dass ich beinahe froh bin, dass Sie in dieser Koalition nicht die Posaune spielen, sondern bestenfalls nur noch die Triangel.
Denn wie die CDU zur Entlastung bei Studierenden steht, kann man ja wunderbar an Herrn Laschet in NRW ablesen,
(Sebastian Ehlers, CDU: Wie viel Prozent hat DIE LINKE in NRW bekommen? – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Doppelt so viele wie bei der letzten Wahl. – Zurufe von Tilo Gundlack, SPD, Sebastian Ehlers, CDU, und Torsten Renz, CDU)
Was es für die Studierenden bedeutet, wenn sie auf den Fahrtkosten sitzenbleiben, möchte ich Ihnen einmal ganz konkret am Beispiel von Rostock zeigen. An der Universität Rostock zahlen die Studierenden gegenwärtig jedes Semester einen Beitrag in Höhe von 176 Euro. Davon gehen 108 Euro für das Semesterticket drauf. Mit diesem Ticket können Sie sich im Gesamtnetz der Hansestadt bewegen. An der Stadtgrenze endet dieses Ticket jedoch. Wenn sie als Lehramtsstudierender nun keinen Praktikumsplatz an einer der Rostocker Schulen finden, es sich aber nicht leisten können oder auch nicht leisten wollen, mit ihrem Studium in Verzug zu geraten, dann müssen sie selber tief in die eigene Tasche greifen.
Nur ein Rechenbeispiel: Würde ein Studierender sein Hauptpraktikum beispielsweise nicht in Rostock, sondern an der Regionalen Schule in Teterow machen wollen, müsste er von Rostock aus zehn Tarifzonen des Verkehrsverbundes Warnow durchqueren – und ja, man kann sich von Rostock gut mit dem Verkehrsverbund Warnow bewegen, da würden wir uns auch mehr wün
schen, aber das funktioniert, Herr Stamer –, und dann müsste er für eine Monatskarte 124 Euro auf den Tisch packen. Wenn die Fahrkarte zum obligatorischen Praktikum allerdings teurer ist als das Semesterticket für ein halbes Jahr, dann kann doch etwas nicht stimmen. Selbst wenn sie den vollen BAföG-Satz erhalten, würden fast 20 Prozent des Geldes dafür draufgehen.
Nein, meine Damen und Herren, diese Entwicklung ist mehr als schief und deshalb bedarf es aus Sicht meiner Fraktion hier einer dringenden Korrektur.
Die Übernahme von Fahrtkosten in die angrenzenden Landkreise sehen wir als ersten Schritt, dass an den Schulen in den ländlichen Räumen dringend benötigte Kapazitäten, insbesondere auch für SPÜ, entstehen können. Momentan geht das noch nicht, auch da brauchen wir mehr Personal, aber das soll heute nicht das Thema sein.
Wie schwer es ist, zur rechten Zeit an einen Platz zu kommen, möchte ich Ihnen nur kurz am Beispiel einer Studierenden der Grundschulpädagogik an der Universität Rostock deutlich machen. Zitat: „Es ist schwer, SPÜPlätze zu bekommen. Auch diese werden, wenn, erst sehr spät vergeben, da die Rückmeldungen der Schulen sehr spät kommen. Dann muss der Stundenplan angepasst werden, was oft schwer möglich ist, oder man muss auf den Platz verzichten, um Seminare zu besuchen.“ Also die Tombola, die Frau Oldenburg angesprochen hat.
Diese und weitere Kritikpunkte hat allein der Fachschaftsrat der Grundschulpädagogen an der Universität Rostock in einer Umfrage unter den Studierenden auf mehr als 40 Seiten zusammengetragen – mehr als 40 Seiten, die deutlich machen, dass wir hier Veränderungen auch in der Lehramtsausbildung in Mecklenburg-Vorpommern brauchen, meine Damen und Herren.
Wenn man nicht entsprechend der Studienordnung seine Seminare, Praktika und SPÜ belegen kann, ist das mindestens ärgerlich, weil man Zeit verschenkt und unfreiwillig ohne eigenes Zutun länger studieren muss. Bedrohlich wird es jedoch dann – und das muss ich auch noch mal betonen –, wenn man als Studierender auf BAföG angewiesen ist, denn wenn sie beim BAföG-Amt ihren Studienfortschritt, wie laut Studienordnung gefordert, nicht belegen können, dann wird der Geldhahn zugedreht, vollkommen egal, ob sie nachweislich schuld sind oder nicht, das interessiert niemanden. Dann bleiben nur noch wenige Möglichkeiten für die Studierenden: Soll man das Studium aufgeben und schmeißen? Soll man neben dem Studium jobben und das Studium weiter verlängern oder vielleicht einen Studienkredit als Ausweg aufnehmen?
Gerade diese finanzielle Schlinge ist doch auch ein Grund dafür, dass immer noch so wenig Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten den Weg an die Hochschulen unseres Landes finden. Keine Angst, das habe ich mir nicht ausgedacht, sondern das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, und dies ist der LINKEN unverdächtig. Es kommt
zu dem Ergebnis, dass viele Eltern ohne akademischen Abschluss ein Studium schlicht für zu teuer halten. Auch hier setzt dieser Baustein an, mehr Bildungsdurchlässigkeit zu erzielen.
Und ich freue mich auch über die prominente Unterstützung für unser Ansinnen aus dem Willy-Brandt-Haus,
wie man heute der Tagespresse entnehmen kann, Zitat: „Wer nicht in die Bildung investiert …, verspielt die Zukunftschancen der nächsten Generation.“ Herkunft darf „kein Schicksal sein“, und: „Bildung müsse von der Kita“ bis zum Master „und zum Meisterabschluss kostenfrei sein“. Wenn Sie den Schulz-Zug wieder auf das richtige Gleis stellen wollen,
liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, dann lassen Sie den Worten Ihres Herrn Schulz konkrete Taten folgen und stimmen der Übernahme der Fahrtkosten für Studierende zu Praktika zu! Das ist dann zwar noch kein epochaler Wandel à la Schulz, aber immerhin ein konkreter Schritt für mehr soziale Gerechtigkeit in MecklenburgVorpommern. – Vielen Dank.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 7/547. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. – Die Gegenprobe. – Gibt es Stimmenthaltungen? – Damit ist der Antrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 7/547 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, CDU und AfD, bei Zustimmung der Fraktion DIE LINKE abgelehnt.
Meine Damen und Herren, wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesordnung. Ich berufe die nächste Sitzung des Landtages für Mittwoch, den 12. Juli 2017, 10.00 Uhr ein. Die Sitzung ist geschlossen.