Protocol of the Session on November 13, 2020

(Franziska Müller-Rech [FDP]: Die kommt gleich!)

Sorry. Ich bitte um Entschuldigung. Das ist also nur der Hinweis auf das Ende Ihrer Redezeit.

Vielen Dank. Die Redezeit können Sie trotzdem verlängern, wenn Sie möchten.

(Heiterkeit von der SPD – Henning Höne [FDP]: So gut ist die Rede nicht!)

Schauen wir nach Bayern. In Bayern werden Schülerinnen und Schüler in Quarantäne getestet. In Nordrhein-Westfalen wird nicht einmal mehr der Sitznachbar eines positiv Getesteten getestet. Auch das ist grob fahrlässig.

(Beifall von Wolfgang Jörg [SPD])

In Berlin haben Schulen Geld bekommen, um notwendige Maßnahmen selbst organisieren zu können.

(Das Ende der Redezeit wird signalisiert.)

Was macht die Landesregierung? Sie, Frau Gebauer, machen die Schulen zu. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch gut an die Debatte vor zwei Tagen. Da haben Sie gesagt, das Wichtigste sei für Sie – da sind wir ja einer Meinung –, …

Die Redezeit.

… möglichst lange Präsenzunterricht zu haben, möglichst bis zum letzten Tag die Kinder in Anwesenheit beschulen zu können.

(Das Ende der Redezeit wird erneut signali- siert. – Henning Höne [FDP]: Die Redezeit!)

Doch Sie schließen jetzt die Schulen vorzeitig. Das ist kein Plan. Ohne Plan stürzen Sie dieses Land ins nächste Chaos. So macht man keine gute Schulpolitik in Nordrhein-Westfalen, Frau Gebauer.

(Beifall von der SPD)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter Kutschaty. – Als nächste Rednerin hat für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Frau Abgeordnete Kollegin Paul das Wort.

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute hören wir durch das RKI von einem neuen Höchststand bei den Neuinfektionen. Auch die Zahlen des RKI in Bezug auf die Inzidenz bei Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren sind ein Grund zur Sorge.

Ja, wir sind uns darin einig, dass Kinder und Jugendliche keine Treiber der Infektionen sind. Nichtsdestotrotz ist ein differenzierter Blick auf die Kinder und Jugendlichen notwendig. Denn natürlich werden sie älter, und je älter sie werden, umso wichtiger ist es, auch bei ihnen auf die Inzidenzen zu schauen. Darauf muss man auch vorbereitet sein.

In der Debatte am Mittwoch haben sich für uns noch viele Fragen gestellt, die absolut unbeantwortet geblieben sind. Wir wurden mit vielen Fragezeichen zurückgelassen.

Aber konkrete Antworten und konkrete Konzepte sind doch gerade jetzt besonders notwendig – nicht in erster Linie für den Landtag Nordrhein-Westfalen, der allerdings auch gerne mal darüber unterrichtet werden würde, sondern in allererster Linie für die Schülerinnen und Schüler, für die Lehrerinnen und Lehrer und für die Eltern. Aber auch dort: keine Konzepte, keine klare Kommunikation.

Man fragt sich schon ein bisschen – nach dem Mittwoch frage ich mich das noch viel mehr –: Wer entscheidet eigentlich in diesem Land, wie es mit der Schulpolitik weiterzugehen hat?

Die Schulministerin wird ja nicht müde, darauf zu verweisen, dass eigentlich die örtlichen Gesundheitsämter die Verantwortung für die konkreten Infektionsschutzmaßnahmen haben.

Wenn sich nun aber Kommunen auf den Weg machen und verantwortlich vor allem präventive Konzepte auf den Weg bringen wollen – der Solinger Weg ist genannt worden; er ist übrigens auch mit den Gesundheitsämtern abgestimmt –, dann wird das den Kommunen verboten.

Da stellt sich schon die Frage: Wer entscheidet in diesem Land eigentlich über verantwortungsvolle Gesundheits- und Schulpolitik?

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Auch ansonsten hält die Ministerin ja stoisch an ihrem Kurs zum Präsenzunterricht fest. Aber auch dazu lesen wir doch: Wenn wir so weitermachen – wenn Sie, Frau Ministerin Gebauer, so weitermachen –, ohne Konzepte, mit denen wir auf ein steigendes Infektionsgeschehen reagieren können, dann wird es einen schleichenden und ungesteuerten Lockdown

in unseren Schulen geben. – Dafür tragen dann Sie die Verantwortung, Frau Ministerin Gebauer.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Auch die vom stellvertretenden Ministerpräsidenten immer wieder vorgetragene Bildungs- und Betreuungsgarantie ist doch löchrig wie ein Schweizer Käse. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass sich das Virus von Ihren markigen Worten der Bildungs- und Betreuungsgarantie – übrigens ohne jedes Konzept dahinter – null beeindrucken lässt. Null!

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Sie versuchen hier doch, eine Normalität zu suggerieren, die es so nicht gibt.

Verantwortungsvolle und vorausschauende Politik muss die Fragen von Bildungsgerechtigkeit und Infektionsschutz miteinander verbinden. Dazu gehört es, hier endlich Wege aufzuzeigen, wie die RKIMaßnahmen auch umgesetzt werden können. Der Präsident des RKI ist ja schon fast flehentlich dabei, diese Hinweise auch in Richtung dieser Landesregierung zu geben.

Die Verkleinerung von Klassen durch Hybridmodelle, alternative Lernräume, kreative Konzepte – all das liegt auf dem Tisch. Da geht es eben nicht um schwarz oder weiß, um auf oder zu, sondern darum, Konzepte zu entwickeln, wie wir es ermöglichen können, dass wir die Schulen möglichst lange offenhalten können, damit Kinder tatsächlich auch von Bildung profitieren können. Dafür braucht man eben genau diese Konzepte.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD – Eva-Maria Voigt-Küppers [SPD]: Sehr gut!)

Aber auch der Ministerpräsident wird ja nicht müde, zu betonen, es gäbe kein Personal, es gäbe keine Räume für erweiterte Konzepte. Ich habe es am Mittwoch schon gesagt: Die Landeslehramtsfachschaften haben ihre Unterstützung angeboten.

Gestern haben wir lesen können, dass die Kulturdezernentin des LWL Platz in Museen für Schulen anbietet, um dort auch unterrichten zu können, um dort alternative Konzepte anbieten zu können.

Allerdings stellt man bedauernd fest, dass die Menschen der Landesregierung offensichtlich schon ihre Konzepte aufdrängen müssen, um trotzdem ungehört an dieser Landesregierung mit diesem Ministerpräsidenten an der Spitze abzuprallen.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Die Ministerin hat heute noch einmal in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ unterstrichen, dass sie diese Konzepte räumlicher Entzerrung nicht weiterverfolgt. Ich frage Sie, Frau Ministerin: Warum verfolgen Sie diese Konzepte nicht, wenn Ihnen die

Konzepte doch angeboten und die Räume fast aufgedrängt werden?

(Beifall von den GRÜNEN und Marlies Stotz [SPD])

Nun kommt der nächste Chaosvorschlag aus dem Schulministerium zum Vorziehen der Weihnachtsferien. Ja, man kann inhaltlich über diesen Vorschlag auch diskutieren; das ist gar nicht mein Punkt.

(Eva-Maria Voigt-Küppers [SPD]: Ja!)

Aber in Ihrer Kommunikation zeigt er die gesamte Widersprüchlichkeit Ihrer Krisenpolitik auf. Einerseits versuchen Sie ständig, uns diese Scheinnormalität zu suggerieren, und andererseits braucht es jetzt eine Art Weihnachtsquarantäne, damit Kinder die Möglichkeit haben, mit ihren Lieben zu feiern. Das ist schlicht und ergreifend widersprüchlich. Diesen Widerspruch kann man nur damit erklären, dass das eine Nebelkerze und ein Ablenkungsmanöver ist.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Auch beim Thema „Stufenpläne und angepasste Maßnahmen“ hat sich die Ministerin immer hinter der KMK verschanzt und gesagt: Wir brauchen abgestimmte Maßnahmen. – Übrigens lesen andere Länder den KMK-Beschluss ganz anders, als die nordrhein-westfälische Schulministerin das tut.

Nun preschen Sie mit diesem Vorschlag zu den Weihnachtsferien voran, der übrigens – wenn man sich die Kommentare der anderen KMK-Kolleginnen anschaut – auf wenig Begeisterung stößt, Frau Ministerin Gebauer.

Da schließt sich für mich schon die Frage an: Mit wem stimmt sich die Schulministerin eigentlich ab?

Auch Kollege Kutschaty hat ja gerade darauf hingewiesen, dass es sehr viele Stimmen gibt, die jetzt auch darauf hinweisen, dass das die nächsten Probleme auslöst – Stichwort „Betreuungsproblematiken“; genau. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter hat darauf hingewiesen.

(Zuruf von Stefan Lenzen [FDP])

Es darf doch nicht sein, dass diese Maßnahme jetzt wieder dazu führt, dass das auf dem Rücken von Familien und vor allem auf dem Rücken von Alleinerziehenden ausgetragen wird.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)