Protocol of the Session on December 14, 2000

die Verhandlungen aufgenommen wurde. Hierfür müssen wir weiterhin kämpfen. Ich würde gern noch einiges mehr zur Arbeit des Ausschusses der Regionen sagen. Meine Redezeit läuft jetzt ab.

Der Ausschuss der Regionen ist insofern stärker geworden, als wir schon einmalstärker mit dem Europäischen Parlament zusammengerückt sind. Wir hatten eine gemeinsäme Tagung in Brüssel -zumindest zeitgleich - und haben uns dort.bemüht, die Kooperation mit dem Europäischen Parlament zu stärken. Wir haben gute Chancen, dass wir auch öfter zu entscheidenden Fragen gehört werden. Hier sollte man in die -richtige Richtung weiterarbeiten.

Einen letzten Satz möchte ich noch sagen - daran sollten wir alle mitarbeiten-: Es ist unsere Aufgabe, in den kommunaien Gebietskörperschaften und auch im Land mit den Bürgerinnen und Bürgern verstärkt die Diskussion zu Europa zu suchen; denn die ['vledien nehmen uns diese Aufgabe nicht ab. Wenn nicht ein großer Gipfel stattfindet oder ein Skandal passiert, dann läuft Europa in derPresse so gut wie gar nicht.

(Glocke des Präsidenten)

RichtlinieJJ werden immer erst dann angeführt, wenn sie schon in deutsches Recht umgesetzt werden müssen. Das ist schade. Aber.wir haben die Aufgabe, auch mit dafür zu sorgen,

(Glocke des Präsidenten)

dass der Ausschuss der Regionen und andere europäische Fragen nicht nur dann in den Medien erscheinen, wenn Jörg Haider dort sitzt und seine Person unbedingt gefilmt werden muss. (Glocke des Präsidenten)

Vielen Dank.

(Beifall der F.D.P. und der SPD)

Ich erteile der Abgeordneten Frau Kiltz das Wort.

Herr Präsident, [lleine Damen und Herren! Herr Kollege

Schreiner, nehmen Sie doch das Wahlkampfgeklingel von Herrn Brüderle nicht so ernst.

Wenn Herr Gensche_r noch Außenminister gewesen wäre, dann hätte er die in der Tat nicht_ berauschenden Ergebnisse des Gipfels von Nizza schöngeredet. Da bin ich ganz sicher.

(Creutzmann, F.D.P.: Dann wäre er erfolgreicher gewesen!)

Meine Damen und Herren, ich möchte mit etwas anderem -anfangen. Ich hatte gestern eine Besuchergruppe - Frauen_ aus meiner Heimatstadt. Wi~ hab-en auch über den Gipfel geredet. Ich sage Ihnen, die Wirkung. die auch über die Medien transportiert wurde und nicht vom Himmel gefallen ist, sondern die Tagung so beschrieben hat, ist nicht besonders gut. Die Bevölkerung nimmt dieses Gezerre und diese nächtlichen Sitzungen hinter verschlossenen Türen, wo getagt wird, bis jemand vor Erschöpfung nachgibt und nicht aus Überzeugung, sehr kritisch zur Kenntnis.

Ich denke, es sind alle gefordert, dass man an diesem Proze

dere etwas entscheidend ändert. ·Ich schließe mich meiner

Kollegin Heide Rühle, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Europäischen Parlament. an, die sagt:.. Bei einem solchen

- Verfahren gerät die Vision Europas.unter die Räder, wenn wir nicht bald für transparente und demokratische Diskussionsstrukturen genau auch bei solchen Gipfeln mit derartschwierigen Entscheidungen" - es waren in der Tat schwierige Entscheidungen zu treffen -.. sorgen, bevor die Union größer wird und mehr Mitgliedstaaten mit am Tisch sitzen und noch mehr Nächte angehängt werden müssen, weil noch mehr Leute vor Erschöpfung umfallen müssen, damit sie kompromissbereit sind. Es muss vorher etwas passieren."

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dennoch will ich nicht verhehlen, dass wir zumindest einen Erfolg sehen: Der Gipfel von Nizza hat die Tür für die Erweiterung für die osteuropäischen Staaten nicht zu-: sondern aufgemacht und ein klares Signal für die Beitrittskandidaten gegeben. Das ist in Ordnung so. Das haben wir auch so gewollt. Aber- dies habe ich schon gesagt- das Verfahren muss geändert werden.

Zu den einzelnen Punkten: Bei der Stimmengewichtung ist es

·aus unserer Sicht in Ordnung, dass man einen Modus für' eine dreifache Mehrheit gefunden und versucht hat, einen Zwischenweg zwischen der Größe der Mitgliedstaaten, der Anzahl etc. pp. zu finden. Wir finden es im Übrigen senr gut, dass Polen nicht weniger Stimmen hat als Spanien. Das drohte einmal kurz am Horizont.- Das konnte abgewendet werden.

Mit den qualifizierten Mehrheitsentscheidungen bin ich persönlich sehr unzufrieden. Es ist ein Anfang, ein Einstieg. Aber ganz wichtige Bereiche sind außen vor geblieben. Ich nenne als Beispiel die Steuerpolitik und als zweites wichtiges Beispiel die soziale Gesetzgebung.

(Beifall bei der F.D.P.)

-Siehe da, Gemeinsamkeiten.

Meine Damen und Herren, was mir auch fehlt, ist, dass die Mitentscheidung des Europäischen Parlaments nicht mit einbezogen wurde.

Wir haben heute eine sehr ausführliche Debatte über BSE geführt- mit eine Folge der langjährigen verfehlten Agrarpolitik der EU. Wir haben in diesem Bereich, der den größten Fi

nanzbrocken der· EU ausmacht, keine Mitentscheidung des Europäischen Parlaments. Das ist kein Zustand. Das muss·geändert werden, sonst werden wir nie den Weg in eine andere Politik in diesem Bereich schaffen, der so dringend notwen

dig ist, wie viele von uns- nicht alle wollen es zugeben- wissen.

Meine Damen und Herren, zur Kommissionsgröße: Ich weiß nicht, wie dieses Gremium nach der Erweiterung arbeitsfähig sein soll. Es ist jetzt die Hierarchielösung gewählt worden mit der Stärkung der Position des Präsidenten. Schöner wäre gewesen, man hätte sich darauf einigen können, dass nicht jedes Land einen Kommissar oder eine Kommissarin stellen muss. Auch da ist noch weitere Arbeit zu leisten. Insofern ist es zu begrüßen, dass die Bundesregierung- die hatte sich das auf die Fahnen geschrieben - einen Fahrplan für den Post

Nizza-Prozess verabreden konnte.

Meine Damen und Herren, nun würde ich mir wünschen, wenn wir diesen Antrag, der ziemlich schnell gestrickt ist und. eigentlich die Ergebnisse von Nizza noch gar nicht vollständig bewerten kann,--

(Dr. Schiffmann, SPD: Wir haben·. das durchgelese_n!)

-Ich rede von diesem Antrag. Der Antr~g nimmt das nicht alles auf.

(Zuruf der Abg. Frau Morsblech, F.D.P.)

- Frau Kollegin Morsblech, darf ich das bitte gerade zu Ende ausführen.

Ich hätte mir gewünscht, dass wir diesen Antrag an den Aus

schuss für Europafragen -überweisen, verbunden mit einer gründlichen Würdigung dieses Ergebnisses des Gipfels von Nizza und mit der Formulierung gemeinsamer AnsprQche an den Post-Nizza-Prozess. Ich bin der Meinung, dass wir diesbezüglich gemeinsame Forderungenstellen könnten. Wenn Sie sich nicht darauf einlassen- ich habe gehört, dass Sie darüber abstimmen wollen -, werden wir dem Antrag zustimrJ!en, weil ich derAuffassung bin, dass es in diesem Punkt mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes gibt.

Jetzt möchte ich nicht mehr auf den Ausschuss der Regionen zu sprechen kommen, weil das jetzt oberflächlich würde, da die Arbeit des Ausschusses, die.intensiv ist, zugenommen hat und deutlich macht, dass verstärkter Einfluss möglich ist. Ich bin der Auffassung, dass wir die Gelegenheit haben, darüber im Ausschuss noch einmal ausführlicher zu diskutieren.

Vielen Dank.

Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die Landesregierung spricht Herr Staatssekretär Dr. Klär.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Kiltz, Sie haben behauptet, es wäre schöner, wenn nichtjedes Land einen Kommissar stellen würde. Für wen wäre das schön gewesen? Für die Luxemburger? Für die Malteser?

(Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Fürdie Arbeitsweise!)

Mit diesem Satz, den man leicht dahersagt, wenn man Deut

scher ist, haben Sie genau den Kern des Probiems aufgezeigt. ln diesem Zusammenhang gehe ich auf Ihre weiteren Ausführungen ein. Ihre Besucher§ruppe hat nicht verstanden, weshalb so lange getagt worden ist. Was sind fünf Tage gemes

sen an den -sechs Jahren von 1939 bis 1945? Was sind fünf Ta

ge? ln Nizza geht es um nationale Interessen. Einige waren der Meinung, dass diese Interessen vital seien. Dann wird natürlich auch· über vitale Interessen gestritten. Das ist Europa. Der Unterschied zu früher ist, dass sie mit Worten streiten. Sie brauchen fünf Tage, und sie schießen nicht und brauchen keir:'e sechs Jahre. Das ist nach wie itor der Kern des europäi

schen Gemeinschaftsprojekts.

-Beifall bei SPD und F.D.P.)