dieser Verkürzung würden wir den Zugang zum Gymnasium verstärken. Auch dieses Argument verstehe und sehe ich nicht.
Beispielsweise der Verband Deutscher Realschullehrer. Wir werden bei den Zugangsbedingungen und Zugängen gleich bleiben, weil die Argumente, die Sie vorbringen, nicht stimmen.
Der dritte Vorwurf ist, dass die Durchlässigkeit gefährdet sei. Ich will Sie darauf hinweisen, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn wir an einer Oberstufe von drei Jahren festhalten, haben in Zukunft die Schüler, die von der Realschule und der Hauptschule wechseln, eineinhalb Jahre länger Zeit, sich in dieser Oberstufe zu orientieren und einzubringen.
Es wird besser sein für die, die wechseln. Ich darf in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass zukünftig in der elften Klasse, die als Orientierungsphase gilt, beispielsweise wieder ein Auslandsaufenthalt leichter möglich sein wird als bisher, weil diese Zeit noch nicht zur Qualifizierungsphase zählt. Genau das Gegenteil von dem, was Sie behaupten, ist der Fall. Die Fachleute werden mir Recht geben.
In der Zeitschrift des Philologenverbands konnten Sie lesen, dass Ihnen die Fachleute nicht Recht geben. Das werden Sie sicherlich auch morgen vom Philologenverband gesagt bekommen.
Die betroffenen Lehrkräfte an den Gymnasien lehnen das ab, was Sie vorschlagen. Es ist hochinteressant, dass Sie davon ausgehen, dass das Vermehren von Unterricht in der Sekundarstufe I offensichtlich für alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I ohne negative Folgen vonstatten gehen könnte. Sie wissen,
wie ich es weiß, dass bei der Untersuchung des Modellprojekts von BEGYS ziemlich klar geworden ist, dass ca. ein Viertel unserer Schülerinnen und Schüler in der Lage ist, mit mehr Unterricht und mehr Leistungsdruck innerhalb der Sekundarstufe I fertig zu werden und in einem Jahr weniger durch die Sekundarstufe I zu gehen. Fordern wir unsere Gymnasien auf und wünschen wir uns von ihnen, dass ein Viertel unserer Gymnasien in diesem Land BEGYS-I-Züge einrichtet. Ich wäre glücklich und dankbar und – bin ich mir sicher – die Ministerin auch.
Im Moment ist es so, dass die Gymnasien zögern, weil sie Sorge haben, dass sie nicht genügend Schülerinnen und Schüler finden, die bereit sind, BEGYS-Züge zu besuchen, und auf diese Art und Weise BEGYS-Züge einrichten, deren Klassengruppen so klein sind, dass sie mit ihrer Unterrichtsversorgung nicht mehr klarkommen. Aus diesem Grund zögern die Gymnasien.
Kämpfen Sie dafür! Ich kämpfe mit Ihnen. Kämpfen wir gemeinsam dafür, dass unsere Gymnasien mehr BEGYS-Züge einrichten. Das wäre wunderbar. Ich mache mit.
Ich komme zum Abbau von Unterrichtsausfall. Vielleicht erinnern Sie sich an die Zahlen, die es zu CDU-Zeiten gab. Wir haben Jahr für Jahr den Unterrichtsausfall reduziert. Wir sind stolz darauf, dass es gelungen ist, und zwar mit dem Engagement der Lehrerinnen und Lehrer. Das möchte ich noch einmal betonen.
Sie sagen, die Durchlässigkeit sei gefährdet. Wie viel mehr brauchen Sie noch als die Zahlen, die Frau Ministerin Ahnen Ihnen gesagt hat, zwischen einem Land mit achtjähriger und neunjähriger Abiturzeit.
Wie viel mehr müssen Sie noch bewiesen bekommen, dass unsere Abiturientenquote mehr als doppelt so hoch ist wie die in diesem Land und der Übergang von der Sekundarstufe I auf die Sekundarstufe II bei uns deutlich über dem Satz liegt, der dort mit der verkürzten Sekundarstufe I erreicht wird.