Protocol of the Session on December 14, 2000

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, diese noch vom Bundesrat zu verabschiedende Entfernungspauschale wird mit Sicherheit nicht die Probleme lösen, die_durch die Ökosteuer entstanden sind. Die Entfernungspauschale ist im Verhältnis zu dem Flä

chenbrand, der durch die Ökosteuer entstanden ist, nur ein Tropfen auf den heißen Stein und wird bei den Berufspend

lern zu einer relativ bescheidenen Steuerentlastung führen.

Sie wird aber das Grundübel, das durch die Ökosteuer entstanden ist, in keinerWeise beseitigen.

(Beifall bei dE:r CDU)

Es ist mehr oder weniger eine Maßnahme, die zur Schadensbegrenzung beitragen und von der Fehlentwicklung der Ökosteuer ablenken soll. Das ist das, was mit dieser Entfernungspauschale seitens der Bundesregierung beabsichtigt ist; Insoweit muss die nunmehr in eil)er differenzierten Form vorgeschlagene Entfernungspauschale als eine Flickschusterei dieser rotgrünen Bundesregierung bezeichnet werden, weil sie für viele Arbeitnehmer, die zu ihrem Arbeitsplatz pendeln

mössen, nicht die erwartete Steuerentlastung bringt und darüber hinaus mit Sicherheit kein Beitrag zur Verein:'ach1mg

-des Steuerrechtssein wird, Herr Finanzminister

Meine Damen und Herren; genau das Gegenteil hiervon wird eintreten. Diese gesplittete Entfernungspauschale w:rc! eine weitere Verkomplizierung des Steuerrechts mit sich bring2n, und mit Sicherheit wird diese Regelung weiteren und zus~tz lichen Verwaltungsaufwand mit sich bringen.

Herr Finanzmin!ster, ich hatte Ihnen heute Morgen anh;;nd dieses Beispiels darlegen müssen, was diese Entfernungspau

schale dem Berufspendler bringt, nämlich demjeni~ en, der _ täglich 22 Kilometer zu seinem Arbeitsplatz hin- und zurückfahren muss - einfache Entfernung elf Kilometer. Für clen wird sich kein Pfennig steuerliche Auswirkung ergehen. ~ür ihn ist das ein N41lsummenspiel, weil er eine allgemeine Pauschale von 2 000 DM als Werbungskosten in Anspruch m!h

men kann. Herr Finanzminister, erst wenn diese elf Kilometer überschritten werden- ich hatte Ihnen das Beispiel mit 13 Kilometern vorgerechnet~, ergibt sich bei 220 Arbeitstc:.gen ein Steuerabzugsbetrag.

Meine Damen und Herren, e.S ist keine direkte ste:Jerliche Entlastung. Es ist ein reiner Steuerabzugsbetrag in Höhe von etwa 300 DM. Bezogen auf die persönliche Steuerbelastung des Arbeitnehmers von 30 % macht dies gerade einnal eine Steuerentlastung von 90 DM auf das Jahr bezogen aw;.

(Zuruf des Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wissen Sie, was man für 90 DM bekommt?- Gerade eh mal eine Tankfüllung, wenn' es dafür reicht. Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen, Herr Dr. Braun.

(Beifall der CDU- Zuruf des Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Insoweit ist diese Entfernungspauschale nicht mehr u"ld nicht weniger als ein Trostpflästerchen, das von ·der Mi~ere der Ökosteuer ablenken soll. Ich kann nur das unterstüt

(Glocke des Präsidenten)

Vielleicht wird es für den einen oder anderen zu einem t.lbtraum werden.

Meine Damen und Herren, von daher kann es nur einen Weg

geben, u-nd dieser Weg muss heiße_n, Abschaffung der Ökosteuer, zumindest so schnell wie möglich die Aussetzung der dritten Stufe dieser Ökosteuer zum 1. Januar 2001.

Hierzu fordern wir heute die Landesregierung zum wiederholten Mal auf.

Herr Ministerpräsident, kommen Sie Ihren _Verpflichtungen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes nach:

(Beifall der CDU)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Schwarz das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir finden den Vorschlag des Vermittlungsausschusses und den am 21. Dezember zu verabschiedenden Grundsatzbeschluss für die Entfernungspauschale für richtig. Wir bedanken uns ausdrücklich bei dem Ministerpräsidenten, dass er genau das gemacht hat, was Herr Jullien eben angemahnt hat. Er hat sich darum bemüht, dass gerade in einem Pendlerland wie Rheinland-Pfalzdie Menschen, weil sie ihren Arbeitsplatz außerhalb ihres Wohnorts haben, entlastet werden.

Dies war Vorgabe zu Beginn dieser Legislaturperiode für diese Regierung. Es war auch Vorgabe für uns, das zu erreichen.

(Beifall bei der SPD)

Wer wie ich über viele Jahre an einer Grenze gependelt hat, die zwischen 25 Kilometer und 40 Kilometer lag, der \veiß dies. Ich möchte dem Vorurteil entgegentreten, dass manch einer glaubf, er könnte über diese Pendlerpauschale den großen "Reibach" machen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Land orientieren sich beim Pendeln daran, wo sie einen ihren Fähigkeiten entsprechenden-Arbeitsplatz finden. Sie orientieren sich daran, was sie an diesem Arbeitsplatz verdienen können. Es gibt auch Einsätze, wo man sagen muss, dass Unternehmen in diesem Land ihren Standort verlagert haben und den Arbeitnehmern meistens gar keine andere Chance blieb, als zu pendeln,

Wenn wir über die Entfernungspauschale sprechen, müssen wir davon ausgehen, dass bei der Mehrheit der Pendler, die derzeit eine Hemmschwelle hat, um auf öffentliche Personennahverkehrsmittel umzusteigen, diese Hemmschwelle abgesenkt wurde. Wir können davon ausgehen, dass sich in Zu

kunft viele dCIZU entscheiden werden, die öffentlichen Personennahverkehrsmittel zu nutzen. Dies wird letztlich auch den Weg, den die Landesregierung geht und den sie- wie dies der Landesverkehrsplan deutlich macht - gehen will, sehr stark unterstützen. Es wird dazu kommen -dies ist eine noch viel

stärkere Möglichkeit-, auch den ländlichen Raum mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln zu erreichen.

Herr Jullien, wenn Sie darauf hinweisen, dass -nur eine

90-DM-Tankfüllung dabei herauskommt, dann sollten Sie

nicht vergessen, warum diese Ökosteuer eingeführt wurde.

Wenn wir Ihrem Vorschlag folgen würden, dann wären die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber in diesem Land die "Gelackmeierten". weil sie höhere Sozialversicherungsbeiträge leisten müssten.

(Beifall bei der-SPD- Zurufe von der CDU)

Das ist_auch eine Entlastung, die die Arbeitnehmer in diesem Land dankbar angenommen haben.

Herr Jullien, sehen Sie sich an, wie die Wirtschaft prosperiert. Arbeit hat sich bei uns wieder verbilligt. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass dieser Weg der Ökosteuer der richtige war.

(Jullien, CDU: Das sagen Sie einmal den Leuten!)

Ich bitte Sie, Ökosteuer und Fernpendlerpauschale nicht zu vermengen. Das eine hat etwas mit den Sozialversicherungsbeträgen zu tun. Das wollten wir. Das trägt auch die Gesell

schaft mit. Das andere,-die Fernpendlerpauschale, ist etwas, um unserem Land entgegenzukommen, damitwir unsere Arbeitsplätze erreichen.

Wenn Sie auf Rentner und Kinder hinweisen, dann müssen Sie sagen, welche Gesetzgebung wir jetzt haben. Rentner haben auch jetzt keine Möglichkeit, eine Entfernungspauschale geltend zu machen.

(Wirz, CDU: Abersie zahlen Ökosteuer!) Es geht darum- Herr Finanzminister Mittler hat darauf hingewiesen -. eine Möglichkeit im Bereich der Werbungskosten für Arbeitnehmer zu schaffen, ihren Arbeitsplatz zu erreichen sowie eine vernünftige Gleichbehandlung in den Regionen. (Beifall bei der SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir können an dieser Stelle vielfach darüber streiten, wo etwas gemacht werden könnte. Wenn man sich aber Ihre Bundesebene ansieht, die darüber diskutiert, Ökosteuer weg, Pendlerpauschale zu niedrig, dann ist zu sagen, irgendwo müssen Sie sich irgendwann zu erkennen geben. Man kann nicht nur abwehren.

(Zuruf des Abg. Billen, CDU)

-Herr Billen, wir sind auch der Meinung, dass das, was für den Agrardiesel für Ihren Bereich abfällt, sehr vorteilhaft ist und den Standort der Landwirte in diesem Land auch stärken wird._

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir bedanken uns

bei der Landesregierung. Wir bedanken uns besonders bei