Liebe Frau Kollegin Kohnle-Gros, ich habe noch nicht einmal den Satz beendet. Sie sind immer so schnell. Hören Sie doch lieber einmal zu. Haben Sie etwas Geduld. Das ist eine Sache von großer Bedeutung. Haben Sie etwas mehr Ruhe und Gelassenheit.
Meine Damen und Herren, wenn wir an Lernkultur denken und man sich dieses Verhalten hier anschaut, dann ist man nicht sehr hoffnungsvoll.
Ich darf diesen Satz vollenden. Es gibt viele Ohrenzeugen hier, die genau das verstanden haben, was auch ich verstanden habe, dass Frau Brede-Hoffmann ausdrücklich und mehrfach darauf hingewiesen hat, dass dieser Vorschlag Diskussionsgrundlage und keine Entscheidung ist.
Das wurde im Ausschuss so gesagt, das wurde hier so gesagt. Entweder haben Sie nicht zugehört, oder Sie verdrehen die Dinge. Sie tun der Sache keinen Gefallen. Die Reform der Lehrerausbildung ist von so großer Bedeutung, dass wir uns mit solchen Attacken oder Unterstellungen nicht auseinander setzen sollten. Die Notwendigkeit der Lehrerausbildung ist unumstritten. Ich nehme an, dass die CDU-Fraktion das auch so sieht. Manchmal habe ich bei Frau Brede-Hoffmann so den Eindruck, dass sie es nicht so sieht, aber aus unserer Sicht ist die Reform der Lehrerausbildung bildungspolitisch dringend notwendig und von außerordentlicher Bedeutung, meine Damen und Herren.
Die Entwicklung junger Menschen wird neben dem Elternhaus maßgeblich von der Schule und von der Lehrerpersönlichkeit geprägt. Die Vermittlung von Kenntnissen einerseits und Erziehung andererseits muss als ganzheitlicher Prozess verstanden werden. Genau das meinen die Engländer mit dem Begriff „education“, einen Begriff, für den es in Deutschland leider keine angemessene Übersetzung gibt. Veränderungen an den familiären Strukturen und vielfältige Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft haben in den letzten Jahren zu
massiven Veränderungen im Anforderungsprofil des Lehrers geführt. Dem müssen wir bei einer Reform der Lehrerausbildung Rechnung tragen.
Herr Wiechmann, wir haben in der Tat ein Lehrerleitbild. Dies brauchen wir nicht zu erfinden. Wir brauchen auch keine Kommissionen, die sich damit beschäftigen. Es muss nicht neu geschaffen werden, es existiert. Frau Brede-Hoffmann hat in dieser Beziehung Recht. Ich muss Sie ausdrücklich unterstützen.
Meine Damen und Herren, die bisherige Ausbildung leidet entscheidend an der unzureichenden Praxisorientierung mit den damit verbundenen Nachteilen. Die vom Wissenschaftsminister zur Diskussion gestellten Überlegungen garantieren eine enge Verzahnung zwischen fachwissenschaftlicher und pädagogischer Ausbildung von Anfang an. Der Charme des Vorschlags besteht darin, dass in einem solchen dualen System Brüche vermieden werden. Die Qualifikation in Didaktik, Methodik und Pädagogik werden und müssen in großer Kontinuität im Lauf des Studiums entwickelt werden.
Herr Kollege Kuhn, Sie haben gesagt, Sie verfügen über ein Leitbild für eine zukünftige Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Warum ist das an den Universitäten noch nicht angekommen? Warum hat Herr Professor Arnold ein solches Leitbild in der Anhörung sehr vehement gefordert? Herr Professor Arnold ist in der Lehrerinnenausbildung tätig.
Herr Wiechmann, ich habe diese Anhörung auch miterlebt. Ich kann aus unserer Sicht ganz klar sagen, dass wir über ein in sich geschlossenes Leitbild verfügen. Dies ist in den entsprechenden Fachkreisen unumstritten. Es gibt keine große – auch wenn Sie sich die Veröffentlichung anschauen –, keine öffentliche Diskussion darüber.
Sie können eine in Nuancen etwas modifizierte Meinung haben, aber im Großen und Ganzen – Frau BredeHoffmann hat sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt –
haben wir auch einen Konsens, was wir von den Lehrerkolleginnen und -kollegen in Zukunft zu erwarten haben.
Meine Damen und Herren, diese Kontinuität ist von großer Bedeutung. Darauf aufbauend werden Fort- und Weiterbildung im Lehrerberuf zur absoluten Selbstverständlichkeit werden müssen. Wir haben die große Chance, ein in sich stimmiges System kontinuierlicher Qualifikation zu entwickeln, damit endlich die Brüche in der jetzigen Struktur überwunden werden, die in vielen Fällen auch von heutigen Lehrern aus ihrer Erfahrung als sehr leidvoll empfunden werden.
Selbstverständlich ist, dass die Qualität der fachwissenschaftlichen Ausbildung zumindest erhalten bleibt, wenn nicht sogar im Hinblick auf gezielte Angebote verbessert wird. Klar ist auch – das wurde von allen betont, auch vom Minister, man darf es aber noch einmal sagen –, dass das neue System mit den anderen Bundesländern kompatibel sein muss, also keine neuen Mobilitätsbarrieren aufbaut.
Wie die neue Studienstruktur für die Lehrerausbildung in Zukunft aussehen soll, bedarf – wir sind uns einig, dass wir dies sorgfältig und verantwortungsbewusst angehen müssen – weiterer Erörterung. Dazu sind, hoffe ich, alle bereit.
Am 19. April fand auf Antrag der Ausschüsse für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur sowie Bildung und Jugend eine öffentliche Anhörung statt. Es zeigte sich, dass in der Fachöffentlichkeit, in den Schulen und Hochschulen sowie in den Studienseminaren für künftige Lehrkräfte eine sehr offene und ergebnisorientierte Diskussion über die Reformvorschläge stattfindet.
Diesen Diskussionsprozess auf dem Weg zu einer Reform für die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung gilt es im engen Austausch mit allen Beteiligten weiterzuführen. Statt vermeintlich fertige Konzepte auf den Tisch zu legen – einfach ein Blockpraktikum im Antrag zu fixieren, dem man zustimmen soll, das empfinde ich in dieser Situation nicht für angemessen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU –, müssen wir eine offene Diskussion führen und dürfen uns nicht in Details, wie Sie es vorschlagen, festlegen.
(Zuruf des Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Können Sie denn dem Modell von Herrn Zöllner zustimmen?)
Ich sagte, wir haben Diskussionsbedarf. Dem wird sich auch die FDP-Fraktion nicht entziehen. Wir gehen offen an die Reformvorschläge heran. Darauf können Sie sich verlassen.
Wir erwarten das auch von Ihnen. Auch in Ihren Anträgen steht nicht nur Falsches, das habe ich auch im Ausschuss gesagt. Es ist durchaus eine Basis vorhanden, um in diesem Zusammenhang zu einem Konsens zu kommen, auch mit der CDU.
Meine Damen und Herren, das ist ganz wichtig. Das wird eine Reform, die von größter Bedeutung für unser Bildungssystem sein wird. Aus diesem Grund ist es auch notwendig, dass diese Reform von den Beteiligten – auch von den Parteien, wenn es machbar ist – zumindest im Grundsatz getragen wird.
Es wäre höchst erfreulich, wenn wir diesen Konsens erreichten. Ich kann Ihnen sagen, auch die FDP wird sich natürlich an diesem Diskussionsprozess aktiv beteiligen. Diesem Grundsatz, eine offene Diskussion zu führen, wird der Antrag der SPD am besten gerecht.
Ich will die anderen Anträge nicht pauschal herunterreden. Aber diesem Grundsatz, eine offene Diskussion zu führen, wird der SPD-Antrag am besten gerecht. Er sollte auch nach unserer Einschätzung – – –
Meine Damen und Herren, nach unserer Einschätzung wird dieser Antrag, der letztlich auf das Verfahren hinweist und die Diskussionsbereitschaft deutlich macht, der Situation am besten gerecht. Der CDU-Antrag leidet darunter, dass er zu eng in Einzelheiten fixiert ist.
(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Warum haben Sie denn keinen gestellt? Es wäre doch schön, dann hätten wir auch einmal Ihre Vorschläge! – Mertes, SPD: Weil unserer so offen war!)
Sie können darauf rechnen, dass die FDP-Fraktion sich aktiv an diesem Prozess beteiligt, liebe Frau Thomas.
Ich komme zum Ende. Lassen Sie uns gemeinsam den Versuch unternehmen, in dieser außerordentlich wichtigen Bildungsfrage zu einer Lösung zu kommen.
Ich darf Gäste im rheinland-pfälzischen Landtag begrüßen. Auf der Zuschauertribüne begrüße ich Mitglieder
Des Weiteren begrüße ich auf der Zuschauertribüne Schülerinnen und Schüler des Vincent-von-PaulGymnasiums Niederprüm. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!