Protocol of the Session on April 23, 2015

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das sind wir auch.)

Um nichts anderes geht es.

(Unruhe vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Das sind Sie an der Stelle nicht. Wenn Sie das wären, würden Sie konkrete Vorschläge machen und nicht sagen, wir beauftragen die Landesregierung, einen Sozialbericht zu erstellen.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Das ist die politische Verantwortung.)

Das ist einfach ein bisschen flach. Das geht intellektuell durch so flaches Wasser, dabei werden nicht mal die Knöchel nass.

(Harry Glawe, CDU: Das stimmt.)

Da muss man schon ein bisschen mehr machen.

Und jetzt kommen wir mal zu dem, was Sie an der Stelle fordern.

(Torsten Renz, CDU: Aber zu den GRÜNEN müssen wir auch noch was sagen.)

Ich habe mir mal den einen oder anderen Sozialbericht angeguckt, unter anderem den Sozialbericht „Armuts- und Reichtumsbericht“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Armuts- und Reichtumsbericht, der letzte von 2012, glaube ich, des Landes Nordrhein-Westfalen hat 404 Seiten. 404 Seiten! An diesem Armuts- und Reichtumsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen haben mitgearbeitet ein wissenschaftliches Institut, die kommunale Ebene, die Wohlfahrtspflege und so weiter und so fort. Und dieser Armuts- und Reichtumsbericht beschäftigt sich nur mit Lebenslagen im SGB-II-Bereich. Das ist das Thema dieses Armuts- und Reichtumsberichts.

Wenn man sich Ihren Antrag anguckt, kann man hier lesen, es soll ein Bericht der Landesregierung vorgelegt werden für das Thema „Arbeit“, für das Thema „Bildung“, für das Thema „Familie, Kinder und Jugendliche, Sozia

les, Gesundheit und Mobilität“. Wer soll das leisten, und das innerhalb eines Jahres?

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Das ist aber die politische Verantwortung.)

Da müssen wir eine ganze Universität für einstellen im Sozialministerium, um das auf die Beine zu stellen.

(Torsten Renz, CDU: Aber nur befristet.)

Das ist doch unseriös, oder nicht? Empfinden Sie das nicht als unseriös?

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – Zuruf von Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

Wenn allein das Land Nordrhein-Westfalen, oder gehen Sie nach Rheinland-Pfalz,

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Ja.)

ich glaube, das, was die im Augenblick da bald vorlegen als Armuts- und Reichtumsbericht, hat 600 Seiten

(Zuruf von Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

und dreht sich nur um das Thema „Armut und Reichtum“.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Sie stellen hier derartige Themen in den Raum und sagen, das Sozialministerium beziehungsweise die Landesregierung hat ein Jahr Zeit, das Ganze zu erarbeiten. Das finde ich unseriös, das geht nicht.

Einige von Ihnen sind Mitglied in der Enquetekommission. Wir bearbeiten einige von diesen Themen. Zumindest die Leute, die in dieser Kommission sitzen, wissen, was für ein Aufwand betrieben werden muss, um solche Dinge zu machen.

(Torsten Renz, CDU: Wer sitzt denn von den GRÜNEN drin?)

Viele Informationen sind nicht vorhanden, auch kleinteilig nicht vorhanden, Sozialberichterstattung macht nur Sinn, wenn Sie die Zahlen auch kleinteilig haben. Die kommunale Ebene macht es in Mecklenburg-Vorpommern, glaube ich, so gut wie gar nicht. Wenn Sie was haben wollen, was wirklich auf der Landesebene taugt, dann brauchen Sie die kleinteiligen Zahlen,

(Zuruf von Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

ansonsten nützen Ihnen die Informationen wenig,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist aber das, was fehlt.)

denn derartige Berichte sind letztlich Instrumente zur Steuerung und nicht zur Armutsbekämpfung.

Aber wenn man seriös arbeitet und derartige Verhältnisse beschreibt, dann muss man Maßnahmen empfehlen, die geeignet sind, das zu reduzieren. Und da sind ein paar genannt worden. Wir machen einiges, Projekte, die sich in Richtung Alleinerziehende richten, wir machen was, was sich an Familien wendet.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Familiencoach heißt das.)

Der Bildungsminister hat ein paar davon benannt, deswegen will ich das nicht wiederholen.

Insgesamt, muss ich sagen, ist das ein Antrag, der ist durchsichtig. Damit soll politisches Geschäft betrieben werden. Sachlich ist er murks und deswegen kann er nur abgelehnt werden. – Danke schön.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Köster von der NPD.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh, jetzt gehts los.)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Friemann-Jennert ist offensichtlich tatsächlich noch nie, so lässt es ihr Redebeitrag vermuten, mit Armut oder in Armut lebenden Bürgern in Kontakt gekommen.

(Maika Friemann-Jennert, CDU: Sie müssen das ja wissen, Herr Köster.)

Die stark steigende Altersarmut vor allem hier in Mecklenburg-Vorpommern hat absolut nichts mit Bildung oder mit dem Bildungsgrad zu tun, Frau Friemann-Jennert. Weltfremd war der Beitrag der CDU-Abgeordneten.

(Zuruf von Maika Friemann-Jennert, CDU)

Sie hat aufgezeigt, was es bedeutet, Vertreter einer abgehobenen politischen Klasse zu sein, die die Augen vor der Wirklichkeit verschließt.

(Beifall vonseiten der Fraktion der NPD)

Ich wünsche Ihnen persönlich, Frau Friemann-Jennert, dass Sie am eigenen Leibe mal Armut erfahren dürfen, damit Sie erkennen, wie trostlos es ist, wenn man sich als Rentner oder auch als Familie rein gar nichts leisten kann.

(Maika Friemann-Jennert, CDU: Danke, gleichfalls!)

„Steigende Armut ernst nehmen und Ursachen bekämpfen“, so die Forderung der LINKEN. „Über 50, arbeitslos, ostdeutsch“, so lautete die Schlagzeile einer Zeitung im August 2014. Denn wer über 50 Jahre und arbeitslos ist, hat unter anderem vor allem in Mecklenburg-Vorpommern sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem in Deutschlands Norden steigt die Armut rasant an. Hier sind ganze Regionen sowie Bevölkerungsgruppen vom sogenannten Wohlstand ausgegrenzt und Rot-Schwarz verschließt vor dieser Entwicklung die Augen.

Alleinerziehende, Arbeitslose, Menschen mit sogenannten prekären Jobs, arme Kinder und sehr viele Rentner sind vor allem in Mecklenburg-Vorpommern sozial und wirtschaftlich absolut abgehängt. Unser Bundesland beziehungsweise die Landesregierung kann stolz auf die politische Ebene sein. Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet die zweihöchste Armutsquote aller 16 Bundesländer. 23,6 Prozent unserer Einwohner lebten 2013

unterhalb der sogenannten Armutsgrenze. Aktuellere Gesamtwerte liegen leider noch nicht vor.

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU)