Das heißt, dass unsere Forschungseinrichtungen, die öffentlich finanzierten wie die privaten, sich nicht in der Weise in der Spitzenforschung profiliert haben, wie das in anderen Bundesländern, gerade im Süden Deutschlands, der Fall war. Und wenn Sie sich weniger um Spitzenforschung kümmern, haben Sie auch weniger Potenzial, um in die neuen Bereiche hineingehend Patente anmelden zu können.
(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Herr Mi- nister, die Hochschulen sind aber doch nur ein ganz kleiner Bereich!)
Deswegen haben wir ja eine sehr breit angelegte Strategie, sowohl in der Endverwertung besser zu werden – gerade auch mit Blick auf den Mittelstand, aber auch die hier angesiedelten großen Unternehmen – als auch qualitativ hochwertige Startbedingungen zu schaffen. Wenn Sie sich einmal anschauen, welche neuen Forschungseinrichtungen – von Max-Planck-Einrichtungen bis hin zu Kooperationen großer und mittelständischer Unternehmen mit Universitäten – diese Landesregierung allein in den noch nicht ganz drei Jahren in einem international sichtbaren Rahmen geschaffen hat und das einmal mit Ihren Bilanzen messen, müssen Sie schon sehr weit zurückrechnen. Dann werden Sie feststellen, dass wir in den letzten drei Jahren schon ein Vielfaches an Forschungsexzellenz neu für NordrheinWestfalen gewonnen haben.
Aber auch hier gilt: Diese Einrichtungen müssen jetzt erst einmal anfangen zu arbeiten. Sie müssen sich hier etablieren. Dann können wir daraus auch die Spitzenleistungen hervorbringen, die andere eben schon länger haben hervorbringen können.
Nehmen Sie einfach die entsprechenden Zahlen zur Kenntnis. In Nordrhein-Westfalen arbeitet gerade einmal die Hälfte an FuE-Spezialisten wie in Baden-Württemberg. Wir haben etwas über 45.000. Dort gibt es nahezu die doppelte Anzahl, obwohl Baden-Württemberg immer noch etwas kleiner ist, soweit ich das in Erinnerung habe.
(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Das hängt doch mit der Wirtschaftsstruktur zusammen, Herr Minister!)
Wir holen aber enorm auf. Ich will nur einmal den jüngsten Erfolg hervorheben, von dem wir in den nächsten Jahren sehr viele Patente erwarten dürfen, nämlich die Ansiedlung der nunmehr dritten Großforschungseinrichtung in Nordrhein
Westfalen. Dabei handelt es sich um das nationale Demenzforschungszentrum, das nach Bonn kommt – im Kontext der neuen Max-PlanckEinrichtungen für Neurodegeneration und -regeneration sowie für Alternsforschung.
In Kombination damit möchten wir auch eine PreSeed-Förderung anlegen, damit aus diesen grundlagenforschungsorientierten Einrichtungen auch anwendungsbezogene Forschung und Patententwicklung kommen.
Das Ganze hat einen internationalen Stellenwert, sodass wir sagen können: Das gibt es europaweit – und vielleicht sogar weltweit – nur hier.
Wir können gerne über alle Möglichkeiten der Endverwertung reden, die wir bereits eingeleitet haben und die uns noch zusätzlich einfallen. Sie machen aber nur dann Sinn, wenn wir sie im Gesamtkontext einer völlig neuen Strategie für Nordrhein-Westfalen sehen, bei der es darum geht, aus Nordrhein-Westfalen endlich das Land mit nicht nur der dichtesten, sondern auch der besten Hochschul- und Forschungslandschaft in Europa zu machen. – Herzlichen Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit.
Wir kommen zur Abstimmung. Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags Drucksache 14/6528 an den Ausschuss für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie – federführend – sowie an den Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie; die abschließende Beratung und Abstimmung soll im federführenden Ausschuss in öffentlicher Sitzung erfolgen. Wer dafür ist, den bitte ich um das Handzeichen. – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Einstimmig so beschlossen.
den Ausschuss für Schule und Weiterbildung überwiesen wurde und eine Abstimmung erst nach Vorlage einer Beschlussempfehlung erfolgt. Diese Beschlussempfehlung liegt jetzt vor.
„Der Kreationismus ist … eine Verkehrung des Glaubens an den Schöpfer in eine Form der Welterklärung, die letztlich dazu führt, dass das Bündnis von Glaube und Vernunft aufgekündigt wird.“
So steht es im Text 94 der Evangelischen Kirche Deutschlands mit dem Titel „Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule“.
Ich teile diese Feststellung und bin froh, dass bei der Beratung unseres Antrags im Schulausschuss der Punkt IV
„Der Landtag begrüßt die Haltung der Landesregierung, dass Kreationismus und Intelligent Design keinen Platz im Biologieunterricht an nordrhein-westfälischen Schulen haben.“
Nachdem ich nachgelesen habe, was zurzeit in Hennef los ist, muss ich jedoch feststellen, dass das in einem höchst bedenklichen Zusammenhang zu sehen ist. Dort tritt die FDP als einzige Fraktion dafür ein, eine private Schule in Trägerschaft einer Gruppe von strengen Evangeliumsbaptisten zu genehmigen, die ihre Kinder in den dortigen Schulen ansonsten von Inhalten im Sexualkundeunterricht und im Biologieunterricht sowie von Sucht- und Gewaltprävention fernzuhalten versuchen, weil sie sich von grundsätzlichen Inhalten des Schulunterrichts distanzieren. – So viel zu der bedenklichen Haltung der FDP.
Auch hier will sie die Landesregierung nicht einmal in der konsequenten Haltung zum Kreationismus unterstützen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann allerdings auch nicht nachvollziehen, dass sich die Regierungsfraktionen insgesamt der Forderung in
unserem Antrag verweigern, in einem Bericht einen Überblick über kreationistische Bestrebungen an nordrhein-westfälischen Schulen vorzulegen; denn es ist doch nicht so, dass es hier nichts zu berichten gäbe.
Da werden Kreationismus-Bücher kostenlos und unaufgefordert an Schulen in Köln und Münster geschickt, damit sie in die Schulbibliotheken eingestellt werden.
Es geht auch darum, dass Lehrkräfte in evangelikalen Schulen unterrichten, die nicht an den sogenannten Vokationskursen der evangelischen Landeskirchen teilnehmen dürfen, die also überhaupt nicht die notwendige kirchliche Bestätigung der Lehrbefähigung vorweisen können. Und dabei, Frau Ministerin, geht es nicht nur um private Ersatzschulen.
Ich würde auch empfehlen, ganz genau hinzuschauen, welche Personen in öffentlichen Schulen unterrichten. Ich sage ganz deutlich, dass auch Pastoren aus Freikirchen zu ihrer Haltung zum Kreationismus Stellung zu beziehen haben und nicht einfach ohne Vocatio unterrichten dürfen. Wir haben hier aktuell in diesem Land Klärungsbedarf.
Warum lehnen Sie, die Regierungsfraktionen, es ab, dass sichergestellt wird, dass die Evolution im Unterricht behandelt und auch schon in jüngeren Jahrgängen thematisiert wird? Wie reagiert die Landesregierung nun auf die beunruhigende Erhebung an der Universität Dortmund aus dem Jahre 2007, wonach 12,7 % der angehenden Lehramtsstudierenden die Evolution bezweifeln.
Der Evolutionsbiologe Prof. Kutschera weist darauf hin, dass Umfragen der letzten Jahre zeigen, dass die Zahl der Evolutionsgegner in Deutschland auf bis zu 30 % angestiegen ist. Die Lehrbücher, die die Kreationisten herausgeben, werden dann auch noch von Peter Silbernagel vom Philologenverband und der Ehrenvorsitzenden des Elternvereins NRW, Frau Friesecke, geadelt und salonfähig gemacht.
Es ist also keine Marginalie, wenn wir darüber reden, dass dem Kreationismus offensiv begegnet werden muss.
Prof. Kutschera, Herr Kollege Solf, schätzt, dass ca. zwei Drittel aller Google-Suchanfragen zum Thema Evolution auf kreationistische Seiten führen.
mehr über das Internet geht. Ich halte es deshalb für fahrlässig, dass Sie es auch abgelehnt haben, im Rahmen der Lehrerfortbildung für die Problematik Kreationismus und Intelligent Design zu sensibilisieren.
Wir werden uns insgesamt mit dem Thema also noch weiter zu beschäftigen haben. Sie können sich dann unserem nächsten Antrag zu dem Thema anschließen. Besser wäre es allerdings, wenn Sie heute schon die Evolutionskurve kriegen.