Je länger die Krankheit dauert, desto höher wird das Risiko. Allein 62 von 1.000 männlichen Diabetikern erleiden einen Schlaganfall. Bei Frauen ist das Risiko noch höher.
Lassen Sie mich etwas zur Diabetikerversorgung in Rheinland-Pfalz sagen. Gemäß § 135 a ff. des V. Sozialgesetzbuches sind die Leistungserbringer zur Sicherung und Weiterentwicklung der von ihnen erbrachten Leistungen verpflichtet. Durch das DMP wurde in Rheinland-Pfalz eine flächendeckende Behandlung von hoher Qualität und auf dem neuesten Forschungsstand sichergestellt.
Eine Kommission aus Vertretern der Kassen und der Ärzteschaft überwacht stetig den Standard der Versorgung und nimmt notwendige Verbesserungen vor. Rund 700 Ärzte haben seit Bestehen des DMP Zusatzqualifikationen erworben.
Alles in allem tut sich in Rheinland-Pfalz einiges auf dem Gebiet der Diabetikerversorgung. Neue Berufe entstehen auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel Berater. Viele Kliniken in Rheinland-Pfalz haben ein DiabetesQualitäts-Management eingeführt. Manche davon haben sich auf die Behandlung von Kindern spezialisiert.
Auch das Angebot der gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz ist sehr gut auf Menschen mit Diabetesrisiken abgestellt. So haben Diabetiker oder gefährdete Menschen Zugang zu qualitativ hochwertigen evaluierten Schulungsprogrammen. Allen gesetzlich Versicherten stehen darüber hinaus auch Präventionsangebote der Krankenkassen wie beispielsweise Ernährungskurse und Raucherentwöhnungsprogramme zur Verfügung.
Als Jugendpolitikerin halte ich es für besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang, dass man besonderen Wert auf Programme für Kinder legt. Seit Februar 1998 besteht zwischen der BKK-, IKK- und LKKArbeitsgemeinschaft und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz ein Strukturvertrag über die Betreuung und Schulung von Typ-1- und Typ-2Diabetikern sowie von Gestationsdiabetikerinnen. In diesen Strukturen werden unter anderem vielfältige Schulungen für Ärzte angeboten.
Das DMP kümmert sich zurzeit um ca. 97.000 Diabetiker mit Typ 2. Alles in allem ist die Entwicklung positiv. Viele Menschen besuchen die Schulungen.
In diesem Zusammenhang ist – wie es die Kollegin schon getan hat – hervorzuheben, dass Rheinland-Pfalz als einziges Bundesland die Weiterbildung zur Diabetesberatung bei Ärzten als staatlich anerkannte Weiterbildung anbietet.
Wir scheinen auch auf diesem Gebiet Vorreiter zu sein. Das habe ich festgestellt, als ich mir die Ergebnisse der Anfrage anschaut habe. Das hat mich sehr gefreut.
Als ein Ergebnis der Beantwortung der Großen Anfrage ist auch noch hervorzuheben, dass sich einige Kliniken
auf die Behandlung von Kindern mit Diabetes spezialisiert haben. Manche haben sich dabei auch mit Kurkliniken zusammengeschlossen und speziell auf Kinder abgestimmte Programme entwickelt.
In verschiedenen Städten unseres Landes schulen die Mitarbeiter der diabetologisch qualifizierten Einrichtungen das Kindergartenpersonal, damit eine entsprechend adäquate Betreuung auch in diesen Einrichtungen möglich ist.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass gerade die Betreuungsmaßnahmen kleiner und jugendlicher Patienten in Rheinland-Pfalz vorbildlich sind.
Lassen Sie mich abschließend feststellen, dass in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren Hervorragendes sowohl in Richtung Verbesserung der Versorgung von Diabeteserkrankten als auch in Richtung der Prävention erreicht wurde. Gerade aufgrund von Vereinbarungen und Qualitätskontrollen ist eine gute Versorgung der Diabetiker in diesem Land gewährleistet. So zeigen die vielfältigen Programme und Vorschläge für Therapien bereits gute Erfolge. Die Zahl der Folgeerkrankungen ist bereits deutlich gesunken. Mehr als die Hälfte der typischen Symptome konnte erfolgreich therapiert werden.
Bedingt durch Forschungsergebnisse im Bereich der Gefäßchirurgie ging insbesondere auch die Zahl der Amputationen zurück.
Alles in allem konnte die Lebensqualität der Diabetiker entscheidend verbessert werden. Für die FDP-Fraktion begrüße ich es, dass die Landesregierung den Weg auch weitergehen möchte.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Vieles, was gesagt worden ist, kann ich unterschreiben. Selbstverständlich ist die Lage der Diabetiker auch in Rheinland-Pfalz in den letzten zehn Jahren besser geworden. Das ist völlig unstrittig. Allerdings stelle ich mir die Frage, wie man zu den Rückschlüssen kommen kann, die geäußert werden, die auch in der Beantwortung der Großen Anfrage enthalten sind.
Frau Ebli, Ihr Schlusssatz war: Diabetiker werden in Rheinland-Pfalz besonders gut behandelt. – Ich weiß
Dazu sage ich gleich noch etwas. Man könnte vieles in der Großen Anfrage hinterfragen, was ich aber nicht machen möchte. Es wird nicht weiterbringen. Jeder kennt auch die Statistiken, die erhoben werden, auch die Statistik, was Amputationen angeht. Eine Amputation grundsätzlich als etwas Falsches darzustellen, halte ich für sehr fragwürdig.
Ich bin eigentlich sehr erstaunt, dass niemand das Problem beim Desease-Management-Programm angesprochen hat. Vor zwei Jahren gab es erhebliche Diskussionen in diesem Land. Die Probleme sind bis heute noch nicht weggefegt worden. Das hat etwas mit den Verträgen zu tun, die die AOK damals angeboten hat. Die Verträge, die vorher mit den Schwerpunktpraxen existiert haben, sind gekündigt worden, um sie zu zwingen, die neuen Verträge zu unterzeichnen. Man hat gesagt, dort würde eine Qualitätsverbesserung stattfinden. Genau das war eben nicht der Fall.
Das ist überhaupt nicht wahr, was Sie sagen. Fragen Sie einmal diejenigen, die eine Schwerpunktpraxis haben, was sie vorher gemacht und was sie nach dem neuen Vertrag gemacht haben. Ich könnte Ihnen das auch aus der Großen Anfrage vorlesen. Dass jeder einmal jährlich auf eine Retinopathie untersucht worden ist, so kann man dazu nur sagen, das ist vorher ständig gemacht worden. Dann steht unten drunter, dass man noch auf ein Albumin im Urin nachschauen soll. Auch das ist früher gemacht worden. Es ist doch einfach nicht wahr. Es werden Dinge behauptet, die nicht wahr sind.
Nein, man muss aber die Dinge auch einmal beim Namen nennen, Frau Ebli. Es hilft nichts, dass man nur das abliest, was die Antwort auf die Große Anfrage vorgibt. Man muss dann auch einmal hinterfragen, warum das denn so ist. Genau das mache ich an dieser Stelle. Diese Probleme sind vorhanden.
Ich halte es nach wir vor für ein Riesenproblem, dass die Desease-Management-Programme mit dem Strukturausgleich bzw. mit den Finanzen verknüpft sind. Auch darin liegt nach wie vor ein großes Problem.
Einig sind wir uns, Diabetes ist der Bereich, dem wir am besten präventiv begegnen können. Deswegen müssen wir uns weiter anstrengen, dies zu tun.
Ich möchte noch einen Schlusssatz sagen, der sehr persönlich ist. Frau Ebli, Sie können es mir glauben, ich
habe das letzte Jahr auf dem Gebiet wirklich wieder die Augen geöffnet bekommen. Wir haben in Deutschland überall, auch in Rheinland-Pfalz, Leitlinien, die von der Diabetesgesellschaft aufgestellt werden. Wenn Sie dann in die Praxis kommen und schauen, wie und ob diese Leitlinien angewendet werden und wie dies geschieht, dann müssen Sie schnell feststellen, dass selbst bei Kliniken, die als Vorbild dienen – ich rede jetzt nicht von der Universitätsklinik Mainz, das möchte ich ausdrücklich ergänzen –, dann, wenn man dort Patienten hinschickt, die Leitlinien auch dort keine Rolle spielen. Ich denke, deshalb müssen wir nicht nur über Qualität reden, sondern wir müssen die Qualität dort überprüfen, wo sie angewendet werden soll. Erst dann kommen wir ein Stück weiter. Dann ist den Diabetikern auch geholfen.
Es ist viel gemacht worden – das ist auch anerkennenswert, auch vom Ministerium unterstützt worden –, wir sind aber bei weitem noch nicht am Ende. Die Desease Management Programme müssen weiter im Blickfeld der Untersuchung bleiben.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrte Damen und Herren! Ich bin sehr froh darüber, dass das Parlament dem wichtigen Thema „Diabetes“ einen so breiten Raum an dieser Stelle gibt. Neben den dargestellten Problemen, die damit verbunden sind, gibt es auch erhebliche Probleme, was die versicherungswirtschaftliche Seite und die volkswirtschaftliche Seite angeht. Sie wachsen uns auch in Zukunft in erhöhtem Maß zu.
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass Diabetes und Folgeerkrankungen jährlich mehr als 60 Milliarden Euro an Kosten verursachen, zum Teil direkte Kosten in der Krankenversicherung, in der Pflegeversicherung, zum Teil volkswirtschaftliche Kosten, und wenn wir sehen, dass sich das noch ausweiten wird, wenn nichts dagegen getan wird, wenn nicht Maßnahmen im Präventionsbereich erfolgreich sind, dann zeigt das, dass die Problematik der Diabetes gewaltig ist und zunimmt.
Die meisten Kosten entstehen nicht durch Diabetes selbst, sondern durch Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und durch sehr viele Amputationen. Jährlich entstehen allein durch Amputationen wegen Diabetes Kosten in Höhe von 800 Millionen Euro in der Bundesrepublik Deutschland. Es ist schon darauf hingewiesen worden, weitere Erkrankungsfolgen sind Nierenerkrankungen und Augenerkrankungen bis hin zur Erblindung. Auch auf das diabetische Fußsyndrom ist hingewiesen worden.
Die Dunkelziffer wird als sehr hoch angenommen. In der Beantwortung der Großen Anfrage wird davon ausge
gangen, dass auf zwei erkannte Diabeteserkrankungen eine unerkannte kommt. Man kann sagen, dass es auch Schätzungen gibt, die sagen, es entspricht einem Verhältnis von 1 zu 1, das heißt auf jede Erkrankung kommt noch einmal eine unerkannte dazu. Man sieht dann, dass man in der Diagnose und in der Begleitung erheblich nachbessern muss.
Man muss auch sehen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen diabetische Erkrankungen haben. Ich möchte dazu ein paar Zahlen nennen. Diabetiker sind zehn Prozent mehr krank als Nichtdiabetiker und haben eine 4,7-fach höhere Zahl an Krankentagen. Die Kosten steigen entsprechend. Das wäre nun alles eine kalte nüchterne Zahlendarstellung, damit allerdings unvollständig, wenn man sagen müsste, dass dies unbeeinflussbar ist.
Natürlich ist die massenhafte Erkrankung mit Diabetes nicht unbeeinflussbar. Das hat etwas mit Ernährung zu tun. Das hat etwas mit Bewegung zu tun.
Eine steigende Zahl von Kindern ist zu dick. Damit ist die körperliche Disposition für eine spätere Diabeteserkrankung gelegt. Wenn wir das sehen, muss man sagen, uns steht eine breite Palette von Möglichkeiten zur Verfügung, um Diabetes zu erkennen und Diabetes-Kranken zu helfen, um sie zu schulen, um Behandelnde zu schulen und um Vorsorge zu treffen. Das geht bis in den Schulunterricht hinein. Dazu gehört Bewegung und gesunde Ernährung.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Die Landesregierung hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Aktivitäten angestoßen, um dem Ziel der Verbesserung der Versorgung von Diabetikerinnen und Diabetikern im Land RheinlandPfalz gerecht zu werden. Dieses Thema der Gesundheitspolitik ist ein gutes Beispiel für die Möglichkeit, eine Landesgesundheitspolitik mit eigenen Zielen zu realisieren und in Schritten umzusetzen. Dabei steht fest, dass wir noch nicht am Ziel angekommen sind.