Protocol of the Session on December 15, 2011

Also, nun lassen Sie mich doch erst einmal anfangen. Das war doch noch gar nichts.

(allgemeine Unruhe – Vincent Kokert, CDU: Sie sprechen mich doch an, da muss ich doch antworten. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Das war doch noch gar nichts, Mensch!

Einen Moment, Frau Gajek.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Wort hat der Redner. Bitte beschränken

(Zuruf aus dem Plenum: Die Rednerin.)

Sie Ihre Zwischenrufe – die Rednerin.

(Heinz Müller, SPD: Am Rednerinnenpult. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Darf ich jetzt bitte zu Ende reden?

Ich erwarte, dass jetzt hier Ruhe eintritt, damit der Rednerin auch gefolgt werden kann, damit hier vorne auch zu verstehen ist, was Frau Gajek auszuführen wünscht. Von daher bitte ich jetzt wirklich um etwas mehr Disziplin.

Bitte schön, Frau Gajek.

Danke.

Also, es steht außer Frage, Familien, Kinder schützen in der Komplexität …

Also jetzt bin ich aus dem Kontext. Noch mal:

(allgemeine Heiterkeit – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Es ist außer Frage schwierig, diese komplexe Frage, dieses Thema umfänglich und differenziert zu diskutieren. Aufgrund meiner eher begrenzten Redezeit,

(Udo Pastörs, NPD: Aha! – Zuruf von Heinz Müller, SPD)

kann ich jetzt hier nicht explizit Kinderarmut, soziale Benachteiligung, eigenständige Regelsätze, Gesundheitsförderung, Prävention, Ganztagsschulen und das Bildungs- und Teilhabepaket behandeln.

(Udo Pastörs, NPD: Oh, schade!)

Deshalb werde ich mich auf zwei, drei Punkte reduzieren.

Kein Kind zurücklassen, das ist ein hehres Ziel und da möchten wir Sie als Landesregierung auch unterstützen. Nur muss in diesem Zusammenhang auch immer die Familie und der Subsidaritätsgedanke, wie wir gestern von Herrn Kokert gehört haben, gesehen werden, …

(Vincent Kokert, CDU: Wenn Sie mich ansprechen, muss ich aber antworten.)

Das können Sie danach.

(Vincent Kokert, CDU: Dann dürfen Sie auch nicht aus dem Konzept kommen.)

Nö, so schnell gehts nicht. Es ist bloß ein bisschen viel.

… was Sie als Landesregierung versuchen, nur ist Ihr Bild vom Wohlfahrtsstaat und von der Familie eben ein anderer als das, das wir als Bündnisgrüne teilen.

(Nils Saemann, SPD: Ein Glück auch!)

Familienfreundlichstes Land, Frau Schwesig, mir würde es reichen, wenn wir familienfreundlich sind, weil ich glaube, dieses Streben immer nach dem Höchsten ist gut, aber steht uns manchmal im Wege.

(Heinz Müller, SPD: Interessante Erkenntnis! – Zurufe von Dr. Norbert Nieszery, SPD, und Udo Pastörs, NPD)

Wir Bündnisgrünen stehen für einen Sozialstaat, durch den Armut wirksam bekämpft und Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Teilhabe für alle ermöglicht werden. Sie

werden sagen, das wollen wir auch, nur sind unsere Wege unterschiedlich und wir schlagen andere Rahmenbedingungen vor.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, dann schlagen Sie doch mal welche vor, konkret! – Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Sie wissen scheinbar, was gut für Menschen ist.

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Machen Sie mal einen guten Vorschlag!)

Dieses Denken entmündigt jedoch und zeigt einen Paternalismus und auch eine Selbstverliebtheit von Politik,

(Zurufe von Dietmar Eifler, CDU, und Udo Pastörs, NPD)

die mit Verlaub …

(Die Abgeordnete Silke Gajek trinkt Wasser. – Torsten Renz, CDU: Das geht alles von der Redezeit ab.)

Ja, genau.

… in die globalisierte Welt von heute nicht mehr passt.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Heute sind Lebensentwürfe so individuell und stark privatisiert, aber auch komplex und unsicher, dass sie sich schwer vereinheitlichen lassen.

(Stefan Köster, NPD: Kommen Sie doch mal zum Thema.)

Das idealisierte Familienbild, was hier heute beschrieben wird, hilft dabei nicht.

(Udo Pastörs, NPD: Wo ist denn das beschrieben worden?)

Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass wir durch die Wende heute ein Gesellschaftssystem vorfinden, in dem ein Großteil der darin sozialisierten Menschen nicht auf Selbstbestimmung und Selbstverantwortung vorbereitet war.

(Udo Pastörs, NPD: Um Gottes willen!)

Politik setzt oft Dinge voraus, die im Alltag so nicht existieren.

(Udo Pastörs, NPD: Und Sie wollen hier noch irgendwas raushängen lassen?! Es ist eine Unverschämtheit, was Sie hier loslassen.)

Ich bin von hier und ich denke, das darf ich mir erlauben.

Viele Menschen mit einer DDR-Biografie sind fremdbestimmt und angepasst aufgewachsen.