Sie stellen sich immer dar als Unternehmer, und wenn man von der Unternehmerschaft immer hört, unsere Schüler sind zu schwach in Rechtschreibung, können nicht richtig rechnen, nicht richtig lesen, richtig schreiben und so weiter, dann überlegen Sie mal: Fast 98 Prozent werden jetzt nicht mit dieser Methode „Lesen durch Schreiben“ gefördert. Dann müssten theoretisch nach Ihrer Philosophie alle super dastehen, und das ist ja nun nicht der Fall.
Sie dürfen auch eines nicht vergessen: Die Lebenswelt der Jugendlichen hat sich dramatisch verändert. Fast jeder Jugendliche hat ein Smartphone, es wird wesentlich weniger gelesen, obwohl Deutschland noch ein totales Leseland ist, aber trotzdem, insgesamt wird weniger gelesen, und es wird, in den Anfangsjahren ja, aber später dann wesentlich weniger mit der Hand geschrieben. Alle haben ein Tablet, einen PC oder etwas in dieser
Im Schulgesetz, Paragraf 79, können Sie mal nachlesen, ich will das jetzt nicht alles zitieren, was in Paragraf 79 steht. Sie können sich auch den Rahmenplan Grundschule Deutsch anschauen, da ist auch einiges festgelegt.
Herr Kollege Butzki, ich muss Sie trotzdem darauf hinweisen, dass Sie zunächst erst mal meine Frage doch zulassen sollten.
(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Er macht das auch nie wieder! – Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)
Wir Politiker sollen Vertrauen in die Arbeit unserer Lehrerinnen und Lehrer haben. Die Schulleitungen und Fachkonferenzen, und da können Sie mir glauben, das weiß ich, die arbeiten sehr verantwortungsvoll. Das weiß ich nicht nur von meiner Schule, sondern von vielen anderen Schulen auch. Sie führen entsprechende Fort- und Weiterbildungen durch, das ist natürlich eine ganz wichtige Sache. Wir als Politiker sind dafür da, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Und wenn Sie, Frau Oldenburg – das müssen Sie als Oppositionsführerin natürlich –, dann immer noch mehr und mehr fordern, möchte ich ganz klar sagen …
(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Weil ich will, dass die Kinder besser schreiben und bessern lesen, ganz einfach.)
Richtig, aber du weißt doch ganz genau, weil du gesagt hast, wir fördern nicht, gucke dir die Zahlen an, wie wir den Bildungsetat erhöht haben. Der ist dramatisch erhöht worden. Ich will nicht auf das 50-Millionen-Paket verweisen, aber insgesamt von 2011 bis 2016 um 200 Millionen. Das ist eigentlich – und das jährlich –, ich denke, das ist eine große Sache, die wir da bis jetzt gemacht haben. Und das mit der roten Laterne stimmt auch nicht. Wenn du die letzte Statistik im Sommer gesehen hast, da sind wir jetzt im guten Mittelfeld hier in der Bildungspolitik, die wir bei uns im Lande haben. Natürlich gibt es auch viele Reserven, die wir noch erfüllen.
Zusammenfassend noch mal ganz eindeutig: Ich bin vollkommen gegen Verbote in der Methodik. Frau Olden
das geht überhaupt nicht, dass wir uns als Politiker anmaßen zu sagen, wie ein Lehrer zu unterrichten hat. Ich bin auch Mathematiklehrer. Wollen Sie mir vorschreiben, wie ich die Prozentrechnung einzuführen habe? Da gibt es auch verschiedene Wege. In manchen Klassen habe ich es so gemacht und in anderen Klassen habe ich es so gemacht. Das ist eigentlich aus meiner Sicht ein wirklich dramatischer Punkt, wenn die Politiker sagen, du hast den Unterricht so und so durchzuführen. Da bin ich strikt dagegen.
Also, wir sollten insgesamt mehr Vertrauen in die Arbeit unserer Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer haben. Dieses Vertrauen sollten wir in dieser Hinsicht dann auch so darstellen. Ziehen Sie Ihren Antrag zurück! Meine Fraktion wird einer Überweisung nicht zustimmen und wir werden den Antrag ablehnen.
Liebe Bürger von Mecklenburg und Vorpommern! Frau Präsident! Werte Kollegen und liebe Gäste! Ich möchte nur ganz kurz zwei Punkte noch mal ansprechen.
Zum einen, Frau Hesse, Sie hatten hier das Hohelied der Individualität gesungen – Gott sei Dank nicht gesungen, gesprochen.
Dazu möchte ich nur sagen, niemand von uns, glaube ich, möchte irgendeinem Lehrer die Möglichkeit nehmen, individuell auf besondere Begabungen oder Lernausrichtungen einzelner Schüler einzugehen. Darum ging es der BMV bei ihrem Antrag nicht,
sondern es ging um das, was Frau Oldenburg richtig gesagt hat, dass wir heterogene Lerngruppen haben. Wir haben an sechs Schulen diese Methode des Schreibens nach Gehör. Das sind eben keine Individualfälle, sondern das ist eine klassische Methode, die dann für alle angewandt wird. Insofern war das, was Sie zur Individualität gesagt haben, irgendwie daneben. Das trifft nicht das, um was es hier geht.
Eine zweite kurze Bemerkung: Auch, wenn es lustig klingt und auf die in Bayern oder Sachsen und die dort,
ja, Schwaben, gesprochenen Dialekte eingegangen wird, Dialekte gehören zu unserer Kultur. Erst recht gilt das für das Plattdeutsch, das nicht mal ein Dialekt, sondern sogar eine eigenständige Sprache ist.
Natürlich sollen in allen dialektalen Gegenden die Kinder erst mal Hochdeutsch lernen, lesen und schreiben,
wenn man einen solchen deutlichen Teil unserer gewachsenen Kultur, der sich auch in den Dialekten widerspiegelt, hier etwas abfällig behandelt, und das wollte ich auch noch mal gesagt haben. – Danke schön.
Vielen Dank, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Also die Dialekte, das war von meiner Seite in keiner Weise abfällig gemeint.
Frau Hesse, Sie lassen keine Gelegenheit aus, sich bei den Lehrern zu bedanken. Auch von Herrn Butzki und Frau Oldenburg wird es immer sehr gerne hier vorgeführt,
Wir haben fünf Kinder. Eines davon hat tatsächlich die Methode „Lesen durch Schreiben nach Gehör“ oder wie auch immer in der Grundschule gehabt. Wenn meine Frau nicht jeden Tag mit diesem Kind ordentlich die Rechtschreibung gelernt hätte, könnte der jetzt nicht studieren und er hätte auch deutlich schlechtere Leistungen in der Rechtschreibung gehabt als alle anderen Kinder.