Die Heizungshersteller sagen, die Energiewende braucht dieses Gas im Wärmemarkt; denn in den nächsten Jahren müssen gut 7 Millionen Gaskessel ausgetauscht werden, ferner 6,8 Millionen Brennwertkessel (Öl) und noch 5 Millionen Ölkessel.
Hier zeigt sich, meine Damen und Herren von Bündnis 90/Die Grünen: Die Wirtschaft ist wesentlich weiter, als viele von uns gedacht haben. Jedes
Vorschreiben behindert den Markthochlauf. Die Energiewende muss gelingen. Sie entwickelt sich von der Stromwende, die wir bisher gesehen haben - weil leider nur sie im Fokus stand und dementsprechend gefördert wurde -, zur wirklichen Energiewende, die die verschiedenen Sektoren koppelt und damit enorme Effizienzgewinne realisiert.
Seien wir realistisch, und schauen wir nicht nur auf die Farbe Grün, also auf die Wasserelektrolyse, sondern lassen wir auch die anderen Farben zu! Für das Klima ist es ungeheuer wichtig, dass es einen schnellen Hochlauf und damit den Umstieg auf den neuen Energieträger gibt. Momentan hat selbst der graue Strom einen um den Faktor 2,5 niedrigeren Kohlendioxidfußabdruck als über die Elektrolyse mit Netzstrom erzeugter Wasserstoff, den alle „grün“ nennen.
Wer also den Kohlendioxidausstoß schnell senken will - und das wollen Sie von den Grünen ja auch - kommt nicht umhin, den von mir gerade aufgezeigten Weg zu gehen.
Im Ausschuss werden wir noch lange darüber beraten. Und als Realist sage ich: Die Förderung von Erdgas und Erdöl in Niedersachsen - - -
Uns liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Wir schließen die Beratung und kommen zur Ausschussüberweisung.
Federführend soll der Ausschuss für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sein, mitberatend der Ausschuss für Haushalt und Finanzen. Wer dem so zustimmen möchte, den bitte um ein
Handzeichen. - Gegenstimmen oder Enthaltungen sehe ich nicht. Damit ist der Antrag einstimmig an die Ausschüsse überwiesen.
Tagesordnungspunkt 40: Erste Beratung: Weiterbildung an Hochschulen - Antrag der Fraktion der FDP - Drs. 18/7810
Zur Einbringung hat sich für die FDP-Fraktion Frau Abgeordnete Susanne Victoria Schütz zu Wort gemeldet. Bitte, Frau Schütz!
Danke. - Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Jahr 2005 ist meine kleine Tochter in die Schule gekommen, und der große Bruder kam in die dritte Klasse. Damit waren wir losgelöst von den Betreuungszeiten von lediglich 8 bis 12 Uhr im örtlichen Kindergarten. Ich hätte zumindest halbtags arbeiten gehen können, mit geeigneten Arbeitszeiten vielleicht auch mehr.
Es war ein schlechter Zeitpunkt damals: wirtschaftlich eine Talsohle, auf dem Bau wenig los. Also: flexibel sein und sich umhören. Wie genial wäre es gewesen, wenn ich mich schon in den Kindergartenjahren meiner Kinder leichter hätte weiterbilden können, auf mein Architekturstudium etwas Sinnvolles hätte draufsatteln und einen schnellen Überblick hätte bekommen können, was in vertretbarer Entfernung an akademischer Weiterbildung so angeboten wird.
Solche Brüche in der beruflichen Biografie - bei mir: von der Architektin zur Lehrerin - werden in Zukunft immer normaler sein in einer sich immer schneller ändernden Arbeitswelt. Ständig führen wir Begriffe wie das „lebensbegleitende Lernen“ im Munde - doch genau das muss organisiert werden. Vielfältige Angebote sind gefragt.
Da haben wir einmal natürlich die Erwachsenenbildung vor Augen - und hier gibt es auch viele Angebote -, aber gerade in der akademischen Fort- und Weiterbildung ist in unseren Augen noch durchaus eine Menge Luft nach oben. Der Druck wird steigen, und die Hochschulen sind eigentlich ideale Anbieter. Sie haben in vielen Bereichen Expertise auf ausgesprochen hohem Niveau und können auch ungewöhnliche Kombinationen anbieten bzw. Lücken im Angebot zielgerichtet füllen.
Da werden zum einen Module gebraucht, um nach Interesse und Bedarf gezielt bestimmte Themen anzubieten, aber auch ganze Weiterbildungsstudiengänge, die man vielleicht Jahre später noch auf einen anderen Studiengang draufsattelt.
Die Hochschulen in Niedersachsen haben sich da auch durchaus auf den Weg gemacht. Aber es gibt noch Stolpersteine und Schwierigkeiten, über die wir mit der Einbringung dieses Antrags gerne reden und gemeinsam nach Lösungen suchen wollen.
Der Bereich der Fort- und Weiterbildung gehört als Teil des Transfers in die Third Mission der Hochschulen und ist im Niedersächsischen Hochschulgesetz durchaus verankert. Aber die Hochschulen leisten ihn quasi on top. Die Lehrverpflichtung der Lehrenden errechnet sich anhand der grundständig Studierenden, und Stunden für Weiterbildung sind bisher nicht abgebildet.
Wenn die Hochschulen auf dem Weiterbildungsmarkt unterwegs sind, treten manchmal Probleme mit der Preisfindung auf. Die Overhead-Kosten - also die Verwaltungskosten - müssen natürlich auch abgebildet werden, um keine Probleme in Sachen Subventionen zu bekommen. Diese Kosten sind aber gar nicht so einfach zu ermitteln.
Ein weiteres Problem ist die rechtliche Stellung der Studierenden. Wenn jemand einen kompletten Studiengang belegt, ist er Student der Hochschule, an der er eingeschrieben ist, aber wenn jemand nur einzelne Module zur Weiterbildung belegt, hat er z. B. keinen Zugang zu notwendigen Materialien und Lizenzen. In anderen Bundesländern haben solche Studierenden einen eigenen Rechtsstatus. Das fänden wir in Niedersachsen auch ganz hilfreich.
Auch für viele Arbeitnehmer ohne Hochschulzulassungsberechtigung kann sich nach einigen Jahren der Berufstätigkeit zeigen, dass Hochschulen genau das Angebot bereithalten, das sie brauchen. Hier ist mitunter eine größere Durchlässigkeit das Problem.
Liebe Frau Schütz, warten Sie bitte! Dann hören die Kolleginnen und Kollegen schon selbst, welchen Geräuschpegel und welches Gegrummel und Gemurmel wir hier im Saal haben.
Wir warten jetzt einfach. Ich gebe Ihnen ein Zeichen, wenn aus unserer Sicht - und da bin ich mir mit den Kolleginnen und Kollegen im Präsidium einig - wirklich Ruhe ist.
Weiterbildung erfolgt oft in einer Lebensphase, in der schon eine Familie gegründet ist, in der gearbeitet und vielleicht ein Haus abgezahlt wird. Da muss sie berufsbegleitend möglich sein. Es gibt viele Menschen, die eine Weiterbildung machen, aber das gar nicht auf der Arbeit erzählen. Die wollen es erstmal so versuchen. Da brauchen wir eine bessere Balance. Eine Vereinbarkeit mit Kinderbetreuung und Haushaltsführung muss möglich sein. Und deshalb kommt z. B. digitalen Angeboten eine große Bedeutung zu, die eine zeitliche wie örtliche Unabhängigkeit herstellen können und damit eben eine bessere Vereinbarkeit mit anderen Aufgaben ermöglichen.
In anderen Ländern klappt es besser als bei uns, die ehemaligen Absolventen als Alumni in die Vernetzung der Welt außerhalb der Hochschulen miteinzubeziehen. Wir würden gerne genauer ergründen, wie diese Chance bei uns besser genutzt werden kann.
Zum Schluss zurück zu meinem eigenen Beispiel: Mein Wechsel in den Lehrerberuf war zum Teil glücklichen Zufällen in Form von Information am Rande einer Parteiveranstaltung geschuldet. Dass auch Ingenieure Quereinsteiger werden können, hatte ich in der Zeitung nie gelesen; da war immer nur von Naturwissenschaftlern die Rede. Wie cool wäre ein Portal gewesen, in dem ich meinen Abschluss und das, wofür ich mich interessiere, hätte eingeben können und in dem ich dann Angebote infrage kommender Hochschulen hätte erkennen können! So etwas Ähnliches fordern wir auch bundesweit. Aber warum sollten wir nicht in Niedersachsen damit anfangen? Warum sollte Niedersachsen hier nicht Vorreiter sein?
Vielen Dank, Frau Kollegin. - Ebenfalls zur ersten Beratung dieses Antrages hat sich für die CDUFraktion der Abgeordnete Thomas Ehbrecht zu Wort gemeldet. Bitte, Herr Ehbrecht!
- Ich möchte in Richtung Regierungsbank darum bitten, sich bei den letzten Tagesordnungspunkten zu konzentrieren und den Austausch untereinander etwas zu reduzieren, am besten einzustellen.
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Über kaum etwas im Bildungsbereich wird heute so viel geschrieben und gesprochen wie darüber, dass die Menschen ständig weiterlernen müssen, um nicht zurückzubleiben - persönlich, gesellschaftlich und beruflich. Man ist sich heute bewusst, dass in der Schule Gelerntes als Vorrat für ein ganzes Leben einfach nicht ausreicht. Neben den Schülern, den Auszubildenden und den Studierenden wird heute nunmehr auch von Erwachsenen erwartet, dass sie lernen, sich fortbilden und weiterentwickeln, kurz gesagt also, dass sie innovativ und kreativ bleiben.
Noch vor 50 Jahren waren Erwachsene, die Weiterbildungsseminare besuchten, mit der Frage konfrontiert: Hast du das nötig? Weiterbildung war gewissermaßen das Eingeständnis eines Kompetenzdefizits. Heute müssen sich Erwachsene, die sich nicht weiterbilden, fragen lassen: Du hast es wohl nicht nötig? Sie werden gewissermaßen wegen Lernunfähigkeit schief angesehen. Lebenslanges Lernen hat sich nicht nur als Idee und als Konzept, sondern auch praktisch, sozial und politisch zu einem selbstverständlichen Teil des menschlichen Lebens entwickelt.