Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 106. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.
Zu Schriftführern berufe ich die Abgeordneten Ulla BredeHoffmann und Michael Hörter. H(m Hörter führt die Rednerliste.
IV! eine Dameri und Herren, ich stelle fest, dass alle Anfiagen fristgerecht für die Plenarsitzung am Donnerstag eingegan. gen sind. Die Vorlagen sind verteilt. Gibt es Wünsche zur Än
derung der vorgelegten Tagesor.dnung? - Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die Tagesordnung so fest.
b).. Auswirkungen des Regionalnetzentwicklungskonzepts (Regent) der Deutschen Bahn AG auf den Schienenpersonennahverkehr in
Die Aktuelle Stunde ist zweigeteilt. Zum ersten Thema spricht für die antragstellende Fraktion d~r Kollege Dahm.
Bundesa~stalt für Arbeit hat im vergangenen Februar bekannt gegeben, dass bundesweit rund 30 000 IT-Kräfte und rund 60 000 Ingenieure arbeitslos gemeldet sind. Angesichts dieser Zahlen ist in der Tat die"Frage zu stellen, ob die aktuelle Debatte um die Greencard nun eher verlogen ist oder ob
Auf der einen Seite haben wir die Global Players, deren Bedürfnis es ist, für zeitlich begrenzte Projekte einheimische und ausländische Spezialistinnen und Spezialisten in Klausur zu nehmen. Diesem Anliegen der Konzerne kommt die Greencard sicherlich nach. Daraus aber ein arbeitsmarktpolitisches Instrument zu begrOnde·n und zu glauben; damit wOrden bei uns wichtige Impulse für den Arbeitsmarkt ausgelöst werden, halte ich für eine deutliche Fehleinschätzung.
Das Geniale an der Debatte um die 'Greencard ist dagegen, dass endlich das Augenmerk auf die desolate Ausbildungssituation in der Computerbranche un~ im Multimediabere.ich. gelenkt wird. in dies.em Bereich haben nämiich die Unterneh
men und die Wirtschaft ebenso wie die Politik und diese Landesregierung gleicherm·aßen geschlafen und sich beträchtliehe Versäumnisse vorzuwerfen;
denn der allerorts beklagte Fachkräftemangel ist nicht über Nacht ents!anden, _:_ondern ist die Folge von Sünden der Ver
Wenn ich lese, dass in Rheinland-Pfalzvon den 30 000 neuen Ausbildungsverträgen gerade einmal 500 im Bereich der in- · formationstechnischen Berufe abgeschlossen wurden, dann sind dies weit unter 2 % der Ausbildungsstellen, die die Unternehmen und die Wirtschaft in dieser Zukunftsbranche zur Verfügung stellen. Den 500 Stellen stande:n mehr als doppelt so viele Bewerberinnen und Bewerber gegenüber. Es muss klar gesagt werden, der Mangel bei den· Ausbildungsberufen zu Fachinformatikerinnen und FachinformCl,tikern ist kein Nachfrageproblem, sondern eindeutig ein Angebotsprobl~m.
Es sind fünfmal so viele Bewerberinnen und Bewerber vorhanden, als let.ztendlich eine Berufsausbildung im dualen Sys
Das Absurde an der Ausbildungspolitik der Landesregierung ist doth die Tatsache, dass sie ausgerechnet in dieser Situa
tion, in der Schülerinnen und Schüler ihre Bewerbungen an die Unternehmen schicken·, überall auf GroBflächenplakaten
die zu Kosten und zu Lasten unserer jungen Menschen in diesem Land geht. Dafür haben Sie 3 Millionen DM übrig, das ist doch unglaublich!
Meine Damen und Herren, 40 000 junge Menschen werden auch in diesem Jahr wieder eine Ausbildungsstelle nachfragen,.und jeder vierte- das sind 10 000 Jugendliche- wird da
Sie signalisieren mit Ihren Anzeigen den Unternehmen, alles paletti, keine Probleme auf dem Ausbildungsmarkt. Dabei wäre es wenigstens Ihre Aufgabe, den Jugendlichen, die weder im dualen System bestehen noch eine zukunftsfähige
gen zu helfen, beispielsweise auch in den neuen informationstechnischen und medienrelevanten Berufen. Aber auch hier zeichnet sich das Versagen dieser Politik in diesem Land ab.
Ich möchte zwei Beispiele dafür nennen. Sowohl bei der Höheren Berufsfachschule Medien in Neustadt als auch bei der Höheren Berufsfachschule Informatik in Bad DOrkheim haben sich in diesem Schuljahr jeweils Ober 150 Bewerberinnen und Bewerber Um eine Aufnahme bemüht, und lediglich 25 sind genommen worden. Statt das Angebot an den berufsbildenden Schulen auszubauen, schicken Sie lieber fonf von sechs Bewerberinnen und Bewerbern wieder nach Hause.
Rheinland-Pfalz läuft Gefahr, nicht nur die Zukunft in ~en neuen Medien und in den neuen Berufen zu verschlafen, die Lösung der Zukunftsprobleme wird geradezu verdrängt. Statt den Start in die Wissensgesellschaft zu finden, machen Sie uns zum Entwicklungsland.