Protocol of the Session on April 3, 2003

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Sander, wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann sagen Sie: ergebnisoffene Weitererkundung des Standortes Gorleben. - Gleichzeitig sagen Sie: Es müssen sich in der Frage des Endlagers für hochradioaktive Abfälle andere Bundesländer beteiligen.

(Ursula Körtner [CDU]: Eigentlich haben wir jetzt Fragestunde!)

- Ich bin gerade dabei. - Stimmen Sie mir zu, dass eine Weitererkundung des Standortes Gorleben zu einer Vorfestlegung führen würde? Es gibt bereits jetzt genügend Informationen über die Beschaffenheit des Standortes Gorleben.

(David McAllister [CDU]: Frage!)

Es gibt aber keine vergleichbaren Informationen über andere Standorte, die Sie angesprochen haben. - Schönen Dank.

(Heinz Rolfes [CDU]: Die Antwort ist einfach: Nein!)

Herr Umweltminister!

Herr Kollege Lennartz, dem stimmt die Landesregierung nicht zu.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Das Wort zu einer Zusatzfrage hat der Abgeordnete Dehde.

Herr Minister, Ihr Staatssekretär hat in der Umweltausschusssitzung in einem Nebensatz Gorleben schon für geeignet erklärt und seine Zeitvorstellung in Richtung 2018 konkretisiert.

Fragen!

(David McAllister [CDU]: Frage!)

Darin sehe ich einen eindeutigen Widerspruch. Mich interessiert, Herr Minister, nach welchen Kriterien Sie die möglichen Endlagerstandorte in der Bundesrepublik Deutschland beurteilen.

Bevor ich dem Herrn Minister das Wort gebe, lassen Sie mich Folgendes klarstellen: Sie alle haben uns hier oben in das Präsidium gewählt. Wir wer

den genau darauf achten. Sie brauchen uns nicht daran zu erinnern, ob das eine Frage ist.

(Beifall bei der SPD - David McAl- lister [CDU]: Dann tun Sie es auch!)

Herr Minister, Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Kollege Dehde, bei den Ausführungen, die ich sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Umweltausschuss gemacht habe, habe ich mich an den Kriterien des AK End orientiert, und das heißt, dass wir gemeinsam die Aufgabe haben, bis 2030 ein betriebsbereites Endlager zu haben.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Abgeordnete Haase das Wort.

Herr Minister, ich frage Sie: Wie wollen Sie bei einer Aufgabe des Ein-Lager-Konzeptes eigentlich die anderen Bundesländer überhaupt dazu bewegen, sich an der Endlagersuche zu beteiligen? Ich habe in der Vergangenheit den Eindruck gewonnen, dass insbesondere bei den B-Ländern die Bereitschaft sehr gering war.

(Bernd Althusmann [CDU]: Eindrü- cke brauchen Sie hier nicht zu schil- dern!)

Herr Minister!

Herr Kollege Haase, ich habe Ihre Frage auch so verstanden, dass Sie soeben die Verantwortung des Bundes angesprochen haben.

(Lebhafter Beifall bei der FDP und bei der CDU - Widerspruch bei der SPD)

Ihnen ist sicherlich bekannt, dass Niedersachsen zwar darauf hinweisen kann, dass wir unsere Verpflichtung in dieser Generation zu erfüllen haben. Diese Verpflichtung aber hat in erster Linie die rot

grüne Bundesregierung zu erfüllen. Die ist dafür verantwortlich, dass wieder für Jahre etwas unterbrochen wurde. Im AK End - darüber sind wir uns auch klar - ist klar und deutlich gesagt worden, dass es auch eine Zwei-Endlager-Ablagerung geben kann.

Sie, Herr Gabriel, bzw. mein Amtsvorgänger, Herr Jüttner, haben am 22. Mai 2002 das Endlager Schacht Konrad planfestgestellt. Das mussten Sie auch aufgrund der Rechtslage. Aber Ihr Bundesumweltminister, zu dessen Ministerium das Bundesamt für Strahlenschutz gehört, hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt, seinen Antrag zurückzuziehen. Das hat er wahrscheinlich aus wohlweislichen Gründen nicht getan.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Zu einer Zusatzfrage hat die Abgeordnete Harms das Wort.

Herr Minister, da Sie sich ja ausführlich mit der wissenschaftlichen Debatte um die Endlagerung befasst haben, interessiert mich, ob Sie auch schon auf die Argumente gestoßen sind, die aus wissenschaftlicher Sicht für das Ein-Endlager-Konzept sprechen.

Herr Minister!

Sehr geehrte Frau Kollegin Harms, die Abwägung führt zu diesem Ergebnis.

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Eine weitere Zusatzfrage stellt der Herr Abgeordnete Meyer.

(Rebecca Harms [GRÜNE]: Die Fra- ge war nicht beantwortet! Das war doch keine Antwort! Ich habe doch nicht nach einer Abwägung gefragt! – Gegenruf von Bernd Althusmann [CDU]: Das war nicht die Antwort, die Sie hören wollten!)

- Meine sehr geehrte Damen und Herren, das Präsidium hat nicht zu bewerten, ob das eine Antwort war.

(Bernd Althusmann [CDU]: Das Par- lament hat das zu bewerten!)

Herr Meyer, Sie haben das Wort.

Danke schön. - Herr Minister Sander, wie beurteilen Sie die Aussagen Ihres Staatssekretärs in einer Pressemitteilung vom Januar 2003, in der er die EU in ihrem Endlagerkonzept bis 2013 bzw. 2014 unterstützt? Konkret: Will der Staatssekretär damit auch ein gemeinsames europäisches Endlager, in Gorleben z. B., mit unterstützen? - Danke schön.

Herr Minister!

Herr Kollege Meyer, im Januar 2003 war Herr Dr. Eberl noch kein Staatssekretär im Umweltministerium.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Eine zweite Zusatzfrage stellt der Abgeordnete Dehde.

Herr Minister, ich wüsste ganz gerne, wann Sie Ihre offensichtlich nicht vorhandenen Vorstellungen

(Zuruf von der CDU: Das ist eine Unterstellung! Ungehörig!)

über die Anforderungen an Endlager für hochaktive Abfälle der betroffenen Bevölkerung in den Regionen, insbesondere in Lüchow-Dannenberg und auch in Salzgitter, zur Kenntnis geben wollen.

(Zuruf von der CDU: Das war keine Frage, das war eine Beschimpfung!)

Herr Minister, bitte!

Herr Kollege Dehde, ich habe sowohl im Umweltausschuss als auch in der Öffentlichkeit immer auf den Bericht des AK End hingewiesen. Dieser Bericht ist Ihnen ja wohl bekannt, und er ist seit Dezember auch eine Grundlage dafür, dass die Bundesregierung aktiv werden könnte. Sie hat allerdings die Zeit wieder verstreichen lassen. Die Signale, die aus Berlin kommen, sehen auch nicht sehr hoffnungsvoll aus, dass man dieses Thema aufgreifen will. Die Signale sprechen dafür, dass ich die Kriterien des AK End, soweit sie sich am wissenschaftlichen Bereich orientieren, voll als eine der Grundlagen oder als die Grundlage nehme.