Protocol of the Session on October 13, 2005

Für die CDU-Fraktion spricht Frau Abgeordnete Schäfer.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon bemerkenswert, wie Sie, Frau Kollegin Kiltz, den Verbraucherschutz in Sachen Gentechnik vor sich hertragen.

(Zuruf des Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was Sie tun bzw. wie Sie es tun, ist nämlich nicht fair. Es ist den Verbraucherinnen und Verbrauchern gegenüber nicht fair, die Sie für Ihre politischen Zwecke offensichtlich instrumentalisieren.

(Beifall bei der CDU)

Die Frage, die man sich beispielsweise auch einmal stellen muss, ist, warum denn keine Aktuelle Stunde ihrerseits über die Hanfanpflanzungen am Flugplatz Bitburg passiert sind. In diesem Fall geht es um ein Problem, das zeigt, dass es grundsätzlich, wie in allen anderen Bereichen unseres Lebens auch, Missbrauch geben kann. Es geht hier um einen Fall, der geklärt ist. In der Tat sind die Landwirte getäuscht. Wir haben auch festgestellt, dass es für die Verbraucher aber keinen Schaden gegeben hat. Die Verbraucher haben ein Recht darauf, über die Vorfälle informiert zu werden. Unsere Zulassungsbedingungen müssen eingehalten werden. Das ist doch klar.

Frau Ministerin hat eben davon gesprochen, dass es wirksame Haftungsregelungen geben muss und hat uns dabei angesprochen, dass es grundsätzlich um die Frage des „wie wer haftet“ geht. Das muss in der Tat geklärt werden.

Die Verbraucher haben in der gleichen Weise ein Recht auf Information, die sachgerecht ist und die nicht verunsichert. Genau das ist der Punkt, um den es hier geht. Meine Damen und Herren von den GRÜNEN, Sie tragen – da trägt auch beispielsweise die unrealistische Forderung der gentechnikfreien Zone dazu bei – mit Ihren Formulierungen zu der Verunsicherung von Verbrauchern bei.

(Zuruf der Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist schon mehrfach gesagt worden – dabei bleiben wir –: Sie nutzen die Ängste bei den Verbrauchern, um Ihre Politik durchzubringen. Das ist genau das Thema, dass es sich hier um ein sensibles Problem handelt.

(Zuruf der Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir wissen aus den Umfragen, dass viele Verbraucher in der Tat sehr skeptisch gegenüber der grünen Gentechnik eingestellt sind, während sie – das hat Herr Kollege Billen vorhin gesagt – der roten Gentechnik in anderer Weise gegenüberstehen. Sie sagen aber selbst, dass Sie mehr und besser informiert werden wollen.

(Glocke der Präsidentin)

Es geht nicht um eine einseitige Informationspolitik, wie Sie sie gern sehen und handhaben, sondern es geht um eine sachdienliche und sachgerechte Information. Diese fordern wir ein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Für die FDP-Fraktion hat Herr Abgeordneter Dr. Geisen das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch einmal eines klar stellen, damit keine Missverständnisse entstehen. Trotz des unerfreulichen Vorfalls vom Sommer steht die FDP-Landtagsfraktion positiv der Nutzung der grünen Gentechnik gegenüber. Das ist doch klar, Frau Kiltz.

Gerade durch die Novellierung der so genannten NovelFood-Verordnung wird unserer Forderung nach Transparenz sehr gut Rechnung getragen. Diese beinhaltet unter anderem eine schärfere Kennzeichnungspflicht gentechnisch erzeugter Nahrungsmittel und auch Futtermittel.

Zusammenfassend ändert sich also hinsichtlich des Verbraucherschutzes in Rheinland-Pfalz nichts zum Negativen, wie dies im Zusammenhang mit der GVO von den GRÜNEN immer wieder in die öffentliche Diskussion geworfen wird. Im Gegenteil, durch die Novellierung der Novel-Food-Verordnung, womit eine schärfere Kennzeichnungspflicht gentechnisch erzeugter Nahrungsmittel festgeschrieben wird, ist der Verbraucherschutz nach Auffassung der FDP-Landtagsfraktion noch signifikant verbessert worden.

Das ist es, was wir wollen: Klare Kennzeichnung von dem, was drin ist, damit sich die mündigen Verbraucher

selbst ein Bild davon machen können, ob sie es nun konsumieren wollen oder nicht.

Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, ich selbst werde mich sicher in Zukunft zunehmend mehr und mehr für gentechnisch verbesserte Nahrungsprodukte interessieren. Sie nannten die Alternativen, die uns bekannt sind: Gentechnisch verbesserte Nahrungsprodukte, konventionelle Produkte und Bioprodukte.

Ich persönlich werde wahrscheinlich in Zukunft das Erste bevorzugen. Was wir uns alle nie trauen zu sagen: Ich betrachte die Bioprodukte persönlich als sehr kritisch. Wir werden uns in einigen Jahren darüber unterhalten, was am stärksten verunreinigt ist, was die stärksten Probleme bereitet, auch aus biotechnischer Sicht.

Ich sage noch einmal: Mykotoxine, Pilzkrankheiten und alles Mögliche. Ich weiß jedenfalls aus Insider-Kenntnis heraus, wofür ich mich in Zukunft sehr stark interessieren werde und was ich als Verbraucher auch bevorzugen werde.

Das muss einmal gesagt werden. Wir können doch nicht dauernd sagen, weil wir annehmen, die Verbraucher wollen es nicht hören, „Bio“ sei das einzig Wahre, also dürfen wir nichts anderes sagen. Gentechnisch verbesserte Nahrungsprodukte werden in Zukunft die besseren sein.

Das behaupte ich, das stelle ich einfach als Hypothese hin. Wir dürfen es gemeinsam verfolgen.

(Zuruf der Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, für die FDPLandtagsfraktion spreche ich mich für eine klare Kennzeichnung gentechnisch veränderter Nahrungsmittel sowie das konsequente Einhalten der bestehenden rechtlichen Grundlagen aus.

(Zuruf des Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank.

(Beifall der FDP und der SPD)

Damit ist der erste Teil der Aktuellen Stunde beendet.

Wir treten in die vereinbarte Mittagspause sein. Die Sitzung wird um 13:30 Uhr fortgesetzt.

U n t e r b r e c h u n g d e r S i t z u n g: 12:32 Uhr.

W i e d e r b e g i n n d e r S i t z u n g: 13:31 Uhr.

Wir fahren mit dem zweiten Thema der

AKTUELLEN STUNDE

fort:

„Ergebnis des jüngsten Bundesländerrankings von WirtschaftsWoche, Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der Kölner IW Consult GmbH zum Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 14/4570 –

Es spricht Herr Abgeordneter Kuhn. Herr Kuhn, Sie haben das Wort.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich hätte Dir das jetzt abgenommen und hätte als Erste gesprochen!)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es ist natürlich eine große Freude, vor einem vollen Haus zu einem Thema zu sprechen, das uns von der politischen Wertung her durchaus von Bedeutung ist.

(Heiterkeit bei der FDP – Jullien, CDU: Aber die Reihen füllen sich, Herr Kollege!)

Ich will zum Ersten sagen und deutlich machen, damit keine Missverständnisse aufkommen, die Opposition hat das Recht und die Pflicht, Schwachstellen oder vermeintliche Schwachstellen der Regierungskoalition aufzudecken. Das ist ihre Pflicht und ihr Recht als Opposition.

(Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist aber gnädig, dass Sie uns das zugestehen!)

Dieses Recht und diese Pflicht haben wir als Regierungskoalition ebenfalls und das Recht auf positive Darstellungen wie dieses Ranking, das zum zweiten Mal nach der Bertelsmann-Stiftung bestätigt, dass das Land im föderalen Wettbewerb eine ausgezeichnete Position einnimmt.

(Beifall der FDP und der SPD – Zuruf der Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich erinnere mich – Herr Dr. Gölter, ich bin froh, dass Sie da sind – an die letzte Diskussion.

(Heiterkeit bei der CDU)

Ich sage es gleich vorweg – auch da kein Missverständnis –, niemand in diesem Haus, davon gehe ich aus, wird der Überzeugung sein oder diese Überzeugung äußern, dass die CDU-geführten Regierungen beim Aufbau des Landes Rheinland-Pfalz nicht Erhebliches geleistet haben.