Protocol of the Session on March 15, 2002

Das macht auf das Jahr bezogen eine Summe von rund 400 Millionen DM aus. Diese übermäßige Investitionsquote ist die Ursache dessen, was wir als Haushaltslage festzuhalten haben.

Meine Damen und Herren, Herr Dr. Böhr, Sie haben gestern

(Jullien, CDU: Vorgestern, Herr Minister!)

vorgestern – von der unzureichenden Wirtschaftskraft des Landes gesprochen. Das haben Sie bereits im No

vember in einer Presseerklärung so verlautbart. Ich muss das jetzt nicht wiederholen, sondern kann darauf verweisen. Das hat im Übrigen auch im Haushalts- und Finanzausschuss eine Rolle gespielt. Ich sage Ihnen das wirklich ohne Häme. Glauben Sie es mir. Dafür schätze ich Sie zu sehr. Dieses Argument sollten Sie aber im Interesse Ihrer eigenen Reputation nicht länger verwenden, die Wirtschaftskraft des Landes Rheinland-Pfalz sei am Ende der alten Flächenländer und auf einer Höhe mit Sachsen-Anhalt.

Ich will Ihnen das in Bezug auf das Jahr 2000 s agen.

(Zuruf des Abg. Böhr, CDU)

Entschuldigung, ich bin dabei, Ihre Äußerungen in einem konkreten Punkt, auf den Sie Ihre Fundamentalkritik stützen, zu widerlegen.

(Böhr, CDU: Nein!)

Sie wollen aber daran festhalten, weil es Ihnen passt. Ich lasse Ihnen aber nicht durchgehen, dass in diesem Haus ein solcher Unsinn erzählt wird.

(Beifall bei SPD und FDP – Böhr, CDU: Sie haben es schlicht verwechselt!)

Ich kann Ihnen vorlesen, was Sie zur Steuerkraft gesagt haben.

(Böhr, CDU: In der Finanzkraft liegen wir am Ende! Ich habe nie gesagt, dass wir in der Wirtschaftskraft am Ende aller Bundesländer liegen!)

Sie sagen, die Finanzkraft des Lands habe einen historischen Tiefststand erreicht. Ich aber sage, dass das nicht stimmt. Das will ich Ihnen beweisen.

(Zuruf des Abg. Böhr, CDU)

Finanzkraft ist Steuerkraft. Rheinland-Pfalz liegt mit 92,8 % im Durchschnitt aller Länder. Das sind 1.195 Euro pro Kopf. Sachsen-Anhalt liegt bei einem knappen Drittel dieses Betrags. Wir liegen bei 1.195 Euro pro Kopf, während Sachsen-Anhalt bei 380 Euro pro Kopf liegt. Wenn das die gleiche Höhe ist, dann habe ich die Mathematik in der Schule falsch verstanden.

Wir haben im Jahr 2001 – – –

(Zuruf des Abg. Jullien, CDU)

Herr Jullien, Sie verstehen das sowieso nicht.

(Beifall bei SPD und FDP)

Wir haben den relativen Wert unserer Finanzkraft im vergangenen Jahr deutlich verbessert.

(Jullien, CDU: Wer Finanzkraft mit Wirtschaftskraft verwechselt!)

Wir haben unseren relativen Wert um 2 Prozentpunkte auf rund 95 % des Bundesdurchschnitts angehoben. Ich denke, das ist eine positive Entwicklung, mit der wir uns hinter anderen nicht zu verstecken brauchen.

Ich gehe deshalb in dieser dezidierten Form darauf ein, weil dies der Kern Ihres Vorwurfs ist, auf den Sie Ihr Argument der verfehlten Wirtschafts- und Finanzpolitik dieses Landes stützen. Wenn man Ihnen dieses Argument wegnimmt, bricht Ihre Argumentation zusammen.

(Beifall bei SPD und FDP)

Meine Damen und Herren, es stimmt nicht, dass wir die Verschuldung des Landes verdoppelt haben.

(Jullien, CDU: Das hat alles der Rechnungshof gemacht!)

Dann werden Sie doch Beamter beim Rechnungshof.

(Beifall bei der SPD)

Ich kann nur auf die Fakten verweisen. Die Pro-KopfVerschuldung des Landes Rheinland-Pfalz ist von 1991 bis zum 31. Dezember 2001 um 65 % gestiegen. Das ist zu viel. Das räume ich ein. Das ist aber beträchtlich weniger als das, was Sie seit Jahren als eingetretenes Ereignis verkünden.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, wir haben in den vergangenen Jahren eine vorsichtige Haushaltswirtschaft betrieben. In den vergangenen fünf Jahren betrug der durchschnittliche Ausgabenzuwachs jährlich 0,9 %. Selbst wenn ich das Jahr 1996 mit einbeziehe, dann waren es immer noch 1,7 %. Wir lagen also immer deutlich unterhalb der Vorgabe des Finanzplanungsrats.

Ich kann nachweisen, dass wir mit dem Fuß auf der Bremse gestanden haben.

(Dr. Altherr, CDU: Aber mit dem falschen Fuß!)

Vielleicht geht es aber noch ein Stück fester. Dass die 0,9 %, die wir in den vergangenen fünf Jahren erzielt haben, niedriger sind als die 5,4 % im Durchschnitt der letzten fünf Jahre Ihrer Amtszeit, das wird wahrscheinlich sogar Ihr Mann für alle Fälle, der Hoffnungsträger, der Vordenker, nämlich Herr Jullien, kapieren, wie es in der „Rhein-Zeitung“ zu lesen ist.

(Zuruf des Abg. Jullien, CDU)

Herr Bischel, jetzt ist nichts mehr mit Büroklammern. Jetzt ist ein Vordenker am Werk.

(Beifall und Heiterkeit bei der SPD)

Solch ein Vordenker erübrigt das Nachdenken.

Die Haushaltslage ist schwierig und angespannt, aber katastrophal ist sie keineswegs.

Insbesondere haben wir keine Haushaltsnotlage. Wir lassen sie uns von Ihnen auch nicht einreden. Nur damit das klar ist.

(Jullien, CDU: Der Weg dahin zählt!)

Ja, der erste Schritt ist der Weg zu einer Weltreise.

Haushaltsnotlage ist vom Bundesverfassungsgericht definiert worden. Schleswig-Holstein und Bremen hatten eine Haushaltsnotlage.

(Jullien, CDU: Das Saarland auch!)

Pardon, das Saarland und Bremen hatten eine Haushaltsnotlage. Dort lag, als das Verfassungsgericht dies festgestellt hat, die Zinsausgabenquote bei deutlich über 20 %. Das heißt, mehr als 20 % aller Ausgaben wurden für Zinsen getätigt.

Bei uns betrug dieser Wert im vergangenen Jahr 9,4 %. Im letzten Jahr Ihrer Regierungsverantwortung betrug er übrigens 9,0 %. So viel hat sich da überhaupt nicht verändert.

Vor allem aber lege ich Wert auf eines: Wir haben nie in der Vergangenheit – weder bei der Aufstellung noch im Vollzug – einen verfassungswidrigen Haushalt gefahren.

(Jullien, CDU: Was hat denn das Verfassungsgericht gesagt?)

Auch wenn Ihr Hoffnungsträger durch eine perfide Vermischung von Sachverhalten vorgestern diesen Eindruck versucht hat zu erwecken, haben wir zu keiner Zeit einen verfassungswidrigen Haushalt gefahren. Es ist also keine Verletzung der verfassungsmäßigen Obergrenze für eine Kreditaufnahme erfolgt.

(Dr. Weiland, CDU: Was hat das Verfassungsgericht gesagt?)