Protocol of the Session on October 19, 2000

Meine Damen und Herren, diese Maßnahme h3t natürlich auch eine haushaltsmäßige Auswirkung und damit eine fiskalische SchattenseitE. Die Um:;tellung auf die Entfernungspau

schale und ihre Anhebung um 10 Pfennig führt nach der Regierungsvorlc.ge zu einem Steuerausfair im Gesamtstc.at von

1,9 Milliarden DM. Davon e'ntfallen vor kommunalem Finanz

ausgleich auf den Landeshau5halt Rheinland-Pfalz rund 40 Millionen DM, auf die rheinland-pfälzischen Kommunen rund 14 Millionen DM. DiE Landesregierung ist ebe~so wie die weitaus große Mehrheit dEr übrigen Landesregierungen

--der Meinung, dass diese Bela~tung zuzüglich der sich 3US dem einmaligen Heizkostt:nzuschuss ergebenden Kosten allein vom Bund zu tragen :oind.

ln der entsprechenden Vorlage des Bundesrats für dessen Sitzung am Freitag dieser Woche heißt es daher unter anderem - ich zitiere -:.. Durch gesetzliche Neuregelungen und M3ß

nahmen der Bundesregierung haben Länder und Gemeinden

die -Grenze finanzieller Belc.stbarkeit erreicht oder sogar

überschritten. Der Bundesr3t fordert deshalb die Bundesre

gierung auf, für die den Ländern und Gemeinden durch den Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Entfernungspauschale und zur Zahlung eines einmal~gen Heizkostenzu

schusses entstehenden Kosten zusätzlichen finanziellen Be

la;;tungen einen voll~tändigen Au~gleich vorzusehen."

Diesem Beschlussentwurf hat der Ministerrat am Dienstag

dieser Woche zugestimmt. Man mag e; auf den ersten Blick für widersprüchlich halten, dass die Landesregierung einerseit5 die Einführung einer Entfernungspauschale und auch die Anhebung um 10 Pfennig fordert, ohne jedoch die finanziellen Auswirkungen mittragen zu wollen. Eine solche Betrachtung würde jedoch zu kurz greifen. Ich darf daran erin

nern, dass der Bund die Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Höhe von rund 100 Milliarden DM für sich

allein beansprucht und den Ländern lediglich für einen Zeit

raum von drei Jahren ein Investitionsprogramm in Höhe der

Zinsersparnisse aus dieser außtrordentlichen Schuldentilgungangeboten hat.

Andererseits haben die Länder jedoch ihren Anteil an dem

steuerlichen Aufwand, der in Form der Abschreibungen auf die Lizenzausgaben als steuerliche Betriebsc.usgaben entsteht, mitzutragen. Damit ergibt ::ich ein Ungleichgewicht zugunsten des Bundes und zu Lasten der LändEr, das die Forderungen aus dem Kreis der Länder rechtfertigt, die Anteile von Bund und Ländern an der Umsatzsteuer so zu verändern, dass die Länder aus der in REde stehenden Gesetzesmaßnahme nicht belastet werden.

Die Landesregierung geht davon au;, das; in diesem Punkt zwischen Bund und Ländern ein Einv6rnehmen mit dem Ziel

möglich sein wird, dass die vorgesehene ste~erliche Entlastung Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern- übrigen5 auch Freiberuflern und Selbstständigen- rechtzeitig zu Beginn des

Jahres 2001 zugute kommen kann, und nicht zuletzt selbst

-verständlich denen, die einen Anspruch auf Heizkostenzu

schuss nach dem Gesetz haben werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei SPD und F.D.P.)

Prä:;:ident Grimm:

Ich erteile Herrn Abgeordneten Böhr das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir erleben in diesen Tagen und Wochen Bemühungen, die, jedenfalls in der Öffentlichkeit, etwas heftiger und hektischer sind als die Rede, die der Finanzminister gerade hier gehalten hat. Dabei geht es auf den ersten Blick um die ~o genannte

Entfernungspau~chale. Aber jeder von uns weiß- wobei ich

ein gewisses Verständnis für diejenigen habe, die sich jetzt für ein politisches Projekt stark machen müssen, von dem sie selbst nicht überzeugt sind oder zumindest in großen Teilen_

- selbst nicht überzeugt sind; die Rolle müssen wir leider alle ir

gendwann einmal im politischen Leben spielen -, es geht nicht um die Entfernungspauschale. Das ist der Punkt in der Rede von Werner Kuhn, der für mich der eigentlich entscheidende war. Frau Thomas, es hat überhaupt keinen Sinn, uns das jetzt um die Ohren zu schlagen im Blick auf Diskussionen, die drei, vie~. fünf oder sechs Jahre zurückliegen und in ei

nem völlig anderen politischen Umfeld stattgefunden haben.

- (Zuruf des Abg. Dr. Braun,

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, nein, es geht um

et1111as gänzlich anderes. Es geht nicht um die Entfernungspauschale, sondern um den misslingenden Versuch, die Öko

steuer durch weitere Verschlimmbesserungen vergessen zu machen. Dazu gehörtdie Entfernungspauschale.

(Beifall der CDU)

Qas ist natürlich ein Unterfangen, das sehr viel Kraft erfordert, aber trotzdem nicht gelingen kann; denn die Ökosteuer in der Konstruktion, wie ·sie von der rotgrünen Bundesregierung eingeführt wurde, ist und bleibt Unfug. Sie bleibt barer Unfug. Deswege_n werden Verschlimmbesserungen nicht dazu dienen können, das vergessen zu machen, was die Ökosteuer an Schaden angerichtet hat.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn es noch Un

fug wäre, dann ginge es noch. ln der Politik gibt es gelegent

lich Unfug, über den man dann irgendwann hinweg gehen kann. Was wir erleben, hat eine ganz andere Qualität. Die Ökosteuer- das hat selbst der Finanzminister, zumindest par

-tiell, zugegeben - ist für bestimmte Berufsgruppen und für bestimmte Schichten in unserer Gesellschaft eine wirkliche

.. K.-o.-Steuer".

(Beifall der CDU- Kramer, CDU: So ist es!)

Jetzt nenne ich natürlich- Herr Finanzminister, Sie. haben sie selbst genannt - die Landwirte und die Spediteure. Denen hilft es überhaupt nicht, wenn Sie jetzt sagen, sie,dürfen

. nicht weiter internationale Wettbel;verbsnachteile haben. Sie haben in den letzten Jahren so viel internationale Wettbewerbsnachteile gehabt, dass es schon ven.'l!underlich ist, dass man jetzt erst darauf kommt, dass es sie gibt. Es geht um die Landwirte und die Spediteuere, die es eben nicht wegstecken können.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es geht natürlich l!m die Familien. Je mehr Kinder in der Familie sind, umso härter trifft es die Familien. Es geht um di_e Rentner, die im Juni dieses Jahres ihren· Rentenbescheid mit 1,19 DM mehr