aber warum hat sich die Bundeskanzlerin eigentlich nicht beschwert, als Frau Hendricks am 22.09.2017 ohne Absprache und gegen den Willen des Bundeslandwirtschaftsministers ein Angelverbot in der AWZ, der Ausschließlichen Wirtschaftszone, durchsetzte?
Im Frühstücksfernsehen der ARD kommt dann die Bundesumweltministerin wieder zu Wort und stellt fest, in Zukunft wird der Einsatz von Glyphosat begrenzt. Der Landwirt muss den Einsatz beim Landwirtschaftsministerium beantragen und genehmigen lassen. Anschließend muss das Umweltministerium dem Einsatz zustimmen. Hier wird offen in die Befugnisse des Landwirtschaftsministeriums hineinregiert. Das ist eine Frechheit! Aber das Schlimme ist, es kommt anscheinend kein Widerspruch von der CSU oder der CDU.
(Heiterkeit und Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD – Patrick Dahlemann, SPD, und Simone Oldenburg, DIE LINKE: Uns auch, uns auch.)
Und jetzt kommen wir mal zur Linkspartei. Ihr Antrag ist abzulehnen, denn Ihr Antrag ist es, der gegen das Vorsorgeprinzip verstößt. Fakten interessieren Sie anscheinend nicht, sondern nur das Erzeugen von Emotionen, das Spiel mit der Angst.
Ärgerlich, wenn dann eine von Ihnen eingereichte Kleine Anfrage zum Glyphosat auch nicht das anscheinend ersehnte absolut negative Ergebnis erbringt.
Aber klären wir doch jetzt erst mal, was ist Glyphosat und wie wirkt es. Das kann man hier nicht oft genug erläutern, einige hören hier wahrscheinlich nicht zu!
Glyphosat ist ein Totalherbizid, eines von vielen Breitbandherbiziden, aber das mit Abstand meistgebrauchte, gegen das die wenigsten Pflanzen resistent sind. Glyphosat blockiert ein Enzym und unterbricht damit den Stoffwechsel, also die Fotosynthese.
Die Produktion einer für das Wachstum notwendigen Aminosäure wird unterbunden. Die Pflanze stirbt ab. Fotosynthese ist ein physiologischer Prozess zur Erzeugung von energiereichen Biomolekülen aus energieärmeren Stoffen mithilfe von Lichtenergie. Dazu ist CO2 notwendig, also ohne CO2 keine Fotosynthese. Glyphosat wird hauptsächlich nach der Ernte genutzt, um das Saatbeet für die nächste Ernte vorzubereiten. Da eine Fotosynthese bei den verbliebenen Pflanzen nicht mehr stattfindet, sterben diese ab und verbleiben auf dem Boden. Sie werden eingearbeitet und tragen zur Humusmehrung bei. Seit circa 40 Jahren wird dieses Mittel eingesetzt, im Schnitt auf 30 Prozent der Flächen. Vor ein paar Jahren konnten die meisten das Wort „Glyphosat“ noch nicht mal richtig aussprechen. Da war man noch bei „Glüh-vor-Saat“.
Zuhören, sonst sehen Sie nachher wieder nicht durch und kommen hier mit so einem Unfug rein! Ja, das ist ganz wichtig!
Heute ernährt ein Landwirt 130, circa 130 Menschen. Somit leisten unsere Bauern einen großen Beitrag zur weltweiten Hungerbekämpfung.
Aber, meine Damen und Herren, was ist Ackerbau? Ackerbau ist immer die Reduzierung der Artenvielfalt auf einem begrenzten Stück Land zugunsten einer einzigen Feldfrucht. Dies erreichen wir durch den Einsatz eines Breitbandherbizides. Das Gleiche erreichen wir durch den Einsatz eines Pfluges oder einer Hacke.
Auch der Biobauer reduziert die Biodiversität, wenn er zwischen seinen Maisreihen hackt. Macht man dies nicht,
macht man dies nicht, ist man Jäger und Sammler. Sie wollen also wieder zurück zu den Jägern und Sammlern.
Wenn wir dieses Ziel des Ackerbaus nicht mit den Herbiziden erreichen wollen, müssen wir Menschen und menschliche Arbeit hierfür einsetzen. Das bedeutet eine Vervielfachung des Arbeitsaufwandes und somit ein Vielfaches des Preises, dies auch beim Einsatz eines Pfluges.
Für den Verbraucher hätte es nun wohl wenig zur Folge. Da Konzerne global handeln, wird dann das deutsche Getreide und Gemüse aus den Regalen verschwinden, da es nicht mehr wettbewerbsfähig ist und durch einen weltweiten Handel ersetzt wird. Die USA wird es freuen, können sie doch endlich ihre Getreideüberkapazitäten bei uns abladen.
Bald gibt es vielleicht auch genmanipuliertes Soja oder Chlorhähnchen. Deutsche Agrarbetriebe wird es dann
wohl nur noch als kleine Nische in der Bioproduktion geben. Wichtig ist aber noch zu wissen, dass durch den Einsatz des Pfluges – auch wieder gut zuhören! –
die Artenvielfalt und die Biodiversität des Bodens massiv zerstört werden. Es braucht Jahre, bis sich eine günstige Bodenstruktur und eine Kleinstfauna an Würmern, anderem Getier und bodenbildenden Bakterien neu bilden.
(Peter Ritter, DIE LINKE: Na, wenn die alle Glyphosat vertragen, ist es ja okay. – Heiterkeit bei Simone Oldenburg, DIE LINKE)