Protocol of the Session on June 15, 2000

(Glocke des Präsidenten)

Sowohl der Vorstoß von Herrn Mittler als auch von Herrn Mi

ni~terpräsidenten Beck, statt einer Entfernungspauschale, so, wie sie in der Koalitionsvereinbarung auf Bundesebene ver7 einbart ist, eine Erhöhung der Kilometerpauschale herbeire

den zu' wollen, sind völlig ungeeignete Momente. Dieses

Konzept der Ökosteuer muss auch bei dem erwarteten Rück

gang der Preise überstanden werden. Wir müssen für dieses

Konzept werben, und zwar nicht an der Tankstelle, wie. Herr

Böhr, sondern in den Betrieben und Familien.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Joachim Mertes das Wort.

Herr. Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben uns in

den 70er-Jahren mit der Frage herumgeschlagen, ob es rich

tig wäre, zur Entlastung des Faktors Arbeit bei der Rationali

sierung von Unternehmen vielleicht eine Maschinensteuer

einzuführen. Das waren sehr ernsthafte Leute. Wir kamen zu

dem Schluss, dass dies nicht der richtige Weg wäre, weil wir

den Unternehmen praktisch die Rationalisierung und damit

di~ Wettbewerbsfähigkeit absprechen würden.

ln den 80er-Jahren, als die Arbeit immer mehr belastet worden ist- das ist ein deutsches Prinzip, die Arbeit als den Faktor zur Berechnung von Leistungen zu nehmen-, haben wir, und zwar nicht' nur die Sozialdemokraten allein, überlegt, ob es andere Wege gibt. Es gibt. einen schönen Satz aus dem Zukunftsprogramm der CDU für den Bundestagswahlkampf

(Zuruf des Abg.Schöneberg, CDU)

-Sie, werden ihn doch noch hören wollen. So schlimm kann der Arm. doch nicht wehtun. Ich bitte.Sie. Er ist gut und rich

(Zurufe von der CDU)

Was ist denn das für eine Unruhe, wenn ich Ihre wunderbaren Zitate vori der Bundestagswahl1998 bringen will und keine einzige Idee von mir? Jetzt verstehe ich Sie gar nicht mehr. Wollen Sie davon abrücken? Wollen Sie von dem Programm abrücken?

· (Zurufe von der CDU)

Sie wollen nicht mehr, dass die Arbeit entlastet wird? Sie verabschieden sich davon. Sie verabschieden sich von folgender Festlegung wahrscheinlich einstimmig:.,Unser Steuer- und Abgabesystem macht gerade das besonders teuer, wovon wir gegenwärtig in Überfluss haben - Arbeit. Dagegen ist das, woran wir sparen müssen, eher billig zu haben- Energie.

(Staatsminister Bauckhage: Hört! Hört!)

Dieses Ungleichgewicht müssen wir wieder stärker ins Lot bringen, wenn wir unseren beiden Hauptzielen mehr Beschäftigung ·und weniger Umweltbelastung näher kommen wollen."

(Staatsministerin Frau Dr. Götte: Hört! Hört!)

Zweites Zitat:.,Der. Einsatz des Faktors Arbeit müsste also durch eine Senkung der Lohnzusatzkosten relativ billig, die Energie- und Rohstoffpreise durch eine schrittweise Anpas

sung der Energiepreise dagegen relativ verteuert_ werden."- Wolfgang Schäuble in seinem Buch von 1998: Wir machen den Straßenverkehrteurer--

(Zuruf des Abg. Schöneberg, CDU)

- Das tut natürlich weh. Das würde mir auch wehtun. Ich verlange von Ihnen, dass Sie sagen, wie Sie den Faktor Arbeit billiger machen wollen.

(Beifall der SPD)

Wolfgang Schäuble, 1998:.,Wir werden den Straßenverkehr t.eurer machen mü.ssen gerade in Deutschland. - ln den meis

ten europäischen Ländern liegt der Benzinpreis höher als bei

uns." Das hat er in der.,Frankfurter Rundschau" gesagt.

Meine Damen und Herren, was hat Herr juJlien uns erzählt? Hat er ein so kurzes Gedächtnis?

(Schwarz, SPD: Gar keins hat er! - · Dr. Mertes, SPD: Jullien hat kein Gedächtnis!) ·

Klaus Töpfer, der in diesem Parlament viele Anregungen gegeben hat und Respekt verdient, hat gesagt:.,Ich habe schon in meiner Zeit als Bundesumweltminister ei!le Anhebung des

Benzinpreises in jährlichen 10-Pfennig-Schritten empfohlen."- 12. Januar 2000.

(Zuruf des Abg. Jullien, CDU)

- Es ist überhaupt kein Europavorbehalt gemacht. Das ist doch jetzt nur der Versu-ch, sich herauszumogeln.

(Beifall der SPD)

. Natürlich können Sje jede Kampagne machen. Von Ihnen sind wir seit der hessischen Ausländerkampagne gewohnt, dass Sie jedes Stück auf der Straße aufheben, ~gal wer es hingelegt hat. Glauben Sie mir das.

(Beifall der SPD)

Das wird mich nicht davon abhalten, dies zu fragen. Wer die. Ökosteuer abschafft, muss sagen, wie er die Rentenversiche

rung finanziert- Fragenzeichen, Ausrufezeichen. Wir woUen einmal sehen, ob der Kollege Böhr, der gestern nach einer

monatelange~ Abstinenz im Parlament über zweieinhalb Minuten gesprochen hat, einmal sagt, was die CDU dann machen will. Daran sind wir einmal interessiert. Nur darzustellen, was andere nicht sagen, das ist zu wenig. Wir wollen einmal hören, was er zur Rentenversicherung zu sagen hat.