Protocol of the Session on June 20, 2002

Außerdem begrüße ich Mitglieder des SPD-Ortsvereins Seesbach. Herzlich willkommen im rheinland-pfälzischen Landtag!

(Beifall im Hause)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Schnabel für die CDUFraktion das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Informationswege über Internet bieten nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. 2001, also im vergangenen Jahr, gab es in Deutschland 32,5 Millionen Internetnutzer. Im Jahre 2002 wird mehr als die Hälfte der Deutschen das Internet nutzen.

(Dr. Schiffmann, SPD: Alles Verdächtige!)

Amerikanische Studien haben ergeben, dass jährlich 2,5 Milliarden Seiten weltweit im Internet stehen. Meine Damen und Herren, daraus ergibt sich, Internet und damit auch die darin stattfindende Kriminalität sind nicht regional, nicht national, sondern weltweit. Die Grenzen gelten nicht für Nutzer, aber leider für Ermittler.

Die Internetkriminalität stellt deshalb eine große Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden auch bei uns in Deutschland dar. Wir haben sicherlich alle kein Patentrezept, aber es gibt bei uns in den verschiedenen Bundesländern einige gute Beispiele dafür, an denen wir uns orientieren können.

Wir haben leider bundesweit nur 28 Fahnder, und zwar 20 Ermittler beim BKA und 8 Ermittler in Bayern. Die 28 Ermittler sind verdachtsunabhängig im Internet „auf Streife“. Meine Damen und Herren, dies fordern wir auch für Rheinland-Pfalz.

Die Bundesländer sind weiterhin gefordert, insgesamt verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen und miteinander zu kooperieren. Nur durch die Bündelung in der Ermittlungstätigkeit können Doppelrecherchen vermieden werden.

Ein Beispiel für eine hervorragende Bekämpfung der Internetkriminalität hat uns die SOKO „Nadelöhr“ in Mayen gezeigt. Bundesweit hat diese SOKO Anerkennung gefunden. Ich möchte deutlich anmerken, dass diese SOKO aufgrund konkreter Tatverdachtsmomente in einem besonders gravierenden Fall der Kinderpornographie gebildet wurde und über diesen Weg einen Dominoeffekt erzielt hat, das heißt, dass zahlreiche Tatverdächtige über diese SOKO ermittelt werden konnten. Wir sehen, dass dies Möglichkeiten sind, auf diesem Weg erfolgreich zu sein, wenn wir verstärkt verdachtsunabhängig Druck auf die Straftäter machen können, damit eine generalpräventive Wirkung eintritt. Ich glaube, das ist das Entscheidende in diesem Bereich.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, wo nichts gesucht wird, kann natürlich auch nichts gefunden werden. Es gibt hohe Dunkelziffern gerade auf diesem Sektor. Entscheidend ist, wir müssen den Ermittlern die notwendigen rechtlichen Befugnisse an die Hand geben. Polizei und Staatsanwaltschaft dürfen in ihrer technischen Ausstat

tung nicht hinterherhinken, wie wir dies in ganz gravierender Weise teilweise fes tstellen müssen.

(Staatsminister Zuber: Bei der Polizei?)

Im Bereich Internet, lieber Herr Minister.

(Staatsminister Zuber: Ach du lieber Himmel!)

Das wissen Sie ganz genau. Darüber haben wir auch schon im Ausschuss diskutiert. Im Bereich der Internetermittlung muss Rheinland-Pfalz nicht unbedingt mit stolzgeschwellter Brust durch die Gegend marschieren.

(Beifall bei der CDU – Staatsminister Zuber: Doch, mit sehr stolzgeschwellter Brust!)

Mit dem atemberaubenden Tempo des technischen Fortschritts muss gerade im Bereich des Internets Schritt gehalten werden. Die derzeitigen Bestimmungen lassen zum Beispiel keine Möglichkeit zu, verdeckt zu ermitteln. Dies brauchen wir auf diesem Sektor. Deswegen brauchen wir eine Anpassung im Strafrecht, insbesondere auch im Strafverfahrensrecht.

Meine Damen und Herren, wir haben einen besonders großen Handlungsbedarf im Bereich der Kinderpornographie. Es ist nicht hinzunehmen, dass derart schwere Verbrechen auf Dauer unentdeckt bleiben. Wir haben gerade deswegen den Antrag eingebracht, damit die Landesregierung auf diesem Sektor tätig wird. Dem Antrag der SPD/FDP können wir sicherlich in Teilbereichen zustimmen, das ist gar keine Frage. Da gibt es auch Gemeinsamkeiten. Aber in wesentlichen Punkten gibt es für uns keine Übereinstimmung. Ich darf Sie deshalb herzlich bitten, unserem Antrag zuzustimmen, damit wir im Bereich der Internetkriminalität in Rheinland-Pfalz ein Stück weiterkommen.

Ich bedanke mich.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, ich darf drei amerikanische Austausschülerinnen aus der Westfield-Highschool aus Westfield, Massachusetts, begrüßen, die auf Einladung unserer Kollegin Frau Grützmacher im rheinlandpfälzischen Landtag der Plenarsitzung beiwohnen.

(Beifall im Hause)

Welcome in the parliament of Rheinland-Pfalz.

(Beifall im Hause – Dr. Weiland, CDU: Wir sind stolz auf Sie!)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Stretz das Wort.

Herr Kollege Schnabel, Ihren eben geäußerten Wunsch können wir leider nicht erfüllen.

(Dr. Weiland, CDU: Die lichten Momente sind selten!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich sage Ihnen auch gleich warum. Die CDU erweckt mit ihrem Antrag – Drucksache 14/764 – den Eindruck, als wäre die rheinland-pfälzische Polizei nicht in der Lage, Krim inalitätsbekämpfung der strafbaren Handlungen, die über das Internet erfolgen, erfolgreich zu bekämpfen. Dies trifft einfach nicht zu.

(Vereinzelt Beifall bei der FDP)

Herr Kollege Schnabel, ich finde es schade, dass Sie es völlig ausblenden. Sie blenden völlig die zahlreichen öffentlichen und privaten Stellen in unserem Land aus, die sich bereits erfolgreich insbesondere mit der Bekämpfung Jugend gefährdender Inhalte im Internet befassen. Sie haben das in keiner Weise erwähnt. Es ist wichtig, uns bei diesen Leuten zu bedanken und ihnen Mut zuzusprechen, ihre Arbeit weiter fortzusetzen.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD – Pörksen, SPD: Sehr richtig!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, in Bezug auf den Einsatz der Polizei wird die Diskussion über die Bekämpfung der Kriminalität im Internet häufig so geführt, als müsse unsere Polizei jede Straftat, die im oder mit Hilfe des Internet begangen wird, bereits im Ansatz erkennen und verhindern können. Dies ist einfach unrealistisch. Das muss man so feststellen.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Auch bisher hat niemand von unserer Polizei erwartet, dass sie zum Beispiel alle auf dem Markt erscheinenden konventionellen Anlageangebote daraufhin überprüft, ob sie möglicherweise in einer betrügerischen Absicht erfolgen. Dies wäre schon aus tatsächlichen Grünen nicht möglich. Anlagebetrug wird vielmehr regelmäßig durch Anzeigen Betroffener bekannt, es sei denn, sie haben selbst Gründe, von einer Anzeige abzusehen, etwa bei der Anlage von nicht versteuertem Vermögen.

In der polizeilichen Kriminalstatistik ist die Entwicklung der Kriminalität im Internet bisher zahlenmäßig nicht zu beziffern, da beispielsweise ein Betrug mittels Internet bislang lediglich als Betrugstatbestand erfasst worden ist, ohne auf das Tatmittel einzugehen. Auch bei der Verbreitung von Kinderpornographie wurde bisher nicht zwischen Heft, Video oder Internet unterschieden. Trotzdem ist nach den polizeilichen Beobachtungen in den vergangenen Jahren ein Anstieg festzustellen. Die abschließende Bearbeitung von Straftaten mit Bezug zum Internet obliegt ebenso wie die Abwehr von Gefahren grundsätzlich der jeweils sachlich und örtlich zuständigen Organisationseinheit uns erer Polizei.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Ziel muss es sein, jede Polizeidienststelle in unserem Land in die

Lage zu versetzen, eingehende Hinweise auf Gefahren und Lagen im Zusammenhang mit dem Internet aufzunehmen und die erforderlichen Sofortmaßnahmen zur Beweissicherung selbst einzuleiten oder, wenn das nötig ist, Spezialisten hinzuzuziehen.

(Beifall bei SPD und FDP)

Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte werden in Ausund Fortbildung bei uns auf die Bekämpfung der Internetkriminalität vorbereitet. Im Grund- und im Hauptstudium wird ein zweitägiges Seminar „Kriminalitätsbekäm pfung Internet“ angeboten. Das Thema „Internet und Internetkriminalität“ wird in den Unterrichtsfächern „EDV“ und „Kriminalistik“ behandelt. Im Rahmen der Fortbildung führt die Landespolizeischule entsprechende Seminare durch.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor dem Hintergrund der weltweiten Vernetzung des Internets gewinnt die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene immer mehr an Bedeutung. Europol hat im Rahmen seines Mandats zur Bekämpfung des Menschenhandels auch die Zuständigkeit, gegen Kinderpornographie vorzugehen. Dazu gehört natürlich auch das kinderpornographische Angebot im Internet. Wir meinen, dass hier so genannte Spezialdienststellen zu keinerlei Verbesserung führen können. Herr Schnabel, Sie haben angedeutet, dass in Bayern eine solche Spezialdienststelle besteht. Sie wissen, dass das in Übereinstimmung mit der Innenministerkonferenz und ganz gezielt nur in Bayern so gemacht werden sollte und nicht ausgeweitet werden soll.

(Staatsminister Zuber: Genau so ist es!)

Genau so ist es.

Die technischen Voraussetzungen zur Bekämpfung im Internet liegen bei uns in Rheinland-Pfalz vor. Die von mir angesprochene Aus- und Fortbildung beschreibt den Weg, der nach unserer Auffassung zum Erfolg führen wird.

(Glocke des Präsidenten)

Erlauben Sie mir noch einen Hinweis. Ich habe es in einer Sitzung des Ausschusses deutlich gemacht, Krim inalitätsbekämpfung nach dem Bibelsprichwort, Matthäus 7 Vers 7, „Suchet und ihr werdet finden, klopfet an und es wird euch aufgetan“, wird kaum erfolgreich sein.

(Beifall der SPD und vereinzelt bei der FDP)

Ich erteile Frau Abgeordneter Grützmacher das Wort.

Meine Damen und Herren! Natürlich sind wir uns alle klar darüber, eine effektive Kriminalitätsbekämpfung im

Internet und die Sicherheit der Nutzung ist für uns alle ein ganz wichtiger Punkt. Das ist richtig.