Jetzt rede ich. Also halten Sie sich zurück! Sie haben noch Redezeit, dann können Sie ans Pult treten. Jetzt lassen Sie die Rednerin ausreden!
Ihr Wahlprogramm, Ihr Parteiprogramm, Ihre Mahnwachen vor 14 Tagen, Ihr Agieren in Chemnitz, das alles lässt doch den Schluss zu, dass Sie eigentlich sagen wollten: „gesündere deutsche Familien“.
(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der AfD – Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zurufe von Horst Förster, AfD, und Dr. Ralph Weber, AfD)
Was ist daran falsch? – Genau, Herr Weber, ich möchte Sie auch zitieren. „Ich habe große Hochachtung vor den Bürgern, die in Chemnitz endlich Zivilcourage zeigen, die auf die Strasse gehen und sagen, es reicht.“ Ende des Zitats. Wer Jagd auf Menschen anderer Hautfarbe,
wer den Hitler-Gruß oder das Grölen von menschenverachtenden Parolen als Zivilcourage lobt, der stellt sich auf eine Stufe mit den geistigen Brandstiftern, der ist ein geistiger Brandstifter.
(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zurufe von Thomas de Jesus Fernandes, AfD, und Dirk Lerche, AfD)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße es eigentlich immer sehr, wenn wir hier über Schule diskutieren, aber man muss, denke ich, das Bildungswesen im Zusammenhang diskutieren. Sich einen Einzelaspekt herauszusuchen, finde ich immer sehr schwierig und sehr kompliziert. Und ich muss wirklich sagen, von der AfD war das eine äußerst schwache Rede. Ich habe lange nicht mehr so was hier im Landtag gehört. Immer wenn ein Kluger eine Idee hat oder einen Einfall oder einer Lobbygruppe etwas Gutes tun möchte, dann gibt es hier im Landtag einen Antrag.
Die Vorschläge für Stundentafelveränderungen sind vielfältig. Es soll mehr Informatikunterricht geben, damit wir wettbewerbsfähig bleiben, einen verbindlichen ErsteHilfe-Lehrgang, damit wir jedem sofort helfen können, eine zusätzliche Deutschstunde, damit jeder die entsprechende Lesekompetenz hat und diese auch gestärkt wird, möglichst früh Englischunterricht, damit wir uns global verständigen können, gesunde Ernährung, damit es nicht so viele übergewichtige Kinder gibt, Verbraucherschutz, damit man nicht in die Verbraucherfalle tappt, Bildung für nachhaltige Entwicklung, damit unsere
Welt erhalten bleibt. Die Liste lässt sich unendlich fortführen. Andere Beispiele hat Herr Reinhardt schon gebracht. Dazu sollen sich die Schüler außerschulische Lernorte anschauen und besuchen.
Wenn ich nur mal meine Heimatstadt Neustrelitz nehme, da haben wir das School_Lab von der Deutschen Luft- und Raumfahrt, ein hervorragender außerschulischer Lernort, den kann ich nur jedem empfehlen. Wir haben das EnergieLab im Landeszentrum für erneuerbaren Energien. Das kann ich auch nur jedem empfehlen, eine ganz tolle Sache. Wir haben ein Theater, wir haben ein Kulturquartier, die Kachelofenfabrik, wo ein Filmklub tätig ist, ein Kunsthaus, das Weltnaturerbe Buchenwälder ist bei uns kurz vor Tür oder auch der MüritzNationalpark. Dazu sollen die Mädchen und Jungen dann noch Exkursionen in den Landtag nach Schwerin und in den Bundestag nach Berlin unternehmen, Wandertage in die nähere Umgebung, Sportvergleichswettkämpfe auf Stadt-, Kreis- und Landesebene und Schulwanderfahrten in M-V und in Deutschland. Außerdem sollen die Schüler noch die Bildungsstandards der KMK erfüllen und die zentralen Prüfungen sollen auch noch bestanden werden.
Heute haben wir das Thema „Dritte Sportstunde für alle Klassen einführen“, und die Hauptbegründung sollen gesündere Familien sein. Frau Oldenburg hat dazu ja schon einiges ausgeführt und auch zur Verteilung der Stundenzahlen. Ich will das jetzt nicht alles wiederholen. Die Formulierung dieses ganzen Antrages ist schon sehr merkwürdig. Natürlich kenne ich die Forderung des Landessportbundes. Mehr Sport ist immer günstiger für die persönliche Entwicklung, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren.
Am Wochenende hatten wir eine große Herbstregatta bei uns in Neustrelitz. Über 400 Sportler aus über 19 Vereinen und auch ein polnischer Verein waren in Neustrelitz. Mit den Verantwortlichen des Landesverbandes vom Kanusport hatte ich intensiv gesprochen. Da haben wir natürlich auch über so was diskutiert.
Wenn man aber zusätzliche Sportstunden in der Schule anbieten will, dann muss man auch ganz klar erklären, in welchen Bereichen man kürzen möchte. Das macht die AfD nicht. Oder wollen Sie wirklich den Stundenplan noch zusätzlich aufblähen?
Was wären mögliche Alternativen in der Schule? Die will ich auch gerne aufzeigen. Es gibt viele Ganztagsschulen bei uns im Land und damit zusätzlichen Sport. Viele Schulen arbeiten mit Sportvereinen zusammen. Ich kann auch wieder bloß aus meiner Heimatstadt Neustrelitz berichten, dass alle Schulen das Programm „Schule und Verein“ nutzen. Das ist ein hervorragendes Programm. Also nutzen die Schulen zum Beispiel auch die Infrastruktur der Vereine, bei uns zum Beispiel den Wassersportverein. Umgekehrt nutzen die Vereine natürlich die Infrastruktur der Schulen. Bei uns in Neustrelitz hat jede Schule eine Sporthalle beziehungsweise einen Sportraum, ist also in der Hinsicht auch sehr gut ausgebaut. Im Rahmen der Ganztagsschule gibt es vielfältigste Möglichkeiten, sich dementsprechend sportlich zu betätigen.
Und die Ministerin hat es vorhin auch gesagt, das Ganze ganz ohne Zensurendruck und mit der Freude an der Bewegung. Ich denke, es ist viel wichtiger auch so was dann als Anreiz zu schaffen.
In Mecklenburg-Vorpommern haben wir dazu eine hervorragende Vereinsstruktur. Die SPD-CDU-Koalition hat die Aufwendungen für den Sport wesentlich erhöht in den letzten Jahren. Es gibt eine gute Zusammenarbeit zwischen der Landesregierung und auch dem Landessportbund. Und wir haben bei uns im Land – das darf man nicht vergessen – wirklich eine Vielzahl von Sportplätzen und Sporthallen.
Aber bei der Erziehung zur gesunden Lebensweise darf man die Eltern nicht außer Acht lassen. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Die Vorbildwirkung der Eltern ist viel größer als eine dritte Sportstunde. Sind die Eltern Raucher, dann sind auch die Kinder oft Raucher. Wird zu viel und zu ungesund gegessen, dann sind Kinder oft übergewichtig. Ist der Fernsehkonsum zu hoch, dann wird auch weniger geredet und gesprochen und gelesen. Treiben die Eltern regelmäßig Sport – das ist der Umkehrschluss –, dann sind Kinder auch oft Sportler. Zum eigenverantwortlichen Handeln gehört natürlich auch eine gesunde Lebensweise.
Zusammenfassend möchte ich kurz festhalten: Die AfD sollte uns wirklich mal eine Stundentafel von 1 bis 12 hier vorlegen, die die Bildungsstandards erfüllt, die die Mädchen und Jungen nicht über- beziehungsweise unterfordert und die die altersspezifischen Besonderheiten berücksichtigt. Dann könnten wir genau sehen, welche Schwerpunkte die AfD setzen will, aber nicht so. Und so lehnen wir natürlich den Antrag ab. – Danke schön.
Wertes Präsidium! Liebe Abgeordnete! Leiwe Mäkelborger un Vörpommern! Also ich habe hier heute zwei ganz schwache Vorträge gehört.
und der zweite war von der Ministerin. Da war ich sehr enttäuscht. Also den Leistungsdruck hier anzuführen, der durch eine weitere Sportstunde erzeugt wird, das ist mehr als bedauerlich, das muss ich ehrlich sagen.
Wörtlich hat sie gesagt, der Leistungsdruck spräche dagegen, die sollen spielen und Freude am Sport haben.
(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und AfD – Zuruf von Andreas Butzki, SPD – Glocke der Vizepräsidentin)
Es geht bei der dritten Sportstunde darum: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“, Herr Butzki.
Darum ging es Ihnen auch. Viele Eltern, das haben Sie gesagt, sind kein Vorbild mehr für ihre Kinder. Und genau da setzen wir an mit der dritten Sportstunde, dass wir nämlich sagen, wir …
(Unruhe und Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD – Andreas Butzki, SPD: Ich habe gesagt, die Vorbildwirkung der Eltern ist wichtig.)