Sie wissen doch genau, dass wir Schulpolitik nur im Konsens und nicht im Dissens miteinander umsetzen können. Dazu haben wir in NordrheinWestfalen lange genug Erfahrungen gesammelt. Das ist nicht der Weg, auf dem man das machen kann.
Die Empfehlungen enthalten wichtige Hinweise zur besseren individuellen Förderung. Frau Löhrmann hat eben schon darauf hingewiesen, dass die Belastung der Schüler und Schülerinnen durch Ergänzungsstunden jetzt verringert wird, weil die verpflichtende Unterrichtszeit auf 158 Wochenstunden verringert werden konnte. Gleichzeitig ist Enrichment für Schüler und Schülerinnen möglich. Zugleich können Ergänzungsstunden auch der Profilierung von Schulen dienen.
Meine Damen und Herren, viele Schulen haben sich längst – das verkennen wir vielleicht in der Diskussion um G8 – auf den Weg gemacht. Es gibt erstaunliche Entwicklungen an den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen.
Viele haben sich vom 45-Minuten-Takt verabschiedet, weil sie damit die Lernzeit ausweiten, sozusagen ein nachhaltigeres Lernen erreichen.
137 Gymnasien arbeiten in dem Netzwerk „Individuell fördern im Gymnasien“. Es gibt 20 Netzwerke. Dort werden Teamarbeit, Tutorensysteme, individuelle Unterstützung, individuelle Lernzeiten angesprochen.
Diese Gymnasien können Vorbild für andere Gymnasien sein. Bei der Weiterentwicklung wird es sicherlich notwendig sein, den Gymnasien mehr zu ermöglichen. Sie sollten sich gute Schulen ansehen, über Partnerschaften nachdenken, über gemeinsame Lehrerkonferenzen das Profil der Schule weiter ausarbeiten; denn Best-Practice-Beispiele, so wie sie gelebt werden, geben in der Frage, wie die Dinge am Ende umgesetzt werden, doch noch mal einen Stimulus.
Mit dem Entschließungsantrag, den wir heute gemeinsam mit den Empfehlungen auf den Weg bringen, wollen wir noch einmal deutlich machen, dass die Empfehlungen nun verbindliche Grundlage für die Arbeit an den Gymnasien werden sollen. Wir hoffen, dass so alle Schulen in die Pflicht genommen sind, die Empfehlungen eigenständig und verantwortlich umzusetzen. Die Qualitätsanalyse im Jahr 2015 soll sich schwerpunktmäßig mit der Frage des Zeitmanagements und der Umsetzung an den Gymnasien beschäftigen.
Mit den Empfehlungen sind aber auch Erwartungen vonseiten der Eltern und Schüler verbunden, zu einer spürbaren Entlastung zu kommen. Daran werden wir am Ende gemessen. – Dem stellen wir uns auch, Herr Kaiser; das ist überhaupt keine Frage.
Um in den Schulen zu einer gemeinsamen Abstimmungs- und Kompetenzentwicklung zu kommen, sollen die Schulen die Möglichkeit erhalten, einen pädagogischen Tag durchzuführen, um sich noch einmal darüber zu vergewissern, dass die Fragen der Lehrpläne, der Abstimmung, der Lernzeiten und die Vorbereitung von Schulkonferenzbeschlüssen mit allen Beteiligten partizipatorisch, so wie wir es bereits am runden Tisch angelegt haben, in den Schulen umgesetzt werden können.
Meine Damen und Herren, die Gymnasien sind nach wie vor eine unheimlich beliebte Schulform in Nordrhein-Westfalen. Das wissen wir, darüber sind wir uns im Klaren. Trotz G8 hält die Nachfrage der Eltern nach dem Gymnasium an. Die Eltern möchten ihre Kinder aufs Gymnasium schicken.
In diesem Sinne müssen wir überlegen, ob wir die Beratung von Eltern nicht intensivieren, und zwar am Ende der Grundschulzeit und am Ende der Erprobungszeit, was die Frage der Bildungsbiografien angeht. An dem Punkt müssen wir noch einmal gemeinsam überlegen, wie wir den Eltern auch Hilfestellung geben können, die richtigen Entscheidungen für ihre Kinder zu fällen.
Ich will nun nicht im Einzelnen auf die Empfehlungen eingehen – das hat Frau Löhrmann sehr ausführlich gemacht –, möchte aber darauf hinweisen: Uns in Nordrhein-Westfalen ist daran gelegen, dass die Gymnasien am Ende in ein gutes Fahrwasser kommen, dass die Schüler und Schülerinnen entlastet werden und dass wir gute wissenschaftspropädeutische Unterweisungen im Gymnasien sichern, gute Leistungen. – Herr Kaiser, es ist nicht richtig, dass wir die Gymnasien schlechter stellen. Das ist eine Mär, die immer von der Opposition verbreitet wird, die aber so nicht zutreffend ist.
Lassen Sie mich zum Schluss anmerken: Wir haben eine vielfältige Bildungslandschaft in NordrheinWestfalen; das ist heute Morgen schon einmal angesprochen worden. Wir haben vielfältige Möglichkeiten, das Abitur zu erreichen: über die Gesamtschulen, über die Sekundarschulen und die Kooperation mit Schulen, die eine gymnasiale Oberstufe haben, über die Berufskollegs.
Wichtig ist aber auch, dass wir den Blick auf den Ganztag werfen, weil wir mit dem Ganztag insbesondere Jugendlichen, die von zu Hause nicht so gut unterstützt werden können, die Möglichkeit geben, an der Bildungsaspiration des Gymnasiums teilzuhaben. Deshalb ist der Ganztag für uns auch am Gymnasium wichtig.
„Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.“ Ich hoffe, dass wir in diesem Sinne die Weiterentwicklung der Schulen in Nordrhein-Westfalen vorantreiben können. – Ich bedanke mich.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Frau Löhrmann, Sie haben vorhin die Kultur des Einladens angesprochen. Wenn ich den ersten Satz des Entschließungsantrags von SPD und Grünen lese, muss ich schon sagen: Das ist eine merkwürdige Kultur des Einladens, wie man versucht, uns mitzunehmen.
Die FDP-Fraktion hat sich sehr frühzeitig als einzige Fraktion zur Beibehaltung von G8 bekannt. Anders als manche, die sich nicht haben die Gelegenheit entgehen lassen, zu hören, was sich in der Welt so tut. Ich schaue eine Person an.
Die Umstellung auf G8 war zweifellos alles andere als unproblematisch. Sie ist es mitunter auch noch; das kann man nicht leugnen. Aber ein Zurück zu G9 würde die Gymnasien in einen jahrlangen kräfteraubenden Umstellungsprozess stürzen. Wie richtig diese Einschätzung von uns letztlich gewesen ist, zeigt nicht nur das überwältigende Votum, Frau Pieper, der Lehrer- und Elternverbände am runden Tisch.
Auch die gescheiterten Volksbegehren in Bayern und Hamburg machen deutlich, dass die Menschen offensichtlich nach intensivem Nachdenken bei dieser Frage der Rückkehr zu G9 abwägend und rational entscheiden. Auch das Chaos in Hessen, das nun dort auch von den Grünen zu verantworten ist, zeigt, wie destruktiv andere Wege sein können.
Denn die vermeintliche Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 an Gymnasien führt zu Chaos, zur Spaltung des Bildungsganges und auch zu rechtlichen Problemen – von den Problemen, die ein Umzug innerhalb eines Landes mit sich bringt, ganz zu schweigen. Tatsächlich wollten bereits damals, als
Zweitens. Wie können wir gleichzeitig die Qualität des gymnasialen Bildungsganges sichern und stärken?
Dies geschieht durch eine bessere Gestaltung, um zu entlasten, und einer Stärkung der Förderqualität, um das Erreichen von Leistungsanforderungen der vertieften allgemeinen Bildung sicherzustellen. Für beide Aspekte bedeuten viele der Empfehlungen des runden Tisches wichtige Hinweise.
Vielfach geht es insbesondere darum, verbindlich sicherzustellen, dass die Stundenverteilung vernünftig erfolgt. Das kann Schülern mehr Freizeit für Hobbies und Entspannung eröffnen. Hierzu sind die Vorschläge zur besseren Stundenverteilung und zur Begrenzung von Nachmittagsunterricht in den verschiedenen Altersstufen, von mehr Doppelstunden zur fachlichen Vertiefung sowie für eine bessere Einbindung der Hausaufgaben als Lernzeiten zur Stärkung der individuellen Förderung durchaus geeignet.
Auch ist es sehr wohl angebracht, Lehrpläne noch einmal qualitativ auf Verschlankungsmöglichkeiten hin zu prüfen. Das ist übrigens eine langjährige FDP-Forderung.
Ein Irrtum in diesem Zusammenhang ist, dass eine hohe Menge vorgegebener Inhalte auch automatisch schon Wissenserwerb mit sich bringt. Es ist im Sinne einer vertieften Allgemeinbildung sinnvoller, eben nicht in das Spezialwissen tiefster Verästelungen von Orchideenthemen einzutauchen, sondern stattdessen Zusammenhänge der jeweiligen Fächer und Querverbindungen zu anderen Fächern akzentuiert herauszuarbeiten. Es geht also nicht um eine inhaltliche Verflachung, sondern um zielgerichtete Analyse der Lehrpläne und um Synergieeffekte.
Generell – Herr Kaiser hat es auch schon angesprochen – muss bei der Vielzahl der Vorschläge aus FDP-Sicht eines ganz klar sein: Es darf nicht um die Absenkung von Leistungsansprüchen gehen, sondern um eine bessere zeitliche Strukturierung und um eine Vertiefung der individuellen Förderung.
und dass etwa eine wissenschaftspropädeutische Facharbeit in der Sekundarstufe II gegebenenfalls durch einen Projektkurs ersetzt werden kann. Das darf nicht zu reiner zeitlicher Entspannung führen, sondern es muss weiterhin um die Vorbereitung auf ein Hochschulstudium gehen.