- Ick hör nu upp. Wi hebbt hier irgendwat üm 30 of 40 - dat weet ick -, de Plattdüütsch proten könnt, de dat ok mitnanner moken - dat is doch dat, wat dat utmaken deit - un de dat, wenn wi dat mit uns Kinner maken, ok god röverbringen könnt, dat dat wichtig blieven deit, de Sprok to praten.
Dat heit nich, dat man dat nich ok in School un in Kinnergorn maken mutt un ok in Universität na förn mutt. Dat maken wi. Dor sünt wi up een gauden Wegg. Dor hebbt wie een ganzen Bült up Wegg bracht. Ji süllt dat sehn: Wenn wi de Antwort up uns Groot Anfrag hier up Tafel liggen hebbt, dann kann man seen, wor de Trend hengeiht bi disse Landesregeern, dat se sück üm dat Thema kümmern deit un dat wi ok as CDU- und FDP-Fraktion noch mehr Ansatzen finden willt, wo man dat Plattdütsche na förn bringen kann.
Wi sünt in gaude Kontakte und in Tosammenarbeit met de Landskoopen, un wi frein uns up de Debatte över de Antwort van uns Landesregeern up uns Groot Anfrag.
- Ich kann den Hunsrücker Dialekt. Ich weiß aber nicht, ob er in die Sprachencharta aufgenommen worden ist.
Herr Thiele, ich habe verstanden, dass Sie sich dafür ausgesprochen haben, das Plattdeutsche auch an den Universitäten zu fördern. Ist das richtig?
- Das habe ich also richtig verstanden. Dann habe ich die Frage an Sie, warum Ihre Fraktion damals dafür gesorgt hat, dass der einzige Lehrstuhl für Plattdeutsch und Saterfriesisch an der Universität Göttingen abgeschafft worden ist.
- Dat is de Punkt. Vörhin hett min Fraktionskolleg infordert, dat hier op Plattdüütsch debattiert worden sull, un een Frag stellt. Dann word seggt: „Klamauk“, dann kommt sücke Prooterejen hier van hör un van hüm, un wenn hier Plattdüütsch proot word, word dat as Klamauk henstellt. Dat find ick nich upstee, mutt ick ehrlick seggen.
Ick segg noch mol: Dat wiest, dat de, de den Andrag stellt hebbt, nicht ernst meenen, wat se hier upschreven hebbt. Dat is ganz klor för mi.
- Um de Antwort to geben up de Fraag - dat mak ick ok gern, hell gern sogor -: Normalerwis mussen ji weeten, dat wi in Oldenbörg een Studiengang inricht hebbt,
bi de nu de Utbilden van de Mesters up Plattdütsch beter löppt, as dat je tovör in Göttingen överhoopt mal lopen is.
- Wi weeten, dat dat so is. De Kultusminister un de Wetenshopministerin kunnen dat ok bestätigen, dat de Studenten, de dor nu de Plattdüütschseminare belegen, een Bült mehr sind as dat, wat wi fröher in Göttingen haren. Dor was dat nämlick immer blot een Handvull. So ist de Realität.
Min Damen un Heren, ick kumm to’n Schluss. Ick kann de SPD nich ersporen, dat se vandaag van us wat infordern, wat se, as se sülfs Verantwortung drogen hebbt, so nich makt hebt. Se hebbt nämlick in de Bereiche, de de School betreffen, de Verpflichtungen van de Europäische Charta noit unnerschreven, sonnern hebbt dat immer utsport, un nu seggen Se, dat is de Punkt, wor wi hanneln mutten - wiel Se nich mehr in Verantwortung sünt un ok nich damit reken, dat se irgendwenner mol weer torückkommt in de Regeern.
Se hebbt dorför sörgt, dat in hör Regeernstie dat ganse Bildungspaket mit de Europäische Sprachencharta nich behannelt worden is. Disse Landesregeern mokt dat anners. Dat, wat van hör Andrag överblieven deit, is dat Weeten, dat Se nich ganz schlecht dorin sind, aftoschrieven bi dat, wat anner Lüe upschreven hebbt. Up Plattdütsch seggt man dorto: Se hebbt üt frörm Fatt patt.
Meine Damen und Herren, für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich Frau Dr. Heinen-Kljajić zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man sagt ja, wer die eigenen kulturellen Wurzeln pflegt, der pflegt auch das Fundament für Toleranz und Weltoffenheit. Von daher setze ich Ihre Toleranz voraus, wenn ich diesen Antrag nun in Hochdeutsch behandele, was aber, so glaube
Zum Antrag. Worum geht es eigentlich? - Es geht darum, dass sich aus der Anerkennung von Regionalsprachen nicht nur Rechte ableiten lassen, sondern auch Pflichten. Niederdeutsch z. B. kann man nicht nur im Niedersächsischen Landtag reden, sondern man kann z. B. auch, wenn man das möchte, beim Bundespatentamt in München ein Patent auf Niederdeutsch anmelden. Dazu gibt es ein einschlägiges Urteil des Bundesgerichtshofs. Nur, wenn man heutzutage in München anruft, weiß sich leider niemand daran zu erinnern, dass außer dem damaligen Präzedenzfall jemals noch einmal Gebrauch davon gemacht worden wäre.
Damit wären wir bei den Pflichten. Sprache ist der Schlüssel zur Kultur der anderen, sofern man das von der Außenbetrachtung her sieht. Sie ist aber aus der Binnenperspektive der Träger eigener kultureller Identität. Daher ist Sprachverlust immer auch Kulturverlust. Das Bemühen, Regionalsprachen vor dem Aussterben zu bewahren, ist also keine Folklore, sondern ernst zu nehmende Pflicht. Dass Niedersachsen zweifelsohne Nachholbedarf hat, obwohl die Sprachencharta bereits vor Jahren unterzeichnet wurde, zeigen nicht nur die von der Kollegin Behrens bereits erwähnten Roten Mappen des Heimatbundes, sondern das zeigen auch Umfragen, die belegen, dass die Zahl derer, die Plattdeutsch oder Saterfriesisch aktiv sprechen können, rapide zurückgeht.
Nun sind Sprachen wie alle Kulturbereiche einem stetigen Wandel unterworfen. Viele Zugezogene aus anderen Sprachräumen - wie ich beispielsweise -, aber auch viele - vor allen Dingen junge - Einheimische haben zu Saterfriesisch und Plattdeutsch schlicht keinen Bezug mehr. Trotzdem ist Niedersachsen in manchen - vor allen Dingen in ländlichen - Regionen noch zweisprachig. Das gilt es zu schützen. Ich finde den im SPD-Antrag vorgeschlagenen Weg, dabei vor allem Kinder und Jugendliche im Fokus zu haben, richtig; denn viele der bisherigen Angebote sprechen Jugendliche schlicht und ergreifend nicht an. Dabei sind sie es schließlich, die das Überleben dieser Regionalsprachen sichern können.
Wichtig erscheint mir aber auch, bei all diesen Maßnahmen auf Freiwilligkeit zu setzen. Bilinguale Sprachförderung - jedenfalls in Regionalsprachen - ist nur sinnvoll, wo sie von Eltern und Schülern
tatsächlich als freiwilliges Angebot gewünscht wird. Aber darauf hebt der SPD-Antrag ja durchaus ab.