Gerade deshalb und wenn man Verantwortung für das Land trägt, ist es richtig, Standards und Grundsätze zu formulieren, die auch für die Breite der Schullandschaft entsprechend tragen.
Dabei haben Sie von SPD und Grünen heute einmal mehr deutlich gemacht, welche Abneigung Sie gegen landesweite Standards empfinden,
dass Sie gegen zentrale Vorgaben sind, die für einheitliche Lebensverhältnisse in ganz NordrheinWestfalen sorgen,
Es gibt ein Spannungsverhältnis von Freiheit und Verantwortung. Aber wir müssen ausdrücklich für die Kinder in ganz Nordrhein-Westfalen praktikable Lösungen haben, die in der Summe aller Schulen und Standorte für das gesamte Land zu den besten Ergebnissen führen.
Dabei haben wir wieder die ganze Leier der rotgrünen Notenphobie gehört, dass Kinder fremdbestimmt und beschämt seien und wie schlimm die Noten seien. Ich halte das für völlig realitätsfern. Je früher Kinder einen ganz natürlichen und entspannten Umgang mit Noten lernen...
Kinder erleben auch nachmittags auf dem Spielplatz, dass man sich auch in sportlichen Kategorien miteinander misst, dass es Zielsetzungen gibt, die man erreichen muss und dass man an sich arbeitet. Eltern sollten eine verständliche Rückmeldung bekommen, wie der Kenntnis- und Leistungsstand ihres Kindes tatsächlich ist. Das alles ist ausgesprochen wichtig. Sie werden sicherlich genauso von Eltern aufgesucht, auch wenn Sie das gern verschweigen,
die Ihnen zu Berichtszeugnissen aus rot-grüner Zeit sagen: Wir wissen oftmals gar nicht, was diese verquasten Formulierungen bedeuten sollen. Bei Ihnen gab es PC-Programme mit vorgefertigten Textbausteinen.
Der Lehrer wusste, welche Note er im Hinterkopf hatte, und drückte auf einen Knopf. Dann gab ihm ein PC-Programm Musterformulierungen dafür. Das war fast so ähnlich wie im Arbeitszeugnis.
Die Eltern mussten rückcodieren, was eigentlich gemeint sein könnte. Sie fragten sich: Warum schreibt der Lehrer eigentlich keine ordentliche Note hinein?
Es gab nicht wenige Eltern, die uns zu Ihrer rotgrünen Zeit so angesprochen haben. Das ist Ihnen auch bekannt.
Deshalb sagt die Koalition der Erneuerung: Wir brauchen ein modernes Schulwesen, aber wir brauchen keinen Flickenteppich. Wir brauchen einheitliche grundlegende Standards für die Orientierung aller Schulen in Nordrhein-Westfalen.
Deshalb lehnen wir Ihren Steinbruch ab. Sie machen es hierbei genauso wie bei Ihrer Fehlinterpretation von PISA. Sie kennen im Umgang mit der Wissenschaft nur das Modell Steinbruch. Sie greifen sich einen Einzelaspekt heraus und blenden alles andere aus, was drum herum ist. Sie setzen Ihren Rahmen für den Fokus, wie Sie es möchten, und sorgen für Monokausalitäten, die es so überhaupt nicht gibt.
Das haben wir bei PISA erlebt, als Sie das finnische Schulsystem an vielen Stellen völlig entfremdet wiedergegeben haben – gerade auch bei der Kontrastierung mit dem deutschen System. Das machen Sie hierbei genauso.
Es gab ein pädagogisches Gesamtkonzept, das sehr viele unterschiedliche Facetten hat. Dabei wurde die Wirkungsrichtung gar nicht untersucht. Vielleicht ergibt die gründliche Evaluation, die die Landesregierung angekündigt hat, dass sie trotz der notenfreien Schule die Auszeichnung bekommen haben, weil sie viele andere innovative Dinge gemacht haben, die zum Erfolg geführt haben. Deshalb ist es richtig und wichtig, das auszuwerten. Das allein an der Vergabe eines Preises festzumachen, ist wieder einmal die typisch unterkomplexe Haltung grüner Politik.
Ich stelle mir vor: In zwei Wochen wird, wie es regelmäßig der Fall ist, irgendeine nordrheinwestfälische Hauptschule – meinetwegen Möhnesee – mit einem bundesweiten Preis ausgezeichnet. Bekommen wir dann eine Woche später die folgende Antragsinitiative in den Landtag: „Hauptschule stabilisieren – Qualitätsoffensive fortsetzen. Die Hauptschule hat Zukunft“?
(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Sie wollen sie doch abschaffen! – Zuruf von den GRÜNEN: Herr Pinkwart will sie abschaffen!)
Machen Sie das so? Legen Sie dann, Frau Löhrmann, die Anträge vor und sagen: „Volle Fahrt voraus! Unterstützung für die Landesregierung!“? Dieser Schulpreis für die Hauptschule Möhnesee, bundesweit ausgezeichnet, die Musterhauptschule in Deutschland in Nordrhein-Westfalen, mitten im Land, zeigt: Die Schulstrukturpolitik dieser Landesregierung ist richtig. Bitte so weitermachen! Hauptschuloffensive fortsetzen! Wir Grüne bringen uns konstruktiv ein.
Das wäre eine innovative Nachricht, wenn Sie so für Innovationen im Bildungswesen werben würden. Nur habe ich sie leider von Ihnen noch nicht gehört.
Deshalb dürfen Sie diesen Schulpreis nicht als Steinbruch auffassen. Es gibt viele Aspekte von einer hoch komplexen und anspruchsvollen baulichen Gestaltung dieser Schule, die ihresgleichen sucht, bis zur Ersteinführung eines ganz besonderen Ganztagskonzeptes, das inhaltlich sehr viel stärker als im Regelsystem unterlegt ist. Das ist eine Schule mit eigenen Konzepten für die Pausen- und Unterrichtszeitgestaltung und mit individuellen Wochenarbeitsplänen für die Kinder.
Ich würde mir wünschen, dass alle Kinder an allen Schulen in allen Landesteilen Nordrhein-Westfalens von der Intensität und von dem ganz besonderen Engagement im Zusammenwirken von Lehrerschaft, Schülerschaft und Elternschaft profitieren, wie es an der ausgezeichneten Grundschule in Münster der Fall ist, wo die Lehrer mit besonderer
Hingabe, Zuwendung und Zuneigung an der ausgezeichneten Grundschule arbeiten, wie es in der Berichterstattung wiedergegeben wurde. Das wäre sicherlich sehr wünschenswert. Aber das ist leider nicht an allen Stellen in Nordrhein-Westfalen der Fall.
Deshalb teilen wir Ihre Auffassung nicht, dass Noten generell etwas Böses sind. Ich habe nicht verstanden, woher die Notenphobie der Grünen kommt.
die es in dem ganzen Spektrum gibt. Ich finde es richtig, dass man frühzeitig einen ganz entspannten Umgang damit lernt, sich zu messen, Fehler zu machen, die bewertet werden, und Erfolge genauso wie Misserfolge zu verarbeiten. Das sind die natürlichsten Dinge, auf die es auch im späteren Leben ankommt.
Sie verschieben die ganz normale realistische Lebensweise auf dieser Welt, dass man sich für bestimmte Zielerreichungen irgendwann bewerten lassen muss und dass es Leistungsmessungen im späteren Leben gibt, auf später. Wenn wir all dies aufgrund einer Ideologie der Verniedlichungspädagogik verdrängen, um sie den armen kleinen Kindern zu ersparen und um so spät wie möglich damit anzufangen, verlängern wir das Stadium einer Scheinwelt, in der man die Schüler hält.
Gehen Sie doch ganz entspannt damit um und vermitteln Sie im Rahmen von moderner Pädagogik Schülern das Bewusstsein, dass es überhaupt nicht schlimm ist, auch einmal eine schlechte Note zu schreiben!
Das ist vielleicht ein Ansporn, auch einmal an sich selber zu arbeiten und seine eigene Leistung zu optimieren. Wenn das in der Klasse zu häufig passiert, ist das vielleicht auch für den Lehrer Grund genug, seine eigene pädagogische Leistung zu überdenken.
Vermitteln wir Kindern doch einen positiven Umgang mit Leistung! Werben wir nicht für ein leistungsabgewandtes Bildungssystem! Helfen wir vor allen Dingen auch, jungen Menschen einen ganz natürlichen und entspannten Umgang mit Notengebung, mit Leistungsfeststellung und Versetzungsordnung zu vermitteln!