Nach den Beratungen der Reaktorsicherheitskommission (RSK) in den Jahren 1998 und 2000 haben MU, GRS und E°ON Kernkraft GmbH in
einer weiteren Sitzung der RSK am 22. Mai 2002 eine abschließende Bewertung des Ereignisses und der eingeleiteten und umgesetzten hard- wie softwaremäßigen Maßnahmen vorgenommen. Es wurde festgestellt, dass die vom MU ausgesprochenen Maßnahmen von der RSK als erfüllt angesehen werden und kein weiterer anlagenspezifischer Beratungsbedarf mehr gesehen wird. Die Maßnahmen zum Sicherheitsmanagement wurden zusammenfassend von der RSK als richtungsweisend beurteilt. Das Beratungsergebnis wird dem MU voraussichtlich Ende September schriftlich vorliegen.
Zu 2: Im Rahmen der Überprüfung des EEreignisses wurden sowohl hardwaremäßige Änderungen - neue Drucküberwachung der Frischdampf-Sicherheits-Absperrarmartur (FSA)Station - als auch softwaremäßige – administrative - Änderungen wie z. B. die Neugestaltung der Schlüsselordnung, der Schichtordnung und von Teilen des Betriebshandbuches (BHB) vorgenommen. Diese Überprüfungen erfolgten anlagenspezifisch auch in den übrigen niedersächsischen Anlagen. Außerdem wurde die Personelle Betriebsordnung (PBO) völlig neu konzipiert mit klaren Trennungen zwischen der Geschäftsführung und dem Betrieb selbst und neuen Stabsbereichen wie Prozesscontrolling und Kerntechnische Sicherheit mit dem Bereich des HumanFactor-Systems.
Eine Anpassung dieser PBO für das Kernkraftwerk Grohnde (KWG) ist angelaufen und auch für das Kernkraftwerk Stade (KKS) geplant. Das Kernkraftwerk Emsland (KKE) verfügt bereits über eine ähnliche Organisationsstruktur.
Über die in 1998 ausgesprochenen Maßgaben, Initiativen und Überprüfungen hinausgehend ist ein PerformanceManagementSystem (PMS) konzipiert worden, dass die für das Erreichen des Prozesszieles „Sicherer Betrieb der Anlage“ notwendigen Ausführungs- und Managementstrukturen definiert (s. Antwort zu 3.) unter Berücksichtigung der Regel- und Normforderungen aus der KTA 1401, der DIN ISO 9001 und den für eine „Lernende Organisation“ erforderlichen Unternehmens- und Organisationsleitlinien.
Zu 3: Das im Konzept für das KKU vorhandene PMS ist die Synthese eines Qualitäts- bzw. Ressourcenmanagementsystems und eines Prozesscontrollings, das über qualitative wie quantitative Zielvorgaben und anlagenspezifische betriebliche
Prozessmodelle Qualität erzeugen und kontrollieren soll. Eingebettet in dieses System ist das Sicherheitskulturbewertungssystem (SBS), um so mit Hilfe von Indikatorensätzen ein „Frühwarnsystem“ zu entwickeln. Dieses Indikatorsystem wird zurzeit testweise im KKU erprobt. Nach Ende der Testphase ist geplant, dieses System anlagenspezifisch auch in den anderen Anlagen zu implementieren.
Das Sicherheitskulturbewertungssystem ist in Zusammenarbeit mit Det Norske Veritas Germany GmbH auf Basis des „International Safety Rating System (ISRS)“ entwickelt worden. Damit kann eine integrale Betrachtung des Sicherheitsmanagementsystems und des Verhaltens der Mitarbeiter erfolgen, und entsprechende Verbesserungspotenziale können identifiziert werden. Bis Ende des Jahres sollen in allen niedersächsischen Anlagen entsprechende Bestandsaufnahmen durchgeführt sein.