Protocol of the Session on July 20, 2012

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Herr Kollege Hagenah stellt die nächste Zusatzfrage.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung vor dem Hintergrund der dramatischen wirtschaftlichen Lage mehrerer großer in Offshorewindenergie engagierter Unternehmen, die hier in Niedersachsen viele Arbeitsplätze haben, die durch die Verzögerung des Netzanschlusses, die seit Langem bekannt ist, unmittelbar bedroht sind, ob es möglicherweise an der allzu marktradikalen Besetzung des Umwelt- und des Wirtschaftsressorts in der Landesregierung gelegen hat, dass es Jahre gedauert hat, bis die Landesregierung den Schwenk hin zu einer staatlich-öffentlich gehaltenen Netzgesellschaft gefunden hat.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Miriam Staudte [GRÜNE]: Ganz genau!)

Herr Minister!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Hagenah! Genau diese Frage offenbart ein Verständnis von Politik, mit der Sie die Interessen Niedersachsens in dieser Sache eben nicht wahrnehmen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Wenn Sie meinen, durch eine populistische Verdrehung der Tatsachen hier die Schuld der Landesregierung oder politischen Parteien in die Schuhe schieben zu können, dann machen Sie die Probleme, vor der die Offshoreentwicklung steht, populistisch zum Gegenstand des Wahlkampfes.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Damit tun Sie Niedersachsen und den Arbeitsplätzen vor Ort mit Sicherheit keinen Gefallen.

Wir - das zeigen auch unsere Entwürfe und Vorstellungen - nähern uns diesen Problemen sehr konsequent, pragmatisch und konstruktiv und räumen sie aus dem Weg.

(Zuruf: Zu langsam!)

- Überhaupt nicht zu langsam. Das, was Sie gesagt haben, ist falsch. Es ist ja falsch, Herr Hagenah. Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Netzanbindungsproblematiken, die sich seit Herbst letzten Jahres ergeben haben, weil TenneT gesagt hat, nicht in der Lage zu sein, diese Entwicklungen zu finanzieren. - Das hat andere Ursachen, das wissen Sie genauso gut wie ich. Das ist einmal mehr der Versuch, aus Fehlentwicklungen in Teilbereichen zu konstruieren, dass eine gesamte politische Linie falsch sei. Ganz im Gegenteil! Was Sie als Marktradikalität beschreiben, nennen wir Wettbewerb und ist sozusagen das Instrument, um am Ende Kosteneffizienz sicherzustellen.

(Widerspruch bei den GRÜNEN - Dr. Gero Clemens Hocker [FDP]: Sehr gut!)

Sie aber versuchen, das in einer bestimmten Diktion zu diskreditieren.

(Beifall bei der FDP - Enno Hagenah [GRÜNE]: Der Wettbewerb hat ver- sagt! - Unruhe)

Wenn sich jetzt alle gelöst und die Zwischenrufe eingestellt haben, dann hat der Kollege Adler die Chance, die nächste Zusatzfrage zu stellen.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wie bewertet die Landesregierung die Tatsache, dass der Bundesfinanzminister Schäuble den Geltungsbereich der Versicherungssteuer auf die 200-Seemeilen-Zone ausdehnen und damit die Offshorewindparks zusätzlich finanziell belasten wird?

(Beifall bei der LINKEN - Jens Nacke [CDU]: Wieso? Die Linke will doch ständig neue Steuern!)

Herr Minister!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Adler, der Herr Bundesfinanzminister wird sicherlich gute Gründe dafür haben. Ich sehe mich nicht in der Lage, als zuständiger Fachminister dazu eine Bewertung abzugeben, da man sicher im Gesamtkomplex sehen muss, welche Begründung angeführt wird.

(Hans-Henning Adler [LINKE]: Off- shorewindanlagen müssen doch wirt- schaftlich sein!)

Es muss hier wie in anderen Bereichen auch sicherlich eine steuerliche Gleichbehandlung vorgenommen werden.

(Beifall bei der FDP)

Die nächste Zusatzfrage stellt der Kollege Lies.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor dem Hintergrund der hier vielfach geäußerten hohen Bedeutung der Offshorewindenergie für die Energiewende frage ich die Landesregierung, warum es zu dieser Extremform von dilettantischer Umsetzung der Energiewende sowohl auf Bundesebene von Schwarz-Gelb wie letztlich auch auf Landesebene gekommen ist, sodass wir in einer Situation sind, dass man in Berlin ein Jahr benötigt hat, um einen Entwurf, ein Eckpunktepapier für die Haftungsregeln aufzustellen, wobei doch eindeutig von Beginn an klar war, dass genau diese Absicherung notwendig ist. Erklären Sie mir, erklären Sie uns bitte, warum es ein Jahr gedauert hat, was diese Industrie, die wir hier in Niedersachsen gerade aufbauen, in große Gefahr und in große Schwierigkeiten gebracht hat.

(Beifall bei der SPD - Zuruf: So schnell sind die nicht!)

Herr Minister!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Lies! Sie haben hellseherische Fähigkeiten. Denn vor einem Jahr war das auch in der Offshoreindustrie und auch in den Gesprächen

mit den Vertretern der Stiftung Offshore kein Thema.

(Zuruf)

- Nein, nein! Vor einem Jahr hat sich diese Landesregierung genau um die Punkte, die ich angesprochen habe, ganz konsequent gekümmert, damit es zum 1. Januar 2012 zu einer Novelle des EEG kommt, das etwa das Stauchungsmodell vorsieht, und damit wir die Rahmenbedingungen so setzen, um die Finanzierungsfragen, die damals bereits Thema waren, anzugehen, aber nicht unter dem Gesichtspunkt der Netzanbindung, weil man noch auf TenneT vertraut hat.

Damals sind wir diese Probleme angegangen. Nachdem im November des letzten Jahres - das genaue Datum lässt sich recherchieren - TenneT mit dem sogenannten Brandbrief kam und gesagt hat: „Wir stellen die Ausschreibung der weiteren Netzanschlüsse ein und führen nur noch die durch, die wir bereits angefangen haben - die berühmten 5 Milliarden -, mehr machen wir nicht.“, ist diese Landesregierung sehr, sehr schnell mit der Bundesregierung, mit dem Bundeswirtschaftsminister, mit dem Bundesumweltminister, mit allen Vertretern der Versicherungswirtschaft, der Offshoreindustrie und den Investoren zusammengekommen. Ich habe damals als Staatssekretär auch persönlich an diesen Gesprächen teilgenommen. Wir haben versucht, Rahmenbedingungen zu definieren, unter denen diese Haftungsfragen gelöst werden können.

Insofern ist der Vorwurf von Ihnen falsch. Es ist deutlich zurückzuweisen, dass da irgendetwas verzögert worden sei. Im Gegenteil:

(Olaf Lies [SPD]: Im Gegenteil!)

Man ist die Probleme sofort, als sie auf dem Tisch lagen, angegangen und hat die Rahmenbedingungen geschaffen, sie abzuarbeiten.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung bei der CDU - Zuruf von Olaf Lies [SPD])

Das Weitere ist die Mär, die Ihre Partei und auch die anderen Oppositionsparteien durch das Land tragen, dass ein Jahr lang nichts passiert sei.

(Zuruf von den GRÜNEN: Genau!)

Das ist definitiv falsch. Sie wollen ja nicht zur Kenntnis nehmen, was diese Bundesregierung und was alle Landesregierungen - da nehme ich keinen aus -, was die Länder in dieser Zeit ausdrücklich

geschaffen haben: Die Bundesregierung hat die Netzplattform vorangebracht, sie hat die Plattform „Erneuerbare Energien“ vorangebracht. Sie hat das Kraftwerksforum installiert. Sie hat all das getan, was immer gefordert wird: koordinieren, die Dinge zusammenbringen. Das erfolgt doch längst seit einem Jahr. Man geht aber nicht ständig dahin und hält es hoch und sagt: „Wir sind so toll, und machen das.“, sondern man arbeitet, wie wir das in dieser Landesregierung auch tun,

(Olaf Lies [SPD]: Warum brechen uns dann die Arbeitsplätze weg? Erklären Sie uns das einmal!)

konsequent an den Problemen und bringt die Themen voran.

(Beifall bei der FDP)

- Herr Lies, die Probleme sind so komplex, dass man sich auch manchmal die Zeit dafür nehmen muss, um sie konsequent abzuarbeiten.

(Zuruf von Olaf Lies [SPD])

Wenn Sie unterstellen - - -

Ich darf einmal kurz unterbrechen, Herr Minister. - Herr Kollege Lies, ich habe gestern gesagt: Wenn man wie Sie in dieser Qualität ständig Zwischenrufe macht, kann das nach Geschäftsordnung zu einem Ordnungsruf führen. Ich darf einmal fragen, ob Sie darauf Wert legen. Dann sollten Sie fortfahren, wenn nicht, dann stellen Sie das jetzt bitte ein. Herr Minister!

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Wir kümmern uns konkret um die Probleme und arbeiten sie ab und haben da viel erreicht. Bundes- und Landesregierung werden das auch weiterhin so fortführen.