Protocol of the Session on November 15, 2017

Die BMV-Fraktion erkennt die Bemühungen um die Gleichstellung von Frauen und Männern an und nimmt zur Kenntnis, dass das Land hier auf einem grundsätzlich richtigen Weg und die Behandlung der Gleichstellung als Querschnittsaufgabe der richtige Ansatz ist. Unter dem Punkt „Rollenbilder – Rollenerwartungen – Rahmenbedingungen“ ist mir folgender Satz aufgestoßen: „Obwohl Mädchen und Frauen häufig den besseren Bildungsabschluss haben, erreichen sie weniger oft Führungspositionen, verdienen weniger Geld als ihre männlichen Kollegen, arbeiten häufiger in Teilzeit und erwerben geringere Altersvorsorgeansprüche.“

Es sind vielfältige Gründe für die statistische Schlechterstellung der Frauen und zumindest durch Schwangerschaft verlieren eben nur Frauen die Zeit.

(Thomas Krüger, SPD: Da hört Herr Weber gar nicht zu.)

Das kann man gesellschaftlich ausgleichen, aber es wird eben auch immer Frauen geben, die Vollzeitmütter sein möchten.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Multitaskingfähig, das müssen Sie noch lernen!)

Das muss man akzeptieren, was natürlich nicht ausschließt, dass solche Frauen auch wieder in ihre Berufe zurückkehren und das unterstützt werden soll.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Eine weitere merkwürdige Aussage findet sich im Kapitel „Frühkindliche Bildung“ wieder. Dort steht allen Ernstes: „Außerdem soll für die Gewinnung von männlichen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen die Erzieherausbildung attraktiver gestaltet werden.“ Mein erster Gedanke war, das hat sicher ein Mann geschrieben, denn das ist ja mal eine tolle Idee, für uns Frauen reicht die Erzieherausbildung, aber für Männer muss das attraktiver werden.

(Beifall Bernhard Wildt, BMV)

Denn die doofen Frauen sind ja – das wusste schon Schopenhauer – eher geneigt dazu, für geringes Salär mit den Kindern zu tändeln. Der ernste Mann dagegen sinnt über die Probleme der Welt nach.

Meine Damen und Herren, es ist ja schön, wenn traditionelle Berufswahlverfahren durchbrochen werden sollen, aber dazu müssen die traditionellen weiblichen Berufe auch gesellschaftlich aufgewertet werden,

(Beifall Dr. Ralph Weber, AfD)

und da sind solche Sätze nicht gerade hilfreich.

Mein dritter Kritikpunkt betrifft nun die gesetzlich geregelte sogenannte geschlechtergerechte Sprache. Ich will gar

nicht abstreiten, dass Sprache unsere Einstellung und unser Denken prägt. Zwei deutsche Diktaturen haben das ja hinlänglich bewiesen. Aber die Sprache ist etwas Gewachsenes

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD)

und wer ihr auf diese Weise Gewalt antut, erreicht leicht das Gegenteil von dem, was er beabsichtigt. Es ist nun einmal so, dass die männliche Beschreibung erst einmal Männer und Frauen umfasst. Im Singular kann man das doch kinderleicht ändern, wenn aus dem „Automechaniker“ die „Automechanikerin“ wird oder aus der „Kindergärtnerin“ der „Kindergärtner“. Die aber oft mit Gewalt auf sprachliche Gleichberechtigung getrimmten Ersetzungen sind zumeist unästhetisch und ungenau und stoßen selbst Gutwillige ab. Das erinnert mich an die Überspitzung aus dem Feminismus, wo man an jedem zweiten Wort Frauenfeindlichkeit zu erkennen glaubte. Ich bitte hier um den Schutz des Kulturgutes deutsche Sprache vor ideologischen Verhunzungen.

(Beifall Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ein Fazit ziehen: Der hier vorgelegte Bericht macht deutlich, dass es immer noch in den Sternen steht,

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD – Bernhard Wildt, BMV: Man kann sich auch draußen unterhalten.)

wann die von der Landesverfassung festgeschriebene Gleichstellung von Frauen und Männern in Mecklenburg-Vorpommern gelebte Realität sein wird, vielleicht im nächsten Landtag nicht nur 25, sondern 50 Prozent Frauen sitzen. Hoffnung besteht jedenfalls, und das hat unser Landesverfassungsgericht ja auch indirekt bestätigt, denn es sieht die Chance, dass in den nächsten fünf Jahren die Entwicklung so weit sein wird, dass auch die mecklenburgischen und vorpommerschen Männer Gleichstellungsbeauftragte werden können. – Ich danke Ihnen.

(Beifall Bernhard Wildt, BMV – Thomas Krüger, SPD: Sehr gut!)

Danke, Frau Abgeordnete.

Für die Fraktion der SPD hat jetzt das Wort die Abgeordnete Julitz.

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Oh, jetzt kommts!)

Sehr geehrtes Präsidium! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bedaure es sehr, dass einige immer wieder dieses Thema nutzen, um im negativen Sinne zu polarisieren.

(Thomas Krüger, SPD: Sehr richtig!)

Herr Weber, ich verstehe gar nicht, wie man so viel reden, aber nichts sagen kann dabei.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Peter Ritter, DIE LINKE)

Vielleicht – Sie haben ja ganz gute Beziehungen zur Uni – können Sie noch mal ein Semester Biologie studieren. Da entscheidet niemand morgens vorm Spiegel, ob er Mann oder Frau sein möchte. Das ist Genetik.

(Thomas Krüger, SPD: Da sehen Sie, da hat er keine Ahnung von.)

Ja, da kann er vielleicht noch mal – wie gesagt, er hat ja ganz gute Kontakte zur Uni –, vielleicht kann er da noch mal Nachhilfe kriegen.

Die vorliegende Vierte Gleichstellungskonzeption beinhaltet Handlungsschwerpunkte, orientiert am Lebenslauf von Frauen und Männern und den damit verbundenen Herausforderungen. In den 14 Tätigkeitsfeldern der Landesregierung lassen sich außerdem alle Ressorts wiederfinden. Meine Vorrednerin und die Ministerin sind bereits darauf eingegangen.

Gleichstellung ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der sich allerdings ohne den Eingriff der Politik eben wenig bis gar nicht gestaltet. Die Herren der AfD haben ja bekanntlich große Probleme mit Gleichstellungspolitik, also auch tatsächlich. Ich vermute, das liegt vor allem an den sperrigen Anglizismen, die auf diesem Gebiet gerne und ausgiebig verwendet werden. Das würde ich gerne zugeben, aber ich bin gewillt, Ihnen diese zu erklären.

(Bert Obereiner, AfD: Das ist aber nett.)

Gender-Mainstreaming, der Blick …

Nee, Sie sollten jetzt zuhören! Das ist wichtig.

(Thomas Krüger, SPD: Genau. – Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Da sind wir gespannt.)

Der Blick

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Jetzt kommts!)

bei Vorhaben im politischen Sinne auf die Auswirkungen auf Männer und Frauen, auf mögliche Diskriminierungen, auf Benachteiligungen ist ein politisches Mittel. Ich verstehe das Problem nicht, warum man da nicht draufgucken kann.

(Bert Obereiner, AfD: Jetzt kommen die Anglizismen.)

Das einzig Problematische ist, dass Gleichstellungsgegner gerne alles in einen Topf werfen und dann solche schrägen Debatten führen, wie wir sie eben gehört haben.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Das ist doch genau das, was Sie vorhaben. Das ist genau das, was Sie vorhaben!)

Nee, nee, nee! Herr Weber hat lange gesprochen und hat nicht ein Wort zur Gleichstellungskonzeption gesagt.

(Thomas Krüger, SPD: So ist es. – Martina Tegtmeier, SPD: Genau.)

Und das tun Sie mit Absicht,

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

um auf möglichst einfache Weise verwirrend

(Dr. Ralph Weber, AfD: Genau. Genau.)