Protocol of the Session on February 15, 2006

................................................................................................................................ 7250, 7254 Abg. Bracht, CDU:....................................................................................................................................... 7275 Abg. Creutzmann, FDP:..................................................................................................................... 7278, 7287 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................. 7287 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................................... 7242, 7247 Abg. Frau Hammer, CDU:........................................................................................................................... 7262 Abg. Frau Hayn, CDU:................................................................................................................................. 7285 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:................................................................................................. 7249, 7254, 7272 Abg. Frau Leppla, SPD:............................................................................................................................... 7284 Abg. Frau Mangold-Wegner, SPD:.............................................................................................................. 7285 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:................................................................................... 7263, 7264, 7274 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................... 7266 Abg. Hartloff, SPD:.................................................................................................................. 7241, 7242, 7246 Abg. Hohn, FDP:...................................................................................................................... 7243, 7247, 7283 Abg. Hörter, CDU:.............................................................................................................................. 7240, 7246 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................................... 7269 Abg. Lammert, CDU:............................................................................................................... 7275, 7280, 7286 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................... 7250, 7255, 7277, 7282 Abg. Noss, SPD:................................................................................................................................ 7276, 7281 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................................... 7247, 7253 Abg. Presl, SPD:.......................................................................................................................................... 7286 Abg. Schnabel, CDU:................................................................................................................................... 7280 Bruch, Minister des Innern und für Sport:...................................................................... 7244, 7251, 7279, 7283 Frau Kraege, Staatssekretärin..................................................................................................................... 7288 Präsident Grimm:...............................................7240, 7241, 7242, 7243, 7244, 7245, 7246, 7247, 7249, 7250

7251, 7253, 7254, 7255 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:................................... 7255 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:...................7262, 7263, 7264, 7266, 7269, 7272, 7274, 7275, 7276, 7277

7278, 7279, 7280, 7281, 7282, 7283, 7284, 7285, 7286, 7287

109. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 15. Februar 2006

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur 109. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Schriftführende Abgeordnete sind Dieter Klöckner und Gerd Schreiner. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute Staatsministerin Margit Conrad sowie die Abgeordneten Anne Kipp, Simone Huth-Haage, Dr. Thomas Gebhart und Elke Kiltz.

Ich freue mich, dass wir bereits jetzt auf der Zuschauertribüne Mitglieder des Männergesangvereins Concordia Wörth, Schülerinnen und Schüler des Friedrich-WilhelmGymnasiums Trier sowie Senioren aus der Verbandsgemeinde Kandel begrüßen können. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, die Tagesordnung ist Ihnen rechtzeitig zugegangen. Gibt es Änderungswünsche? – Das ist offenkundig nicht der Fall.

Gestatten Sie mir noch einige wenige Hinweise: Zu den Punkten 3 bis 10 der Tagesordnung ist gemäß § 68 Abs. 1 in Verbindung mit § 55 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Landtags die Frist zwischen der Verteilung der jeweiligen Beschlussempfehlung und der Beratung abzukürzen, da die Beschlussempfehlungen erst nach der gestrigen Sitzung des Rechtsausschusses verteilt werden konnten und die Beratung dieser Gesetze für heute vorgesehen ist.

Die übrigen in der Tagesordnung noch fehlenden Beschlussempfehlungen zu den Punkten 13 und 14 der Tagesordnung wurden fristgerecht verteilt, da die Beratung dieser Gesetze erst am Donnerstag vorgesehen ist.

Ich sehe keine Änderungswünsche, dann stelle ich die Tagesordnung wie ausgedruckt mit der Maßgabe der von mir genannten Fristverkürzungen fest.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE

„Abschiebepraxis in Rheinland-Pfalz – Handgeld für Asylbewerber“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/4961 –

Es spricht Herr Kollege Hörter.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Staat darf die Einhaltung seiner Gesetze nicht auf dem Basar aushandeln. Ich will es noch einmal sagen: Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass der Staat die Einhaltung seiner Gesetze wie auf dem Basar aushandelt.

(Beifall bei der CDU – Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies ist ein Zitat des FDP-Landesvorsitzenden Rainer Brüderle.

(Zuruf des Abg. Kuhn, FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Schmitt, CDU: Wo er Recht hat, hat er Recht!)

Genau dies aber ist bei dem rheinland-pfälzischen Asylirrsinn der Fall. Mit Geldprämien, Computern oder Haushaltsgeräten will die Landesregierung abgelehnte Asylbewerber zur Heimreise in die Herkunftsländer ködern.

(Zuruf des Abg. Schweitzer, SPD – Schwarz, SPD: So etwas Scheinheiliges!)

Das fünf Millionen Euro schwere Sonderprogramm, die so genannte Landesinitiative „Rückkehr 2005“, wird vom Ministerpräsidenten und seinem Minister Herrn Bruch als besonders humanitärer Beitrag gefeiert.

Dabei richtet sich dieses Asylirrsinnsprogramm besonders an solche Asylbewerber, die, nachdem sie sich zuerst durch alle Instanzen durchgeklagt haben, nicht anerkannt wurden, um dann den Behörden hartnäckig ihre Identität und Herkunft zu verschweigen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Anerkennungsquote, also die Quote für die Anerkennung von Asylbewerbern, hat sich in den letzten Jahren wie folgt entwickelt: 2002 sind ganze 1,8 % aller Asylbewerber anerkannt worden, 2003 1,6 %, 2004 1,5 % und 2005 ganze 0,9 %.

(Zuruf des Abg. Schwarz, SPD)

Das heißt, 99,1% aller Asylbewerber sind im letzten Jahr in Deutschland nicht anerkannt worden.

(Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist nicht das erste Mal!)

Wir reden über ausreisepflichtige Ausländer, solche, die beispielsweise ihre Pässe weggeworfen haben und nach all diesen Prozessen, wenn sie nicht anerkannt wurden, ihre Ausreise dadurch zu verhindern versuchen, dass nicht klar ist, wohin sie abgeschoben werden sollten, solche also, die von vornherein davon ausgehen, dass sie Deutschland wieder verlassen müssen und dann durch illegale Tricks, letztendlich durch Straftaten das Durchsetzen rechtsstaatlichen Handelns verhindern.

Jetzt tun wir bitte nicht so, als ob diese Landesregierung eine gewaltige humanitäre Lücke entdeckt hätte und

durch ihr Programm nun als einzige versuchen würde, diese Lücke zu schließen.

(Beifall bei der CDU)

In Deutschland werden für Menschen, die beispielsweise als Asylbewerber abgelehnt wurden oder als Bürgerkriegsflüchtlinge bei uns leben, in Zusammenarbeit mit dem UNHCR und der Organization for Migration (IOM) zwei Programme angeboten: Reintegration and Emigration Program for Asylum-Seekers in Germany (REAG) und Government Assisted Repatriation Program (GARP). Das eine dient als Reisebeihilfe und das andere als Starthilfe.

So werden etwa die Beförderungskosten für Flugzeug oder Bahn usw. übernommen und die Reisebeihilfe in Höhe noch von 100 Euro pro Erwachsenen gewährt. Bei GARP, also jenem Starthilfeprogramm, wird die Starthilfe von 250 Euro für jeden, der beispielsweise in die Türkei zurückkehrt, und von 500 Euro für denjenigen, der etwa ins Kosovo zurückkehrt, gezahlt.

Nun zusätzlich zu diesem Bundesprogramm wird die Landesregierung aktiv, bietet den Kommunen und den Landkreisen insgesamt fünf Millionen Euro an, über die sie nahezu völlig frei verfügen können.

Zum zweiten Teil komme ich gleich.

(Beifall der CDU – Mertes, SPD: Wenn der zweite Teil so wird wie der erste, muss man sich richtig darauf freuen! – Schmitt, CDU: Dann haben Sie auch etwas, um sich zu freuen!)

Es spricht Herr Abgeordneter Hartloff.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Um was geht es?

Wir haben in Rheinland-Pfalz etwa 7.100 Menschen, die eine Duldung haben, weil sie nicht in ihr Heimatland abgeschoben werden können, weil man nicht genau weiß, welches das Heimatland ist, weil es Menschen gibt, die bei der Einreise, da sie mit Schleusern hierher geführt worden sind, ihre Pässe vernichtet haben, weil es Heimatländer gibt, in die man nach der Menschenrechtskonvention niemanden hinschicken kann, weil sie dort das Risiko haben, zu verhungern oder umgebracht zu werden.

Es ist nämlich in Deutschland kein Asylgrund, dass in einem Land Krieg herrscht, man, wie im Irak, erhebliche persönliche Risiken haben kann, in Afrika ein ganzer Clan sein Geld zusammengesammelt hat, um eine Person ins gelobte Land nach Europa zu schicken, damit er vielleicht eine bessere oder überhaupt eine Lebens

chance hat, den wir zurückschicken müssen, weil er dem deutschen Asylrecht nicht unterfällt.

Über diese Menschen reden wir.

(Zuruf des Abg. Schweitzer, SPD)

Wir reden über Menschen. Es gibt Programme auf der Bundesebene. Sie haben das aufgezählt. Wir haben das mit einem Rückkehrerprogramm des Landes ergänzt, um die Kommunen in dieser sehr schwierigen Arbeit an einer Schnittstelle zu unterstützen.

(Beifall der SPD und der FDP)

Das Diakonische Werk Trier ist mit zwei Mitarbeiterinnen seit einem halben Jahr dabei, die Kommunen bei dieser individuellen Beratung zu unterstützen, damit diese Rückkehr möglich ist.

Ich benenne das, dass wir ein Problem dort haben. Das muss man sehen und darf es nicht wegdiskutieren.

Die Landesregierung versucht, dieses Problem verantwortlich mit zu lösen, wie die Bundesregierung dies auch versucht.