Wir denken auch, dass die Türen weit aufgemacht werden sollten, zu akzeptieren, dass auch die Wirtschaft, also völlig andere Stellen in unserem Staat, Ausbildung, auch pädagogische Ausbildung und Qualifikation, leisten und anbieten und Menschen dort Zertifikate und Prüfungen erworben haben können, die für uns genauso wertvoll und qualifizierend wie Ausbildungen sind, die in unseren traditionellen Wegen gemacht worden sind.
Wir wollen unsere Schulen öffnen, dann natürlich auch die Ausbildungswege; das versteht sich von selbst. Wir wollen aber auf gar keinen Fall Qualitätsverluste in der Pädagogik. Wir wollen vor allen Dingen nicht vergessen, dass an unseren Schulen die Menschen, die dort arbei
ten, pädagogisch ausgebildet sein müssen. Aber das Wichtigste ist: Wo immer und wie immer der Berufsweg der Menschen war, die in unsere Schulen kommen, eines müssen sie alle mitbringen, nämlich Verständnis und eigentlich auch Spaß und Freude an Kindern und Jugendlichen.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Verehrte Frau Kollegin Brede-Hoffmann, wir sollten diesen Antrag zunächst einmal grundsätzlich diskutieren. Ihre Taktik ist es: Wenn Sie ein schlechtes Gewissen haben, dann reden Sie über Dinge, die kaum jemanden interessieren, die zumindest nichts mit dem konkreten Thema zu tun haben. – Dann muss man auch einmal darüber reden, wie es dazu gekommen ist, dass wir einen solchen enormen Lehrermangel haben.
Es ist bekannt, dass es seit vielen Jahren im Berufsschulbereich einen gravierenden Lehrermangel gibt. Seit einigen Jahren gibt es den Lehrermangel auch in anderen Schularten, vor allem für Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik usw. Sie haben das alles richtig genannt.
Seit Jahren weisen Experten auf diese Entwicklung hin. Die CDU in diesem Hause hat schon oft das Thema „Lehrermangel und Lehrerversorgung“ angesprochen und Anträge gestellt.
(Beifall bei der CDU – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Wer hat denn die Sonderschulausbildung abgeschafft?)
Erst gegen Ende der Legislaturperiode haben Sie dann einige unserer Anträge verwirklicht. Ich erinnere an den Antrag, dass man im berufsbildenden Bereich von den Dreiviertelstellen Abschied nehmen soll. Jetzt dämmert
es allmählich den Koalitionsfraktionen und auch der Landesregierung, dass ein katastrophaler Lehrermangel droht. Jetzt reagiert man – wie so oft in diesem Land – zu spät und unzureichend.
Da man seine Mitschuld an dieser Misere nicht zugeben möchte, flüchtet man in verharmlosende und falsche Erklärungsversuche. Originalzitat aus Ihrem Antrag: „Bundes- und landesweit sind für einige Fächer sowie für einige Schularten Schwierigkeiten erkennbar geworden bei der Besetzung frei werdender oder zusätzlicher Lehrerinnen- und Lehrerstellen. Diese Probleme entstanden vor allem aus zurückgehenden Zahlen von Studierenden in diesen Fächern oder für diese Schularten.“ Diese Begründung ist nicht nur lachhaft, sie ist schlicht unverschämt. Sie tun so, als wäre der Lehrermangel quasi durch höhere Gewalt entstanden, nicht vorhersehbar und auch nicht steuerbar.
(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Sie hätten die Studierenden in die Fächer geprügelt, oder wie hätten Sie es gemacht?)
Dieser Lehrermangel war absehbar. Nur hat die Landesregierung nicht rechtzeitig darauf reagiert. Sie hat nicht nur nicht reagiert, sondern sie hat diese Situation noch verschärft. Uns allen sind noch die Chaostage zum Schuljahresbeginn vor einem Jahr in schlechter Erinnerung. Was ging denn da ab? Lehrer kamen am ersten Schultag nicht, Tage und Wochen später auch nicht. Warum? Weil die Einstellungsbedingungen in anderen Ländern besser waren. Dort gab es volle Beamtenstellen, bei uns in der Regel nur Teilzeitstellen auf Angestelltenbasis. Das ist doch die Wahrheit. Das ist doch die Realität.
Die Lehrerverbände, der Landeselternbeirat und auch die CDU haben rechtzeitig auf diese Entwicklung hingewiesen. Aber das hat Sie überhaupt nicht interessiert. Diese Landesregierung stellte sich taub und störrisch und hielt an den nicht mehr konkurrenzfähigen Einstellungsbedingungen fest. Das haben wir doch lang und breit diskutiert. Sie trieb dadurch die Junglehrer förmlich aus dem Land.
Keinem kann man doch verdenken, wenn er eine volle Beamtenstelle bekommt, dass er nicht in RheinlandPfalz bleibt. Viele junge Lehrerinnen und Lehrer sind gegangen, auch die, die wichtige und seltene Fächerkombinationen hatten. So schnell bekommen wir dafür
Der strukturelle Unterrichtsausfall, der ohnehin schon sehr hoch ist, nämlich 30.000 Stunden pro Woche – nur zu Ihrer Erinnerung – wird zunehmen. Die Bildungschancen unserer Schülerinnen und Schüler werden abnehmen, nur weil diese Landesregierung nicht rechtzeitig gehandelt hat.
Versagt hat die Landesregierung auch bei der Prognose des Lehrerbedarfs, auch wenn diese Prognose von vielen Variablen abhängt. Es lässt sich aber durchaus abschätzen, wie viele Lehrer beispielsweise in sechs Jahren gebraucht werden. Auch der Altersdurchschnitt der Lehrer ist bekannt, auch die Stärke der künftigen Schülerjahrgänge. Das war Ihnen aber wohl gar nicht so präsent oder egal. Sie wollten Recht behalten. Kaum zu glauben, aber auch wahr, verehrte Frau Kollegin BredeHoffmann – jetzt werden wir einmal konkret und nennen nicht das Allgemeine, was Sie hier immer so abladen –, noch vor wenigen Jahren warnte Minister Professor Dr. Zöllner vor dem Lehramtsstudium nicht nur im Hinblick auf Grundschulpädagogik, sondern allgemein. Das ist alles nachzulesen. (Beifall der CDU – Lelle, CDU: So ist es!)
Ein solches Fehlverhalten hatte schlimme Folgen. Viele wurden vom Lehramtsstudium abgeschreckt. Es sind nun die Studierenden, denen Sie allein die Schuld anlasten, dass Sie jetzt so wenig Lehrer bekommen. Sie haben Sie doch selbst abgeschreckt.
Universitäre und schulpraktische Ausbildungskapazitäten wurden zum Teil reduziert. Jetzt ist die Not groß. Es werden Notprogramme aufgelegt, wie zum Beispiel das Programm für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. Ein solches Quereinsteigerprogramm kann unserer Meinung nach nur eine Zwischenlösung und keine Dauerlösung sein, wie hier im vorliegenden Antrag festgelegt und wie Sie es eben noch einmal in aller Breite dargelegt haben, Frau Brede-Hoffmann.
Wenn man diese Passage gehört hat, muss man doch auch von Ihrer Seite aus die logische Konsequenz ziehen, dass man die Lehrerausbildung abschafft. Diese braucht man doch gar nicht. Es ist doch besser, dass man Experten und Fachleute aus den Betrieben holt, diesen einen Schnellkurs Pädagogik verordnet, und dann sind sie genauso gut, vielleicht noch besser; denn sie haben mehr Lebens- und Berufserfahrung. Lesen Sie es noch einmal nach.
Sie werden selbst erschrecken. Das war ein Abgesang auf die pädagogische Qualifizierung von Lehrern, damit es nur klar ist, was Sie hier gesagt haben.
Für die CDU steht fest, die Schule braucht professionell ausgebildete Pädagogen. Dies gilt insbesondere auch
für die angeführten Mangelfächer Mathematik usw. Die Schule braucht nicht nur Fachexperten, die einen pädagogischen Schnellkurs absolviert haben.
Die Hochschulen und die Wirtschaft beklagen zu Recht das zu geringe Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Berufen. Durch nicht schulische Fachleute wird dies mit Sicherheit nicht besser.
Nicht vorgeschlagen wird in Ihrem Antrag die Möglichkeit, arbeitslosen Lehrern, deren Fächer nicht gefragt sind, eine Qualifizierungschance zu geben. Sie machen sich auch keine Gedanken über Umsteigerprogramme.
Jetzt hören Sie doch einmal zu. Wie können Studenten mit passenden Fächern für das Lehramtsstudium gewonnen werden? Das haben Sie doch gerade nicht gesagt. Es ist doch furchtbar mit dieser Frau.
Wenn man in Zukunft mehr Studenten für den Lehrerberuf begeistern will, ist auch eine Imagekampagne dringend erforderlich. Jetzt hören Sie einmal gut zu. Leider fehlt der Ministerpräsident, aber Frau Ministerin Ahnen wird es vielleicht ausrichten.
Für viele potenzielle Lehramtsbewerber ist die ideelle Anerkennung ebenso wichtig wie die materielle. Gesellschaft, Öffentlichkeit und Politik müssen Abstand nehmen von der Verbreitung von Vorurteilen über den Lehrerberuf. Bezeichnungen wie „faule Säcke“ wie vom ehemaligen Ministerpräsidenten Schröder in Niedersachsen – das ist bekannt – oder – jetzt kommen wir zu unserem Ministerpräsidenten – „bis Dienstagabend habe ich bereits so viel gearbeitet wie die Lehrer bis Freitag“
(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Das haben wir so oft richtig gestellt, jetzt wird es frech, Herr Kollege!)