Kollege Försterling, sondern dass sie sich auf mindestens zehn Jahre - einen Durchgang - festlegen. Da traue ich ihnen schon etwas mehr zu.
Zu den offenen Fragen, die hier aufgeworfen wurden, gehört die Frage, warum wir die Oberschule nicht in unseren Gesetzentwurf aufgenommen haben. Wir haben sie nicht aufgenommen, weil wir sie nicht noch zusätzlich stärken wollen. Eine Schulform, die ab 2013 obsolet ist, brauchen wir nicht aufzunehmen.
Mein letzter Satz, Herr Präsident: Wenn die Regierungsfraktionen dazu einen Änderungsantrag einbringen wollen, werden wir darüber natürlich beraten.
Herr Kollege Poppe hat signalisiert, dass er antworten möchte. Ich erteile Ihnen das Wort. Bitte sehr!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegin Korter, ich stimme ja mit Ihnen darin überein, dass die Umsetzung der Verkürzung der Zeit bis zum Abitur an den Gymnasien von dieser Regierung miserabel gehandhabt worden ist.
Ich stimme Ihnen auch darin zu, dass wir an den Gesamtschulen das Turboabi überhaupt nicht gebrauchen können.
Dann ist aber Ihr Gesetzentwurf nicht nachvollziehbar. Denn Sie weichen hinter genau diesen Punkt zurück. Wir können über all diese Einzelheiten im Kultusausschuss sprechen. Aber es bleibt dabei: Mit der Verlagerung allein auf die Schulen kommen wir in einen Grenzbereich der Beliebigkeit, was dazu führt, dass wir in Niedersachsen
nicht mehr nur an den Landesgrenzen unterschiedliche Regelungen haben, sondern dass sie sich auch noch von Stadt zu Stadt und von Kreis zu Kreis unterscheiden. Insofern bleibe ich dabei: Dieser Gesetzentwurf ist schlecht durchdacht.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn die Fraktion der Grünen tatsächlich seit 2008 an einem solchen Gesetzentwurf arbeitet, dann muss ich sagen, dass die Arbeit der letzten Jahre wirklich misslungen ist. Ich teile auch eher die Einschätzung des Kollegen Poppe, dass das ein Schnellschuss nach der entsprechenden Umfrage gewesen ist.
Frau Korter, es ist keine Frage, ob ich der Eigenverantwortlichen Schule vertraue oder nicht. Es ist eine Frage, welche Möglichkeiten Eltern und Schüler haben, sich für ein Abitur nach 12 Jahren oder für ein Abitur nach 13 Jahren zu entscheiden.
Wir haben in Niedersachsen derzeit die Situation, dass es an Integrierten Gesamtschulen möglich ist, das Abitur nach 12 Jahren und das Abitur nach 13 Jahren abzulegen. Wir werden künftig in Niedersachsen die Möglichkeit haben, an Oberschulen den Weg einzuschlagen, das Abitur nach 13 Jahren abzulegen, und an Oberschulen, die mit der Ergänzung eines gymnasialen Angebots arbeiten, das Abitur nach 12 Jahren anzustreben.
Wir haben darüber hinaus die Möglichkeit, entsprechend der Wahl, entweder nach der 9. Klasse, wenn sozusagen die Versetzung in die Einführungsphase erfolgt ist, an einem beruflichen Gymnasium das Abitur nach 12 Jahren abzulegen oder - mit einem erweiterten Sekundarschulabschluss nach 10 Jahren - an einem beruflichen Gymnasium das Abitur nach 13 Jahren abzulegen. Das heißt, wir haben vielfältige Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler, sich für das Abitur nach 12 Jahren zu entscheiden oder sich für ein Abitur nach 13 Jahren zu entscheiden.
Diese Möglichkeit zur Entscheidung wollen Sie mit dem Gesetzentwurf wegnehmen und die Entscheidung in den Schulvorstand verlagern, weil Sie sagen, das muss man der Eigenverantwortlichen Schule zutrauen. Sie gehen in Ihrem Beitrag auf die Kurzintervention hin sogar so weit, dass Sie sagen, die Entscheidung des Schulvorstandes müsste dann für zehn Jahre gelten.
Da trifft also ein Schulvorstand heute die Entscheidung, ob Kinder, die in zehn Jahren in die 5. Klasse kommen, das Abitur nach 12 Jahren oder das Abitur nach 13 Jahren machen sollen. Frau Korter, Sie können doch keinem erzählen, dass das eine sinnvolle Alternative ist.
(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Karl-Heinz Klare [CDU]: Peinlich! - Ina Korter [GRÜNE]: Für wie blöd halten Sie eigentlich die Schulvorstände?)
Dann sagen Sie auch noch, die Schulen können unterschiedliche Entscheidungen für einzelne Jahrgänge treffen. Dann haben Sie einen Jahrgang, für den entschieden wird, das Abitur nach zwölf Jahren zu machen. Die Schülerinnen und Schüler befinden sich dann im Abschlussjahrgang, im zweiten Jahr der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe. Für den nächsten Jahrgang wird entschieden, das Abitur nach 13 Jahren zu machen. Die befinden sich dann erst in der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe. Wenn im folgenden Jahr wiederum die Entscheidung getroffen wird, das Abitur nach 12 Jahren zu machen, dann befinden sie sich auch in der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe. Das heißt, Sie haben ein Gymnasium, das zwei Jahrgänge in der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe und einen Jahrgang im zweiten Jahr der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe hat, aber keinen Jahrgang im ersten Jahr der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe mehr.
Frau Korter, das müssen Sie einmal jemandem erklären, der in den Schulbezirk dieses Gymnasiums zieht und sein Kind dort gern beschulen lassen möchte. Die Eltern fragen sich doch: Wer hat sich denn so etwas einfallen lassen? Dann kann man ihnen nur sagen: Das waren die Grünen. Na ja.
Ich komme sehr gern zum Schluss. - Ich glaube, allen hier ist klar: Diesen Gesetzentwurf, Frau Korter, kann man nicht mehr reparieren. Den muss man auf den Schrottplatz bringen. Es gibt Dinge, für die lohnt sich eine Reparatur nicht mehr. Das kann man bei diesem Gesetzentwurf schon nach der ersten Lesung feststellen.
Der nächste Beitrag kommt von Frau BertholdesSandrock für die CDU-Fraktion. Sie haben das Wort. Bitte schön!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegin Korter, Sie haben sich weitgehend in aggressiven Vorwürfen gegenüber CDU und FDP erschöpft
und ein Klima der Angst vor der Schule geschaffen. Ich habe den Eindruck, Frau Reichwaldt, dass die Reaktionen von Schülern, die Sie kennen, dann zustande kommen, wenn sie vorher mit Frau Korter gesprochen haben.
Die Grünen fordern das Abitur wahlweise nach acht oder neun Jahren oder sogar beides parallel. Zumindest ist für Sie - das erkenne ich an - das Abitur nach acht Jahren schon einmal eine Option. Das war nicht immer so.
Bei der Unterstützung der Volksinitiative treten Sie übrigens für das Abitur nach neun Jahren ein. Das passt nicht ganz zusammen.
Wir haben seinerzeit die Schulzeitverkürzung beschlossen, um unseren Hochschul- und Berufsabsolventen mehr Chancen gegenüber jüngeren Mitbewerbern aus dem Ausland einzuräumen. Denn - das nehmen Sie doch bitte zur Kenntnis - zwölf Jahre bis zum Abitur sind international nicht Turbo, sondern Standard.
(Zustimmung bei der CDU - Kreszen- tia Flauger [LINKE]: Integrierte Ge- samtschulen! - Christian Meyer [GRÜNE]: Gesamtschulen sind auch internationaler Standard!)
Nicht umsonst sind bald alle Bundesländer ebenfalls dabei. Insofern sind Ihre Vorschläge rückwärts gewandt.
Wir in Niedersachsen haben zudem sehr wohl den individuellen Lerngeschwindigkeiten der Schüler Rechnung getragen. Früher musste man das Abitur nach 13 Jahren machen. Jetzt kann man es nach 12 Jahren machen.
Warum wollen Sie denn nun zurück? Da finde ich z. B. als Argument: keine Zeit für außerschulische Aktivitäten. - Das wundert mich eigentlich, wenn jemand in Gesamtschulen und in Ganztagsschulen jeden Schüler am liebsten jeden Tag von morgens bis abends halten will.
Bitte erinnern Sie sich: Wer hat denn eigentlich in den Bereichen Sport, Musik Vereinsaktivitäten, außerschulische Dinge, die eigentlich zum Freizeitbereich gehören, in die Schulen gebracht und damit Schulen zu weit mehr gemacht als zu einem Raum kognitiven Lernens?
Das wurde durch die vielen Ganztagsschulen möglich. Diese hat diese Landesregierung seit 2003 eingerichtet, niemand anders.
Des Weiteren behaupten Sie, G8 führe zu schlechteren Leistungen - kennen Sie nicht die Stellungnahme des GEW-Vorsitzenden Brandt von neulich, der gerade die guten Noten kritisiert? - oder: Der Druck sei zu groß. Ich will Ihnen etwas sagen. Gegenüber der Zeit, zu der wir noch eine OS hatten, haben wir trotz Schulzeitverkürzung jetzt eine um ein Jahr längere Gymnasialzeit. Vielleicht sehen wir Schulreformen auch einmal im Zusammenhang. Aber das liegt Ihnen nicht.
Wie war es in Nordrhein-Westfalen, wo es nämlich genau diese Option gibt? Da sagen Schulleiter, selbst die ganz wenigen, die G9 wieder probieren wollen - Zitat aus dem Westfalenblatt vom 8. Oktober -: „Von der angeblich riesigen Überforderung unserer Schüler sind wir weit entfernt.“