Das alles kann nur funktionieren, wenn die in Deutschland erworbenen Abschlüsse international ebenso anerkannt werden wie Studienleistungen, Leistungsnachweise und Zwischenprüfungen an ausländischen Partneruniversitäten. Ein Beispiel sind im Rahmen von credit point systems von niedersächsischen oder von ausländischen Studierenden im In- und/oder Ausland erbrachte Leistungsnachweise. Hier ist noch vieles zu klären. Auslandsaufenthalte müssen also Anerkennung finden.
Der Zugang für ausländische Studenten zu niedersächsischen Hochschulen muss erleichtert werden. Die Anerkennung von Leistungen und Abschlüssen innerhalb Europas ist stringenter, effizienter und umfangreicher zu regeln und sicherzustellen.
Vielleicht, Herr Minister, geben Sie einmal eine Presseerklärung weniger ab, gehen Sie weniger auf Auslandsaustauschreisen und geben Sie die entsprechenden Impulse ins Ministerium.
Lassen Sie mich aus unserem Antrag einen letzten Punkt besonders hervorheben. Wir brauchen eine Verkürzung der Schul- und Studienzeiten durch z. B. flexiblere, zeitgemäßere Einschulung, durch Schulstrukturen, die ein Abitur nach zwölf Jahren möglich machen, und durch bessere Studienbedingungen, als sie die Landesregierung zurzeit toleriert und zu verantworten hat. Das ist deshalb so wichtig, weil unsere jungen Menschen im Vergleich mit anderen europäischen jungen Menschen zu den Alten zählen; denn sie brauchen bis zum Schul- und Studienabschluss am längsten und erreichen damit den höchsten Altersdurchschnitt. Sie können sich erst dann um einen Ausbildungsund Arbeitsplatz bewerben, wenn ihre europäischen Mitbewerber bereits über einige Jahre Berufserfahrung verfügen. Das ist eine durch nichts zu rechtfertigende Wettbewerbsverzerrung und Benachteiligung unserer jungen Menschen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, junge Menschen wollen ihre Chancen, und sie wollen etwas leisten. Wir wollen, dass sie das erforderliche Handwerkszeug und das Know-how dafür in unseren Schulen und Hochschulen erwerben können. Dieser Verantwortung, diesen Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch Erfordernissen sollten Sie, meine Damen und Herren von der SPDFraktion, sich öffnen, unseren Antrag würdigen und dazu beitragen, dass Ihre Minister ihn im Anschluss an die Ausschussberatungen zügig umsetzen. Anderenfalls, Frau Dr. Andretta, sollten Sie Farbe bekennen. Sagen Sie doch unserer Jugend, dass Sie zwar die Wählerstimmen wollen, aber nicht bereit sind, entsprechende politische Schwerpunkte zum Wohle der Jugend zu setzen.
Im Übrigen beantrage ich, dass der Ausschuss für Wissenschaft und Kultur federführend und der Kultusausschuss sowie der Ausschuss für Bundesund Europaangelegenheiten mitberatend mit diesem Antrag befasst werden. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Mundlos, was Sie hier mit diesem Antrag machen, ist gefährlich. Überlegen Sie sich einmal, was passiert, wenn man mit dem Kopf voran mit Tempo 100 ein offenes Scheunentor einrennen will. Das kann wirklich sehr gefährlich werden.
Ich darf Sie daran erinnern, Frau Kollegin Mundlos, dass es einen sehr erheblichen Beitrag der Kohl-Bundesregierung dazu gegeben hat, dass ausländische Studierende es nicht mehr attraktiv fanden, in der Bundesrepublik Deutschland ein Studium zu absolvieren. Es waren insbesondere die restriktiven Maßnahmen im Ausländerrecht, die ergriffen worden sind, und es war die nicht gerade ausländerfreundliche Atmosphäre, die in diesem Land geherrscht hat,
die dafür gesorgt haben, dass die ausländischen Studierenden fern blieben. Wir brauchen sie unbedingt, und die neue Bundesregierung hat das auch erkannt. Sie tut in diesem Bereich einiges.
muss ich sagen: Auch der von mir geschätzte Minister Oppermann hat einiges getan, um die Attraktivität des Studiums in Niedersachsen für ausländische Studierende zu stärken. Er hat Stipendienprogramme aufgelegt. Ich meine, mehr tun kann man immer noch. Aber dazu bedarf es nicht eines solchen Antrages, der eigentlich formuliert, was wir alle gemeinsam wollen. Wir befinden uns doch auf einem guten Weg.
Auch die Frau Kultusministerin, die ich ja sehr ungern lobe, hat bei der Verlässlichen Grundschule, die ich überhaupt nicht loben will, eine gute Maßnahmen ergriffen. Sie hat das Fremdsprachenlernen in der Grundschule für in Zukunft obligatorisch erklärt. Auch das ist ein Schritt in die Richtung, die wir gemeinsam anstreben.
- Frau Kollegin Mundlos, vielleicht verabschieden wir gemeinsam einen Antrag, der nur sagt: Sowohl die Bundesregierung mit ihrer Hochschulpolitik als auch die Landesregierung mit dem, was sie umzusetzen versucht, sind auf dem richtigen Wege, und wir als Parlament stützen das gemeinsam. Insofern ist es ja nett, dass wir einmal darüber geredet haben.
Frau Kollegin Litfin, wenn Sie bitte einigen Kolleginnen und Kollegen und mir noch erklären würden, wie das ist, wenn man ein offenes Tor einrennt, dann wäre ich Ihnen dankbar. Aber das können wir ja nachholen.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich renne jetzt durch das offene Tor und nehme das Lob von Frau Litfin sehr gerne an, ohne allerdings bei Ihnen, Frau Mundlos, ganz auf Kritik verzichten zu können.
Dass Sie jetzt einen Antrag für mehr Internationalität an Schulen und Hochschulen einbringen, finde ich verdienstvoll. Nachdem Ihr Parteifreund Rüttgers den Spruch „Kinder statt Inder“ geprägt hat, gibt es wirklich Bedarf, aus Ihren Reihen hier einiges klarzustellen.
Insofern ist Ihr Antrag für uns eine willkommene Gelegenheit, einmal darzustellen, was die Landesregierung und insbesondere die beiden Bildungsministerien machen, um die Schulen und Hochschulen internationaler zu gestalten, als sie es bisher sind.
Ihr Antrag hätte an einigen Stellen allerdings etwas genauer sein können, nämlich wenn es darum geht, herauszuarbeiten, wofür die Länder zuständig sind
und wofür der Bund oder Europa zuständig ist. Diese fehlende Genauigkeit ist darin begründet, dass Sie eine Reihe Ihrer Forderungen aus einem Protokoll eines Symposiums der Robert-BoschStiftung abgeschrieben haben. Damit haben Sie zwar an der richtigen Stelle abgeschrieben, denn die Robert-Bosch-Stiftung ist eine gute, eine renommierte Einrichtung. Nur, wenn hinsichtlich der Zuständigkeit der Länder manches nicht passt, dann fällt uns das auf, und dann entdecken wir eben solche Fehlerquellen.
Aber nun zur Sache. Ich will in groben Zügen darstellen, wie Frau Jürgens-Pieper und ich uns die Internationalisierung der Schulen und Hochschulen vorstellen. Dass das ein wichtiges Thema ist, um die Jugendlichen auf eine globale Wirtschaft und einen internationalen Arbeitsmarkt vorzubereiten, ist zwischen uns glücklicherweise unstreitig.
Erstens. Das Kultusministerium - ich darf für meine Kollegin mit sprechen; sie wird dann in der zweiten Beratung das Wort ergreifen - arbeitet aktuell an einem Gesamtkonzept für das Fremdsprachenlernen in der Schule auf der Grundlage des Fachgutachtens der KMK von 1994. Auf einer Fachtagung mit bundesweiter Resonanz im Juni 1999 in Loccum wurde das Projekt vorgestellt. Unter Beteiligung europäischer Nachbarn ist eine zweite Runde geplant, sodass bis Ende 2001 ein Gesamtkonzept für den Fremdsprachenunterricht über alle Schulformen vorgelegt werden kann.
Zweitens. Das Fremdsprachenlernen an Grundschulen, insbesondere an Verlässlichen Grundschulen, beginnt demnächst mit dem dritten Schuljahr. Das ist ein Aufgabenschwerpunkt auch für die niedersächsische Lehrerfort- und -weiterbildung. Da Sie ja nicht mehr gegen die Verlässliche Grundschule ankämpfen, wird der Weg für einen frühzeitigen Beginn des Fremdsprachenlernens frei sein.
Drittens. Über die Notwendigkeit, dass jeder Schüler heute in der Schule Englisch lernt, besteht kein Dissens. Wenn Sie allerdings praktisch verwertbare Kenntnisse in Wort und Schrift in einer weiteren Fremdsprache bis zum Ende der 10. Klasse verlangen, so sagen Sie bitte auch, in welchen Lernbereichen etwa der Hauptschule, deren besonderes Profil ja gerade von Ihnen immer so hochgehalten wird, Sie für diese Stundenanteile
Viertens. Der Schüleraustausch mit dem Ausland ist bereits in 1998 durch Erlass flexibeler geregelt und stark erweitert worden. Durch die Budgetierung von Haushaltsmitteln in den öffentlichen Schulen können nunmehr Fahrten und Exkursionen ins Ausland in eigener Regie geplant und durchgeführt werden. Bei der Nutzung des EUBildungsprogramms „SOKRATES“ ist es gelungen, die dem Land Niedersachsen zustehende Quote mehr als auszuschöpfen. Gleiches gilt für das Programm zur Förderung des Fremdsprachenerwerbs. In den letzten fünf Jahren haben sich mehr als 300 Schulen an diesem Programm beteiligt. Wir haben nicht weniger als 1.500 Schulpartnerschaften in 77 Ländern, wobei einige Länder wie Polen und die Niederlande ihren Anteil in den vergangenen Jahren um 100 % gesteigert haben.
Fünftens. Die Forderung nach Verkürzung der Ausbildungszeit in Schule und Hochschule ist so richtig wie wohlfeil. Auch hier sollten Sie sich im Kultusausschuss genau informieren lassen, welche Möglichkeiten es bereits gibt, damit Schülerinnen und Schüler, die dieses wollen und können, den angestrebten Studienabschluss bereits zu einem früheren Zeitpunkt erreichen.
Sechstens. Die Forderung, auch die Studienzeiten zu verkürzen, ist eine richtige Forderung. Wir haben in Deutschland mit im Durchschnitt knapp 29 Jahren die ältesten Hochschulabsolventen auf der ganzen Welt. Wir haben bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, unter anderem die Einführung von Intensivstudiengängen, in denen ganzjährig studiert werden kann, sechs Wochen Urlaub, und in denen unterhalb der Regelstudienzeit z. B. ein Ingenieursstudium absolviert werden kann. Wir werden auch mit Nachdruck die Studienstrukturreform und die damit verbundene Modularisierung und Einführung von Leistungspunktesystemen vorantreiben. Dies wird zu einer Verkürzung der akademischen Erstausbildung führen.
Siebtens. Die Internationalisierung der niedersächsischen Hochschulen gehört seit meinem Amtsantritt zu meinen Arbeitsschwerpunkten. Wir sind das einzige Bundesland, das international über Internet und über gedruckte Broschüren in zehn verschiedenen Sprachen um Studierende wirbt: nicht nur mit erstklassigen Studienangeboten, sondern auch mit einem entsprechenden Umfeld. Die Technische Universität Clausthal hat sich
besondere Verdienste mit einem Servicepaket erworben, das sie ausländischen Studierenden anbietet und das alle Grundkosten abdeckt. Diese Hochschule hat es im vergangenen Jahr geschafft, bei den Erstsemestern hier einen Anteil von 33 % zu erreichen. Damit ist sie fast schon eine internationale Hochschule. Es kommen hoch begabte Leistungsträger aus anderen Ländern, die dort später Schlüsselfunktionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft einnehmen werden, die mithin für ein Exportland, wie es Deutschland ist, außerordentlich wichtig sind.
Achtens. Studienstrukturreform Wir richten auslandsorientierte Studiengänge z. B. mit binationalen Studienabschlüssen ein. Niedersachsen gehört mittlerweile bundesweit zu den Spitzenreitern. Von den mehr als 60 auslandsorientierten Studiengängen führen 43 zu Bachelor- oder MasterAbschlüssen. Am Montag dieser Woche habe ich die Nr. 61 genehmigt: den europäischen Diplomstudiengang Nachrichtentechnik am Fachbereich Elektro- und Informationstechnik an der Fachhochschule Hannover.
Die Internationalität der Ausbildungsangebote in unseren Hochschulen wird eine solche Dynamik entfalten, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass dort innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Drittel des gesamten Lehrangebots auf Englisch erteilt werden wird. Wir werden eine Zweisprachigkeit, eine bilinguale Kultur an unseren Hochschulen haben müssen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass unsere Hochschüler, wenn sie international bestehen sollen, schon in der Grundschule mit Englisch beginnen.
Herr Minister, ich darf Sie daran erinnern, dass wir auch mit der Regierung eine Vereinbarung über die Redezeiten haben. Die möchten wir gerne einhalten.
Dann will ich nur noch sagen, dass wir den Ausländeranteil an niedersächsischen Hochschulen innerhalb eines Jahres von 7,2 % auf 7,8 % gesteigert haben. Unsere Hochschulen haben 700 Kooperationsabkommen mit Universitäten und Fachhochschulen im Ausland. Wir haben im vergangenen Jahr die internationale Managementakademie GISMA in Hannover angesiedelt und bieten