Daran kann bis jetzt auch das Leitbild nichts ändern, das vielfach bestehende Maßnahmen einfach zusammenträgt.
Dennoch möchte ich aus unserer Sicht zumindest das zarte Pflänzchen des Modellversuchs Informatik an Grundschulen und seine Module lobend erwähnen. – Das vorab zur allgemeinen Situation.
Ich möchte jetzt wie meine Vorrednerinnen begründen, warum wir den Piratenantrag ablehnen werden. Die Piraten fordern, das angestrebte Konzept soll das Fach Informatik im Lernbereich Naturwissenschaften an allen Schulformen der Sekundarstufe I als verpflichtendes Unterrichtsfach beinhalten.
Liebe Piraten, liebe Monika Pieper, dann müsst ihr auch sagen, wo stattdessen andere Unterrichtsstunden gekürzt werden sollen.
Fachintegriert wäre es in meinen Augen auch nur eine Mogelpackung. Ich erinnere daran, dass Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu manch anderen Bundesländern bereits jetzt weniger MINT-Unterricht hat. NRW hat im Ländervergleich im MINT-Bereich in den vergangenen Jahren verheerend abgeschnitten. Nun auch noch rigoros die Naturwissenschaften zusammenzustreichen, sehen wir, wenn es so kommen sollte, wie die Piraten es möchten, sehr kritisch.
Zum Zweiten verweisen die Piraten auf fehlende Lehrkräfte und fachfremd erteilten Informatikunterricht. Auch wenn manches wünschenswert ist, dürfte eine zeitnahe verbindliche Einführung schlicht und ergreifend am Mangel an Fachkräften scheitern.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch gerne an die Klemm-Studie erinnern, die Studie zum drohenden massiven Mangel an MINT-Lehrkräften. Herr Prof. Klemm hat für den Bereich Informatik im Zeit
raum bis Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Bedarfsdeckung von sage und schreibe nur 25 % prognostiziert.
All das müssen wir – das ist richtig – im Auge behalten. Das heißt, es besteht tatsächlich Handlungsbedarf, und deshalb komme ich zu meinem Eingangsstatement zurück. Es ist richtig, dass wir versuchen, dieses Thema angestrengt voranzutreiben. Über das Ziel sind wir uns einig, über den Weg dorthin nicht. Deswegen werden wir den Piratenantrag ablehnen. – Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Kollegin Gebauer. – Für die Piratenfraktion erteile ich Frau Kollegin Pieper das Wort.
Vielen Dank. – Herr Präsident! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Deutlich wurde wohl heute noch mal, dass viele den Unterschied zwischen Medienkompetenz und Informatik noch nicht begriffen haben. Eines wird mit dem anderen vermischt.
Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Frau Schmitt-Promny der Unterschied zwischen informatischer und informatorischer Grundbildung offensichtlich gar nicht geläufig ist, wenn sie von informatorischer Grundbildung spricht.
Das zeigt sich darin, dass Frau Korte zum einen sagt: „Es fehlen Fachlehrer; es gibt kaum noch Branchen, in denen informatische Grundkenntnisse keine Rolle spielen“, und gleichzeitig sagen wir aber: Wir brauchen das gar nicht im Unterricht.
Ich frage Sie: Wer käme auf die Idee, Englisch oder Mathematik nur fächerübergreifend unterrichten zu wollen? – Ich verstehe wirklich nicht, wie man glauben kann, Informatik fächerübergreifend unterrichten zu können.
Wir sind uns alle einig, das geht bei der Medienkompetenz; das finde ich auch gut. Medienkompetenz wird Bestandteil des Unterrichts. Aber erklären Sie mir Folgendes: Sie sagen einerseits: „Wir haben nur 50 Lehrer im Jahr, die einen Abschluss als Informatiklehrer machen“ und andererseits argumentieren Sie: Dann können wir dieses Fach nicht einrichten.
bekämen Informatiklehrer. Das ist doch ein Teufelskreis. Solange gesagt wird: „Das Fach Informatik brauchen wir nicht verpflichtend“, gibt es keinen Grund, Informatik auf Lehramt zu studieren.
Wenn hier gesagt würde, es gäbe in allen Gymnasien, Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen Informatikunterricht, dann gucken Sie sich doch die Kleine Anfrage von uns noch mal an. Das ist doch einfach nicht wahr. Diesen Unterricht gibt es nicht.
Zu dem Argument, welches Fach wegfallen soll: Wenn Sie sagen: „Das, was wir an Informatik in den Unterricht bringen, ist das gleiche Paket wie ein Fach Informatik; wir verteilen es nur auf die Fächer“, dann erklären Sie mir bitte hier und heute, was in diesen Fächern an Unterricht wegfällt.
Denn hier so zu tun, als könne man das in diesem Halbjahr auch noch eben machen, ist einfach nicht möglich.
Verbraucherbildung machen wir auch fächerübergreifend in Hauswirtschaft, Technik, Wirtschaft, Erdkunde, Geschichte, Politik, Bio, Chemie, Philosophie, Deutsch, Mathe, Reli, Musik, Sport, Kunst und Musik. Super. Auch in diesen Fächern kommen die Kollegen schon jetzt nicht mit dem Stoff durch,
und das wissen Sie. Und jetzt sollen diese Lehrer auch noch informatische Grundbildung in den Fächern machen.
Dann bilden wir die Lehrer fort. Sie wollen mir wirklich erzählen, Sie könnten all diese Lehrer bei einem Fortbildungsbudget von zwei Tagen im Jahr fitmachen, um informatische Grundkenntnisse in den Fächern zu vermitteln? Da haben Sie sich aber was vorgenommen!
Auch die Darstellung, die Sachverständigen wären sich alle einig gewesen, trifft nicht zu. Wenn man sich die führenden Leute in diesem Gebiet anschaut, kommen wir immer wieder auf die Dagstuhl-Erklärung zurück, verfasst von Leuten, an deren Expertise man eigentlich keinen Zweifel haben kann. Darin steht ganz deutlich, dass wir einen eigenständigen Lernbereich Informatik brauchen – Informatik und bitte nicht Medienkompetenz. Daneben ist es Aufgabe aller Fächer, fachliche Bezüge zur digitalen Bildung zu integrieren. Lassen Sie uns das daher bitte feinsäuberlich trennen.
was helfen. Wir sind verantwortlich für die Zukunft unserer Schüler, und ich glaube, wer hier in zehn Jahren von der Schule kommt und keine informatische Grundbildung hat, wird es auf dem Arbeitsmarkt ziemlich schwer haben. – Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Kollegin Pieper. – Für die Landesregierung erteile ich Frau Ministerin Löhrmann das Wort. Bitte schön.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bildung ist der entscheidende Schlüssel, um die Chancen der Digitalisierung in allen Lebensbereichen umfassend zu nutzen und eine digitale Spaltung unserer Gesellschaft zu verhindern. Die Landesregierung – das ist in der Debatte heute Morgen, aber auch in vielen anderen Beratungen deutlich geworden – arbeitet systematisch an den verschiedenen Baustellen, die zu diesem Thema gehören.
Im Leitbild für das „Lernen im digitalen Wandel“, das die Landesregierung vorgelegt hat, werden drei Schlüsselqualifikationen für die digitale Welt identifiziert, die den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen zur Seite gestellt werden müssen.
Ich will noch einmal deutlich machen, weil Sie sich, Frau Pieper, so abwertend über dieses Konzept geäußert haben: Die Landesregierung hat das nicht am grünen Tisch geschrieben, sondern das wurde in einem breiten Kongress erörtert, diskutiert. Dann ist das ausgewertet und zusammengefügt worden. Wenn Sie sagen, das sei nicht vorberaten, werde nicht vorüberlegt, dann muss ich sagen: Sie werden damit einem starken Beteiligungsprozess nicht gerecht, auf den diese Landesregierung großen Wert legt.
Sie sagen, Sie wollten das mit Englisch vergleichen. Ich habe bewusst Lesen, Schreiben und Rechnen genannt. Kinder und Jugendliche lesen nicht nur im Deutschunterricht, sie lesen auch in andere Fächern.
Sie schreiben aber auch in anderen Fächern, und sie müssen auch rechnerische Fähigkeiten, mathematische Fähigkeiten in anderen Fächern anwenden. Das macht doch die Querschnittsfunktion und die grundsätzlich andere Herangehensweise deutlich.
Zweitens. Anwendungs-Know-how für einen verständigen und sicheren Umgang mit Informationstechnik. Wir sollten nicht vergessen, dass die jungen Menschen – Frau Schmitt-Promny hat das gesagt – zu starken Akteuren in der Nutzung und Anwendung der neuen Medien werden sollen – Subjekt statt Objekt.