Protocol of the Session on December 12, 2014

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Mann, Mann, Mann! – Vincent Kokert, CDU: Oh Gott, oh Gott, oh Gott!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bitte doch, die Emotionen zu diesem

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Also wirklich.)

sicherlich emotionsgeladenem Thema in der Debatte etwas herunterzufahren. Frau Gajek hat das Wort und, wie gesagt, die Fraktionen haben noch Redezeit.

(Minister Harry Glawe: Es ist ja bloß die Frage, wer hier die Unruhe auslöst.)

Wer meint, dass er sich hier noch mal äußern muss, kann das Recht nutzen. Das hat Herr Ritter auch signalisiert, dass er dazu noch sprechen möchte. Also bitte.

Fakt ist, dass unser Innenminister gemäß Paragraf 60a Aufenthaltsrecht aus völkerrechtlichen und humanitären Gründen oder zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland anordnen könnte, dass die Abschiebung von Ausländerinnen und Ausländern aus bestimmten Staaten oder von ihr in sonstiger Weise bestimmten Ausländergruppen

(Udo Pastörs, NPD: Das haben Sie doch schon vorgelesen heute.)

allgemein oder in bestimmte Staaten

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

für längstens sechs Monate ausgesetzt werden könnte. Der Innenminister hat bis heute nicht einmal signalisiert, dass er von dieser Regelung Gebrauch machen wird. Und genau das kritisiere ich.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Er nutzt seinen Spielraum nicht aus

(Udo Pastörs, NPD: Bravo!)

und das ist politisches Handeln. Daher bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag und, wie ich schon mal sagte, namentliche Abstimmung. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Simone Oldenburg, DIE LINKE)

Vielen Dank, Frau Gajek.

Herr Ritter, Sie haben das Wort für die Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe eben die Gelegenheit genutzt, um den von meinem Kollegen Al-Sabty bereits zitierten Brief des Bundesinnenministers an den Innenminister des Landes Schleswig-Holstein zu lesen, nachrichtlich an alle Länderinnenminister. Ich muss Ihnen sagen, mir fehlen ehrlich gesagt die Worte.

(Martina Tegtmeier, SPD: Das glaub ich nicht. – Heiterkeit bei Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Da droht der Bundesinnenminister dem Landesinnenminister – ich will das vorsichtig beschreiben – mit drastischen Worten, und das in einer Frage, wo man auf solche Wortwahl eigentlich verzichten sollte. Wenn man sich dann den einen oder anderen Redebeitrag noch mal verinnerlicht, kann man das auf die Botschaft zusammenfassen, so, wie man es auch bei dem Brief von Herrn Bundesinnenminister de Maizière an die Länder machen könnte: Schiebt ab, dann gibts Geld. Das ist sicherlich verkürzt,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Bisschen.)

aber auch das war an der einen oder anderen Stelle hier in den Reden zu hören.

(Stefan Köster, NPD: Das ist ein Anfang.)

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass vor allen Dingen die Kolleginnen und Kollegen der sozialdemokratischen Fraktionen sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Wir haben in unserer gemeinsamen Regierungszeit Handlungsspielräume ausgenutzt, indem wir nach langen Diskussionen ein Abschiebestopp für in Mecklenburg-Vorpommern lebende Togolesinnen und Togolesen durchgesetzt haben.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Aber genau dieses Beispiel zeigt, dass es solche Landesspielräume gibt, wenn man sich im Interesse der Betroffenen auf eine politische Linie einigen kann.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Damals hatten wir aber auch keine Flüchtlingsströme. Das wissen Sie.)

Das ist sicherlich hier im akuten Fall, den wir gerade bereden, anders.

Ich will noch einmal auf das Stichwort „Geld“ zurückkommen. Es sind hier Zahlen genannt worden, die jetzt von der Bundesebene den Ländern unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung gestellt werden. Und der Brief des Bundesinnenministers an Schleswig-Holstein sagt, ihr verlasst diesen Konsens und dann müssen wir mal gucken. Auch der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow ist gefragt worden, was denn der Winterabschiebestopp kostet, liebe Kolleginnen und Kollegen. Der Ministerpräsident des Landes Thüringen hat geantwortet: Etwas mehr Menschlichkeit.

(Udo Pastörs, NPD: Toll!)

Diese Botschaft sollten wir vor der Abstimmung noch mal verinnerlichen. – Danke schön.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Udo Pastörs, NPD: Toll!)

Ich schließe die Aussprache.

(Udo Pastörs, NPD: Wenn man so Politik machen will, ohne Kassenlage.)

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat zu Ihrem Antrag auf Drucksache 6/3544 gemäß Paragraf 91 Absatz 1 unserer Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung beantragt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir beginnen mit der Abstimmung. Dazu werden Sie hier vom Präsidium namentlich aufgerufen und gebeten, vom Platz aus Ihre Stimme mit Ja, Nein oder Enthaltung abzugeben. Damit Ihr Votum korrekt erfasst werden kann, bitte ich Sie, sich nach Aufruf, wenn möglich, von Ihrem Platz zu erheben und Ihre Stimme laut und vernehmlich abzugeben. Darüber hinaus bitte ich alle im Saal Anwesenden, während des Abstimmungsvorganges von störenden Gesprächen Abstand zu nehmen.

Ich bitte nunmehr die Schriftführer, die Namen aufzurufen.

(Die namentliche Abstimmung wird durchgeführt.)

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stimme nicht abgegeben hat und das tun möchte? Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und ich bitte die Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Wir unterbrechen die Sitzung kurz für zwei Minuten.

Unterbrechung: 14.04 Uhr

_________

Wiederbeginn: 14.07 Uhr

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir setzen die unterbrochene Sitzung fort.

Ich darf Ihnen das Abstimmungsergebnis bekanntgeben. An der Abstimmung haben insgesamt 61 Abgeordnete teilgenommen. Mit Ja stimmten 23 Abgeordnete, mit Nein stimmten 38 Abgeordnete. Damit ist der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 6/3544 abgelehnt.

Ich rufe auf den Zusatztagesordnungspunkt 2: Be- ratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE – Bahn- betrieb der abbestellten Teilstrecke der Südbahn durch den Kreis Ludwigslust-Parchim ermöglichen, auf Drucksache 6/3567.

Antrag der Fraktion DIE LINKE Bahnbetrieb der abbestellten Teilstrecke der Südbahn durch den Kreis Ludwigslust-Parchim ermöglichen – Drucksache 6/3567 –

Das Wort zur Begründung hat die Abgeordnete Frau Dr. Schwenke für die Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte auch mit einem Dank beginnen dafür, dass Sie der Dringlichkeit dieses Antrages zugestimmt haben und er heute auf der Tagesordnung steht. Ich verbinde damit aber auch gleich die Hoffnung, dass wir im Interesse der vielen Bürgerinnen und Bürger heute ein Stück weiterkommen, in ihrem Sinne natürlich.

Der Landtag kann heute die Vorarbeit leisten, die der Kreistag Ludwigslust-Parchim für seine Entscheidung in der kommenden Woche braucht. An den Gründen, weshalb wir nach wie vor für den Erhalt der gesamten Südbahn streiten, hat sich für uns nichts geändert. Meine Fraktion will gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel als Ziel in der Landesverfassung verankern. Dann unterlägen solche weitreichenden Entscheidungen wie der Erhalt der Südbahn in Gänze oder die etappenweise Aufgabe der Prüfung, ob es diesem Ziel dient oder schadet. Dann würde nach unserer Auffassung ein Gutachten, das schlechte Rentabilität bescheinigt, auch nicht ausreichen. Dann würde nach unserer Auffassung die Antwort sehr viel leichter sein. Sie kann aus unserer Sicht nur heißen: Ja, wir brauchen die Südbahn, um die Fläche nicht weiter zu schwächen und die südlichen Regionen Mecklenburgs nicht abzuhängen.